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Deutsche Akademie für soziale und pädagogische Frauenarbeit

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Deutsche Akademie für soziale und pädagogische Frauenarbeit war eine der ersten Hochschule für Frauen.

Geschichte

Die Akademie wurde am 25. Mai 1925 von Alice Salomon ins Leben gerufen, die ihren Lehrbetrieb im Oktober des Grundungsjahres in den Räumen der Sozialen Frauenschule aufnahm. Die Gründungsidee kam zweifellos aus den USA:

"Salomon wußte, daß man Sozialarbeit in den heiligen Halllen der deutschen Universitäten nicht als Ausbildungsgang etablieren konnte. Die Stellung der Akademie sah sie eher als anolog zu technischen, künstlerischen oder landwirtschaftlichen Hochschulen" (Schüler 2004, S. 300).

Zum Vorstand gehörten neben der Vorsitzenden Alice Salomon Siddy Wronsky, Gertrud Bäumer, Marie Baum, Eduard Spranger, Helene Weber etc. Über Ziel und Aufgabe der "Frauenhochschule" schrieb Alice Salomon:

"Die Akademie wendet sich nicht an die Masse der Frauen. Sie will besonders begabte, die über die mittleren Leistungen hinausstreben, weiter bilden, ihnen zu äußerem Aufstieg wie zu einem tieferen Eindringen in die geistigen Grundlagen ihres Berufes helfen.

Die pädagogische wie die soziale Arbeit braucht Führerinnen für höhere und leitende Posten. Sie braucht Menschen, die über die Tagesarbeit hinaus der sozialen und pädagogischen Arbeit neue Ziele stecken.

Die Akademie will aber auch zu einer Stätte werden, in der Lehrkräfte für die sozialpädagogischen Bildumngsanstalten wie Frauenschulen und Wohlfahrtsschulen ausgebildet werden. Denn aus dem Mangel an Frauen, die für solche Aufgaben geeignet sind, erwächst der Entwicklung der höheren Fachschulen dieser Gebiete eine wirkliche Gefahr" (Salomon 1926, zit. n. Berger 2005 S. 64 ff.).

Vorträge und Vorlesungen wurden nicht nur von Frauen, sondern auch von Männern gehalten. Dazu zählten so bedeutende Wissenschaftler der Zeit wie Albert Einstein, Carl Gustav Jung, Ernst Cassirer, Romano Guardini, um nur einige der vielen zu nennen. Letztgenannter hielt beispielsweise Vorträge/Referate über: Vermenschlichung der Person (1925), Ethisch-religiöse Grundfragen der Existenz (1927) und einen Vortragszyklus über Dostojewski (1932) (vgl. Deuter 2001).

1926 wurde der Akademie eine Forschungsabteilung angegliedert und zwei Jahre später ein breit angelegtes Forschungsobjekt über Bestand und Erschütterung der Familie in der Gegenwart in Angriff genommen. Dazu erschienen von 1930 bis 1933 13 Monographien, u.a. von Marie Baum, Erna Corte, Alix Westerkamp, Elisabeth Luedy und Agnes Martens-Edelmann.

Im Jahre 1929 wurde Hilde Lion zur Direktorin bestimmt.

1933 löste Alice Salomon die Akademie auf, um sie vor dem Zugriff der Nazis zu retten. Festzuhalten bleibt, daß hier ein zukunftsträchtiger Zweig der sozialen Ausbildung liquidiert wurde, für den es bis heute kein Äquivalent gibt... Ohne Zweifel hätte die wissenschaftliche Entwicklung der Sozialarbeit einen anderen Verlauf gehabt, wenn diese Einrichtung erhalten geblieben wäre (Landwehr 1981, S. 70).

Literatur

  • Manfred Berger: Alice Salomon. Pionierin der sozialen Arbeit und der Frauenbewegung, Frankfurt/Main 2005
  • Gurdrun Deuter: Darstellung und Analyse der Vortragszyklen an der "Deutschen Akademie für soziale und pädagogische Frauenarbeit" in den Jahren 1925-1932, Bon 2001 (unveröffentlichte Diplomarbeit)
  • Rolf Landwehr: Alice Salomon und ihre Bedeutung für die soziale Arbeit, Berlin 1981
  • Anja Schüler : Frauenbewegung und soziale Reform, Stuttgart 2004