Proteinurie
Klassifikation nach ICD-10 | |
---|---|
R80 | Isolierte Proteinurie Albuminurie o.n.A. |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Unter Proteinurie versteht man die Ausscheidung von Eiweiß über den Urin. Die Grenze für eine normale (physiologische) Proteinauscheidung wird mit weniger als 150 Milligramm pro Tag angesetzt. Eine erhöhte Eiweißausscheidung kann ein harmloses, vorübergehendes Ereignis sein, anhaltend erhöhte Eiweißmengen im Urin sind allerdings nicht nur die Folge verschiedenster Erkrankungen, sondern auch eine wichtige eigenständige Ursache für das Fortschreiten einer Nierenerkrankung.
Bestandteile
Neben der Menge ist auch die Zusammensetzung der Eiweißbestandteile von Bedeutung. So kann auch bei geringfügiger Proteinurie eine Erkrankung vorliegen, wenn ein pathologisches Verteilungsmuster vorliegt. Dies gilt besonders bei systemischen Erkrankungen wie einem Diabetes mellitus, einer arteriellen Hypertonie oder einem Lupus erythematodes.
Von 500 im Urin gesunder Personen vorhandenen Eiweißstoffen ist ein Großteil noch nicht identifiziert, wobei empfindlichere Messmethoden wie Radioimmunoassay oder Nephelometrie Abhilfe schaffen.
Die wichtigsten Proteine sind
- Albumin,
- Globuline (Alpha-1-Mikroglobuline und Alpha-2-Makroglobuline),
- Uromodulin (= Tamm-Horsfall-Protein), der in der Niere gebildete mengenmäßig wichtigste physiologische Eiweißstoff
- Antikörperleichtketten (Kappa- und Lambda-Leichtketten).
Einteilung
Um die Bedeutung des Befunds "Proteinurie" zu erfassen muss zunächst geklärt werden, ob es sich um eine harmlose (physiologische) oder krankhafte (pathologische) Eiweißausscheidung handelt.
Die Ursachen einer pathologischen Proteinurie sind Veränderungen, die bei der eigentlichen Urinbildung zum Tragen kommen oder mit dieser selbst nichts zu tun haben. Erstere werden als renale Formen in glomeruläre und tubuläre Proteinurien, letztere in prärenale (bzw. präglomeruläre) und postrenale Formen unterteilt.
Glomeruläre Proteinurie
- Diabetes mellitus
- arterielle Hypertonie (Bluthochdruck)
- Entzündungen der Niere
- Medikamente
- EPH-Gestose in der Schwangerschaft
- erbliche Schädigungen
- gutartige Proteinurien bei:
- Stress
- zu hoher/niedriger Körpertemperatur
Tubuläre Proteinurie
- Entzündungen im Bereich der Tubuli
- zu hohe Harnsäurewerte (Gicht)
- längerer Schmerzmittelmissbrauch
- multiples Myelom
- Störungen der Harnblasenentleerung mit Rückstau in die Niere
- Hypokaliämie
- Hyperkalzämie
Ursache oberhalb der Niere Hier liegt meistens ein Überangebot eines bestimmten Eiweißes im Blut vor:
- Hämolyse
- Myoglobinämie
- Plasmozytom (Entstehung von Bence-Jones-Proteinen)
Ursache unterhalb der Niere
- Harnleitersteine
- Blasensteine
- Harnleiter/Blasenentzündung
- Tumore
Diagnose
Meist wird eine Proteinurie durch einen Teststreifen, der in den Urin eingetaucht wird und nach einer gewissen Zeit einen Farbumschlag zeigt, erkannt. Weiterführende Untersuchungen werden dann in einem Labor vorgenommen. Je nach Protein-Ausscheidungsmuster lassen sich Rückschlüsse auf die mögliche zugrundeliegende Erkrankung ziehen (sogenannte diagnostische Erwartungsgruppen). Ein Gesamtspektrum der ausgeschiedenen Eiweißkörper erhält man durch Auftrennung des unkonzentrierten Harns in einem Polyacrylamidgel, das ein Detergens enthält (SDS-Elektrophorese). Die Methode ist qualitativ, sehr sensitiv (Protein-Silberfärbung), stellt aber im Gegensatz zu einer quantitativen Individualproteinbestimmung alle Proteine im Harn eines Molekulargewichtsbereichs von 10.000 bis ca. 200.000 Dalton dar. Mit dem Western Blot lassen sich über spezifische Antikörper die Proteinbanden definierten Eiweißkörpern zuordnen.