Grounded Theory
Von Glaser und Strauss entwickeltes Verfahren der qualitativen Sozialforschung, um Beobachtungsprotokolle oder Interviewtexte auszuwerten. Der Begriff wird oft als "Gegenstandsverankerte Theorie" ins Deutsche übertragen.
Glaser und Strauss erläutern das Verfahren zusammenfassend: «Gegenstandsverankerte Theorie, die aus der Untersuchung des Phänomens abgeleitet wird, welches sie abbildet. Sie wird durch systematisches Erheben und Analysieren von Daten, die sich auf das entdeckte Phänomen beziehen, entdeckt, ausgearbeitet und vorläufig bestätigt. Folglich stehen Datensammlung, Analyse und die Theorie in einer wechselseitigen Beziehung zueinander.»
Entwickelt wurde die Grounded Theory Anfang der 60er Jahre von Anselm Strauss (Chicago) und Barney Glaser (Columbia), die sie hauptsächlich in medizinischen Studien verwendeten. Kategorien und Kodierung spielen eine zentrale Rolle im Ansatz von Glaser und Strauss. Anfangs wurde die Grounded Theory radikal induktivistisch konzipiert.
Zur Entstehungsgeschichte der GT äußern sich Strauss und Glaser folgendermassen: «Wir entschieden Mitte 60, ein Buch über Methoden zu schreiben. Wir spürten schon, dass Veränderungen in der Luft lagen, denn wir wollten für die "Kids" schreiben - Leute über 30 schienen uns schon zu festgelegt. Barny hatte das bessere Gefühl, dass ein solches Buch ankommen würde, ich war skeptischer, weil ich älter war. Der Titel "the discovery of grounded Theory" zeigt schon, worauf es uns ankam, nicht wie üblich mit Schullehrbüchern die Überprüfung von Theorie, sondern deren Entdeckung aus den Daten heraus. "Grounded-Theory" ist keine Theorie sondern eine Praktik, um die in der Daten schlummernde Theorie zu entdecken.»
- Allgemein gesagt gibt es zwei zentrale Strategien zur Auswertung von Texten:
- Vermehrung des Textmaterials durch Kontextualisierung.
- Zusammenfassung und Kategorisierung
Ziel ist eine Theorie über das typische Handeln typischer Akteure im Untersuchungsfeld. Die generierten Theorien sind "Theorien mittlerer Reichweite", keine "grand theories", wie z.B. die Systemtheorie.