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Alfred Russel Wallace

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Alfred Russel Wallace um 1908

Alfred Russel Wallace (* 8. Januar 1823 in Usk, Monmouthshire; † 7. November 1913 in Broadstone, Dorset) war ein britischer Naturforscher. Unabhängig von Charles Darwin entwickelte er Ideen zur Evolutionstheorie. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Wallace“.

Leben und Wirken

Der junge Alfred Russel Wallace im Alter von 24 Jahren (1848)
Das Neath Mechanics Institute.

Alfred Russel Wallace war das achte von insgesamt neun Kindern (5 Schwestern, 3 Brüder) des Juristen Thomas Vere Wallace und seiner Frau Mary Anne Greenell. 1828 zog die Familie nach Hertford wo Wallace die Hertford Grammar School besuchte. Ende 1836 musste er Schule verlassen, er zog zu seinem Bruder John nach London, der Bauunternehmer war. Dort beschäftigten sich beide mit den Ideen des Sozialisten Robert Owen. Noch im selben Jahr noch zog er zu seinem Bruder William nach Bedfordshire, der ein Landvermessungsbüro betrieb, um bei ihm zu arbeiten. Er begann ein Uhrmacherlehre, die er jedoch bald wieder abbrach. Von 1843 bis 1844 war er Lehrer von „junior classes“ in Leicester. In diesem Jahr traf er seinen späteren Reisepartner einen Schmetterlings- und Käfersammler, kennenlernte. Wallace ließ sich von ihm begeistern und begann ebenfalls mit dem Sammeln. In der Bibliothek von Leicester las er die Arbeiten von Alexander von Humboldt und Thomas Robert Malthus.[1] 1846 starb sein Bruder William. Erneut begann er eine Zusammenarbeit mit seinem Bruder John, wieder als Landvermesser, und er startete ein Architekturprojekt.[2]

Angeregt durch die Reiseberichte Alexander von Humboldts und Charles Darwins sowie nach der Lektüre von W. H. Edwards A Voyage up the Amazon beschlossen Wallace und Bates 1847 nach Pará (heute Belém) in Südamerika zu reisen. 1848 überquerten sie den Atlantik auf der Barke Mischief. Vier Jahre lang sammelten Wallace und Bates am Amazonas und am Rio Negro, bei Barra, Sao Joaquin und Vaupes. Meist gingen sie getrennte Wege. Wallace wurde zeitweise von seinem Bruder Herbert begleitet, bis dieser Ende Mai 1851 an Gelbfieber starb. Auf der Rückreise nach England brach auf dem kautschukbeladenen Schiff Helen Feuer aus. Wallace verlor seine Sammlung. Nur wenige Zeichnungen konnte er ins Beiboot retten. Zehn Tage später nahm sie die Jordeson auf. Das Material reichte nur für einen kurzen Reisebericht: die Narrative of Travels on Amazon and Rio Negro, wovon 750 Exemplare gedruckt wurden. Immerhin brachte dieser ihm Aufmerksamkeit und Kontakte ein: So lernte Wallace nach seiner Rückkehr in London Thomas Henry Huxley kennen und in der Insektensammlung des Natural History Museum begegnete er Charles Darwin. Nur aufgrund des Engagements ihres Agenten, der ohne das Wissen der beiden Naturforscher die Sammlung über 200 ₤ versichert hatte, entgingen Wallace und Bates einem finanziellen Desaster. Wallace schätzte später die Verluste auf etwa 500 ₤.[3]

Während der Besuche in den Vogel- und Insektensammlungen des British Museum kam Wallace zu der Überzeugung, dass die Inselgruppen des Malaiischen Archipels, die für eine unglaublich reiche Artenvielfalt berüchtigt waren, wohl das lohnendste Ziel für Sammler und Naturforscher sein müssten.[4] Mit Hilfe des Präsidenten der Royal Geographical Society, Roderick Murchison, erhielt er ein Ticket nach Singapur Anfang 1854. Acht Jahre verbrachte er im Malaiischen Archipel. Nach Singapur bereiste er Malakka, Borneo, Java, Sumatra, Bali, Lombok, Timor und Celebes, die Molukken und Papua-Neuguinea. Er katalogisierte 125.660 Pflanzen- und Tier-Exemplare und sandte diese nach England.[5] Insbesondere beschäftige er sich auch mit der Verbreitung und Biologie der Paradiesvögel.

Wallace lernt 1864 seine spätere Frau Annie Mitten kennen, wird Assistenzsekretär bei der Royal Geographical Society, 1865 heiratete er sie und bekam mit ihr drei Kinder. Von 1869 bis 1885 veröffentlichte er The Malay Archipelago, Land Nationalization,Bad Times und Darwinism, 1879 schrieb er für die Encyclopedia Britannica. Von 1886 bis 1887 hielt er Vorträge in Nordamerika unter anderem in New York, Boston, Washington, San Francisco, Yosemite, Nevada und Quebec. 1897 hielt er weitere Vorlesungen, diesmal in Davos. 1899 veröffentlichte er noch einige Antikriegs-Essays, 1913 The Revolt of Democracy und Social Environment and Moral Progress. Am 7. November starb Wallace in Dorset.

Ehrungen

Auf Mond und Mars sind Krater nach ihm benannt. Die Trennlinie zwischen den biogeographischen Gebieten Australiens und Südostasiens trägt ihm zu Ehren den Namen Wallace-Linie. Darüber hinaus sind zahlreiche Organismen nach ihm benannt, wie der Wallace-Paradiesvogel (Semioptera wallacii) und die Gattung Wallacea Spruce der Pflanzenfamilie der Ochnaceae.

Schriften (Auswahl)

Bücher

  • Palm Trees of the Amazon and Their Uses. John Van Voorst, London 1853; digitalisierte Fassung
  • A Narrative of Travels on the Amazon and Rio Negro, With an Account of the Native Tribes, and Observations on the Climate, Geology, and Natural History of the Amazon Valley. Reeve & Co., London 1853
  • The Malay Archipelago; The Land of the Orang-utan and the Bird of Paradise; A Narrative of Travel With Studies of Man and Nature. Macmillan & Co., London 1869, 2 Bände
  • Contributions to the Theory of Natural Selection. A Series of Essays. Macmillan & Co., London & New York 1870
  • On Miracles and Modern Spiritualism. Three Essays. James Burns, London 1875
  • The Geographical Distribution of Animals; With A Study of the Relations of Living and Extinct Faunas as Elucidating the Past Changes of the Earth's Surface. Macmillan & Co., London 1876 - 2 Bände
  • Tropical Nature, and Other Essays. Macmillan & Co., London & New York 1878
  • Island Life: Or, The Phenomena and Causes of Insular Faunas and Floras, Including a Revision and Attempted Solution of the Problem of Geological Climates. Macmillan & Co., London 1880
  • Land Nationalisation; Its Necessity and Its Aims; Being a Comparison of the System of Landlord and Tenant With That of Occupying Ownership in Their Influence on the Well-being of the People. Trübner & Co., London 1882
  • Bad Times: An Essay on the Present Depression of Trade, Tracing It to Its Sources in Enormous Foreign Loans, Excessive War Expenditure, the Increase of Speculation and of Millionaires, and the Depopulation of the Rural Districts; With Suggested Remedies. Macmillan & Co., London & New York 1885
  • Darwinism; An Exposition of the Theory of Natural Selection With Some of Its Applications. Macmillan & Co., London & New York 1889
  • Natural Selection and Tropical Nature; Essays on Descriptive and Theoretical Biology. Macmillan & Co., London & New York 1891
  • The Wonderful Century; Its Successes and Its Failures. Swan Sonnenschein & Co., London 1898
  • Studies Scientific and Social. Macmillan & Co., Ltd., London 1900 - 2 Bände
  • Man's Place in the Universe; A Study of the Results of Scientific Research in Relation to the Unity or Plurality of Worlds. Chapman & Hall, Ltd., London 1903
  • My Life; A Record of Events and Opinions. Chapman & Hall, Ltd., London 1905 - 2 Bände
  • Is Mars Habitable? A Critical Examination of Professor Percival Lowell's Book "Mars and Its Canals", With an Alternative Explanation. Macmillan & Co., Ltd., London 1907
  • The World of Life; A Manifestation of Creative Power, Directive Mind and Ultimate Purpose. Chapman & Hall, London 1910
  • Social Environment and Moral Progress. Cassell & Co., Ltd., London, New York, Toronto & Melbourne 1913
  • The Revolt of Democracy. Cassell & Co., Ltd., London, New York, Toronto & Melbourne 1913

Zeitschriftenbeiträge

  • On the Natural History of the Aru Islands. In: The Annals and Magazine of Natural History, Dezember 1857, Schlüsselwerk der Inselbiogeographie.[1]
  • ? 1866 The Scientific Aspect of the Supernatural

Eine Liste aller veröffentlichten Artikel und Aufsätze findet sich bei James Marchant: Alfred Russel Wallace. Letters and Reminiscences, Vol. II, ab Seite 258, online [2].

Nachweise

Literatur

  • James Marchant: Alfred Russel Wallace. Letters and Reminiscences, Harper and Brothers Publishers, New York and London 1916; Band 1, Band 2

Einzelnachweise

  1. Vgl. Alfred Russel Wallace, My Life (1), p. 223, 230, 232, 237.
  2. Vgl. Alfred Russel Wallace, My Life (1), p. 239-245, 241, 264.
  3. Vgl. Alfred Russel Wallace, My Life (1), p. 267, 275-281, 304-312, 320-321, 323-324.
  4. Vgl. Alfred Russel Wallace, My Life (1), p. 326-327.
  5. Vgl. Alfred Russel Wallace, My Life (1), p. 326-336. Sein Reisebericht ist gespickt mit Naturbeobachtungen und Analysen der kolonialen Gesellschaftsverhältnisse. Im Vorwort (The Malay Archipelago (1), p. xiv) schlüsselt er die gesammelten Arten auf.

Weiterführende Literatur

  • Barbara G. Beddall: Wallace, Darwin and the Theory of Natural Selection. A Study in the Development of Ideas and Attitudes. In: Journal of the History of Biology. Band 1, S. 261-323, 1968
  • Andrew Berry: Infinite Tropics. An Alfred Russel Wallace Anthology, Verso London, New York 2002, ISBN 1-85984-652-1
  • Peter J. Bowler: Alfred Russel Wallace's Concepts of Variation. In: Journal of the History of Medicine and Allied Sciences. Band 31, S. 17-29, 1976
  • Arnold C. Brackman: A delicate Arrangement. The strange Case of Charles Darwin and Alfred Russel Wallace. Times Books, New York 1980, ISBN 0-8129-0883-X
  • John Langdon Brooks: Just Before the Origin: Alfred Russel Wallace's Theory of Evolution, iUniverse, 1999, ISBN 1-58348-111-7
  • H. Lewis McKinney: Wallace and Natural Selection, Yale University Press, New Haven and London 1972, ISBN 0-300-01556-9
  • Peter Raby: Alfred Russel Wallace. A Life, Chatto & Windus, London 2001, ISBN 0-7011-6838-2
  • Tim Severin: The Spice Islands Voyage: The Quest for Alfred Wallace, the Man Who Shared Darwin's Discovery of Evolution. Ulverscroft Large Print, 1998, ISBN 0-7867-0721-6
  • Amabel Williams-Ellis: Darwin's moon. A Biography of Alfred Russel Wallace, Blackie, London and Glasgow 1966, ISBN 0-216-88398-9
Commons: Alfred Russel Wallace – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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