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Henoch

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Henoch oder Enoch (חנוך) ist eine biblische Gestalt, dessen Körper nach seinem Tod von der Erde verschwunden ist. Aufgrund der unklaren Umstände seines Todes rief er viele unterschiedliche, darunter auch symbolhafte, mystische und esoterische Interpretationen hervor.

Henoch im Alten Testament

Im AT findet sich nur ein kurzer Absatz im Buch Genesis 5,20-24. Henoch ist der Sohn des Jared. Mit 65 Jahren zeugt er Metuschelach (Methusalem). Dann heißt es in V.24 unvermittelt "er wurde nicht gefunden", Gott selbst "nahm ihn hinweg". Sein erreichtes Lebensalter von 365 Jahren (V.23) kann symbolisch gesehen werden; die Zahl entspricht einem Sonnenjahr. Im Buch der Weisheit wird hinzugefügt, dass Gott ihn geholt hat, damit er nicht doch noch dem Reiz des Bösen erliegen kann.

Dieser Henoch ist nicht zu verwechseln mit Henoch, dem Sohn Kains, nach dem auch eine Stadt benannt wurde (Gen 4,17).

Die apokryphen Bücher Henoch

In seinem Namen wurden die so genannten Henochbücher geschrieben. Es entstanden fünf verschiedene Bücher, die großenteils nur als Übersetzungen in verschiedene anderen Sprachen überlebten (Buch 1 äthiopisch über griechisch, Buch 2 slawisch über griechisch, Buch 3 hebräisch, andere Teile in griechisch). Man malte sich darin aus, was Henoch wohl gesehen haben mag. Das erste Buch Henoch enthält fünf verschiedene Versionen der gleichen Geschichte, evtl. erstellt von verschiedenen Schreibern. Hebräische Fragmente des 1. Buches Henoch wurden in Qumran gefunden und sind sicher datierbar auf die Zeit zwischen 130 v. Chr. und 68 v. Chr.

Erstmals in der jüdischen Kultur findet sich in diesem apokryphen Buch eindeutig die Beschreibung einer Hölle, in der Menschen gequält werden (Kapitel 22), was in der jüdischen Bibel nirgends thematisiert wird. Historiker messen den Büchern daher eine bedeutende Rolle in der Entwicklung des christlichen Dogmas der Höllenlehre und bestimmter Aspekte der jüdischen Lehre vom Weltende zu.

Laut dem ebenfalls apokryphen slawischen Henochbuch lauten die Namen der anderen Söhne Regim, Rim, Azuchan und Chermion.

Hinweise zu Henoch aus anderen Quellen

Nach dem Pseudo-Titus-Brief wird Henoch beauftragt, eine Geschichte der ersten Menschen niederzuschreiben. Mit dieser Aussage kann die Existenz der Henochbücher begründet werden.

In der Apokalypse des Paulus wird Henoch als der Schreiber der Gerechtigkeit bezeichnet.

Nach der Himmelfahrt des Jesaja befinden sich Henoch und andere im Himmel, ohne ihren fleischlichen Leib und in neue Gewänder gehüllt; Throne und Kronen werden sie demnach erst nach der Ankunft des Messias bekommen.

Nach der Offenbarung des Petrus wird ein falscher Christus kommen. Darauf werden Henoch und Elija erscheinen und diesen entlarven.

Im biblischen Judasbrief wird ein Satz Henochs zitiert, der im apokryphen äthiopischen Henochbuch zu finden ist. Der Autor des Briefs verwendet ihn als Strafandrohung für alle Irrlehrer.


Quellen: Gen 5,21-24; 2 Kön 2,11f; Sir 44,16; Weish 4,10-17; Lk 3,37; Hebr 11,5; Jud 14-15; äthHen 1,9

Siehe auch

Literatur

  • Alan E. Bernstein: The Formation of Hell: Death and retribution in the ancient and early Christian worlds, Cornell University Press, Ithaca/New York, 1993 [Seiten 178-190, 241-242]