Herzog-Albrecht-Kaserne
Die ehemalige Herzog-Albrecht-Kaserne in Münsingen schloss am 31. März 2004 ihre Pforten. Anfang der 1960er Jahre war sie auf dem Gelände des 1915 erbauten „Neuen Lagers“ entstanden. Mehr als 1 Millionen Menschen verbrachten dort einen Teil ihres Lebens.
Geschichte
1915 beschloss das Württembergische Kriegsministerium ein zweites Barackenlager für Soldaten zu bauen. Das erste befindet sich im heutigen Gutsbezirk Münsingens. 20 Jahre zuvor legte man den Truppenübungsplatz an.
Bereits ein Jahr später zogen 1.500 Soldaten ins „Neue Lager“ ein. 1929 eröffnete der Schwäbische Albverein die erste Jugendherberge in Münsingen. Während dieser Zeit bildeten sich überall in Deutschland Bürgergruppen, die sich für einen „Freiwilligen Arbeitsdienst” einsetzten.
Mit den Kriegsvorbereitungen des nationalsozialistischen Deutschland kam 1936 mit einer so genannten Erziehungseinheit wieder militärisches Leben auf das Gelände. Drei Jahre später wurde neben anderen Einheiten auch die 125. Infanteriedivision, die „Wiesel”-Division, im Lager stationiert. Anfang der 1940er Jahre waren dort 2.200 Soldaten und 150 Pferde untergebracht. Ende 1943 stellten die Militärs die 4. italienische Gebirgsdivision „Monte Rosa” auf. Die Soldaten wohnten im Neuen und im Alten Lager. Ein Jahr später quartierte sich die russische Wlassow-Armee ein, die in Diensten der deutschen Wehrmacht stand.
Nach Kriegsende übernahmen 1945 die Franzosen nicht nur den Truppenübungsplatz, sondern auch Altes und Neues Lager. Wenig später steckten sie Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter in die baufälligen Baracken. Die Männer stammten überwiegend aus Polen. Die Franzosen gaben es Anfang der 1950-Jahre wieder zurück, da sie keinen Gebrauch mehr fanden.
Neubau
1962 fasste das Verteidigungsministerium den Entschluss, die baufälligen Baracken abzureißen und eine moderne Kaserne zu bauen, nachdem „303” Anfang des Jahres in die Rommel-Kaserne in Dornstadt umzog. Die Kosten für den Neubau waren geschätzt auf 30 Millionen Mark. Seit dem 15. Dezember 1965 hieß das Neue Lager Herzog-Albrecht-Kaserne.
Abriss
Am 20. Dezember 2000 berichtete die lokale Tageszeitung Alb-Bote zum ersten Mal von der Schließung der Herzog-Albrecht-Kaserne. Erst mehrere Monate nachdem der Artikel in der Zeitung veröffentlicht wurde, bestätigte das Verteidigungsminesterium offiziell, dass das Areal bis zu 31. März 2004 seine Pforten schließen werde.
Das letzte militärische Zeremoniell in der Kaserne fand am 31. März 2004 an der Wache statt. An diesem Tag holten die restlichen 30 Soldaten zum letzten Mal die Bundesdienstflagge ein. Damit endete die fast 90jährige Ära der Garnison in Münsingen.
Noch im selben Jahr übernahm die Stadt das 22 Hektar große Gelände und ließ alle Gebäude und Hallen abreißen. Inzwischen stehen dort mehr als 120 der insgesamt geplanten 190 neuen Ein- und Zweifamilienhäuser.
Prominente Gäste
Auch Prominente waren in der Kaserne.
- Horst Köhler, Bundespräsident
- Wolfgang Schneiderhan, Generalinspekteur der Bundeswehr
- Thomas Riethmüller, Rennfahrer Deutsche Tourenwagen
- Bernd Clüver, deutscher Schlagersänger
- Uwe Schneider, Fußball-Profi
- Knut Kircher, Bundesliga- und FIFA Schiedsrichter
- Torben Wosik, Tischtennis-Profi
- S. Gühring, Baseball-Profi
- Florian König, TV-Moderator
- Tino Schuster, Deutscher Meister im Golf
Literatur
- Joachim Lenk, Von der Schneeschuhkompanie zum Panzerbataillon, Wiedemann-Verlag Münsingen, ISBN 3-9805531-8-3
- Joachim Lenk, Letzter Appell in Schwäbisch Sibirien, Wiedemann-Verlag Münsingen, ISBN 3-9805531-9-1