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Otto Moll

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Otto Moll (* 4. März 1915 in Hohen Schönberg bei Kalkhorst, Nordwestmecklenburg; † 28. Mai 1946 in Landsberg am Lech) war SS-Hauptscharführer und im KZ Auschwitz-Birkenau für den Betrieb der Krematorien verantwortlich.

Leben

Nach einer Berufsausbildung als Gärtnergehilfe trat Moll 1933 in den freiwilligen Arbeitsdienst in Velten ein. Im Mai 1935 wurde er als SS-Anwärter bei der SS-Totenkopfstandarte „Brandenburg“ in Oranienburg nördlich von Berlin eingezogen und am 16. November 1936 endgültig in die SS aufgenommen. Von 1938 bis 1941 war Moll im Konzentrationslager Sachsenhausen als Kommandoführer der Gärtnerei tätig. Am 2. Mai 1941 wurde er dann ins KZ Auschwitz-Birkenau versetzt und war zunächst für die Leitung der landwirtschaftlichen Arbeiten und dann der Strafkompanie zuständig. Danach, bis zur Inbetriebnahme der Krematorien des Vernichtungslager in Birkenau, leitete er in verschiedenen Funktionen das Sonderkommando für die Leichenverbrennung in den Gruben bei den Bunkern I und II. Dabei zeichnete er sich bei der Behandlung der Häftlinge durch besonderen Sadismus aus, der ihm den Beinamen „Henker von Auschwitz“ eintrug. Die Häftlinge des Sonderkommandos gaben ihm den Namen „Malahamoves“, das hebräische Wort für Todesengel.[1] Am 30. April 1943 wurde Moll für seine "Verdienste" mit dem Kriegsverdienstkreuz 1. Klasse mit Schwertern ausgezeichnet. In der Zeit von September 1943 bis März 1944 leitete er das KZ Fürstengrube, ein Nebenlager vom KZ Auschwitz, und anschließend bis Mai 1944 das neueröffnete Nebenlager Gleiwitz I. Danach wurde er von Rudolf Höß zum Bevollmächtigten für die Vernichtung der ungarischen Juden, der sogenannten Ungarn-Aktion, berufen und leitete die Sonderkommandos in den Birkenauer Krematorien. Ende 1944, nach Beendigung der Ungarn-Aktion, bis zur Evakuierung des KZ Auschwitz mitte Januar 1945, leitete er wieder das Nebenlager Gleiwitz I. Er erdachte auch den sogenannten "Moll-Plan", die Bombardierung des Lagerkomplexes nach der Evakuierung durch die Luftwaffe und damit die Tötung der zurückbleibenden Häftlinge, der jedoch nicht umgesetzt wurde.

Nach der Evakuierung des KZ Auschwitz soll Moll kurzzeitig zwischen dem KZ Sachsenhausen und dem KZ Ravensbrück mit einer Gruppe von Spezialisten gependelt sein und dort Vergasungen und Erschießungen von Häftlingen geleitet beziehungsweise durchgeführt haben.

Die letzte Station von Molls SS-Laufbahn waren ab dem 25. Februar 1945 diverse Kauferinger Nebenlager des KZ Dachau (größter Konzentrationslagerkomplex innerhalb des Deutschen Reichs; 11 Konzentrationslager). Hier war er für die Arbeitseinteilung der Häftlinge verantwortlich. Dabei soll Moll Häftlinge geschlagen und ihre Versorgung vernachlässigt haben. Nach Kriegsende beschuldigten Häftlinge ihn, Ende April 1945 auf dem Todesmarsch von Kaufering II nach Dachau 26 marschunfähige Häftlinge erschossen zu haben.

Im Mai 1945 wurde er von den Amerikanern verhaftet. Am 15. November 1945 wurde Moll im Dachau-Hauptprozess, der im Rahmen der Dachauer Prozesse stattfand, von einem US-amerikanischen Militärgericht als Kriegsverbrecher angeklagt und am 13. Dezember 1945 mit fünfunddreißig weiteren Mitangeklagten zum Tod durch den Strang verurteilt. Beim Urteil wurden als individuelle Exzesstaten bei Moll die Misshandlung von Häftlingen sowie die Erschießung von Häftlingen auf dem Evakuierungsmarsch Kauferinger Nebenlagern berücksichtigt.[2] Das Urteil wurde am 28. Mai 1946 im Kriegsverbrechergefängnis Landsberg vollstreckt.

Literatur

  • Schmid, Hans: Otto Moll - „der Henker von Auschwitz“, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 2 (2006), S. 118-138.
  • Holger Lessing: Der erste Dachauer Prozess (1945/46). Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 1993, ISBN 3-7890-2933-5
  • Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau (Hrsg.): Auschwitz in den Augen der SS. Oświęcim 1998, ISBN 83-85047-35-2
  • Strebel, Bernhard: Das KZ Ravensbrück, Geschichte eines Lagerkomplexes, Paderborn 2003, S. 467, 476, 479, 522
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich: Wer war was vor und nach 1945. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007. ISBN 978-3-596-16048-8

Einzelnachweise

  1. Shlomo Venezia: Leichen verscharren in der Hölle von Auschwitz In: Welt-Online, 25. Januar 2008
  2. Holger Lessing: Der erste Dachauer Prozess (1945/46)., Baden-Baden 1993, S.322

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