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Élisée Reclus

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Élisée Reclus (1878)

Élisée Reclus (15. März 1830, Sainte-Foy-la-Grande (Gironde) - 4. Juli 1905), Thourout (bei Bruges) war ein französischer Geograph.

Reclus war der zweite Sohn eines protestantischen Pastors, der insgesamt zwölf Kinder hatte, von denen einige als Literaten, Politiker oder Mitglieder der freien Berufe bekannt wurden.

Seine Ausbildung, die er im preußischen Rheinland begonnen hatte, setzte er im protestantischen Kolleg von Montauhan fort und beendete sie an der Berliner Universität, wo er an einem langen Lehrgang in Geographie von Karl Ritter teilnahm.

Nachdem Reclus sich in Reaktion auf die Ereignisse vom December 1851 aus Frankreich zurückgezogen hatte, bereiste er bis 1857 Großbritannien, die USA, Mittelamerika und Kolumbien. Nach seiner Rückkehr nach Paris verfasste er zahlreiche Artikel für Revue des deux mondes, Tour du monde und andere Zeitschriften, in denen er die Ergebnisse seiner geographischen Arbeit mitteilte. Eines seiner Werke aus dieser Periode war eine kurze Histoire d’un ruisseau, worin er die Entwicklung eines großen Flusses von der Quelle bis zur Mündung beschreibt. 1867-68 veröffentlichte er in zwei Bänden La Terre; description des phénomènes de la vie du globe.

Während der Besetzung von Paris nahm Reclus an den aerostatischen Versuchen von Nadar teil und diente in der Nationalgarde. Als Mitglied der Association Nationale des Travailleurs veröffentliche er in Cri du Peuple ein Manifest gegen die Regierung in Versailles, dass im Zusammenhang mit dem kommunistischen Aufstand vom 18. März 1871 zu sehen ist (Pariser Kommune).

Als revolutionärer Nationalgardist wurde er am 5. April gefangengenommen und am 16. November verurteilt. Auf Drängen einflußreicher Abordnungen aus England wurde die Strafe im Januar 1872 auf dauerhafte Verbannung festgesetzt.

Nach einem kurzen Aufenthalt in Italien ließ sich reclus in Clarens Schweiz nieder, wo er seine literarische Arbeit wieder aufnahm. Nachdem er mit einer Histoire d’une montagne ein Gegenstück zur früheren Geschichte eines Flusses verfaßt hatte, schrieb er hier fast alle seine großen Arbeiten, darunter La Nouvelle Géographic universelle, la terre et les hoinmes, 19 Bd. (18751894). Dies ist eine umfangreiche Zusammenfassung, die durchgehend mit Landkarten und anderen Abbildungen illustriert ist und 1892 von der Pariser Geographie-Gesellschaft mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde. Extreme Genauigkeit und überzeugende Darstellung sind die wichtigsten Eigenschaften aller Werke Reclus', denen ein anhaltender wissenschaftlicher und literarischer Wert zukommt.

1882 initiierte Reclus eine "Anti-Ehe-Bewegung". Folgerichtig erlaubte er seinen beiden Töchtern, sich ohne jede zivil- oder kirchenrechtliche Bestätigung zu verheiraten. Dies war sogar für seine Unterstützer schwer zu ertragen und führte zu Verfolgungen von Anarchisten durch die französische Regierung, insbesondere durch ein hohes Gericht in Lyons. Neben Reclus wurde dabei Peter Kropotkin als anarchister Anführer angesehen. Kropotkin wurde infolgedessen zu fünf Jahren Haft verurteilt, während Reclus sich aufgrund seines Schweizer Wohnsitzes einer Bestrafung entziehen konnte.

Ab 1892 hatte Reclus einen Lehrstuhl für Vergleichende Geographie an der Universität in Brüssel inne.

Kurz vor seinem Tod schloss Reclus L'Homme et la terre ab, das als Krönung seiner früheren Arbeit zur Stellung des Menschen in seiner Umwelt angesehen werden kann.