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Benutzer:Fredou/test9

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Matthäus Ratzenberger, auch „Ratzeberger “ oder „Ratzenperger “(* 1501 in Wangen; † 4. Januar 1559 in Erfurt) war Arzt und Reformator, Freund Luthers und anfangs auch Melanchthons, als Leibarzt mehrerer reformatorisch orientierter Fürsten tätig.

Leben

Matthäus Ratzenberger begann 1516 sein Medizinstudium an der Universität zu Wittenberg das Studium der Medizin. Er beschäftigte sich gleichzeitig mit der reformatorischen Theologie und schloß sich Martin Luther an. Auch mit Johannes Agricola machte er Bekanntschaft.

1525 war Ratzenberger Stadtphysikus in Brandenburg. Bald darauf berief ihn Kurfürstin Elisabeth, die Tochter des dänischen Königs Johann I., die sich dem lutherischen Glauben zugewandt hatte, zu ihrem Leibarzt und Berater in Religionsangelegenheiten. 1527 flüchtete Elisabeth vor ihrem Ehemann, dem Kurfürsten Joachim I. von Brandenburg, der sie wegen Ihres Glaubenswechsels und dem entsprechenden Einfluss auf seine Söhne gefangennehmen wollte, nach Sachsen. Ratzenberger war damit gezwungen, ebenfalls dem brandenburgischen Hofe zu entweichen und ging nach Wittenberg.

Schon nach kurzem Aufenthalt holte ihn Graf Albrecht von Mansfeld als Leibarzt zu sich nach Eisleben. Möglicherweise hatte ihn Johannes Agricola hierfür empfohlen, der seit 1525 dort lebte. Beide Männer erneuerten ihre alte Freundschaft aus der Wittenberger Zeit und unterhielten einem engen Gedankenaustausch. Dies zeigte sich auch dadurch, dass Agricola Ratzenberger seinen gesamten Briefwechsel zur Abschrift überließ. [1] 1531 zerbrach allerdings diese Freundschaft offenbar im Zusammenhang mit dem Erkalten der Beziehung und dem auffällig abnehmenden Briefwechsel zwischen Agricola und Luther, den Ratzenberger seinerseits innig verehrte.

Von 1538 bis 1546 wirkte Ratzenberger als Leibarzt des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen. Neben der medizinischen Wissenschaft beschäftigte sich Ratzenberger intensiv mit religiösen Themen. Täglich studierte er die heilige Schrift mit den Erklärungen Luthers hierzu sowie die anderen lateinischen und deutschen Schriften des Reformators. Eng vertraut mit der evangelischen Lehre, nahm er an allen kirchlichen Auseinandersetzungen lebhaften Anteil. Der Kurfürst ließ sich daher von ihm zu den häufig genug auftretenden Streitfragen Gutachten erstellen und über die Religionsverhandlungen Bericht erstatten.

Ratzenberger nahm in seinem Auftrag an den Reichstagen zu Frankfurt 1543 und Speyer 1544 teil und wurde sogar als Collocutor [2] für die Verhandlungen in Regensburg 1546 in Aussicht genommen. Luther billigte die Wahl Ratzenbergers, den er als theologisch gebildeten, glaubens- und charakterfesten Mediziner einem möglicherweise ängstlichen und nachgiebigen Theologen vorzug. Dafür konnte ihm Ratzenberger als treuer, einflußreicher Freund bei Hofe nützlich sein.

Ebenfalls in kurfürstlichem Auftrag überzeugte Ratzenberger den erzürnten und kranken Reformator, den die unleidlichen Verhältnisse 1545 aus Wittenberg vertrieben hatten, aus Zeitz in die Heimat zurückzukehren. Luther erkannte die Bemühungen des Freundes dankbar an und widmete ihm die 1545 entstandene Schrift „Wider das Papsttum zu Rom, vom Teufel gestiftet“.

Nach dem Tod Luthers im Februar 1546 sorgte Ratzenberger als Vormund für dessen Kinder. Er warnte 1547 den Kurfürsten vor der Teilnahme an dem Krieg des Schmalkaldischen Bundes gegen Karl V. und verlor deshalb dessen Vertrauen. Der Kurfürst wurde von kaiserlichen Truppen auf der Lochauer Heide gefangengenommen. Auf Fürbitte einflussreicher Fürsten wandelte man das ursprünglich ausgesprochene Todesurteil in lebenslanges Gefängnis um. Nach fünf Jahren Gefangenschaft kam er dank des Passauer Vertrages wieder frei und residierte seine letzten Lebensjahre in Weimar.

Nach Rückkehr des Kurfürsten aus der Gefangenschaft nahm Ratzenberger den Abschied und zog mit seiner Familie nach Nordhausen und schließlich nach Erfurt.

Noch während seiner Gefangenschaft hatte Johann Friedrich im Jahre 1557 die „Hohe Schule“ in Jena gründen lassen. Sie sollte die verlorene Landesuniversität Wittenberg ersetzen, wurde aber erst 1558, nach seinem Tod, von Kaiser Ferdinand I. zur Universität Jena erhoben. Die Söhne des sächsischen Fürsten Johann Friedrich riefen Matthäus Ratzenberger und Melanchthon nach Weimar, um den Aufbau der Universität zu fördern. Allerdings entzweite sich Ratzenberger mit Melanchthon, nachdem dieser nicht bereit war, an die Jenaer Universität überzusiedeln.

Als Anhänger der Gnesiolutheraner setzte sich Ratzenberger mit der Partei der Philippisten heftig auseinander. Um die Förderung der Jenaer Lutherausgabe machte sich Ratzenberger besonders verdient.

Werke

  • „Warnung / Vor den unrechten Wegen die Sache der Offenbarung des Antichrist zu führen“, Magdeburg 1690;
  • „Geheime Geschichte von den Chur- und Sächsischen Höfen“, hrsg. v. G. Th. Strobel, Altdorf 1774;
  • „Die handschriftliche Geschichte Ratzebergers über Luther und seine Zeit“, hrsg. v. Chr. G. Neudecker, Jena 1850.

Quellen

  • Die Geschichte Ratzenbergs. In: private Internetseite über den Ortsteil Ratzenberg. Dominic Kufer, Ratzenberg 13, D-88161 Lindenberg im Allgäu, abgerufen am 30. November 2008.

Fußnoten, Anmerkungen Einzelnachweise

  1. Zeitschr. für hist. Theologie 1872. S. 382
  2. offizieller Sprecher/Verhandlungsführer

Ratzenberger, Matthäus 1501 bis 1559 Beruf / Lebensstellung: kursächsischer Leibarzt Konfession: katholisch, evangelisch Weitere Namensform(en): Ratzeberger, Matthäus (gewöhnlich)