Wetter
Dieser Artikel befasst sich mit dem meteorologischen Wetter. Weiteres siehe: Wetter (Begriffsklärung).
Als Wetter (von ahd. wetar Wind, Wehen) bezeichnet man den spürbaren, kurzfristigen Zustand der Atmosphäre an einem bestimmten Ort der Erdoberfläche, der als Sonnenschein, Bewölkung, Regen, Wind, Wärme, Kälte o.ä. in Erscheinung tritt.
Die Wissenschaft klassifiziert das örtliche Wetter einer bestimmten Zeit anhand der verschiedenen Phänomene in der "Troposphäre" (griech. τρóπος = Ort), dem unteren Teil der Atmosphäre. Der Verlauf des Wetters wird durch die atmosphärische Zirkulation bestimmt, die ihrerseits von der Sonnenstrahlung und der regionalen Energiebilanz geprägt wird (siehe unten, "Wetterdaten").
Häufige Arten des Wetters
Während die Meteorologen die einzelnen Elemente des Wetters mit Messgeräten erfassen und die Gesamtwetterlage mit Begriffen wie stabil oder wechselhaft, heiter oder wolkenfrei, 3/8 bewölkt, bedeckt oder trüb, Nebeltendenz, regnerisch, Regenschauer oder stürmisch umschreiben, ist die Allgemeinheit - besonders die Städter - in heutigen Industriestaaten gewohnt, vom Wetter in sehr unscharfen Begriffen zu sprechen:
- "Gutes Wetter" bedeutet meist Sonnenschein - kann aber z.B. für einen Bauer, dessen Saat nicht rechtzeitig sprießt, durchaus schlecht sein.
- Schlechtwetter heißt für die meisten Menschen einen oder mehrere Regentage - und oft schlechte Laune, wenn es ein ganzes Wochenende prägt.
- "Kaltes Wetter" bedeutet für Mitteleuropäer - je nach Jahreszeit - Temperaturen unter -5° oder im Hochsommer unter etwa 15°,
- bei "heißem Wetter" schwanken die Vorstellungen hingegen weniger (etwa ab 30°), während "warm" wieder sehr relativ ist.
- Was "stürmisches" Wetter bedeutet, hängt oft vom vorherrschenden Verkehr und vom Wohnort ab, der Richtung seiner Straßen und allgemein vom Gelände, doch auch von einer gerade ausgeübten Sportart.
- "Aprilwetter" bezeichnet "launisches", wechselhaftes Wetter mit rascher Abfolge von Sonne, Wolken und Regen, während
- eine "ruhige Wetterlage" für Wissenschaft und Allgemeinheit dasselbe bedeutet: eine tagelang stabile Wetterlage ("Hochdrucklage") mit wenig oder nur gleichmäßigem Wind.
- Inversionswetterlage ist häufig die Ursache für Smog in Großstädten. Dabei liegt eine kalte Luftschicht über einer wärmeren und hindert diese daran nach oben aufzusteigen. In der wärmeren Luftschicht sammeln sich Staub, Ruß und Abgabe der Stadt und sorgen für Smog.
Die Feuerwehren müssen bei solchen Wetterlagen besonders vorsichtig sein, da giftige Verbrennungsgase ebenfalls am Boden gehalten werden und nicht nach oben entweichen können.
Troposphäre und Luftströmungen
Das "Wetter" findet fast ausschließlich in den unteren 10 Kilometern der irdischen Lufthülle statt, der sog. Troposphäre. Nur hier gibt es merkliche Bewölkung, weil der Wasserdampf als entscheidender Faktor nicht über die "Tropopause" (je nach Ort und Jahreszeit etwa 8 bis 15 km hoch) hinaus gelangen kann.
Überwiegend wird das Wetter von den unteren 2 km geprägt, der sog. Grundschicht oder "Peplosphäre". Hier findet sich oft Dunst durch Anreicherung von Aerosolen, und die nächtliche Abkühlung durch Wärmestrahlung. Wegen der Bodenreibung wird der geostrophische Wind gebremst, wodurch er mehr in Richtung zum tieferen Druck weht als in größerer Höhe.
Der primäre Motor des Wetters ist die Energieeinstrahlung der Sonne und die Abstrahlung (Licht und Infrarot) zu den Wolken bzw. in den Weltraum. Sie lässt sich heute neben terrestrischen Messungen auch großräumig durch Satelliten und Wetterschiffe, durch Radiosonden und andere moderne Methoden gut erfassen.
Für den Verlauf des Wetters sind jedoch die Strömungs-Verhältnisse in der Atmosphäre entscheidend, die von ihrer wechselnden Feuchtigkeit und den globalen Windsystemen abhängen, ferner vom regionalen Albedo der Erdoberfläche, vom Gelände (insbesondere den Gebirgen, Küsten und Wüsten) und von starken lokalen Einflüssen (zyklische Winde, Neigung und Bewuchs von Berghängen...), und vom Widerstand gegen Winde, über den die Rauhheit der Oberfläche (Wälder, Windschneisen, große Gebäude usw.) entscheidet.
Daher sind in Mitteleuropa nur dann lokal exakte Wetterprognosen möglich, wenn alle diese Einzelheiten einer Modellierung oder verlässlichen Erfahrung zugänglich sind. Letztere wissen sich auch Laien zu nützen - siehe die vielfach bewährten Bauernregeln mit "wetterzeigenden" Bergen (Wetterstein, Wolkenstein, Mittagskogel usw.) oder typischen Wolken-Formationen wie Schönwetter- und Schäfchenwolken, Nebelreißen, Regen- und Fetzenwolken, Zirren, Föhnmauern usw.
Wetterdaten
Die Meteorologie untersucht das Wetter, quantifiziert seine einzelnen Elemente und charakterisiert sie durch eine Reihe fundamentaler sowie spezieller Größen (Wetterelemente):
- Lufttemperatur und Bodentemperatur
- Temperaturverlauf, Minima und Maxima
- vertikaler Temperaturgradient (durchschnittlich -0,6° pro km)
- Taupunkt und Luftfeuchtigkeit
- Wolkenbasis und Kondensationsniveau
- Luftdruck und Drucktendenz
- Hoch- und Tiefdruckgebiete
- Winde und Windsysteme
- Windrichtung und Windstärke
- regionale und lokale/ zyklische Winde (Hang-, Aufwinde, Föhn usw.)
- Passate, Monsun
- atmosphärische Dynamik und Energiebilanz
- Turbulenz, Szintillation usw.
- Niederschlagsarten
- Regen und Starkregen
- Nieselregen, Graupeln
- Hagel und seine Korngrößen
- Schnee, Schneeregen
- Niederschlagsmenge, Wasser-Äquivalent
- Bewölkung (meist in Achteln oder Zehnteln)
- Wolkenart (Cumulus, Cumulonimbus, Alto-, Cirrostratus, Cirren usw.)
- Sichtweite (siehe Flughafen oder Seewetterdienste)
- vertikale Sicht, Bodensicht, Horizontalsicht
- Dunst und Nebel
- Besondere Erscheinungen
- Gewitter, Unwetter, Schneesturm
- Fata Morgana, Halo, Nebensonne
- Regenbogen, Nebelreissen, Wetterleuchten
- Wirbelsturm, Hurrikan, Tornado, Zyklone
Diese Grundgrößen werden in Wetterstationen, auf Schiffen und Leuchttürmen, mit Wetterballons oder Radiosonden, mit Flugzeugen und Bojen gemessen. Erdsatelliten betrachten die Troposphäre aus dem Weltall und geben besonders viele Informationen zur Bewölkung, Wellenhöhen auf den Meeren und Luftströmungen.
Begriffe
Im Zusammenhang mit Wetter kommt es immer wieder zu Verwechslungen der folgenden Begriffe:
- Wetter: Zustand der Atmosphäre an einem bestimmten Ort und zu einem bestimmten Zeitpunkt. Es kann sich - im Gegensatz zur Wetterlage und "Witterung" - bis zu mehrmals täglich ändern.
- Wetterlage: Zustand der Atmosphäre in einem größeren Gebiet und zu einem bestimmten Zeitpunkt. Sie ist durch die Lage der Hoch- und Tiefdruckgebiete geprägt und ändert sich von Tag zu Tag nur wenig.
- Witterung: Das Wetter an einem Ort über einen Zeitraum mehrerer Tage betrachtet. Der Gang der Wetterelemente zeigt oft einen ähnlichen Verlauf durch mehrere Tage. So wechseln oft Gruppen von Tagen mit Niederschlägen mit einigen trockenen Tagen ab - siehe Wetterstatistik und Korrelation.
- Klima: Der für eine Region (bzw. eine größere Klimazone) typische jährliche Ablauf der Witterung, z.B. mildes, raues oder winterfeuchtes Klima. Detailliert wird es durch Monatskurven von Temperatur und Niederschlägen beschrieben, die sich aus Wetterstatistiken vieler Jahre bis Jahrzehnte ergeben.
- Klimaänderung: eine langfristige, tiefgreifende Veränderung in größeren Gebieten oder Klimazonen. So wird sich die globale Erwärmung in Sibirien und in der Sahelzone stark auswirken (Auftauen von Permafrost-Böden, die zunehmende Trockenheit), in Mitteleuropa hingegen kaum.
- Als Wetterumschwung wird eine - verhältnismäßig rasche und plötzliche - Änderung der Wetterlage in einem bestimmten Gebiet und zu einem bestimmten Zeitpunkt bezeichnet. Wetterumschwünge ereignen sich meist aufgrund von Luftdruckänderungen. Mit einem starken Wetterumschwung einher gehen bei vielen Menschen Symptome der Wetterfühligkeit (körperliches Unwohlsein, Gereiztheit, Anspannung, Müdigkeit, etc.).
Vorhersage des Wetters
Die Abschätzung der zukünftigen Wetterentwicklung interessiert die Menschen seit Jahrtausenden und ist Gegenstand intensiver Erfahrung und zunehmender Forschung. Erste überlieferte Aufzeichnungen stammen aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. (Tell-Halaf-Kultur und Nisabalied).
Otto von Guericke erkannte im Jahr 1660 erstmals den Zusammenhang zwischen Abfallen des Luftdrucks und Anzug eines Unwetters. Ein europäisches Stationsnetz mit gleichzeitigen Beobachtungen für die synoptische Methode entstand bald nach 1800, der nordatlantische Eis-Warndienst aber erst 1913 nach dem Titanic-Unglück.
Um 1900 entstanden viele nationale Wetterdienste, die in Kooperation eine großräumige synoptische Wettervorhersage entwickelten. In den letzten Jahrzehnten wurde sie durch mathemathische Rechenmodelle und Daten von Erdsatelliten, aus der Ozeanografie und von digitalen Geländemodellen verbessert. Seit etwa 1950 stieg der relativ zuverlässige Vorhersagezeitraum in mittleren Breiten von etwa 3 Tagen auf 4-5 Tage, was für viele Sparten der Wirtschaft und für Planungen in der Landwirtschaft, im Verkehr oder im Bauwesen eine merkliche Verbesserung bedeutet.
Im gleichen Zeitraum hat allerdings die Erfahrung der meisten Menschen, das Wetter ohne Fernseh-Prognose im vorhinein abzuschätzen, stark abgenommen. Früher konnte fast jeder Landwirt für mindestens 2 Tage zutreffende lokale Prognosen stellen.
Wer das erlernen will, findet im Buchhandel kurzgefasste Anleitungen zur Deutung von Temperatur und Luftdruck und zur Beobachtung von Wind und Wolken - die viel über die horizontalen und vertikalen Luftbewegungen erkennen lassen. Doch auch einfache "Wetterstationen" für den Schreibtisch plus Außenfühler können programmierte Prognosen mit 70-80% Wahrscheinlichkeit abgeben.
Für die nächsten 1-3 Stunden kann man - z.B. bei der Frage nach örtlichem Regen, klarem Sternhimmel oder Eintreten von Frost - auf 80 bis 90 Prozent kommen. Selbst die einfachste aller Prognosen - "heute wird's so wie gestern" - trifft in Mitteleuropa zu 50 bis 70 Prozent zu. Deshalb bringt eine nähere Nachfrage bei einem Wetterdienst, etwa durch einen Landwirt oder eine Versicherung bei Gewitterlagen - fast immer eine höhere Trefferquote als das "einheitliche Fernsehwetter" für ein ganzes Bundesland.
Siehe auch
- Wetterbote, Wetterdienst, Wetterkarte, Windsystem,
- Thermometer, Hygrometer, Barometer, Anemometer, Wetterfahne, Ombrometer, Wettersatellit, Wettertechniker
- Klima, El Niño, Globale Erwärmung, Ozonschicht, Treibhausgas, UFO
- Altweibersommer, Wetterfleck, Wetterfühligkeit
- Wetterleuchten, Wetterscheide, Wettersturz, Wetterumschwung
- Verwitterung, Wetterpflanze, Wetterbeeinflussung,
- Wettergeschichte, Liste von Wetterereignissen im 20. Jahrhundert
Weblinks
- http://www.meteoXpress.com Wetterdienst, europaweit tätig
- http://www.dwd.de der nationale Deutsche Wetterdienst
- http://www.meteoschweiz.ch/de der nationale Wetterdienst der Schweiz
- http://www.zamg.ac.at Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, der nationale Wetterdienst in Österreich
- http://www.wolkengalerie.de Wetter- und Wolkenfotos - zum Mitmachen.
- http://www.Wetterbote.de "Der Wetterbote" - weltweite Wetterinformationen.
- http://www.weltderwolken.de Der Karlsruher Wolkenatlas. Wetterfotos mit sehr guten Erklärungen.
- Wetterlinks
- http://www.sfdrs.ch/sendungen/meteo/lexikon/
- Wetterlexikon des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung des Forschungszentrums und der Universität Karlsruhe
- http://www.wetterzentrale.de hier treffen sich die Meteorologen
- http://www.wetter3.de Profi- Wetterkarten
- http://www.naturgewalten.de Alles über Unwetter in Deutschland und weltweit
- http://www.westwind.ch Profi- Wetterkarten europaweit
- http://www.wetterpate.de Patenschaften für Hoch- und Tiefdruckgebiete
- http://www.wetterturnier.de Wer macht die beste Wettervorhersage?
- http://www.ecmwf.int Europäisches Zentrum für mittelfristige Wettervorhersagen
- http://www.wetteronline.de/ Wettervorhersagen weltweit
- http://www.donnerwetter.de Wettervorhersagen
- http://www.wetter.com Wettervorhersagen