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Karlsplatz (Wien)

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Resselpark und Karlskirche
Die Karlskirche am unverbauten Wienfluss, von Johann Friedrich Wizani 1822

Der Karlsplatz liegt an der Grenze zwischen den Wiener Gemeindebezirken Innere Stadt und Wieden. Der Platz wird mehrfach von stark frequentierten Straßenzügen durchquert und ist somit in verschiedene mehr oder minder stark voneinander getrennte Areale aufgetrennt. Durch die Regulierung und Überplattung des Wienflusses im späten 19. Jahrhundert entstanden, wurde er im Jahr 1899 nach Kaiser Karl VI. benannt. Dieser hatte während der Pest-Epidemie der Jahre 1713/14 ein Gelübde abgelegt eine Kirche errichten zu lassen, die von 1716 bis 1737 gebaute Karlskirche.

Architektur

Die größte Fläche des Platzes nimmt an der Südseite der nach dem Erfinder Joseph Ressel benannte Resselpark ein. Im Osten bilden die Karlskirche, mit einem davor befindlichen Wasserbecken mit einer Plastik von Henry Moore, sowie das Gebäude des Wien Museums (früher Historisches Museum der Stadt Wien) und Bürogebäude die Begrenzung des Parks. An der Westseite wird er vom Hauptgebäude der Technischen Universität (TU Wien) und der Evangelischen Schule begrenzt. Im Resselpark finden sich Denkmäler und Büsten unter anderem der Erfinder Siegfried Marcus und Josef Madersperger, wie auch des Komponisten Johannes Brahms, an der Nordseite die von Otto Wagner im Jugendstil errichteten Aufnahmegebäude der ehemaligen Station Karlsplatz der Wiener Stadtbahn.

Durch eine sechspurige Fahrbahn vom Rest des Platzes getrennt schließen im Norden das Gebäude des Wiener Musikvereins, das Künstlerhaus, die Handelsakademie und eine Reihe von Gründerzeit-Bürgerhäusern den Karlsplatz ab. An der Ecke zu Operngasse befindet sich dort das Café Museum.

Im Westen begrenzen das Secessionsgebäude und das ehemalige Verkehrsbüro-Gebäude den Platz, der hier in das Areal des Naschmarktes übergeht. Nahe dem Bibliotheksgebäude der TU besteht im Rosa-Mayreder-Park mit dem project space Karlsplatz eine Außenstelle der Kunsthalle Wien.

Verkehr

Otto-Wagner-Pavillon

Der Karlsplatz ist verkehrstechnisch einer der wichtigsten Punkte der Stadt, fünf verschiedene Verkehrsflüsse bilden hier einen Knoten:

  • über die Wienzeile (B1), die sogenannte „Westausfahrt“ bzw. „Westeinfahrt“ zur am westlichen Stadtrand beginnenden Westautobahn,
  • über den Getreidemarkt, die sogenannte „2-er Linie“, in den Norden und Nordwesten,
  • über Operngasse und Kärntner Straße zur Ringstraße im Bereich der Staatsoper als Verbindung in den Nordosten,
  • über die Lothringerstraße (B1) zum Schwarzenbergplatz und weiter bis zum Donaukanal im Bereich der Urania als Verbindung in den Osten,
  • über Operngasse und Margaretenstraße in den Süden der Stadt und zur am südlichen Stadtrand beginnenden Südautobahn.

Drei der fünf U-Bahn-Linien (U1, U2 und U4) kreuzen sich in der Station Karlsplatz. Sie verbinden sich hier mit den Straßenbahnlinien 1 und 62, mit den Autobuslinien 4A und 59A und der Badner Bahn. Beim Aufgang „Kärntner Ring“ halten weiters die Straßenbahnlinien 2 und D sowie die Autobuslinie 3A.

Unterhalb der Kärntner Straße bildet die Opernpassage eine belebte Fußgängerverbindung vom Resselpark zum Ring mit Abgängen in die U-Bahn-Stationen.

Die „2-er Linie“

Im Straßenbahnliniennetz von 1907 war die Linie 2 als Verbindung von Lothringerstraße und Getreidemarkt über den Karlsplatz vorgesehen. Die ursprünglich „Lastenstraßenlinie“ genannte Verbindung zwischen Währinger Straße und Praterstern wurde später von zahlreichen Durchgangslinien abgelöst, von denen bis zur Eröffnung der U-Bahn-Linie U2 die Linien E2, G2 und H2 fuhren. Im Volksmund etablierte sich die Bezeichnung „2-er Linie“ für diese gemeinsam geführte Straßenbahnstrecke, die vom Straflandesgericht über Gertreidemarkt, Karlsplatz, Lothringerstraße und Heumarkt zur Hinteren Zollamtstraße führte. Im Jahr 1966 wurde der Abschnitt zwischen Straflandesgericht und Karlsplatz in den Untergrund verlegt, um an der Oberfläche den Autoverkehr und die zahlreichen kreuzenden Straßenbahnlinien zu entlasten. Die Tunneleinfahrt am südlichen Ende befand sich neben der Secession. Seit der Eröffnung der U2 im Jahr 1980 und der Einstellung dieser Straßenbahn-Durchgangslinien wird die „2-er Linie“ nur mehr mit dem von der U-Bahn abgedeckten Abschnitt, vom Straflandesgericht bis zum Karlsplatz, assoziiert. Die Schleife am Karlsplatz mit ihrer Verbindung zum Schwarzenbergplatz bleibt weiterhin als Betriebsgleis bestehen und wird für verkehrsbedingte Kurzführungen auf der Ringstraße sowie als Ausgangspunkt für Nostalgie-Straßenbahnfahrten genützt. Die Straßenbahnlinie 2 verkehrte bis Oktober 2008 als Rundlinie auf der Ringstraße und dem Kai und wird seither als Durchgangslinie geführt.

Planungsgeschichte

Otto Wagners Entwurf für die Neugestaltung des Karlsplatzes und der Errichtung eines Kaiser Franz Josef-Stadtmuseum, heute Ort des Wien Museums (1909)

Immer wieder gab es Versuche, den langgestreckten Platz umzuplanen und mit neuen wahrzeichenhaften Gebäuden zu versehen. Etwa ein Jahrzehnt zog sich vor 1914 die Kontroverse um Otto Wagners Stadtmuseum hin, in der Zwischenkriegszeit entstanden vornehmlich temporäre Gebäude (etwa ein Einkaufszentrum an der Stelle des heutigen Wien-Museums), nach 1945 dominierten die Überlegungen der Verkehrsplanung (allerdings kam es nicht zu den von Georg Lippert und anderen vorgeschlagenen Hochstraßenlösungen). Den Karlsplatz betreffende Architektenwettbewerbe wurden 1946, 1966, 1969 (betreffend U-Bahnbau), 1971 (betreffend die Gartengestaltung) durchgeführt [1]. Die realisierte Planung mit dem vom schwedischen Gartenarchitekten Sven Ingvar Anderson konzipierten ovalen Teich begegnete 1976–77 schärfster Kritik – Clemens Holzmeister zeigte sich etwa „erschüttert“ über die Wasserfläche vor der Karlskirche,[2] die Medien sprachen vom „Chaosplatz“.[3] Ungeachtet dieses sehr negativen Presseechos erscheint die Akzeptanz der erheblich vergrößerten Grünanlage Resselpark (und ihres Teichs) heute relativ hoch.

Kunst am Karlsplatz

Kunstzone Karlsplatz 2008: Ernst Molden & Band
Ein factoid des Kunstprojekts Pi in den unterirdischen Passagen

2004 wurde von Vertretern der Gemeinde Wien das Projekt Kunstplatz Karlsplatz vorgestellt[4]. Als Ziele wurden unter anderem eine Neugestaltung der Parkanlagen in Hinsicht auf Garten-, Licht- und Raumkonzept sowie Wegführung, eine Verbesserung der Verkehrssituation für Fußgänger und Radfahrer und die Förderung von Kunstprojekten auf dem Karlsplatz genannt.

Im Anschluss an die Neugestaltung der Parkanlagen und die Eröffnung von Rosa-Mayreder-, Girardi- und Esperantopark im Jahr 2006 wurde die Wien Holding, ein 100%-iges Tochterunternehmen der Stadt Wien, mit der Fortführung des Projektes beauftragt. Am 1. August 2006 wurde die Projektgruppe karlsplatz.org, bestehend aus Gabriela Hegedüs und Christoph Möderndorfer, die bereits seit 2004 für die Organisation des Literaturfestivals O-Töne im MuseumsQuartier verantwortlich zeichnen, sowie Peter Melichar, mit der Umsetzung betraut[5]. Es soll durch Vernetzung der verschiedenen rund um den Platz angesiedelten Institutionen aus den Bereichen Kunst, Kultur und Bildung (u.a. Künstlerhaus, project space der Kunsthalle, Wien Museum, Technische Universität) der Platz zu einem Raum des kulturellen Austauschs und somit trotz der verkehrstechnisch schwierigen Lage neu belebt werden.

Im Sommer 2008, parallel zur Fußball-Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz, wurde von karlsplatz.org die Kunstzone Karlsplatz ausgerichtet. Auf einer „Seebühne“ im Teich vor der Karlskirche fanden dabei täglich mehrere Konzerte vor allem österreichischer Musiker aus dem Bereich der Liedermacher-, der experimentelleren Pop- und der zeitgenössischen Wienerlied-Szene statt; auf einer „Baumbühne“ Darbietungen von Performancekünstlern.

siehe auch: Pi (Kunstprojekt)

Drogenszene

In Österreich selbst ist das Wort „Karlsplatz“ zu einem Synonym für eine offene Drogenszene geworden. Aus diesem Grund wurde dort die erste polizeilich überwachte Schutzzone nach dem Sicherheitspolizeigesetz (SPG) geschaffen, welche Belästigungen der Schüler der Evangelischen Schule durch Drogenkonsumenten und Drogendealer vermeiden soll.

Einzelnachweise

  1. vgl.Profil Nr 8,1972
  2. Wochenpresse spezial 27.4.1977
  3. Vgl Anton Bina: "Verplant in alle Ewigkeit" Kurier, 29.5.1977
  4. Konzept für den "Kunstplatz Karlsplatz", Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 2. Dezember 2004
  5. karlsplatz.org

Literatur

Elke Doppler, Christian Rapp, Sándor Békési (Hrsg.): Am Puls der Stadt. 2000 Jahre Karlsplatz (Katalog zur gleichnamigen Ausstellung des Wien Museums). Czernin Verlag, Wien 2008, ISBN 978-3-7076-0266-1

Commons: Karlsplatz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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