Urananreicherungsanlage Gronau
Die Urananreicherungsanlage Gronau ist die einzige kommerzielle Urananreicherungsanlage in Deutschland. Mittels Gaszentrifugenverfahren wird Uranhexafluorid zur Verwendung in Kernkraftwerken angereichert. Betreiber der Anlage ist die Urenco-Gruppe. Die Anlage befindet sich etwa 3,5km östlich von Gronau (Westf.).
Bau und Geschichte
Die Urananreicherungsanlage Gronau ist seit 1985 als "UTA1" in Betrieb, bis zum Jahr 2005 wurde die jährliche Kapazität der Anlage auf 1800 Tonnen Urantrennarbeit gesteigert. Im Frühjahr 2005 erfolgte die Genehmigung zur Erweiterung des Betriebsgeländes und zum Bau der "UTA2" mit einer geplanten jahrlichen Kapazität von 2700 T Urantrennarbeit. Baubeginn war im Sommer 2005, die veranschlagten Kosten betragen etwa 800 Mio. Euro. Mit der erweiterten Anlage ist die Versorgung von 31 großen Kernkraftwerken möglich.
Auf dem Betriebsgelände befindet sich ein Informationszentrum.
Uran-Anreicherung
Das angelieferte UF6 (Feed) hat den natürlichen Anreicherungsgrad von ca. 0.7% 235U. Es stammt sowohl aus dem Abbau von Uranvorkommen, als auch aus in Russland wieder-angereicherten Tails. Die Anreicherungsgrade der Anlage betragen 3-5% 235U, bei der UTA2 sogar bis 6%. In einer mit der UTA2 errichteten Mischanlage ist die Einstellung des Anreicherungsgrades gemäß Abnehmerspezifikationen möglich.
Der 235U-Gehalt des abgereicherten Urans "Tail" beträgt etwa 0.3%, somit wurde in der Anlage etwa die Hälfte des natürlichen 235U-Gehalts entnommen.
Die Anreicherung erfolgt in Zentrifugen-Kaskaden, die von der zum Urenco-Konzern gehörigen Urenco Technologiegruppe hergestellt werden. Das Zentrifugen-Montagewerk ETC befindet sich auf dem Betriebsgelände.
Transport und Materialfluss
An- und Abtransport des Uranhexafluorid erfolgt in Stahl-Druckbehältern gemäß der amerikanischen Norm "48´´-Y". Das Eigengewicht der Behälter beträgt 2.5T, das Fassungsvermögen 12.5T UF6, die Behälter sind 3.8m lang, haben einen Durchmesser von 1.22m und eine Wandstärke von 16mm.
Der Transport erfolgt per LKW und Schiene, die Urananreicherungsanlage Gronau ist dazu an das Gleisnetz angeschlossen. Der Bahntransport erfolgt durch die Nuclear Cargo + Service GmbH (NCS), eine ehemalige Tochter der Deutsche Bahn, die im April 2007 an die französische Daher SA verkauft wurde. [1]
Uranhexafluorid-Bahntransporte aus dem französischen Pierrelatte deuten auf die Comurhex Urankonversionsanlagen der französischen Nuklearanlage Tricastin als Uranhexafluorid-Lieferanten hin. Dort wird UF4 aus Natururan zu UF6 flouriert.
Die Zuleitung des UF6 zu den Zentrifugen-Kaskaden erfolgt bei der UTA1 durch Erhitzung der Transportbehälter in Autoklaven auf 70°C, wobei sich das UF6 verflüssigt und aus der Gasphase abgezogen werden kann. In der UTA2 erfolgt die Entnahme durch Sublimation bei 500mBar.
An den Product- und Tail-Ausgängen der Zentrifugen-Kaskaden wird das gasförmige UF6 in Transportbehälter geleitet die auf -70°C gekühlt sind, dabei resublimiert das UF6 an den Behälterwänden. [2]
Zur weiteren Verwendung in Druck- und Siedewasserreaktoren wird das angereicherte Uranhexafluorid zur Brennelementefabrik der Advanced Nuclear Fuels GmbH im Niedersächsischen Lingen transportiert um dort erst zu Urandioxid und schliesslich zu Brennelementen weiterverarbeitet zu werden.
Abgereichertes Uranhexafluorid wird unter anderem nach Rußland, Frankreich, Großbritannien und Schweden geliefert. [3]
Zur UF6-Lagerung stehen auf dem Betriebsgelände Kapazitäten für 10000T Feed, 1250T Product und eine unbekannte Menge Tail zur Verfügung. Zusätzlich wird ein Hallenlager für 50000T Tail-U3O8 errichtet. Die Herkunft des Tail-U3O8 ist unbekannt.
Soziales Engagement
Die Urenco Deutschland engagiert sich als Sponsor des Kulturprogramm der Stadt Gronau und als Hauptsponsor der Fussballmannschaften Vorwärts Epe 1923 e.V. (Landesliga) und SV Vorwärts Gronau 09 e.V.
Einzelnachweise
- ↑ Gerhard Piper: Internationaler Uranhexafluorid-Tourismus durch Deutschland. Heise/Telepolis, 30. Juni 2007, abgerufen am 2. Dezember 2008 (deutsch).
- ↑ Urenco Deutschland GmbH: Urenco enriching the future, Deutsche Ausgabe / Gronau.pdf. (PDF) Urenco Deutschland GmbH, 8. September 2008, S. 1-16, abgerufen am 2. Dezember 2008 (deutsch).
- ↑ Deutscher Bundestag: Kleine Anfrage Bundestag / Drucksache 14/6692. (PDF) Deutscher Bundestag, 16. Juli 2001, S. 1-16, abgerufen am 2. Dezember 2008 (deutsch).