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Gottfried Wilhelm Leibniz

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Gottfried Wilhelm Leibniz

Gottfried Wilhelm Leibniz (* 1. Juli 1646 in Leipzig; † 14. November 1716 in Hannover) war ein deutscher Philosoph und Wissenschaftler, Mathematiker, Diplomat, Rechtsgelehrter, Physiker, Historiker und Doktor des weltlichen und des Kirchenrechts. Er gilt als der universale Geist des 17. Jahrhunderts. Leibniz wurde als Sohn des Professors der Moral Friedrich Leibniz und einer Professorentochter geboren und war der erste Bürgerliche Deutschlands, dem ein Denkmal gesetzt wurde. Dieses wurde im Jahre 1787 in Hannover eingeweiht und steht nach einem Umzug heute im Georgengarten in einem idyllischen englischen Garten.

Leben

Gottfried Wilhelm Leibniz Denkmal in Leipzig

Leibniz studierte von 1661-1666 Philosophie und Jura in Leipzig und Jena und promovierte 1666 in Altdorf. Anschließend stand er bis 1672 im Dienst des Mainzer Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn. Von 1672-1676 hielt er sich in diplomatischer Mission in Paris auf, wo er vergeblich versuchte Ludwig XIV. zu einem Angriff auf das osmanische Ägypten zu bewegen, um seine Aufmerksamkeit von Europa abzulenken. Zurück in Deutschland wurde er 1676 Hofrat und Hofbibliothekar in Hannover und 1691 auch Bibliothekar der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel. Im Jahre 1700 gründete er die Akademie der Wissenschaften in Berlin und wurde auch deren Präsident. Außerdem war er Mitglied der Royal Society.

„Jurist – Naturwissenschaftler – Politiker – Philosoph – Historiker – Theologe – Diplomat"

Leibniz sagte über sich: „Beim Erwachen hatte ich schon so viele Einfälle, daß der Tag nicht ausreichte, um sie niederzuschreiben.“. Er mag übertrieben haben, aber seine Umtriebigkeit lässt Leibniz zu einem der letzten Universalgelehrten werden. Geboren am 21. Juni (alten Stils; neuen Stils 1. Juli) 1646 in Leipzig, wurde schon früh durch seinen Vater, Jurist und Professor für Moralphilosophie (Ethik) und seine Mutter, Tochter eines Rechtswissenschaftlers, sein Interesse für juristische und philosophische Probleme beeinflusst. Leibniz wuchs in die Zeit der Aufklärung hinein.

Exkurs: Aufklärung

Leibniz zählt zu den Frühaufklärern, die den Grundstein für die Bewegung der Aufklärung – „Den Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“ (Kant) – gelegt haben. Er hatte einen starken Einfluss auf die Aufklärung, die klassische deutsche Philosophie, den deutschen Idealismus und die Literatur der Klassik. Leibniz formuliert schon früh die Verstandesmäßigkeit der Bewegung. Zitat: „Jeder Mensch besitzt Fähigkeiten zur vernünftigen Lebensführung.“ Wenn Religion und Vernunft in genauer Übereinstimmung sind, entsteht nach Leibniz die wahre Religion. Er sagte alle Gaben können den Menschen verderben, nur die echte Vernunft sei ihm unbedingt heilsam, aber an ihr wird erst dann kein Zweifel mehr haften, wenn sie sich überall gleichklar und gewiss, wie die Arithmetik, erweisen kann. Das heißt, wenn man Vernunft mit Zahlen ausdrücken kann ist Schluss mit dem Einwand: „Woher weißt du, daß deine Vernunft besser ist, als meine? Welches Kriterium hast du für die Wahrheit?“ Die Aufklärung selbst ist eine rationalistische Emanzipationsbewegung des Bürgertums. Grundlage dafür sind die Erkenntnisse des Humanismus, der Reformation und der rationalistischen Philosophie. Dabei wird die Vernunft zur Grundlage aller Erkenntnisse und zum Maßstab allen menschlichen Handelns. Die Aufklärung übt starke Kritik am Gottesgnadentum und der Alleinherrschaft des Monarchen, sie fordert die Menschenrechte ein und bezieht eine Kontrastellung gegenüber der christlichen Kirche. Die Aufklärer fordern die Wiederherstellung unverformter natürlicher Lebensumstände, der Gewaltenteilung und des Mitspracherechts. Außerdem wird die Forderung nach umfassender Bildung und freier Entfaltung der Wirtschaft und damit nach einem Gesellschaftsvertrag und neuen Verfassungen laut.


Der achtjährige Leibniz erlernt anhand der umfangreichen väterlichen Bibliothek, autodidaktisch, die lateinische Sprache. Zwölfjährig entwickelt er beim Durchdenken logischer Fragestellungen die Anfänge einer mathematischen Zeichensprache. 1661, also mit 15 Jahren, schreibt er sich an der Leipziger Universität ein, um dort beim Theologen Adam Scherzer und dem Philosophietheoretiker Jakob Thomasius philosophische Studien zu betreiben. 1663 wechselt er an die Universität Jena um sich dort unter Anleitung des Mathematikers, Physikers und Astronoms Erhard Weigel pythagorischen Gedanken zu öffnen.

Exkurs: Pythagoras

Pythagoras der im 6. Jh. v. Chr. lebte war Philosoph und Mathematiker. Er gründete den Bund der Pythagoreer, in dem allein das Wort des Meisters galt. Von den Schülern und Jüngern wurde strengste Unterwerfung, unbedingte Treue und ein einfaches Leben verlangt. In diesem Bund erkannte man die Zahl als Urprinzip aller Dinge, als Wesen der Welt an. Denn mit Zahlen kann man das Mengenmäßige aller Naturvorgänge ausdrücken. Man nahm an, dass das Weltall eine Harmonie ist, die von Zahlen zusammengehalten wird. In diesem Fall ist die Harmonie ein wohlgestimmtes Zahlenverhältnis der Gegensätze. Leibniz nahm bei der Ergründung der pythagorischen Gedanken auf, dass in den Zahlen sich die tiefsten Geheimnisse verbergen und setzte diese Gedanken später um.


1667 veröffentlichte Leibniz eine kleine Schrift zur Reform des Rechtswesens, darin fordert er eine Vereinheitlichung der Gesetzeswerke der christlichen Nationen. Er unternahm Bemühungen in jeder Religion etwas Wahres zu finden und dies in eine große Harmonie, in eine allumfassende Religion einzuordnen. Mit diesen Bemühungen begab er sich auf die Ebene eines „Erasmus von Rotterdam“, der auch das Unmögliche erreichen wollte, nämlich eine Gelehrtenrepublik in der antike und christliche Elemente verbunden werden und zu Toleranz und Humanität führen sollten. Leibniz zeigt Zeit Lebens ehrlichen Friedenswillen, deswegen unternimmt er 1670 Bemühungen um eine Reunion von Katholiken und Protestanten. Zwischen 1679 und 1702 führte er Verhandlungen mit den Bischöfen Spinola und Bossuet, ergebnislos. Bis 1706 bemüht er sich um einen Zusammenschluss wenigstens der evangelischen Konfessionen, wiederum ergebnislos. Diesen Bemühungen zu Grunde lag seine Erkenntnis, dass die Glaubensgemeinschaft eine unerlässliche Voraussetzung für die Bewahrung der abendländischen Kultur ist. Alle seine Bemühungen scheiterten am Egoismus, der zu tief von einander getrennten Länder. Dabei strebte Leibniz „nur“ nach Synthese und Harmonie.

Exkurs: Harmonie

Synthese meint die Vereinigung von Teilen zu einem ganzen, die Verbindung gegensätzlicher Dinge zu etwas neuem. Harmonie ist ein prägender Begriff von Leibniz´s Philosophie. Er beschreibt Harmonie als Summe von unendlich vielen unendlich kleinen Krafteinheiten, sogenannte Monaden.(s. Exkurs Philosophie) Das sind die Urbestandteile der Weltsubstanz. Diese Krafteinheiten, die durch Gott vereint wurden, halten die Welt zusammen. Darüber hinaus ging Leibniz davon aus, dass Gott alles aus dem Nichts geschaffen hat und alles was Gott geschaffen hat gut ist. Daraus ergibt sich die Schlussfolgerung, dass überall eine wunderbare Ordnung zu finden ist. Als Beispiel nennt er die Zahlen, da dort keine Veränderungen vorgenommen wurden. Dies ist ein überzeugendes Sinnbild des christlichen Glaubens, das Leibniz sogar zur Heidenbekehrung einsetzen wollte. „Alles weltliche Übel entsteht aus dem endlichen Wesen der Natur.“ Doch die Erkenntnis, dass die Welt in ihrer Unvollkommenheit ein notwendiges Teilübel und dadurch die bestmögliche aller Welten ist, macht den Vorwurf an das Gotteswerk Natur wieder wett. Diese Wissenschaft nennt man Theodizee, dieser Begriff kommt aus dem Griechischen und bedeutet die Rechtfertigung Gottes gegenüber dem Vorwurf seiner Verantwortlichkeit für die Übel in der Welt.


1672 reist Leibniz als Diplomat nach Paris. Dort unterbreitet er dem „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. einen Plan für einen kreuzzugähnlichen Eroberungsfeldzug gegen Ägypten um ihn von den geplanten Eroberungskriegen in Europa abzubringen. Ludwig lehnt diesen Plan ab, aber Napoleon greift ihn fast 2 Jh. später wieder auf.

1672/73 vollendet Leibniz, sein für die Nachwelt wohl bedeutendste Werk, eine Rechenmaschine für die vier Grundrechenarten. Daraufhin wird er 1673 Mitglied der Londoner „Royal Society

Ab 1685 reist Leibniz im Auftrag des Welfenhauses durch Europa um eine Abfassung der Geschichte des Hauses zu schreiben. Dadurch hat er 1688 die Gelegenheit zu einer Audienz beim Kaiser Leopold I. in Wien. Dabei trägt Leibniz seine Pläne für eine Münzreform, zum Geld-, Handels- und Manufakturwesen, zu der Finanzierung der Eroberungskriege gegen die Türken, zum Aufbau eines Reichsarchives und viele andere vor. Doch es kommt ihm nur wohlwollende Aufmerksamkeit zu Teil.

1700, nach mehreren Verhandlungen mit dem brandenburgischen Kurfürst Friedrich III., werden seine Pläne für eine Akademie der Wissenschaften nach englischen und französischen Vorbild in die Tat umgesetzt. Die Akademie entstand in Berlin und Leibniz wird erster Präsident. Diesen Erfolg will er ausdehnen, deswegen führt er 1704 Verhandlungen in Dresden über die Gründung einer sächsischen Akademie.

Leibniz reist während seines ganzen Lebens quer durch Europa, knüpft dabei Kontakte zu anderen Wissenschaftlern seiner Zeit. Er lernt dabei wichtige Politiker kennen und erkennt dadurch politische Probleme schnell und entwickelt Reformpläne, die aber oft auf taube Ohren stoßen.

Exkurs: Philosophie, Religion und Zahl:

Leibniz betrachtete die Wissenschaft als eine Einheit. Die von ihm gewonnen Erkenntnisse – wie die Integralrechnung, die Theorie der unendlichen Reihen, seine neuartige Geometrie, seine Theorien der Kombinatorik, seine Vorstellung über die Grundlagen der Mathematik und die Wahrscheinlichkeitsrechnung – entwickelten sich sowohl in enger Verbindung miteinander als auch im untrennbaren Zusammenhang mit seinen philosophischen Ansichten. Das gleiche trifft auf seine Erkenntnisse der Dynamik, auf seine biologischen und geologischen Konzeptionen sowie auf seine Forschungen im Bereich der praktischen Politik und der theoretischen Geschichtswissenschaft zu. Das philosophische Schaffen von Leibniz gruppiert sich um drei große Problemkreise: die Monadentheorie, die Determinationskonzeption und den erkenntnistheoretisch-logischen Ansichten. Eine ausführliche Abhandlung aller drei Problemkreise würde den Rahmen sprengen, daher wird nur die Monadentheorie erläutert, da diese am leichtesten verständlich ist. Die Philosophen des 17. Jh. arbeiteten in der Regel entweder eine neue Substanztheorie aus, oder sie entwickelten die Atomtheorie nach neuzeitlichen Maßstäben weiter. Leibniz befriedigte keine dieser Auffassungen. Er nennt die Philosophie der Atomisten eine „faule“ Philosophie, da diese Auffassung, welche die Atome als letzte Bausteine ansieht, die lebendige, sich verändernde Welt nicht tiefgründig genug analysiere. Entgegen atomistischer Zeit- und Raumauffassungen, die diese Existenzformen der Materie mit einem leeren Gefäß vergleichen, vertritt Leibniz eine dialektische Konzeption, in der Raum und Zeit Ordnungsbeziehungen in der materiellen Welt sind. Der Raum ist die Ordnung der zur gleichen Zeit existierenden Dinge, während die Zeit ihre Abfolge darstellt.

Monadentheorie

Da Leibniz die Grundfrage der Philosophie idealistisch löst und die Materie für ihn nur ein „Anderssein der Seele“ ist, leugnet er den objektiven Charakter von Raum und Zeit. Die Theorie der Substanz von Leibniz schließt die Möglichkeiten der allseitigen Entwicklungen ein. Obwohl die Monaden in ihren Keimen identisch sind, entwickeln sie sich verschieden. Entwicklung bedeutet nach Leibniz nicht das Entstehen von grundsätzlich Neuem, sondern nur die Entfaltung des Vorhandenen. Körper, Seele und Geist sind nicht grundsätzlich verschieden, sie sind bloß unterschiedlich entwickelt. Leibniz löst das Problem der Verbindung von Körper und Seele, indem er darlegt, dass alle Monaden, obwohl sie keinen gegenseitigen Einfluss auf ihre innere Struktur ausüben, koordiniert wirken. Er behauptet, dass Gott beim Schaffen der Monaden ihre Einheit und koordinierte Wirkung gesichert habe. Er kennzeichnet diesen Zustand mit dem Begriff der „prästabilierten Harmonie“. Trotz dieses idealistisch - teleologischen Wesens dieser Anschauung ist das Bemühen zu spüren, die Einheit der Welt nachzuweisen und die in ihr wirkenden Gesetzmäßigkeiten aufzudecken.

Entwicklung eines Zahlenwerkes aus der Religion

Durch die geistige Auseinandersetzung mit den Religion, insbesondere mit dem I-GING-Orakel, das besagt das Gott alles nach Gewicht, Maß und Zahl gemacht hat, ist es Leibniz möglich ein neues Zahlensystem zu entwickeln. Die Zahl in ihrer metaphysischen Grundgestalt und die Arithmetik als Statik des Universums enthüllen die Kräfte aller Dinge. Für Leibniz gilt die Devise: „Ohne Gott ist nichts.“. Deshalb setzt er für Gott die Eins und für das Nichts die Null. Gleichzeitig untersucht er die Sprache und stellt fest, dass sie ständig Fehler zulässt. Dadurch entstehen enorme Verständigungsprobleme die über kurz oder lang zu Konflikten führen. Leibniz setzte als Ziel seiner Forschungen die Minimierung und Ausrottung dieser Konflikte. Er meinte erkannt zu haben, dass unser Denken eigentlich ein Rechenvorgang sein müsste, damit schließt sich der Kreis zur Religiosität und der von Gott und Nichts, von 1 und 0. Er versuchte eine sichere logische Symbolsprache zu entwickeln. Dadurch entsteht das Dualzahlensystem, welches in der Natur und Philosophie kein besseres Vorbild hat. Es ist die Voraussetzung für die moderne Computertechnik. Außerdem erkannte Leibniz, dass man jedem Gegenstand eine charakteristische Zahl beilegen kann, gleichbedeutend wie arithmetische Zeichen für Zahlen. Damit, so Leibniz, wollte Gott Bedeutend machen, dass unser Verstand noch ein weit tieferes Geheimnis birgt, von dem Arithmetik nur ein Schattenbild ist.

Zusammenfassung

Der am 21. Juni 1646 geborene Leibniz, war der letzte Universalgelehrte, der diesen Titel verdient. Mit 14 Jahren schrieb er sich an der Universität ein. Mit 20 will er zum Doktor der Rechte promovieren, doch die Leipziger Professoren lehnen ihn als zu jung ab. Deshalb geht er nach Nürnberg um dort das ihm verwehrte nachzuholen.

Wissenschaftliche Errungenschaften, eine vollständige Aufzählung würde Platzprobleme schaffen: - Pläne für Unterseeboot - Verbesserung der Technik von Türschlössern - Gerät zur Bestimmung der Windgeschwindigkeit - Riet Ärzten zu regelmäßiger Fiebermessung - Gründung einer Witwen- und Waisenkasse - Brachte lange vor Sigmund Freud den Beweis für das Unbewusste des Menschen - Infinitesimalrechnung (Integralrechnung o. Differentialrechnung)

Der Universalgelehrte litt an Minderwertigkeitskomplexen und war auch nicht in der Lage, seine wissenschaftlichen Errungenschaften in bare Münze zu verwandeln. Sein sächsischer Akzent und sein offenkundiger Sprachfehler schwächten sein Selbstvertrauen. Dazu kamen optisch etwas ungünstige Körpermaße, die Hände und Füße zu lang und zu dünn erschienen ließen. Seine letzten Jahre quälte ihn die Gicht. Leibniz starb am 14. November 1716 in Hannover

Wissenschaftliche Erkenntnisse

Unabhängig von Isaac Newton formulierte er die Infinitesimalrechnung (Differentialrechnung, Integralrechnung) (und von ihm stammt auch die immer noch gebräuchliche Notation in Differentialschreibweise und das Integralzeichen ), darüberhinaus beschäftigte er sich auch mit Folgen und Reihen und fand das nach ihm benannte Konvergenzkriterium unendlicher alternierender Reihen. Leibniz entwickelte auch die Dyadik (Dualsystem) mit den Ziffern 0 und 1 (Dualzahlen), welche für die moderne Computertechnik von grundlegender Bedeutung ist.

Sein philosophischer Beitrag zur Metaphysik basiert auf der "Monadologie" (1714). Eine Monade - der zentrale Begriff der Leibnizschen Welterklärung - ist eine einfache nicht ausgedehnte und daher unteilbare Substanz, die äußeren mechanischen Einwirkungen unzugänglich ist. Das gesamte Universum bildet sich in den von den Monaden spontan gebildeten Wahrnehmungen (Perzeptionen) ab. Sie sind eine Art spirituelle Atome, ewig, unzerlegbar, einzigartig. Die Idee der Monade löst das Problem der Wechselwirkung von Geist und Materie, welches dem System Rene Descartes' entspringt. Ebenso löst sie das Problem der Vereinzelung, welches im System Baruch Spinozas problematisch erscheint. Dort werden einzelne Lebewesen als bloß zufällige Veränderungen der einzigen Substanz beschrieben. Ein Beispiel: Eine Substanz kann ohne Denken existieren, aber das Denken nicht ohne Substanz

Auch das Problem der "Essai de Théodicée" (1710) erscheint bei Leibniz gelöst. Die bestehende Welt ist die beste aller möglichen, sie besitzt einen maximalen Reichtum von Momenten und in diesem Sinne die größtmögliche Mannigfaltigkeit. Der berühmte Satz von der "besten aller möglichen Welten" ist oft missverstanden worden, unter anderem hat ihm Voltaire mit dem Candide einen ganzen Spottroman gewidmet. Die Idee der "besten aller möglichen Welten" soll nicht in naiver Weise tatsächliches und großes Übel in der Welt leugnen oder schönreden. Vielmehr wird von Leibniz auf einen (in seinen Augen notwendigen) Zusammenhang zwischen Gutem und Übeln hingewiesen. Es gibt Gutes, das nur zum Preis der Existenz von Übel zu haben ist. Die wirkliche Welt ist die beste u.a. in dem Sinne, dass das Gute in ihr auch von Gott nicht mit einem geringen Maß an Übel verwirklicht werden kann. Außerdem ist die "beste aller möglichen Welten" dynamisch gedacht: Nicht der derzeitige Zustand der Welt ist der bestmögliche, sondern die Welt mit ihrem Entwicklungspotential ist die beste aller möglichen Welten. Gerade dieses Entwicklungspotential ermöglicht es, den derzeitigen Zustand zu verbessern, nicht hin auf einen utopischen Endpunkt, sondern immer weiter, in einem nicht endenden Prozess der ständigen sich überbietenden Entwicklung.

In seiner Begriffslehre geht Leibniz davon aus, dass sich alle Begriffe auf einfache, atomare Konzepte zurückführen lassen. Er beschäftigte sich damit, wie man diesen Konzepten Zeichen zuordnen könnte und so dann wiederum alle Begriffe ableiten könnte. So ließe sich eine ideale Sprache aufbauen. Russell und Wittgenstein haben diese Vorstellung aufgegriffen.

Auch viele bedeutende Erfindungen stammen von Leibniz, z.B. eine Rechenmaschine sowie Erfindungen zur Nutzung des Windes bei der Grubenentwässerung im Harzbergbau.

Leibniz war einer der wichtigsten interdisziplinären Gelehrten seiner Epoche. Ein großer Teil seines Wirkens ist in Briefen dokumentiert. Aus der Zeit zwischen 1663 und 1716 sind über 20000 Briefe an Leibniz überliefert, die er von rund 1100 Korrespondenten aus 16 Ländern erhalten hat. Im Leibniz-Archiv sind rund 15000 Briefe dokumentiert.

Werke

  • Die beste aller möglichen Welten (1710).
  • Monadologie, Übersetzt und herausgegeben von Hartmut Hecht, Reclam Verlag, Französisch/Deutsch


Siehe auch: Universalgelehrter, prästabilierte Harmonie, Characteristica universalis, Leibniz-Kriterium, Leibniz-Reihe, Franciscus Vieta, Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz, Leibniz Kolleg, Butterkeks

Literatur

  • Kurt Müller, Gisela Krönert: Leben und Werk von Gottfried Wilhelm Leibniz. Eine Chronik. Frankfurt am Main: Klostermann 1969. (Veröffentlichungen des Leibniz-Archivs. 2)
  • Reinhard Finster, Gerd van den Heuvel: Gottfried Wilhelm Leibniz. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. 4. Aufl. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 2000. (Rowohlts Monographien. 50481) *ISBN 3-499-50481-2
  • Eike Christian Hirsch: Der berühmte Herr Leibniz. Eine Biographie. München: C. H. Beck 2000. ISBN 340645268-X