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Jozef Tiso

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Jozef Tiso, (* 13. Oktober 1887 in Veľká Bytča (heute Bytča), † (hingerichtet) am 18. April 1947 in Bratislava) war als Nachfolger von Andrej Hlinka (1864-1938) nach dessen Tod de-facto-Vorsitzender der Slowakischen Volkspartei (offiziell: stellv. Vorsitzender 1930-1939, Vorsitzender seit 1939), außerdem (Oktober 1938 - 9. März 1939) Ministerpräsident der Autonomen Slowakei innerhalb der Tschecho-Slowakei, dann (14. März 1939 - Oktober 1939) Ministerpräsident der Slowakei (ein deutscher "Schutzstaat"), und schließlich (Oktober 1939 bis April/Mai 1945) Präsident der Slowakei.

1910 zum katholischen Priester geweiht, war er seit 1925 oppositioneller Abgeordneter der klerikal-nationalistischen Slowakischen Volkspartei im tschechoslowakischen Parlament. Während der vorübergehenden Regierungsbeteiligung seiner Partei in den Jahren 1927 bis 1929 war er Gesundheits- und Sportminister der Tschechoslowakei. 1930 wurde er stellvertretender Vorsitzender der Slowakischen Volkspartei, 1938 folgte er dem verstorbenen Andrej Hlinka als Vorsitzender der Partei nach. Im selben Jahr wurde er Ministerpräsident der indirekt aufgrund des Münchner Abkommens zustande gekommenen, autonomen (noch nicht selbständigen) Slowakei innerhalb der Tschecho-Slowakei. Nach der Besetzung der autonomen Slowakei am 9. März 1939 durch tschechische Truppen, wurde er von der Prager Zentralregierung abgesetzt. Mit der Entstehung der unabhängigen Slowakei am 14. März 1939 wurde er zuerst Ministerpräsident und ab 26. Oktober 1939 stattdessen Präsident dieses von Deutschland abhängigen, formell unabhängigen Staates. Auch als Präsident war er weiterhin aktiv als katholischer Pfarrer tätig (Pfarrer der Stadt Bánovce nad Bebravou 1924-1945).

Tiso war ein katholischer Priester, der als die Slowakei hitlerhörig wurde, einen mäßigenden Einfluss in vielen Bereichen der Innenpolitik ausgeübt hat. Die Wölfe in der Regierung und Hlinkova Garda haben es aber dennoch oft geschafft, die slowakische Politik ins Extrem zu treiben. Leider verwarf er in der Frage der Vernichtung der Juden seine christlichen Ideale, die Verschleppung der Juden hat er nicht einmal bei seinem Prozess bedauert.

Nach der Besetzung der Slowakei durch sowjetische Truppen im April 1945 floh er über Österreich nach Bayern. Von dort wurde er von den Alliierten an die tschechoslowakische Regierung ausgeliefert, am 15. April 1947 in einem politischen Prozess zum Tode durch den Strang verurteilt und am 18. April 1947 hingerichtet.

Zitate

Es wird gefragt, ob es christlich sei, was mit Juden gemacht wird, ob das menschlich sei, ob es keine Plünderei sei... Ich frage: Ist es christlich, wenn eine Nation ihren ewigen Feind loswerden will? ... Dass das jüdische Element das Leben der Slowaken bedroht hat, darüber müssen wir niemanden überzeugen. Es würde noch schlimmer aussehen, wenn wir uns von ihm nicht rechtzeitig gereinigt hätten. Und wir haben es auf Gottes Anweisung getan: Slowake, wirf weg, entledige dich deines Schädlings... (Jozef Tiso, Holíč, 16. 8. 1942, bei Abschiebung von Juden nach Auschwitz)

Unsere Schuld liegt in der Dankbarkeit und Treue zun den Deutschen, die nicht nur die Existenz unserer Nation und deren natürliches Recht auf Unabhängigkeit und nationale Freiheit anerkannt und gebillligt haben, sondern uns auch gegen die Tschechen und Juden, die Feinde unserer Nation, geholfen haben. Wir sind uns aber sicher, dass diese "Schuld" in den Augen der Katholiken unsere größte Tugend ist. (Tiso, Brief nach Vatikan, 19.12.1944)

Es heißt, alles was Tiso getan hat, habe er unter dem Druck der Deutschen getan. Aber nach dem Tode Hitlers, als der neue Staatschef Admiral Dönitz kurz an die Macht kam, war Tiso der Erste und höchstwahrscheinlich der Einzige, der diesem ein Gratulationstelegramm mit dem Ausdruck der Treue geschickt hat. Diese Tatsache wurde beim Prozess besonders negativ aufgenommen; Tiso hatte dieses Telegramm noch nach seiner Flucht aus Bratislava, von Österreich aus abgeschickt: er hatte gehofft, daß es noch zu einem Konflikt zwischen Ost und West kommen wird.... (Staatsanwalt Dr. Žabkay nach dem Tiso-Prozess)

Tiso stellt ein Hindernis für die nationalsozialistische Entwickling der Slowakei dar. (ein Referent der deutschen Botschaft in seinem Bericht nach Berlin am 16.8.1940)

...Tiso hat ihnen [den Slowaken] sichergestellt, dass sie leben. Er hat keinen der gefällten Todesurteile unterschrieben, so dass bis dato in der Slowakei keine Hinrichtungen stattgefunden haben. Er hat 2000 Ausnahmen aus dem Judenkodex unterschrieben. Er hat die Macht von Hlinkova Garda eingeschränkt und daraus eine einzige Farce gemacht. Tiso hat Tuka [den hitlergehörigen Regierungsschef] aus dem Parteivorsitz entfernt. Mach [den hitlergehörigen Innenminister] hat er gar nicht heineingelassen. Politische Schulen der Partei hat er zu einer Parteiorientierung gegen Tuka ausgenutzt, der von keiner davon ein Begrüßungstelegramm erhalten hat. In der Staatsverwaltung bekämpft er die Magyaronen [Hungarophile Nicht-Magyaren bzw. magyarisierte Slowaken], die zusammen mit den Autonomisten reingerutscht sind ... (einer der regelmäßigen Geheimberichte über die Slowakei, die der Tscheche Dr. Jaromír Kopecký am 9.3.1943 an die Exil-Regierung in London schickte)