Zum Inhalt springen

Nilgans

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. November 2008 um 22:48 Uhr durch BS Thurner Hof (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Nilgans

Nilgans (Alopochen aegyptiacus)

Systematik
Ordnung: Gänsevögel (Anseriformes)
Familie: Entenvögel (Anatidae)
Unterfamilie: Halbgänse (Tadorninae)
Tribus: Eigentliche Halbgänse (Tadornini)
Gattung: Nilgänse (Alopochen)
Art: Nilgans
Wissenschaftlicher Name
Alopochen aegyptiacus
Linnaeus 1766

Die Nilgans (Alopochen aegyptiacus) ist der einzige Vertreter ihrer Gattung und wird oft den Halbgänsen zugerechnet. Sie ist eigentlich afrikanischen Ursprungs, wo sie an subtropischen Binnenseen und Flüssen lebt. Ausgehend von Gefangeschaftsflüchtlingen breitete sie sich jedoch in den letzten Jahren zunehmend in Mitteleuropa aus. In zahlreichen mitteleuropäischen Städten existieren mittlerweile verwilderte Parkpopulationen.

Name

Der im Deutschen übliche Begriff Nilgans leitet sich aus der ägyptischen heimat dieser Art ab. Darauf deutet auch die wissenschaftliche Artbezeichung aegyptiacus hin. Die Gattungsbezeichnung Alopochen bedeutet Fuchsgans und wird in älterer Literatur gelegentlich auch für die Brandgans verwendet, die gelegentlich in Fuchsbauen brütet. Für die Nilgans ist diese Bezeichnung dagegen eher unzutreffend, da sie dies nicht tut und eher auf Bäumen brütet.[1]

Aussehen

Nahaufnahme einer Nilgans

Charakteristisch für die Nilgans sind ihre verhältnismäßig hohen Beine sowie der dunkle Augenfleck.

Beide Geschlechter gleichen sich, nur ist das Männchen unwesentlich größer. Die vergleichsweise "bunte" Färbung der adulten Tiere stellt sich mit etwa vier bis fünf Monaten ein, wenn sich der Augen- und der Brustfleck voll entwickelt hat. Neben der gewöhnlichen Färbung tritt auch eine etwas grauere Morphe auf, die verschieden stark ausgeprägt sein kann. Auch die Färbung des Schnabels variiert von blassrot bis tiefrot. Gefangenschaftsflüchtlinge weisen meist sehr rote Schnäbel auf. Fliegende Nilgänse haben ähnlich wie die Rostgänse ein großes weißes Armflügelfeld.

Das Dunenkleid der Küken ist an der Oberseite oliv erdbraun bis dunkel zimtbraun. Die Küken haben außerdem strohgelb gefärbte Partien an den Flügeln und an der Körperunterseite weiß gefärbt. Der Schnabel, die Iris sowie die Füße sind von gelblich grauer Farbe.

Stimme

Die beiden Geschlechter haben ein unterschiedliches Lautrepertoire. Männchen zischen heiser und keuchend. Lediglich beim Auffliegen lassen sie eine laute Serie von wräd-wräd... hören. Die Weibchen dagegen lassen ein schnelles, laut durchdringendes und fast trompetendes Schnattern hören. Es wird lautmalerisch mit honk-hää-hää-hää umschrieben. Erregt klingen diese Laute nochmals lauter. Es sind dann mehrsilbige Rufreihen, die wie honk-honk-honk klingen. [2]


Verbreitung

Ursprünglich war die Nilgans in fast ganz Afrika außer den extremem Trockengebieten beheimatet. In historischer Zeit kam sie auch auf dem Balkan vor, wo sie jedoch heute ausgerottet ist. Noch im 19. Jahrhundert gab es Brutnachweise für Ungarn und Bulgarien. Seit dem 18. Jahrhundert wird sie als Ziergeflügel in Europa gehalten.

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich eine kleine aber relativ stabile Population freibrütender Nilgänse in England gebildet. Seit den siebziger Jahren erfolgt eine rasante Ausbreitung von Nilgänsen von einer aus den Niederlanden stammenden, wohl durch Aussetzungen und durch entfleuchte Tiere gebildeten Population. Diese Ausbreitungswelle erfolgt entlang des Rheins und seiner Nebenflüsse und hat inzwischen im Süden die Grenze zur Schweiz erreicht, im Osten über die Donau auch Österreich.

Gegenwärtig breitet sich die Art auch nach Norden aus. In Schleswig-Holstein existiert bereits ein kleiner, jedoch beständig wachsender Brutbestand, ebenso in Niedersachsen und Hessen.

Bei dieser Ausbreitungsbewegung gesellen sich immer wieder Gefangenschaftsflüchtlinge zu der sich ausbreitenden Population, was man an mit Züchterringen versehenen Tieren erkennen kann.

Verhalten

Nilgans-Familie mit acht Küken in Frankfurt am Main

Nilgänse sind während der Brutzeit streng territorial und dulden keine anderen Entenvögel (Anatidae) in ihrem Revier. Aufgrund ihres aggressiven Verhaltens gegen andere Entenvögel während der Brutzeit ist sie jedoch nie sehr beliebt gewesen, obwohl sie recht ansprechend gezeichnet ist. Die attraktive Zeichnung hat immer wieder zu Aussetzungen geführt beziehungsweise dazu, dass entfleuchte Tiere nicht allzu intensiv gesucht wurden.

Während der Suche nach einem geeigneten Nistplatz, lassen sich die Gänse jedoch auch von anderen Entenvögeln vertreiben und sind dabei nicht unbedingt aggressiv.

Die Nilgans gehört damit zu den sehr erfolgreichen Neozoen und wird wohl in absehbarer Zeit über die Donau wieder ihre alten Siedlungsgebiete auf dem Balkan zurückerobern.

Von Landwirten angelegte Mieten sind willkommene Nahrungsquellen und eine der Hauptursachen der erfolgreichen Ansiedlung in den letzten Jahren, da diese auch in Notzeiten Nahrung bieten. Zur Hauptnahrung der Nilgänse gehören Gräser, daneben werden Getreidefelder regelmäßig aufgesucht. Parkvögel fressen wie Stockenten auch Brot.

Selbst strenge Winter wie 1995/96 und 1996/97 konnten den Nilgansbestand nicht negativ beeinflussen. Aufgrund der hohen Nachwuchsrate ist zu erwarten, dass Nilgänse sich noch weiter ausbreiten und irgendwann flächendeckend in den Tieflagen unseres Landes brüten werden.

Nilgänse als Ziergeflügel

Nilgänse zählen zu den Neozoen
Nilgänse als Neozoen am Rhein bei Bingen, im Hintergrund das Binger Loch und das Niederwalddenkmal

Nilgänse wurden bereits von den alten Ägyptern, den Griechen und den Römern als Ziergeflügel gehalten. Daneben waren Nilgaense in Thebanischen Gebiet als heilige Voegel den Kreator Amun gewitmet. Ursprunglich galt die Nilgans (Koptisch: smon) als einer der vielen Goetter, die die Welt und das Licht geschaffen haben, sei es durch seine Stimme im Urfinsternis ('der grosse Gackerer'), sei es durch das deponieren des Weltenei in einem Sykomore-Baum in Heliopolis aus welchem auch der Sonnengott Re entstanden sei. (Coffin Texts; Totenbuch; Metternich Stele; Charles Kuentz, 'L'Oie du Nil'). (Fußnoten: drs. Carles Wolterman, Amstelveen, Holland) In Westeuropa begann ihre Haltung als Ziergeflügel im 17. und 18. Jahrhundert. In privater Haltung findet man sie heutzutage selten. Nilgänse erreichen für die meisten Privathalter eine zu große Körpergröße, die eine entsprechende Größe der Anlage notwendig macht. Ihre Rufe sind außerdem sehr laut und sie neigen zu aggressivem Verhalten. Nilgänse werden jedoch gelegentlich als freifliegende Vögel auf Parkteichen gehalten, was ihre Ausbreitung als Gefangenschaftsflüchtlinge erklärt.

Belege

Einzelnachweise

  1. Viktor Wember: Die Namen der Vögel Europas – Bedeutung der deutschen und wissenschaftlichen Namen, Aula-Verlag, Wiebelsheim 2007, ISBN 978-3-89104-709-5, S. 82
  2. Hans-Heiner Bergmann; Hans-Wolfgang Helb; Sabine Baumann; Die Stimmen der Vögel Europas – 474 Vogelporträt mit 914 Rufen und Gesängen auf 2.200 Sonogrammen, Aula-Verlag, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-89104-710-1, S. 49

Literatur

  • T. Bartlett: Ducks And Geese - A Guide To Management. - The Crowood Press, 2002. ISBN 1-852236507
  • Hartmut Kolbe: Die Entenvögel der Welt. - Ulmer Verlag, Stuttgart, 1999. ISBN 3-8001-7442-1
  • Charles Kuentz: L'oie du Nil
Commons: Nilgans – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien