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Berliner Funkturm

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Vorlage:Infobox Fernsehturm

Berliner Funkturm
Funkturm - blaue Illumination bei Nacht anlässlich der Funkausstellung 2005
Einer der vier Füße des Berliner Funkturms
Isolatoren der Königlich-Preußischen Porzellanmanufaktur

Der Berliner Funkturm ist ein von 1924 bis 1926 von Heinrich Straumer in Berlin erbauter Sendeturm. Am 3. September 1926 wurde er anlässlich der Dritten Großen Deutschen Funkausstellung eröffnet [1]. Heute steht er unter Denkmalschutz. Er wurde im Dezember 2007 für die Auszeichnung als Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland nominiert.

Der Funkturm befindet sich auf dem Areal des Berliner Messegeländes im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Er ist ein bekanntes Wahrzeichen der Stadt, allerdings ist der Berliner Fernsehturm in Mitte mehr als doppelt so hoch. Die dem Berliner Volksmund zugeschrieben scherzhafte Bezeichnung „Langer Lulatsch“ ist in Berlin selbst jedoch eher ungeläufig.

Betreiber und Eigentümer der Anlage ist die Deutsche Funkturm (DFMG), ein Tochterunternehmen der Deutschen Telekom mit Sitz in Münster.

Bauweise

Die Struktur des Turmes ist eine Stahlfachwerkkonstruktion, genauer eine vertikale Kragarmkonstruktion, wie beim Eiffelturm in Paris. Ursprünglich wurde der ca. 600 Tonnen schwere Funkturm als reiner Sendemast entworfen. Nachträglich wurde auf ca. 52 Meter Höhe ein Restaurant und auf ca. 125 Meter eine Aussichtsplattform angebracht. Zu erreichen sind diese Anbauten mit einem vier Meter/Sekunde schnellen Lift.

Der Funkturm verfügt über zwei bautechnische Besonderheiten. Einerseits kommt er mit einer Grundfläche von 20 mal 20 Metern aus, was einem Verhältnis der Grundlänge zur Höhe von 1:6,9 entspricht. Zum Vergleich: Der Eiffelturm hat eine Grundfläche von 129 mal 129 Metern, was einem Verhältnis von 1:2,3 entspricht.

Eine weitere Besonderheit ist, dass der Funkturm wahrscheinlich der einzige Aussichtsturm der Welt ist, der auf Porzellanisolatoren steht. Er wurde als Selbststrahlender Sendemast entworfen, um ein Abfließen der Sendeenergie über den Turm zu verhindern. Die Funktion der Isolatoren wurde aber über eine Erdung des Turmes durch den Fahrstuhlschacht umgangen. Die Isolatoren wurden von der Königlich-Preußischen Porzellanmanufaktur gefertigt.

Am 22. März 1935 wurde von seiner Spitze aus das erste reguläre Fernsehprogramm der Welt abgestrahlt. Seit 1963 wird der Sendemast auf der Turmspitze nicht mehr für Rundfunksendungen verwendet, sondern nur noch als nichtöffentliche Landfunkdienste wie Polizeifunk und für den Mobilfunk.

Die letzte komplette Sanierung fand im Jahr 1987 zur 750-Jahr-Feier von Berlin statt.

1989 wurden die letzten am Funkturm installierten Sendegeräte für Rundfunk und Fernsehen demontiert und der Turm wurde dadurch von 150 Meter auf 146,78 Meter verkürzt. Das demontierte GFK-Teil wurde 2006 bei Ebay versteigert.

Abmessungen des Berliner Funkturms

  • Abmessungen:
    • Höhe Küchengeschoss: 48,122 m
    • Höhe Restaurantgeschoss: 51,652 m
    • Höhe Aussichtskanzel: 121,492 m
    • Höhe Aussichtsplattform: 124,092 m
    • Höhe Turmschaft: 129,292 m
    • Höhe Turm: 146,78 m (bis 1989 150,062 m)
  • Querschnitte des Turmes
    • Spreizung der Füße direkt oberhalb der Fundamente: 18,5 m
    • Abstand der Fundamentkanten am Boden: 24,5 m
    • Querschnitt im Küchengeschoss: 9,1 m
    • Querschnitt Höhe Restaurantboden: 15 m
    • Querschnitt des Restaurantdaches: 18,7 m
    • Querschnitt Aussichtskanzel: 4,4 m
    • Querschnitt Aussichtsplattform: 7,9 m
  • Sonstige Querschnitte
    • Querschnitt der Fundamentsockel am Erdboden: 5,7 m
    • Querschnitte Aufzugsschacht
    • unterhalb des Restaurants: 4,05 m
    • oberhalb des Restaurants: 2,4 m
  • Gewicht: 600 Tonnen

Chronik des Berliner Funkturms

  • Dezember 1924: Nach Abschluss der 1. Funkausstellung wird mit dem Bau des Funkturms begonnen. Ein am Standort des heutigen Funkturms für diese Messe errichteter, abgespannter, 120 Meter hoher Antennenmast dient hierbei als Kran.
  • April 1925: Der Funkturm ist im Rohbau fertig.
  • 25. September 1925: Aufnahme des Sendebetriebs auf der Mittelwellenfrequenz 520,8 kHz. Als Antenne dient eine T-Antenne, die zwischen seiner Spitze und der eines 80 Meter hohen abgespannten Stahlfachwerkmasten gespannt ist.
  • 1925/26: Zum Schutz der Besucher vor elektrischen Schlägen wird auf eine vollständige Isolation des Funkturms verzichtet und der Turm über seinen Fahrstuhlschacht geerdet, obwohl hierdurch die Hauptstrahlrichtung des Mittelwellensenders von Berlin weggedreht wird.
  • 28. März 1926: Bauabnahme des Berliner Funkturms
  • 3. September 1926: Zur Dritten Funkausstellung wird der Berliner Funkturm für den Publikumsverkehr geöffnet.
  • 1929: Frequenzumstellung des Mittelwellensenders auf 716kHz, Abstrahlung erster Fernseh-Versuchssendungen.
  • 20. Dezember 1933: der neue Großsender in Berlin-Tegel übernimmt die vom Funkturm ausgestrahlten Rundfunksendungen. Der Mittelwellensender am Funkturm ist nur noch Reservesender.
  • 1934: Umstimmung des nicht mehr regulär betriebenen Mittelwellensenders auf 834kHz
  • 22. März 1935: Von einer Antenne auf der Spitze des Berliner Funkturms wird das erste reguläre Fernsehprogramm abgestrahlt
  • 19. August 1935: Großbrand in der Messehalle am Funkturm. Zerstörung aller Sendeeinrichtungen am Funkturm. Durch Funkenflug gerät auch das Turmrestaurant in Brand.
  • 23. Dezember 1935: Wiederaufnahme der Fernsehsendungen
  • 1938: Abbau der Fernsehsendeantenne
  • 1939-1945: Der Funkturm dient als Warn- und Beobachtungsposten.
  • 19. April 1945: Einige Granaten zerstören eine der vier Tragstreben in 38 Meter Höhe. Das Restaurant brennt erneut aus.
  • 1945: Reparatur des zerstörten Turmbeins mit 800 Kilogramm Schrauben und 7,2 Tonnen Stahl.
  • 1948: Richtfunkversuche zum Bocksberg im Harz.
  • 28. Mai 1950: Das Turmrestaurant wird wiedereröffnet.
  • 1951: Montage einer Schmetterlingsantenne auf der Turmspitze für die Abstrahlung von UKW-Hörfunk- und Fernsehprogrammen. Hierdurch wurde der Turm um 12 Meter höher. (Höhe des Funkturms bis 1951 138 Meter, seit 1951 150 Meter)
  • 1. Oktober 1951: Wiederaufnahme des - durch Krieg und unmittelbare Nachkriegszeit unterbrochenen - Fernsehsendebetriebes am Berliner Funkturm.
  • 15. Mai 1963: Nach Fertigstellung des Sendemasten am Berliner Scholzplatz wird die reguläre Aussendung von Fernseh- und Rundfunkprogrammen vom Funkturm vollständig eingestellt.
  • Dezember 1966: Wiederaufnahme des UKW-Sendebetriebs mit der neuen Frequenz 98,2 MHz für das als "SFB4" bezeichnete Gastarbeiterprogramm
  • 1973: Endgültige Einstellung des regulären Rundfunksendebetriebs am Funkturm durch Übernahme der Frequenz 98,2 MHz zum Scholzplatz
  • 1989: Demontage der letzten am Funkturm installierten Sendegeräte für Rundfunk und Fernsehen.

Quellen

  1. Kalenderblatt Deutsche Welle [1] "Deutsche Welle Kalenderblatt vom 3. September 1926"

Siehe auch

Literatur

  • Archiv für das Post- und Fernmeldewesen, 29. Jahrgang Nr. 5. Bonn, September 1977 (S. 392-421)
  • Archiv für das Post- und Fernmeldewesen, 25. Jahrgang Nr. 5/6. Bonn, September 1973 (S. 668-671, S. 778-794)
  • Wie man ein Wahrzeichen wird (herausgegeben 1976 vom Verlag A. und E. Freud). ISBN 3-921532-04-3
  • 65 Jahre Funkturm: Ein Wahrzeichen geht nicht in den Ruhestand (herausgegeben von der Messe Berlin GmbH zum 65. Geburtstag des Funkturms 1991)
  • Klawitter, Gerd: 100 Jahre Funktechnik in Deutschland Funksendestellen rund um Berlin. Berlin, Wissenschaft und Technik Verlag, 1997.
Commons: Berliner Funkturm – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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