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Melaten-Friedhof

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Vorlage:Geokoordinate Der Melaten-Friedhof ist der Zentralfriedhof von Köln und befindet sich im Stadtteil Braunsfeld an der Aachener Straße. Der Name "Melaten" wurde vom französischen Wort für krank "malade" abgeleitet. Das ursprünglich dort stehende Leprosenheim trug diesen Namen. Er wird südlich begrenzt durch die Aachener Straße, im Osten durch die Piusstraße, westlich stellen die Oscar-Jäger-Str. und der Melatengürtel die Begrenzung und im Norden die Weinsbergstraße.

Grabkapelle am Hauptweg; Ruhestätte von Sophia Czory, eine angesehene Frau aus Romakreisen

Geschichte

Leprosenheim

Melaten war das größte Leprosenheim im Mittelalter. Die erste überlieferte Quelle besagt, dass die Leprosenanstalt vor den Stadtmauern von Köln, im Jahre 1180 entstanden ist. Wie aus urkundlichen Erwähnungen verschiedener nordwesteuropäischen Städten dokumentiert wird, geht man davon aus, dass Melaten früher entstand. Ausser Melaten gab es drei weitere Siechenhäuser in Köln. Eines befand sich oberhalb des Bayenturms, ein weiteres am Judenbüchel ("am toten Juden"), das dritte in Riehl. Wie es damals üblich war, wurden die Leprosenanstalten immer an belebten Ausfallstraßen und an Flussläufen vor den Stadtmauern erbaut.

Auf dem Grundstück befanden sich die Unterkünfte für die Patienten und für die Mägde und Knechte, eine Kapelle, ein Wirtshaus und ein kleiner Friedhof für die verstorbenen Patienten. Durch Spenden von Kölner Bürger, Stiftungen und Testamente wurde die Leproserie sehr wohlhabend und verfügte über mehrere Ländereien und Häuser in Köln, so auch über den benachbarten Hof Melaten, auch im Volksmund "Rabenstein" genannt.

Melaten nahm im Gegensatz zu anderen Anstalten auch auswärtige Erkrankte auf. Um die 16 bis 24 Leprakranke wurden dort untergebracht und ihnen wurde strikt untersagt, das Gelände zu verlassen. Einzige Ausnahme bildeten die Feiertage, an denen ihnen erlaubt wurde, in die Stadt zu gehen umd um Almosen zu bitten. Die Patienten wurden angehalten eine auffällige Kleidung, bestehend aus einer Kniehose, einer Joppe, einem Siechenmantel, einem großen Hut und weißen Handschuhen, anzuziehen und mit einer Klapper in der Hand die Kölner Bürger auf sich aufmerksam zu machen. Vor ihnen ging ein Schellenknecht.

Als die Lepra in Europa weitgehend besiegt war, schloß das Asyl im Jahre 1767.

Melaten als Hinrichtungsstätte

Im Mittelalter war neben dem Hof Melaten, eine der öffentlichen Hinrichtungsstätten der Stadt Köln. Die Verurteilten wurden auf einem sogenannten "Armsünderkarren", der von der Leprosenanstalt gestellt wurde, nach Melaten gebracht. Am 28. Septemper 1529 wurden hier zwei Protestanten, Peter Fliesteden und Adolf Clarenbach, wegen ihres Glaubens an Luthers Lehren verbrannt. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurden im Wahn der Hexenverfolgungen über 30 Frauen und Mädchen getötet. Erst am 13. Juli 1797 wurde mit dem Kirchenräuber Peter Eick der letzte Mensch auf Melaten hingerichtet. Sein Tod fand viele Zuschauer.


Denkmal für die Gefallenen im Deutsch-Französischen Krieg von 1870

Melaten unter französischer Besatzung

Mit der französischen Besatzung 1794 änderte sich für die Kölner neben vielem anderen auch das Begräbniswesen. Denn 1804 erließ Napoleon das "Décret sur les sépultures", welches zum Entsetzen der Kölner die Beerdigung in Städten, Dörfern und geschlossenen Gebäuden verbot. Vorbei die Zeit der Bestattung in Kirchen und auf dem Kirchhof. Die Nähe zum Altar bedeutete Nähe zu Gott, aber auch eine hohe Position in der sozialen Hierarchie. Diese Tradition fand zu Gunsten pragmatischer, vor allem hygienischer Erwägungen ein Ende.

Entstehung des Melatenfriedhofes

Die Stadtverwaltung kaufte ein Grundstück auf dem Gelände des ehemaligen Leprosenasyls und ließ die meisten Gebäude abreißen. Die ehemalige Kapelle des Leprosenheimes wurde in den Friedhof integriert. Für die Gestaltung des Friedhofes lies sich Ferdinand Franz Wallraf gewinnen, der sich den Pariser Friedhof Père Lachaise zum Vorbild nahm. Nach langen Verzögerungen wurde 1810 der Melatenfriedhof durch den Dompfarrer Michael Joseph Dumont eingeweiht. Die Friedhöfe innerhalb der Stadt wurden geschlossen, Köln hatte einen zentralen Friedhof.

Dieser war zunächst noch nicht für alle Bürger geöffnet: bis 1829 durften nur Katholiken dort bestattet werden. Die Protestanten wurden bis dahin auf dem alten Geusenfriedhof im Weyertal vor den Stadtmauern begraben. Auch die jüdischen Mitbürger blieben Melaten lange fern. Sie wurden bis zur Anlage des jüdischen Friedhofs 1899 direkt bei Melaten in Deutz, ebenfalls vor den Stadtmauern, bestattet.

Der Melatenfriedhof heute

Der im Jahre 1980 unter Denkmalschutz gestellte Melatenfriedhof ist heute auch ein interessantes Ausflugsziel. Vor allem wegen den vielen Prominenten, die hier bestattet sind, wie auch wegen der interessanten Grabmale und des parkähnlichen Charakters der Anlage. Der Melatenfriedhof ist keine Konkurrenz für z.B. den Hamburger Friedhof Ohlsdorf oder die reiche Friedhofskultur in Städten wie Berlin oder München. Aber er ist neben einem Kölner Geschichtsbuch auch eine ökologische Nische mitten in einer Großstadt.

Patenschaftssystem

Das von Hiltrud Kier im Jahre 1981 angeregte eingeführte Patenschaftssystem (inzwischen von vielen Städten adaptiert), sorgt für die Restaurierung und den Erhalt vieler historischer Grabmale.

Fauna und Flora

Halsbandsittich

Anfangs war der Friedhof nur spärlich bepflanzt. Das änderte sich 1826 durch den Gartenarchitekten Maximillian F. von Weyhe. Sein Bepflanzungsplan wurde aus Kostengründen nur teilweise umgesetzt. Die Hauptwege und die Ost-Westachse wurden durch Baumalleen, bestehend aus Platanen (antiker Todesbaum) aufgelockert, die Seitenwege durch Linden und Rosenstöcke. Später kamen im Zuge der Erweiterungen Thujaalleen dazu, Ahorn, Birken, Trauerulmen und Lebensbäume.

Über 40 Vogelarten leben und brüten auf Melaten. An eingerichteten Futterstellen und an den Wasserstellen kann man Grünfinke, Blaumeisen, Spechte, Amseln, Stare oder Dohlen, Rotkehlchen und Dompfaffe erblicken. Auch die vermutlich aus einer Zoohandlung entflohenen Halsbandsittiche, auch Alexandersittiche genannt, die sich in vielen Kölner Grünanlagen an die dort herrschenden Bedingungen angepasst haben.
Fledermäuse, Eichhörnchen und verwilderte Katzen runden das Tierspektrum ab.

Prominente auf Melaten (in Klammern die Flurangabe)

Bedeutungen:

HWG = östlicher Hauptweg; wHWG = westlicher Hauptweg; MA = Ost-West-Achse, genannt "Millionenallee"

Literatur

  • Friedhof Melaten: Kölner Gräber und Geschichte von Josef Abt, Johann Ralf Beines und Celia Körper-Leupold - Köln 1997, Greven Verlag - ISBN 3774303053
  • Friedhof Melaten zu Fuß von Ilona Priebe, 2004- ISBN 3761618069
  • Melaten: Mythos und Legenden von Ayhan Demirci,1996 - ISBN 3879094799
  • Lebendige Vergangenheit: Künstler, Kunstwerke, Kölner auf dem Friedhof Melaten von Hilde Cornelius und Cornelia Geiecke - ISBN 3929769433
  • Eine Führung durch den Kölner Karneval auf dem Friedhof Melaten von Wolfgang Oelsner - ISBN 3980638405
  • Der Kölner Friedhof Melaten von Josef Abt und Wolfgang Vomm, 1986 - ISBN 3774301824