Zum Inhalt springen

Kinder- und Jugendliteratur

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. November 2008 um 19:05 Uhr durch NikePelera (Diskussion | Beiträge) (Phantastische Kinder- und Jugendliteratur). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Kinder- und Jugendliteratur bezeichnet diejenigen literarischen Werke, deren Zielgruppe Kinder und Jugendliche sind, sie wird entweder gleich in Hinblick auf ein bestimmtes Jugendalter geschrieben oder auch ohne die spezielle Autorenabsicht für Kinder zu schreiben als für diese geeignet entdeckt und zuweilen dann auch speziell für Kinder illustriert oder zu einer neuen Fassung für Kinder überarbeitet. Kinderbücher differenzieren sich in entsprechende Lebensphasen des Kindes bis zum Erwachsenenalter, worin oft große Unterschiede festzustellen sind, nicht nur weil das Kind sich weiterentwickelt, sondern auch, weil das Kind im Laufe seiner Entwicklung sich von der jeweils überwundenen, von seinem neuen Standpunkt aus kindlichereren Phase zunächst sehr gerne abzugrenzen wünscht. Deshalb unterscheiden sich die ersten Bücher von den Kleinkindbücher und dann von den Jugendbüchern sehr deutlich. Kinderbücher streben nach einer altersgerechten die Wahrnehmung und das Denken konstruktiv erweiternden Kommunikation mit dem rezipierenden Kind. Allerdings gibt es auch schon für die verschiedenen Kindheitsphasen Konsumliteratur, die nur auf Unterhaltung zielt und das Kind nicht wirklich weiterbringen. Große Kinderbücher, die auch mancher im Erwachsenenenalter erneut wieder zur Hand nimmt, machen Umgebung, Gesellschaft und Gefühle für die Kinder deutlicher und artikulierbarer und die Lektüre fördert und weitet in oft bezaubernd einfallsreicher Weise die Haltung auch vom kindlichen Ich zur Welt.

Geschichte

Anfänge

William Caxtons Übersetzung von Äsops Fabeln (um 1500)
Orbis Sensualium Pictus (1658)

Die erste Kinder- und Jugendliteratur bestand in „erwachsenen“ Stoffen, die im Hinblick auf eine jüngere Leserschaft bearbeitet waren. So sind aus der Antike entsprechende Fassungen von HomersIlias“ bekannt.

Im Mittelalter dienten die Fabeln von Äsop als Kinder- und Jugendliteratur, besonders im schulischen Bereich (der damals im wesentlichen auf Klosterschulen beschränkt war). Es ist davon auszugehen, dass Kinder dort auch mit Werken wie der Bibel in Berührung kamen. Diese waren zunächst in lateinischer, später auch in der örtlichen Sprache abgefasst. Ab der Renaissance studierten einige Kinder zusammen mit ihren Eltern oder Religionslehrern religiöse Literatur.

Die Erfindung des Buchdrucks Mitte des 15. Jahrhunderts erleichterte den Zugang der Bevölkerung – darunter auch den Kindern – zur Literatur. In den 1480er Jahren veröffentlichte William Caxton eine Reihe von Kinderbüchern. Diese stellten einen lukrativen Markt dar, da Kinder dazu neigten, Bücher rasch zu zerstören. Mit dem Buchdruck waren auch immer mehr Menschen in der Lage, zu lesen. Ein Großteil der ersten speziell für Kinder gedruckten Werke waren Lernhilfen wie etwa Hornbücher.

In den 1580er Jahren erschienen zahlreiche günstige, oft minderwertige Bücher, die von Hausierern vertrieben und später auch „Volksbücher“ genannt wurden. Einige Historiker halten das 1658 vom Tschechen Johann Amos Comenius veröffentlichte Werk zum Lateinunterricht Orbis Sensualium Pictus für das erste Bilderbuch für Kinder. In den 1750er Jahren kamen nur wenige Seiten umfassende Hefte unterschiedlichen Inhalts aus Pappe auf den Markt, die oft Gebete sowie ein mit Holzschnitten illustriertes ABC enthielten. Diese Buchform war bis Mitte des 19. Jahrhunderts populär. Bekannt wurde der vom englischen Buchverkäufer und Autor anti-katholischer Verse Benjamin Harris verfasste New England Primer, der zum weitestverbreiteten Schulbuch Amerikas wurde.

Ab dem 18. Jahrhundert erschienen jugendgerechte Umarbeitungen erzählender Werke, wie DefoesRobinson Crusoe“ (bearbeitet durch J. H. Campe, 1719), Coopers „Lederstrumpf“-Erzählungen, Swifts „Gullivers Reisen“ (1726), Melvilles „Moby Dick“ u. a., die durch ihre aufregende Handlung und Exotik bestachen. Allerdings waren vor dem 19. Jahrhundert Romane selten bebildert.

Moralistische Werke

James Janeway, A Token for Children, postume Ausgabe von 1676.

Im 17. und 18. Jahrhundert veröffentlichten Puritaner in England und Amerika Kinderbücher, die von protestantischer Ethik geprägt waren. Da die Kindersterblichkeit damals sehr hoch war – nur jeder zweite Mensch erreichte das Erwachsenenalter –, lag der erzieherische Sinn der moralistischen Kinderliteratur vor allem in der Vorbereitung der Kinder auf ihren Tod und der Vermeidung der Höllenverdammnis. Ein Beispiel puritanischer Kinderliteratur ist James Janeways A Token for Children (1671?), das eine Reihe von „Geschichten beispielhafter Lebensführung und freudvoller Todesfälle kleiner Kinder“ enthält. Es war bis Mitte des 19. Jahrhunderts in England und seinen Kolonien weit verbreitet. Die Todesfurcht der Kinder wurde auch durch präzise Beschreibungen der Höllenqualen und durch das Zeigen von Leichen und öffentlichen Hinrichtungen gefördert.

Isaac Watts’ 1715 veröffentlichte Divine Songs Attempted in Easy Language for the Use of Children milderten die makabre Erzählweise und waren freundlicher gehalten. Seine Verse waren weiterhin Ausdruck der im 18. Jahrhundert verbreiteten Sichtweise, dass Kinder kleine Erwachsene von immanent boshaftem Wesen seien. Watts’ Lieder waren bis ins späte 19. Jahrhundert als Übungen zum Auswendiglernen geschätzt.

Abkehr von der erzieherischen Botschaft

Szene aus dem Struwwelpeter (1845)
Illustration aus Alice im Wunderland (1865)

Einige der ersten Kinderbücher, die neben einer rein erzieherischen Botschaft auch Unterhaltungswert hatten, wurden von John Newbery in den 1740er Jahren veröffentlicht; allerdings schrieb bereits einige Jahre zuvor Thomas Boreman seine Gigantick Histories.

Dennoch prägten moralistische Wertvorstellungen bis ins späte 19. Jahrhundert weiterhin – auch im deutschsprachigen Raum – viele Kinderbücher, obwohl ab Mitte des 18. Jahrhunderts die rein religiöse Botschaft immer mehr von dem von Locke und Rousseau propagierten rationalen Moralismus, bei dem die erzieherische Botschaft in raffiniert ausgearbeiteten Geschichten versteckt wird, verdrängt wurde. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden auch reine Fantasie- und Abenteuergeschichten immer mehr als Kinderliteratur akzeptiert. 1893 erschien in Deutschland erstmals die Jugendschriften-Warte, eine Publikation der Vereinigten Prüfausschüsse, die neu erschienene Kinder- und Jugendbücher beurteilten und Listen empfehlenswerter Bücher herausgab. Diese Publikation hatte in Deutschland sehr weitreichenden Einfluss, was als lesenswerte Literatur galt. Gegen Ende der Weimarer Republik betrug die Auflage der Publikation fast 200.000 Exemplare und war Beilage fast aller Lehrerzeitungen. In ihren Empfehlungslisten legte die Prüfungsausschüsse sehr traditionelle Bewertungskriterien von Kunst und Kindertümlichkeit als Maßstab an. Weit verbreitete Bücher wie etwa die Trotzkopf-Reihe der Emmy von Rhoden, die Publikation der Thekla von Gumpert oder die Nesthäkchen-Serie von Else Ury galten als verderblicher Schund.

Heinrich Hoffmanns Struwwelpeter (1845) war eines der ersten und auch eines der erfolgreichsten Kinderbücher, das vom Autor selbst illustriert wurden. Auch wenn – oder gerade weil – die erzieherische Botschaft deutlich zu erkennen ist, weisen die grotesk überzeichneten Illustrationen und Texte eine ganz eigene Komik auf, die jedoch teilweise nicht wahrgenommen wurde.

Historiker sind sich darin einig, dass Lewis Carrolls Geschichten von Alice im Wunderland (1865) als erste vollständig frei von moralistischer Botschaft sind. Carroll parodierte in seinem Werk Watts’ Verse. Im selben Jahr wie Alice erschienen Wilhelm Buschs satirische Max und Moritz-Geschichten. Die nunmehr zunehmend in Vergessenheit geratenden Geschichten zur moralischen Erbauung wurden auch weiterhin vereinzelt parodiert, etwa von Hilaire Belloc (Cautionary Tales, 1907). In der Tradition von Lewis Carolls vom kindlichen Denken inspierierte Herangehensweise an das Verfassen von Kinderbüchern steht auch der englische Autor A. A. Milne. Seine Geschichten von Pu dem Bären sind zu Pardigmen der Kinderliteratur geworden. Verfasst wurden sie in zwei Einzelbänden Winnie-the-Pooh von 1926 und The House at Pooh Corner von 1928 und ergänzt wurden die Pu - Geschichten durch zwei nachfolgende Gedichtbände When We Were Very Young und Now We Are Six. Letztere heißen in der deutschen Übersetzung Ich und Du, der Bär heißt Pu. Für das Verständnis insbesondere der englischen Kinderliteratur ist es allerdings auch unerlaesslich an den Erfinder des Limericks zu denken: Edward Lear - diese überaus geistreichen Verbindung von Witz und Gedicht wirkte auf Carroll ebenso wie auf Milne, aber auch auf deutschen Dichter wie Wilhelm Busch, Christian Morgenstern, Kurt Schwitters, Joachim Ringelnatz und Ernst Jandl, Robert Gernhardt, Peter Ustinov u.a.. Ausgesprochene Kindergedichte gibt es unter diesen letzteren v. a. bei Busch, Morgenstern und Ringelnatz.

Moderne Werke

Überholt ist die Ansicht, Kinder- und Jugendbücher hätten auf bestimmte Themen zu verzichten, da sie sich nicht altersgerecht darstellen ließen. Vielmehr umfasst die Spanne dieselbe Bandbreite wie in der Literatur für Erwachsene. Auch besteht ein immer größeres Bedürfnis der Kinder und Jugendlichen danach, in Büchern all die gesellschaftlichen und sozialen Themen wieder zu finden, mit denen sie selber konfrontiert sind. Sie möchten auch als Leser ernst genommen werden. Deshalb finden sich in der Literatur Themen wie Tod (Jutta Bauer: Opas Engel; Jutta Richter: Hechtsommer), Selbstmord (Johann Wolfgang von Goethe: Die Leiden des jungen Werthers) - letzteres allerdings kein Kinderbuch, sondern höchstens als Buch sowohl für Kinder als auch für Erwachsene zu betrachten - Ausländerfeindlichkeit (Tahar Ben Jelloun: Papa, was ist ein Fremder?), Behinderungen (Rodman Philbrick: Freak), Scheidung der Eltern (Anne Fine: Familien-Spiel) oder der Kampf um Selbstbestimmung (Bali Rai: Bloß (k)eine Heirat).

Zu den Autoren, die immer wieder kontroverse Bücher veröffentlichen und gerade die von der Gesellschaft vielfach schon verloren gegebenen Jugendlichen im Blick haben, gehört Morton Rhue. Aus seinem Werk ragt vor allem der auf tatsächlichen Ereignissen basierende Roman Die Welle heraus, das bekannteste Buch über Rechtsradikalismus unter Jugendlichen. Es bildete auch die Vorlage für ein von Reinhold Tritt verfasstes Theaterstück sowie mehreren Filmen, zuletzt 2008 eine deutsche Adaption durch Dennis Gansel.

Selbstverständlich finden nicht nur diese engagierten, von der Literaturkritik, Pädagogen und Eltern als „wertvoll“ geschätzten Bücher ihr begeistertes Publikum. Vielfach wird dieser Anspruch als aufgesetzt empfunden und deshalb abgelehnt. Kinder und Jugendliche lesen deshalb häufig reine Unterhaltungsgeschichten wie die Reihen Die wilden Hühner von Cornelia Funke oder Der MädchenHasserClub von Christian Bieniek. Sehr beliebt sind vor allem spannende Reihen wie die Gänsehaut-Bücher von R. L. Stine, die von Alfred Hitchcock inspirierten Die drei Fragezeichen oder die schon etwas älteren Fünf Freunde von Enid Blyton. Auch dies kann dabei helfen, einen eigenständigen Geschmack zu entwickeln.

Kinder- und Jugendliteratur als Lehrfach

Kinder- und Jugendliteratur ist auch Lehrfach des Fächerkanons vieler Fachakademien oder -hochschulen für Sozialpädagogik (Ausbildung ErzieherIn). Selbst in der literaturwissenschaftlichen Beschäftigung hat sich die Kinder- und Jugendliteratur einen festen Platz erkämpft.

Genres

Allgemein

Auch wenn im Gefolge der sehr umfänglichen und sehr erfolgreichen Harry-Potter-Bände so manches Kinder- oder Jugendbuch immer öfter als Roman gehandelt wird, ist die übliche Gestaltungsform in der Kinder- und Jugendliteratur die Erzählung. Insbesondere für Kinder unter zwölf Jahren werden in der Hauptsache Titel verfasst, die aus einer Perspektive die Erlebnisse und Erfahrungen einer Identifikationsfigur oder -gruppe zumeist in einem überschaubaren Zeitabschnitt in chronologischer Abfolge abbilden – dass diese Form durchaus anspruchs- wie gehaltvolle Werke zeitigen kann, beweist u. a. Jutta Richter mit ihren preisgekrönten Erzählungen für Kinder Der Tag, als ich lernte die Spinnen zu zähmen oder auch Der Hund mit dem gelben Herzen. Demgegenüber stehen Buchtitel mit funktionaler Ausrichtung wie die sogenannten Erstlesebücher, deren Geschichten sehr knapp gehalten und in kurzen Sätzen erzählt werden, um das Lesen zu erleichtern. Als Faustregel kann gelten: Je jünger die angesprochene Zielgruppe ist, desto mehr Bilder illustrieren ein Kinderbuch. Auch die Seitenzahlen für die jeweiligen Altersgruppen unterliegen mittlerweile einer gewissen Gesetzmäßigkeit. So weisen Bilderbücher für Kinder bis sechs Jahren in der Regel zwischen 24 und 48 großformatige Seiten auf, in denen naturgemäß die Illustrationen mehr Raum einnehmen als der Text. Illustrierte Bücher für Kinder zwischen sechs und neun Jahren variieren zwischen 64 und 96 Seiten, um dann für die Kinder von elf Jahren auf ca. 180 Seiten und mittlerweile auch darüber hinaus anzuwachsen.

Jugendromane

Jugendromane sind Bücher für eine jugendliche Zielgruppe. Themen sind Dinge, die für Jugendliche relevant sind, wie Schule, Liebe und Verliebtheit, Sport und andere Freizeitbeschäftigungen, aber auch Drogen, Klamotten, Familienleben mit Familienkrisen, der Prozess des Erwachsenwerdens etc. Ein besonderes Merkmal solcher Bücher ist, dass die Hauptpersonen meist Jugendliche sind, zum Beispiel in Büchern wie Tintenherz, Harry Potter und diversen anderen.

Die Grenzen zur klassischen Literatur auch für erwachsene Leser sind beim Kinder- und Jugendbuch fließend. Richteten die Werke von Jules Verne, Karl May Daniel Defoes Robinson Crusoe, Alexandre Dumas' Die drei Musketiere oder Jonathan Swifts Gullivers Reisen, Robert Louis Stevensons Die Schatzinsel oder Walter Scotts Robin Hood - Geschichte in Ivanhoe sich zur Zeit ihres Entstehens noch vorwiegend an Erwachsene, gelten sie heute als Jugendliteratur.

Die früher gebräuchlichen strikten Differenzierungen der verschiedenen Zielgruppen, für die ein Roman als geeignet angesehen wird, verschwimmen immer mehr. Dies liegt zum einem daran, dass Kinder immer früher die Reife vorausgehender Generationen erreichen, aber auch daran, dass immer mehr Autoren wie Joanne K. Rowling, Cornelia Funke oder Walter Moers mit ihren vor allem an Jugendliche gerichteten Geschichten zunehmend auch Erwachsene als Leser erreichen. Daneben schreiben renommierte Schriftsteller wie Per Olov Enquist, Isabel Allende, Henning Mankell, Paula Fox oder Joyce Carol Oates für eine jugendliche Leserschaft.

Für Kinder- und Jugendromane gibt es keine Schranken hinsichtlich der Genres, in denen ihre Geschichten erzählt werden. Dies reicht vom Bilderbuch, Märchen und Lyrik über Fantasy, Krimi, Liebesgeschichten und Historienroman bis zum Sachbuch und Comic.

In Japan sind Romane mit Illustrationen im Manga-Stil, sogenannte Light Novels, populär. Einige, wie Rosen unter Marias Obhut oder Die Zwölf Königreiche, werden auch ins Deutsche übersetzt.

Autobiographien

Ein bedeutender Zweig der (Erwachsenen-)Literatur sind des Weiteren Schilderungen von autobiographischen Jugenderlebnissen, in denen Literaten sich selber oder fiktive Charaktere beschreiben, um eine zurückliegende Zeit und den dahinter stehenden Reifeprozess zu behandeln. Dieses ist für gleichaltrige Leser aus nahe liegenden Gründen interessant, auch wenn Handlung und Stil nicht an jugendliche Lesebedürfnisse angepasst sind. Reale Beispiele hierfür Imre Kertesz’ “Roman eines Schicksallosen“,„Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque, „Ein Porträt des Künstlers als junger Mann“ von James Joyce oder „Die Kindheit eines Chefs“ von Jean-Paul Sartre, literarische Darstellungen fiktiver Coming of Age-Geschichten sind William GoldingsHerr der Fliegen“ oder Sven RegenersNeue Vahr Süd“.

Häufig erzählten Schriftsteller ihren jungen Lesern ihre eigene Kindheit. Hierzu gehören Erich Kästner (Als ich ein kleiner Junge war), Uri Orlev (Die Bleisoldaten), Renate Welsh (Dieda oder Das fremde Kind) und Roald Dahl (Boy. Schönes und Schreckliches aus meiner Kinderzeit). Marjaleena Lembcke verfasste mehrere Romane über ihre Kindheit und Jugend in Finnland – in Als die Steine noch Vögel waren erinnert sie sich an ihren kleinen Bruder Pekka, den viele für sonderbar hielten. Astrid Lindgrens Autobiographie Das entschwundene Land war das einzige Buch, mit dem die beliebte Autorin sich vorwiegend an eine erwachsene Leserschaft richtete.

Einen Sonderfall stellt Das Tagebuch der Anne Frank dar, denn die Autorin war selber noch Jugendliche. Lara Cardella klagte in dem autobiographischen Roman Ich wollte Hosen, den sie als 19-Jährige verfasste, den Chauvinismus und die Rückständigkeit an, die noch heute in Sizilien vorherrschen. Susan E. Hinton verfasste den Roman Die Outsider 1967 im Alter von 16 Jahren und ließ sich dabei von Ereignissen in ihrer Heimatstadt inspirieren. Hannah Green beschrieb in Ich hab Dir nie einen Rosengarten versprochen ihren eigenen Aufenthalt als Teenager in einer „Irrenanstalt“ der 60er Jahre. Die von Per Olov Enquist geschilderten Erlebnisse eines Großvaters mit seinen Enkeln basieren auf tatsächlichen Erlebnissen Enquists (Titel: Großvater und die Wölfe).

Bilderbücher

Kind sucht Bilderbuch aus

Ab 1830 kennt man in Deutschland den Begriff Bilderbuch als eine Buchform nur für Kinder. Die beiden ersten großen Erfolge stellen Struwwelpeter von Heinrich Hoffmann sowie Max und Moritz von Wilhelm Busch dar, die mitunter auch als Vorläufer der Comics angesehen werden. Grosse Berühmtheit erlangten in der Zeit der Jahrhundertwende die Bücher der schwedischen Autorin und Zeichnerin Elsa Beskow. Insbesondere ihr Buch Hänschen im Blaubeerwald ist in Deutschland ein Klassiker. Diesem zeitgleich an die Seite zu stellen sind die Bilderbücher von der deutschen Autorin und Malerin Sibylle v. Olfers, die u.a. mit ihrem Bilderbuch Die Wurzelkinder bleibenden Erfolg hat. In dieser Reihe zu nennen ist aber auch der Bilderbuchautor Ernst Kreidolf, dessen berühmtestes Werk Die Wiesenzwerge bezaubernde Zeichnungen verbindet mit einer schönen spannenden Versgeschichte in einer Welt winzigster Wesen. Eine ähnliche Bildsprache wie Kreidolf spricht Fritz Koch-Gotha in seinem Bilderbuchklassiker Die Häschenschule. Etwas später schreibt und malt die österreichische Autorin Ida Bohatta-Morpurgo ihre bekannten kleinen Bilder- und Gedicht-Buch-Kombintionen, die dem frühen Kindesalter eine poetische Welt eröffnen. Diese poetisch verzauberte Bilderbuch-Welt von Elsa Beskow, Sibylle v. Olfers und Ernst Kreidolf von Wunderwesen und belebter mythischer Natur und anthropomorphen Gestalten als Blumen, Sonnenstrahlen, Regentropfen und Schneeflocken u.a. hat auch einen wichtigen Bezugsrahmen zur englischen Bilderbuchgestaltung der Jahrhunderwende. Hier sind zu nennen die illustrierten Kinderbücher und Blumenwesen von Walter Crane die Kindergedichtbücher von Kate Greenaway, Cicely Mary Barker mit ihren Blumenelfengedichten und Bildern und die Hasenbücher Beatrix Potter. Diese englische Kinderbuchtradition hat in Deutschland jedoch erst seit den 1980iger Jahren einen größeren Bekanntheitsgrad erlangt. Eher lustige und eine andere farbenprächtige Bildsprache bervorzugende Bilderbücher sind die des Autors, Hans Probst. Seine berühmteste Bilderbuch-Geschichte ist die von Putiputs Abenteuer. Für sehr kleine Kinder sind die Bilderbücher vom Hasenmädchen Miffy zu großer Berühmtheit gelangt. Es ist eine Figur des niederländischen Kinderbuchzeichners Dick Bruna. Ganz singulär und ein wenig von der Ästhetik der Popart beeinflusst ist das ganz ungewöhnlich schöne, für etwas ältere Kinder geeignete Bilderbuch von dem Autor Richard Hughes und der Künstlerin Nicole Claveloux mit ihren magisch- realistischen Bildern zu Gertrude und das Meermädchen. Eine Sonderstellung nehmen die Bilderbücher ein, die sich auf Musik beziehen: Hier gibt es Bücher zu Pjotr Iljitsch Tschaikowskis Ballett Nussknacker und Mausekönig nach E. T. A. Hoffmann oder zur Oper Hänsel und Gretel von Engelbert Humperdinck zu einem Klassiker dieser Musik-Bilderbuchgattung ist das Buch von Frans Haacken zu Peter und der Wolf op. 67 für Erzähler und Orchester, Sinfonisches Märchen für Kinder (1936) von Sergei Sergejewitsch Prokofjew geworden - hier wird die Rillenstruktur der Schelllackplatte zum Formprinzip der Peter und der Wolf illustrierenden Bilder. Bilderbücher, die sich mit Malerei beschäftigen sind sehr verschieden: Für sehr kleine Kinder eignet sich von Leo Lionni Das kleine Blau und das kleine Gelb, das sich mit der Phaszination der Mischfarbe auseinandersetzt. Ein anderes Beispiel ist das Bilderbuch Kirchners Katze erzählt von Franziska Dürr Reinhard und besonders bezaubernd ist das sehr beliebte Bilderbuch-Motiv der Lokomotive mit Gesicht, eine Erfindung, die - was weniger bekannt ist - auf den Bauhaus-Künstler Lyonel Feininger zurückgeht. Wichtige neue Wege für das Bilderbuch haben neben Maurice Sendak mit Wo die wilden Kerle wohnen auch Janosch mit seinen Geschichten über den kleinen Bär und den kleinen Tiger und mit Oh, wie schön ist Panama, desweitern Hans de Beer mit Der kleine Eisbär, Otfried Preußler mit dem Bilderbuch Die dumme Augustine und auch der grandiose Pu der Bär- Übersetzer Harry Rowohlt mit Ich, Kater Robinson gefunden. Einen erst für ältere Kinder verständlichen und ganz besonderen Charakter haben die Bild-Geschichten vom Vater und Sohn von e.o.plauen - diese Geschichten werden nur über Zeichnungen erzählt und die Pointe erschließt sich im Zusammenhang meherer Zeichnungen - meist sechs oder acht Bildchen erkären ein besonderes Geschehen zwischen dem Vater und seinem pfiffigen Sohn.

Bilderbücher können bereits für Kleinstkinder entworfen werden.

Sie stellen zumeist den ersten Einstieg für Kleinstkinder dar, ohne dass damit Geschichten verbunden sein müssen. Bilder, in denen etwa anhand bestimmter Motive (Seefahrt, Zoo, Stadt) alle möglichen Szenen zusammengeführt werden, in denen die Kinder dann selber mögliche Geschichten zu den Bildern erfinden können, zeigen sogenannte Wimmelbücher. Bekannteste Zeichner dieser Bilderbuchform sind Ali Mitgutsch und Rotraut Susanne Berner.

Typisch für die Verwendung einer Klapp-, Zieh- und Drehtechnik zur Aufdeckung versteckter Bilder ist etwa Norman Messengers Buch „Stell Dir vor …“, in der Kinder aufgefordert werden, das scheinbar Offensichtliche zu hinterfragen. Wie Messenger, der Motive von Rene Magritte oder Giuseppe Arcimboldo aufgreift, sind bei Mario Giordanos Kunstbilderbüchern ganze klassische Bilder von Monstern oder Tieren abgebildet, um Menschen dieser Altersklasse an Kunst heranzuführen. Grégoire Solotareff veröffentlichte in Zusammenarbeit mit Alain Le Saux „Das kleine Museum“, das knapp 150 Ausschnitte aus Gemälden enthält und dabei Motive von Adler bis Zylinder kompendiert.

Daneben gibt es Bücher, in denen zumeist anhand an Gedichten und Bildern die Sprachkompetenz der Kleinen geschärft werden soll. Sehr erfolgreich in dieser Sparte ist etwa Nadia Budde, deren Bücher Titel tragen wie „Eins, zwei, drei, Tier“ oder „Trauriger Tiger toastet Tomaten“.

Theodor Seuss Geisel mit einigen seiner Bilderbücher, darunter The Cat in the Hat

Eher selten haben sie Handlungen wie Die kleine Raupe Nimmersatt von Eric Carle. Für etwas größere Kinder ist das Buch Wo die wilden Kerle wohnen von Maurice Sendak, dessen letzte Geschichte Brundibár auf der gleichnamigen, im KZ Theresienstadt aufgeführten Kinderoper beruht. Gerade letzte Geschichte, die von Mut und Hoffnung handelt, beweist, dass auch diese Bücher den kleinen Lesern einen anderen Blick in die Welt ermöglichen können, ohne sie zu überfordern.

Verschiedene Bildergeschichten (Pettersson und Findus von Sven Nordqvist und Hans de Beers Der kleine Eisbär, Felix und Der Regenbogenfisch wurden bereits erfolgreich für Fernsehserien und Kinofilme adaptiert, wodurch wiederum die Verkaufszahlen der Bücher stiegen.

Klassiker der Kinderliteratur für das erste und das spätere Lesen und Vorlesen

Neben den Märchen der Gebrüder Grimm, den Märchen von Charles Perrault den Märchen von Wilhelm Hauff, den Märchen von Hans Christian Andersen und den Märchen von Oscar Wilde gibt es eine umfangreiche Literatur für Kinder. Für ganz frühe Einsteiger in die Freuden des Lesens sind v.a. die Klassiker von Otfried Preußler zu nennen: Der Räuber Hotzenplotz, Die kleine Hexe, Das kleine Gespenst und Der kleine Wassermann und im gleichen Alter erschließt sich auch dem kindlichen Leser von Michael Ende das von der Augsburger Puppenkiste verfilmte Buch Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer und Jim Knopf und die wilde 13. Eine Zwischenstellung zwischen Lese- und Bilderbuch kommt der Geschichte von Peterchens Mondfahrt von Gerdt von Bassewitz zu - einer Geschichte zwischen Traum und Mythos mit wunderschönen Bildern von Hans Baluschek, die sich jedem Alter neu erschließt. Vergleichbar dieser Zwischenstellung ist aber auch das Bilderbuch zu Theodor Storms Der kleine Häwelmann mit den Illustrationen von Else Wenz-Vietor Grosser Beliebtheit erfreuen sich auch die Bücher der schwedisch-finnischen Autorin Tove Jansson Die Mumins, sie handeln von entzückenden kleinen Trollwesen, denen Tove Jansson ein ganz eigenes Gesicht verlieh. Berühmt sind auch die Geschichten von Ellis Kaut Meister Eder und sein Pumuckl - diese allerdings eher in der Hörspiel- und Filmversion, denn als Buch. Zu den Klassiker für das sehr kleine Kind gehören aber auch die Geschichten von Max Kruse und von diesem insbesondere das Buch Urmel aus dem Eis, und ebenso wie das Urmel ist auch Kater Mikesch von Josef Lada in Deutschland durch die Augsburger Puppenkiste berühmt geworden, aber auch als Buch Kater Mikesch aus dem Tschechischen überstzt von Otfried Preußler, und selbstverständlich ist für das ganz junge Lesealter auch schon der bereits beschriebene Pu der Bär von A. A. Milne ein Kultbuch. Große Bedeutung kommt ab dem Grundschulalter bis ins hohe Alter den Kinderbüchern von Astrid Lindgren zu. Fast alle Kinderbücher dieser Autorin sind samt ihren Verfilmungen in Deutschland zu Klassikern geworden: Die Bücher von Pippi Langstrumpf, Kalle Blomquist die Trilogie von dem Lausbuben Michel Michel aus Lönneberga, die Geschichten von Madita, Lindgrens Erzählungen, die Trilogie von Karlsson vom Dach, das Buch Mio, mein Mio, die Geschichte Die Brüder Löwenherz, Rasmus und der Landstreicher und schließlich auch das Buch Ronja Räubertochter. Die ebenfalls schwedische Autorin Selma Lagerlöf hat 1906 - 07 ein Buch geschrieben, das für die Kinderliteratur in Deutschland nach wie vor verbindlich geworden ist: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen. Ein ähnliches Thema wie die Geschichte von Nils Holgersson hat die Kinderbuchautorin Tamara Ramsay in ihrem Buch Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott. Sowohl Lagerlöff wie auch Ramsey verbinden auf einprägsame Weise ein persönliches Kinderschicksal mit Motiven des Mythischen, Naturmagischen und diese wiederum mit realer Historie und visualisierter Geographie. Die schweizer Autorin, Johanna Spyri schreibt in den Jahren 1880- 81 ihre berühmten Heidi-Romane, psychologisch hochaktuell und von einprägsamer Bildsprache sind diese Bücher weltweit zu großer Beliebtheit bei allen Kindern gelangt. Frances Hodgson Burnett schreibt die beiden Klassiker Der kleine Lord 1886 und Der geheime Garten 1906. Carlo Collodi verfasst in Italien 1881 die Abenteuer des Pinocchio: Geschichte eines Hampelmanns und erschafft damit die für die Kinderliteratur verbindliche Gestalt des künstlichen Menschen. Diese Geschichte von Pinocchio wurde durch die Einlesung von Konrad Beikircher zu großer Anschaulichkeit gebracht. Und der schottische Schriftsteller Sir James Matthew Barrie erfindet um 1902 die Geschichte von Peter Pan der kongenial illustriert wurde von Arthur Rackham. Neben John Tenniel hat derselbe Arthur Rackham auch die überzeugensten Illustrationen zu Lewis Carrolls Alice-Geschichten gemacht und überdies sind Rackhams Märchenbilder mit ihrer Nähe zu den Bildern von Albrecht Altdorfer und ihrem filigranen Jugenstil-Zauber sehr überzeugend. Weitere Klassiker der Märchenillustration sind neben Arthur Rackham auch die Bilder seines Schüler Edmond Dulac, des Weiteren auch Gustave Doré - letzterer in Deutschland vor allem bekannt durch Perrault und Walter Moers - und wichtig für die deutsche Märchenbebilderung ist aus der Romatik der Kupferstecher Ludwig Richter. Aber zurück zum geschriebenen Wort: Etwas eher der moralisierenden Kinderliteratur nahestehend, das Kind aber immer und jederzeit ernstnehmend und in jeder Hinsicht zeitlos schön sind die Kinderbuchklassiker von Erich Kästner: Hier sind samt ihren Verfilmungen zu großer Berühmtheit gelangt: Das doppelte Lottchen, Emil und die Detektive und Pünktchen und Anton. Manches Kind begeistert sich auch schon für die Bücher von Tolkien. Insbesondere Der kleine Hobbit stellt einen guten Einstieg für das kindliche Lesalter dar. Sofern das Kind auf den kleinen Hobbit begeistert reagiert und offensichtlich nach diesen Bildern und dieser Sprache sucht ist es sehr wahrscheinlich, dass das Kind auch die Trilogie Der Herr der Ringe mit Freude liest, auch wenn das Kind bei der Lektüre von Der Herr der Ringe natürlich andere Dinge wahrnimmt als dies bei neuerlicher Lektüre desselben Buches im Erwachsenenalter der Fall ist. Ähnliches gilt für Otfried Preußlers großes Buch Krabat, dieses ist nicht nur ein Kinderbuch sondern auch große Literatur für jedes Alter und es behandelt Themen, für die manches Kind eine Sprache sucht, die aber auch für manches Kind als Kind noch zu bedrohlich bleiben und erst im Erwachsenenalter zugänglich sind. Anders ist dies bei Otfried Preußlers Kinderbuchklassiker Die Abenteuer des starken Wanja - dieses Buch ist für jedes Alter bezaubernd schön und thematisiert wundervolle Märchenmotive in einer auf jeden Fall auch dem kindlichen Weg zugänglichen Weise. Last but not least seien bei den Kinderbuchklassiker neben dem unbedingten Must, Der Wind in den Weiden von dem englischen Autor Kenneth Grahame mit Bildern versehen von dem Pu-der-Bär-Illustrator Ernest Howard Shepard und den bereits erwähnten Lewis-Carroll-Büchern von Alice im Wunderland und Alice im Spiegelland noch zwei weitere Kinderbuchklassiker erwähnt. Es handelt sich wiederum um Bücher von Michael Ende. Und diese richten sich auch schon an ein höheres Lesealter des Kindes. Die beiden Klassiker sind Momo und Die unendliche Geschichte.

Kinder- und Jugendcomics

Obwohl der Comic sich mittlerweile zu einer eigenständigen Kunstrichtung auch unabhängig von kindlichen Adressaten entwickelt hat, umfasst dieses Medium für Kinder und Jugendliche sowohl anspruchslose Massenprodukte ebenso wie hochinteressante und intellektuelle Wort-Bild-Gedanken und Geschichten.

Einer der ersten seiner Gattung und von ganz herausragende Qualtät ist der Comic von Winsor McCay mit seinen Alfons Mucha und anderen Jugenstilkünstlern verpflichteten Bildern - es ist der Comic Little Nemo. Hier eröffnet sich dem Kind eine Traumwelt eines kleinen amerikanischen Jungen der in seiner Tagwelt in dem Alltagdasein der amerikanischen Middleclass um 1900 lebt. Dieser Junge, Little Nemo träumt und diese Traumwelt eroeffnet Bilder von solcher Schoenheit und Groesse, die in keinem Vergleich mit der Tagwelt stehen - auch wenn es zuweilen recht ulkige Bezugsmomente zu geben scheint. Grundmotiv ist die Sehnsucht der Prinzessin von Slumberland nach ihrem gleichaltrigen Freund, dem huebschen Little Nemo, ohne den sie inmitten ihres traumhaften Glanzes krankmachender Langeweile ausgesetzt ist. Viele Traum-Reisen Nemos, die zuweilen auch an Traum-Bilder von Sigmund Freud erinnern fuehren nach vielen vergeblichen Versuchen endlich aber doch zu der reizenden Prinzessin. Und die Traumwelt Little Nemos erinnert nicht nur an die Visionen architektonischer Utopisten sondern z. B. auch an die auf die Zeitgenossen irreal wirkende elektrische Licht-Welt von Luna-Park.

Viele Serien sind zunächst vor allem bei junge Leser bekannt geworden, obwohl mitunter erst Erwachsene ihre Vielschichtigkeit und Doppeldeutigkeit erkennen. Tim und Asterix, Donald Duck und Clever & Smart, Prinz Eisenherz und Superman sind allesamt in den Geschichten (junge) Erwachsene, deren Abenteuer von Menschen jeden Alters gelesen werden, was auch daran liegt, dass viele Zeichner ihre Serien über Jahrzehnte fortführen und dass sie von den Kindern als Erwachsene weiter gelesen werden. Diese erkennen zum Teil erst beim Wiederlesen geschichtliche und kulturelle Hinweise, die sie als Kinder noch nicht entschlüsseln konnten.

Gerade Kinder mögen auch Fantasie-Gestalten wie Die Schlümpfe oder vermenschlichte Tiere (Bewohner von Entenhausen).

Auch gestatten Reihen wie Percy Pickwick und Valerian und Veronique es Kindern, Krimi, Spionage- und Sciencefiction-Handlungen mitzuerleben, für deren Filmversionen sie zu jung wären.

Kinder waren schon früh Protagonisten in Cartoonstrips, die in Zeitungen abgedruckt wurden. Little Nemo und The Yellow Kid richteten sich aber zu aller erst an Erwachsene, die die Käufer waren. An Kinder richteten sich vor allem die pädagogisch orientierten Max und Moritz Wilhelm Buschs.

Erst allmählich änderte sich dieses. Die Peanuts, Mafalda und Calvin und Hobbes können von Kindern gelesen werden, ohne dass diese freilich das Examplarische und Hintersinnige an den Bildergeschichten erkennen. Mafalda etwa steckt voller Hinweise auf die damals in Argentinien herrschende Militärdiktatur sowie den Kalten Krieg.

Kinderfiguren wie Benni Bärenstark bilden aber nur eingeschränkt realistisch die Lebenswirklichkeit ab. Mit den Beschränkungen dieser Lebensphase muss sich der mit Superkräften ausgestattete Junge nicht abgeben. Der kleine Spirou gewinnt der neuen Perspektive einige reizvolle Elemente gegenüber der Hauptserie ab. Kinder wollen aber auch in erster Linie unterhalten werden, die Geschichten sollen positive, heitere Tendenzen aufweisen. Baru verfasste mit seiner mehrbändigen witzigen Geschichte Die Sputnik-Jahre eine in den 60ern angesiedelte Mischung aus Der kleine Nick und Der Krieg der Knöpfe, der seine kleinen Helden ernst nimmt, aber auch erwachsenen Ansprüchen genügt. Titeuf ist wegen seines ätzenden Witzes eher für Jugendliche gedacht.

Diese können sich an den komischen Erlebnissen von Jeremy Schulze in dem Cartoon Zits und Werner erfreuen, der mit seinen Biker-Freunden erfolgreich gegen sämtliche Autoritätspersonen der Welt opponiert. Spider-Man war der erste jugendliche Superheld und schlug sich zwischen seinen Abenteuern mit Teenager-Problemen wie Selbstzweifeln und Anpassungsdruck herum. Die X-Men sind junge Mutanten und besuchen die Schule von Professor Charles Xavier, von der aus sie den Kampf gegen das Böse in der Welt aufnehmen. Bis dahin sollten allenfalls jugendliche Sidekicks (wie Robin bei Batman) für die Identifikation der Leser sorgen. Ansonsten waren die Nebenfiguren so ausgestaltet, dass sie zwar erwachsen waren, sich aber infantil verhielten (Obelix in Asterix und Obelix, Käptain Haddock in Tim und Struppi, Tunichtgut in Isnogud). Die Jugendabenteuer von Leutnant Blueberry hingegen lassen nicht erkennen, dass der Westernheld mit der Pubertät zu kämpfen gehabt hätte.

Insgesamt sind im Westen Comic-Serien über Kinder und Jugendliche eher selten, wobei aber zuletzt wieder häufig Graphic Novels von der Jugend ihrer Protagonisten erzählen. Im Manga-Bereich, dem produktivsten des Genres, werden zumeist den jugendlichen Konsumenten gleichaltrige Helden präsentiert.

Das Leben jugendlicher Immigranten in den Vororten und ihre Konfrontation mit Rassismus, Drogenmissbrauch und sozialen Spannungen findet sich in dem explosiven Werk des Franzosen Baru. Der amerikanische Alan Moore schuf in seiner Reihe Promethea erstmals einen weiblichen Superhelden im Teenageralter.

Daneben verfassten einige Comic-Autoren auch Schilderungen eigener Erinnerungen. Marjane Satrapi und Craig Thompson geben dem Leser einen Einblick in ihre unglückliche Jugend, die eine im Iran vor und nach der islamischen Revolution sowie im Exil, der andere als unverstandener Sohn einer fundamentalistisch-christlichen Familie in Wisconsin, USA. Beide wurden thematisch und stilistisch beeinflusst von David B. In dessen Reihe Die heilige Krankheit schildert der Franzose seine eigene Jugend, die von der Epilepsie-Erkrankung seines Bruders geprägt war. Für seine Erlebnisse als Kind im Atombomben-zerstörten Japan findet Keiji Nakazawa in Barfuß durch Hiroshima Bilder bedrückender Intensität.

Humorvoll beschreibt hingegen Markus Witzel alias Mawil sein vielfaches Liebesleid sowie sein erfolgloses Bemühen, ein weltberühmter Musiker zu werden.

Jahrbücher und Buchreihen

Vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zum Ende des 20. Jahrhunderts gehörten Jahr- und Sammelbücher sowie illustrierte Jugendkalender zu den auflagenstärksten und einflussreichsten Jugendbüchern. Herausragend als Jugendbuchreihe ist die um 1900 erschienene umfangreiche Reihe von Gerlach und Wiedling Gerlachs Jugendbücher - diese Bücher erscheinen in gleicher Größe in quadratischem Format und wurden sämtlich von ausgewählten Künstlern illustriert. Gleichermaßen findet man in dieser Jugendbuchreihe illustrierte Gedichtbände neben der beliebten Geschichte von den Die Schildbürgern, andere Schwänke, nacherzählte Sagenstoffe, illustrierte Wiegenlieder und verschiedene Märchenzusammenstellungen.

Andere Beispiele für Jahrbücher bzw Reihen sind Der Gute Kamerad, Das Neue Universum, Der Arbeitskamerad, Wunder im Weltraum und Das große Readers Digest Jugendbuch. Diese Bücher bestanden aus einer lockeren Sammlung von kürzeren fiktiven Geschichten (darunter die ersten in Deutschland veröffentlichten Science Fiction Kurzgeschichten), naturkundlichen Sachberichten (vorwiegend über Expedition, fremde Völker, Naturwunder) und technischen Beiträgen (Lokomotiven, Schiffe, Hoch- und Tiefbau, Radio- und Fernsehtechnik).

Die erfolgreichsten Jahrbücher waren reich und sorgfältig illustriert, beinhalteten teilweise seit den zwanziger Jahren Farbtafeln und ausklappbare Explosionsdarstellungen sowie reich geschmückte, stabile Einbände. Der Schriftsatz war, damals eher unüblich, abwechslungsreich und sauber gestaltet und mehrspaltig.

Altersmäßig richteten sich die meisten Jahrbücher an 10- bis 17-Jährige. Vor allem die technischen Beiträge waren oft derart gut recherchiert, dass sie gleichermaßen als „Anregung zum Staunen“ für jüngere Kinder als auch als solide Informationsquelle für junge Erwachsene dienen können.

Seit dem Ende des letzten Jahrbuches Das Neue Universum im Jahr 2002 gibt es keine vergleichbare Literaturgattung für Jugendliche.

Krimis

Um Kriminalgeschichten einigermaßen glaubwürdig erscheinen zu lassen, muss der Detektiv ein gewisses Alter erreicht haben. Nur dann kann er die hierfür nötigen kognitiven Denkarbeiten leisten. Kalle Blomquist, Emil Tischbein, die vier Ermittler von TKKG, Jan als Detektiv und Die drei ??? sind allesamt Jugendliche, lediglich die meisten Reihen von Enid Blyton (etwa Fünf Freunde, Abenteuer-Serie) drehen sich um Kinder. Die Leser hingegen können stets ältere Kinder sein.

Ein besonderer Krimi, der die Zeit der Handlung in das alte Rom verlegt, ist von Henry Winterfeld die Trilogie Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.

Wolfgang Ecke verfasste neben seinen Geschichten um Perry Clifton und Balduin Pfiff in der Reihe Der Club der Detektive viele Rätselgeschichten, an deren Ende er den Leser aufforderte, den Fall selber zu lösen.

Zu den bekanntesten modernen Vertreter des Genres gehört Mats Wahl. Carl Hiaasen, der zahlreiche Krimis für Erwachsene verfasste, veröffentlichte mit Eulen einen unterhaltsamen und lustigen Umweltkrimi für Jugendliche. Mickey Spillane schrieb mit Der Tag, an dem das Meer verschwand eine Geschichte um einen von der Ebbe freigelegten Schatz, hinter den zahlreiche Menschen her sind.

Heutzutage sind auch die Krimis von Agatha Christie und Edgar Wallace sowie jene um Sherlock Holmes für ältere Kinder geeignet.

Liebesgeschichten

Eine Reihe von Romanen befasst sich mit der aufkeimenden Liebe junger Menschen, die sie mitunter gar nicht verstehen oder benennen können. Neugier auf das Unbekannte, Enthusiasmus, Eifersucht und eine bislang unbekannte Intensität von Gefühlen überfordert viele, deren bislang geschätzte Freundschaft sich plötzlich in etwas völlig neues und unbekanntes wandelt. Häufig entsteht auch eine Konkurrenzsituation des bisherigen besten Freundes, der plötzlich nicht mehr soviel Wertschätzung erfährt wie die neue Freundin. Als großes Problem erweist sich auch, wenn das Objekt der Begierde nicht (mehr) dasselbe empfindet und sich einem anderen zuwendet.

Ein Ausnahmefall dürfte dabei Ben sein, der Anna liebt. Er ist in dem Buch von Peter Härtling neun Jahre alt.

Zumeist sind die Protagonisten aber schon Jugendliche. Leo verknallt sich in das seltsame Stargirl und isoliert sich von seinen Freunden. Gunnel Linde lässt in Wie eine Hecke voller Himbeeren ihre Ich-Erzählerin die erste Liebe durchleben sowie den schmerzhaften Prozess, mit ihrem Ende fertig zu werden. Mojsche und Rejsele verlieben sich in Karlijn Stoffels gleichnamigen Roman im Polen des Jahres 1939, weshalb ihre Beziehung durch die Wirren der Geschichte beeinflusst wird.

Die unglückliche Liebe von Werther zu der anderweitig verlobten Charlotte erscheint ihm wie ein unerträgliches Leiden, dem er sich nur durch Selbstmord entziehen zu können glaubt. Ebenfalls tragisch endet das Theaterstück über Romeo und Julia von William Shakespeare.

In Buchreihen wie Die wilden Hühner oder Die wilden Fussballkerle wird das Thema hingegen immer wieder gern humoristisch aufbereitet.

Besonders erfolgreich ist die vor allem von Mädchen gelesene Buchreihe von Stephenie Meyer um die junge Bella Swan, die sich in den Vampir Edward Cullen verliebt. Der dritte Teil Bis(s) zum Abendrot stürmt 2008 die Bestsellerlisten etwa den SPIEGELs.

Mehrere Jugendbücher wurden mittlerweile mit dem DeLiA-Literaturpreis‎ für den besten Liebesroman ausgezeichnet, so Antje Babendererde mit dem ersten Preis 2007 für Libellensommer.

Lyrik

Kinderlyrik bildet ein selbstständiges literarisches Genre, für das in den letzten Jahren erstmals auch spezielle Literaturpreise entstanden sind, wie z. B. der Österreichische Staatspreis. Zu den bekanntesten, auch insbesondere dem Sprachwitz verpflichteten deutschsprachigen Kinderdichtern zählen die Klassiker Christian Morgenstern, Eugen Roth, Kurt Schwitters, Wilhelm Busch, Joachim Ringelnatz James Krüss, Heinz Erhardt, Ernst Jandl, Loriot und Robert Gernhardt. Diese Reihe läßt sich international fortsetzten u.a. durch die englischen Dichter Edward Lear, Lewis Carroll, Alan Alexander Milne und Kenneth Grahame deren Gedichte aber, etwas Carrolls Die Jagd nach dem Schnatz oder Carrolls Jabberwocky auch für junge Leser in deutschen Übersetzungen vorliegen. Morgenstern ist aber auch wiederum z. B. ins Englische, Lateinische und Italienische übersetzt worden. In der jüngsten deutschsprachigen Gegenwartsliteratur gibt es Georg Bydlinski und Josef Guggenmos, dessen Band Was denkt die Maus am Donnerstag vielleicht als der Klassiker der Gattung anzusehen ist. Mit Poetry Slam, einer von Jugendlichen in Form von U20-Slam-Meisterschaften ausgetragenen Lyrikinszenierung, erhält selbstverfasste Lyrik einen Stellenwert in der Jugendkultur. Morgensterns Gedichte liegen auch in eigens für Kinder zusammengestellten und illustrierten Sammlungen vor: Kindergedichte und Galgenlieder mit Illustrationen von Lisbet Zwerger und mit der selben Illustratorin von Christian Morgenstern Gedichte & Lieder, daneben gibt es von Rolf Rettich die illustrierte, auch für sehr kleine Kinder geeignete Kindergedichtsmamlung Morgenstern-Kindergedichte - allerdings sind auch in den auch nicht eigens fuer Kinder bestimmten Morgensterngedichtsammlungen seinen Gedichte ein großes Vergnügen für jedes Alter. Ringelnatz ist für Kinder ausgewählt und zusammengestellt worden von Peter Härtling in dem Buch Ringelnatz für Kinder - Wenn du einen Schneck behauchst oder auch in dem Bilderbuch Die Landpartie der Tiere mit Collagen von Sibylle Leifer. Diese Gedichtbilderbücher haben ebenso wie Morgennatz und Ringelstern einen großen Erfolg bei jungen Lesern. Ein weiteres unsterblich lustiges Kindergedichtbilderbuch ist von James Krüss Der Sängerkrieg der Heidehasen. Herausragend ist aber auch von Robert Gernhardt die gemalte und gereimte Geschichte katzenhafter Italiensehnsucht: Was für ein Tag. Als Thema der gedichteten Kindergeschichte hat das Schlaraffenland eine lange Tradition. Zunächst als parodistisches Bild für erwachsene Leser gedacht eröffnete das Motiv in der Kinderliteratur als utopische Extremsituation neue Aspekte des Komischen: Drei Tage hinter Weihnachten, da liegt ein Land Schlaraffenland genannt.... Ein großes Spektrum und die lange Tradition des Kindergedichts eröffnet sich aber auch in Zusammenstellungen. Besonders beliebt ist das Buch Dunkel war's, der Mond schien helle zusammengestellt von Edmund Jacoby, mit den Illustrationen von Rotraut Susanne Berner. Bereits in dem Titel der Sammlung wird das Gedicht zitiert Dunkel war's der Mond schien helle - ein mit Paradoxien spielendes Gedicht, das ein häufiges Symtom der Gattung aufweist: Der Verfasser ist anonym oder es ist sogar - ein kollektiv in einer Gruppe - oder - ein in mehreren Etappen von verschiedenen Personen verfasstes - Gedicht. Besonders im Kindergedicht kann zuweilen noch das plastische Wieder- und Weitererzählen der mündlischen Überlieferung beobachtet werden. Hans Magnus Enzensberger hat solche Gedichte unter verschiedenen Aspekten in seiner Sammlung Allerleirauh - Viele schöne Kinderreime versammelt.

Phantastische Kinder- und Jugendliteratur

In der Fortschreibung von Sagen, Mythen und Märchen wurde die Phantastische Kinder- und Jugendliteratur derzeit zum umsatzstärksten und demzufolge auch beliebtesten Genre bei Kindern und Jugendlichen.[1] Der großen Nachfrage wegen wurden sogar schon Spezialausgaben mit anderem Cover aber gleichen Inhalts produziert, die auch auf Erwachsene zielen[2], werden sie doch ebenfalls dank der per se phantastischen Inhalte, Dramaturgien und Stilmittel von dem altersübergreifenden Reiz zur Imagination angesprochen. Die Stoffe selbst werden zumeist von Elementen aus Abenteuer-, Action- und Coming-of-age-Geschichten getragen.

Ein Vorreiter dieser Art von Kinderliteratur ist der Schotte George MacDonald, der mit Lewis Carroll befreundet war und der u.a. mit Werken wie Die Prinzessin und Curdie, Lilith oder Hinter dem Nordwind viele andere namhafte Autoren inspirierte. Dazu zählen u.a. J.R.R. Tolkien, der mit seiner Trilogie Der Herr der Ringe noch heute gültige Maßstäbe setzte sowie wiederum der Tolkien-Freund Clive Staples Lewis, dessen siebenbändigen Chroniken von Narnia mittlerweile ebenfalls verfilmt wurden. Im deutschsprachigen Raum gelang einige Jahrzehnte später Michael Ende mit Die unendliche Geschichte ein internationaler Erfolg - die Verfilmung dieses Romans geschah allerdings nicht zur vollen Zufriedenheit des Autors. Einen Höhepunkt für dieses Genre markierte jedoch in jüngster Zeit Joanne K. Rowling mit ihrem siebenteiligen Werk zu Harry Potter. Ihrem Erfolg am nächsten - wenn auch immer noch mit großem Abstand - kommt die deutsche, nunmehr in den USA lebende Cornelia Funke mit ihrer Tintenwelt-Trilogie.

(Zu dieser Unterrubrik siehe auch den hervorragenden, weit ausführlichereren Wikipedia-Artikel Phantastische Kinder- und Jugendliteratur.)

Sachbücher

Ein nicht zu unterschätzendes Segment bei Kinder- und Jugendbüchern bilden Sachbücher. Diese setzen schon im frühen Kinderalter ein machen diese mit bestimmten Themen bekannt. Erfolgreich ist zum Beispiel die langlebige Reihe „Was ist Was?“.

Dahinter steckt häufig der Wunsch der Eltern, ihren Kindern auch außerhalb der Schule Wissen zu vermitteln. Aktuell haben Autoren wie Gerhard Staguhn oder die Organisatoren der Kinder-Uni sehr großen Erfolg. David Macaulay beschreibt anhand fiktiver Beispiele, wie Kathedralen oder Moscheen gebaut wurden. Peter Sís entwirft aufwendige, zum Teil assoziative Bilderbücher über Tibet oder Charles Darwin („Der Baum des Lebens“). Alois Prinz schreibt wissenschaftlich fundierte, gleichwohl spannende Biographien von Menschen wie Ulrike Meinhof (Lieber wütend als traurig), Hermann Hesse oder Hannah Arendt, die dem Leser die Besonderheiten dieser Persönlichkeiten vermitteln und, obgleich vorrangig an Jugendliche gerichtet, auch Erwachsenen viel Neues erzählen.

Manfred Mai verfasste eine Reihe vielgelobter und unterhaltsamer Geschichtsbücher, die älteren Kinder auf gar nicht trockene Weise eine Einführung geben in Deutsche Geschichte oder Weltgeschichte sowie über die der deutschen Literatur. Der Fernsehjournalist Claus Kleber stellt in Nachrichten, die Geschichte machten – Von der Antike bis heute die Ereignisse der Historie als dpa-Meldungen vor und macht sie Jugendlichen deshalb auf eine Weise erlebbar, die ihnen in der heutigen Medienwelt vertraut ist (LUCHS 233).

Der geniale Architekt und Wissenschaftler Buckminster Fuller hat fuer technisch und mathematisch begeisterte Kinder ein Buch verfasst: Goldlöckchen und die drei Bären. Ein Märchen erklärt die moderne Weltsicht im Raumzeitalter - Tetrascroll.

Zum wohl relevantesten Bereich des Sachbuchs für Kinder und Jugendliche, dem Schulbuch, siehe hier.

„Geschlechtsbezogene“ Bücher

Immer noch gibt es verschiedene Buchreihen, die sich ganz speziell an Mädchen wenden. Pferdebücher etwa sind sehr beliebt bei Mädchen im frühen Teenager-Alter. In diesen Büchern geht es hauptsächlich um Mädchenfreundschaften. Dagegen existiert keine Literatur speziell für Jungen. Die erfolgreiche Reihe „Die Wilden Fußballkerle“ wird auch von Mädchen gelesen.

Generell ist in Untersuchungen zum Leseverhalten von Kindern und Jugendlichen festgestellt worden, dass Mädchen durchaus bereit sind Bücher zu lesen, in denen Jungen die Hauptpersonen sind, während Jungen sich hingegen schwer damit tun, Geschichten zu lesen, deren Heldin ein Mädchen ist.

Kinder- und Jugendliteratur der DDR

Durch die Gründung der DDR nahm der Verlauf der Kinder- und Jugendliteratur eine ganz andere Entwicklung. Dazu trugen die veränderten Marktbedingungen bei, ebenso wie die pädagogischen Konzepte und die Kindheitsbilder. Der Markt bestand aus nur wenigen Verlagen mit Schwerpunkt Kinderbuch, insgesamt gab es 14. Die beiden Markführenden Verlage mit den umfangreichsten Produktionen waren der Verlag Neues Leben (gegründet 1946) und der Kinderbuchverlag (gegründet 1949). Die ersten Jahre bis 1949 erschien durch den Einfluss der Besetzer überwiegend Lektüre aus der Sowjetunion und Veröffentlichung von Schriftstellern, die aus dem Exil zurückgekehrt waren.

Inhaltlich stand die ideologische Erziehung der Kinder und Jugendlichen im Vordergrund. Sie sollten ganz im Sinne der sozialistischen Gesellschaft geformt und auf den richtigen Weg gebracht werden. Aus diesem Grunde lag der Schwerpunkt auf der Erzählung von Gegenwartsstoffen in Verbindung mit einer positiv eingestellten Hauptfigur, die sich am Ende geläutert in die Strukturen des Kollektivs einfindet. Im Gegensatz zum Westen, in dem das Verständnis für kindliche Freiräume vorherrschte, war in der DDR die Kindheit ganz in die Gesellschaft der Erwachsenen und die sozialistischen Prozessen eingebunden. Ein Roman, der das deutlich widerspiegelt, ist Tinko (1954) von Erwin Strittmatter. Der gleichnamige Junge gerät in den Streit zwischen seinem Großvater, der erbittert um seinen privaten Hof kämpft und seinem Vater, dessen Überzeugung dem Gemeinschaftsbesitz gilt. Am Ende stirbt der Großvater, als Sinnbild für den Untergang des alten Systems.

In den 60er Jahren trat ein Wandel in der Kinder- und Jugendliteratur ein. Die bisherigen ideologischen Grenzen wurden nicht mehr ganz so streng eingehalten. Der Kollektivgedanke trat in den Hintergrund. Stattdessen wurde den Kindern ein Stück weit Individualität gestattet, die kindlichen Freiräume berücksichtigt und es wurden die Schwierigkeiten der jungen Generation gezeigt, die Orientierung in einer Gesellschaft zu behalten, deren Ideologie Lücken aufzuweisen begann.

In den 70er und 80er Jahren ist der Wandel noch deutlicher spürbar. Wurden vorher überwiegend abgeschlossene Erzählungen geschaffen, d. h. Erzählungen, die den jugendlichen Lesern eine positive Lösung anboten, entstanden nun vermehrt Romane, deren Handlungen keine einfachen, schnellen, geradlinigen Lösungen mehr aufweisen. Gegen Ende der DDR war es schließlich auch möglich, ganz offen und kritisch mit den wachsenden Problemen der Gesellschaft in der Kinder- und Jugendliteratur umzugehen. Beispiele hierfür sind Umberto (1987) von Günter Saalmann oder Abschiedsdisko von Joachim Nowotny.

Der Roman Umberto schildert auf sensible Art und Weise die Geschichte eines sozial verwahrlosten Jungen, der ohne Aussicht zu Entkommen, seinem von Alkoholismus, Gleichgültigkeit und emotionaler Kälte geprägtem Umfeld verhaftet bleibt. In Abschiedsdisko wird der Abbruck eines Dorfes im Zuge des Braukohletagebaus beschrieben.

„Altersfreigaben“ in Deutschland

Im Gegensatz bei den verpflichtenden Altersfreigaben bei Kinder- und Jugendfilmen (FSK) gibt es im Buchbereich lediglich freiwillige Empfehlungen einiger Verlage bezüglich der geeigneten Altersgrenzen. Im unteren Altersbereich sind dies jährliche Altersstufen, später erfolgen die Abstufungen in Zwei-Jahres-Schritten. Dadurch wird eine komplexe Differenzierung ermöglicht, die gleichwohl dem Entwicklungsstand jedes einzelnen Kindes anzupassen ist. Gibt es eine Empfehlung, sollte diese auf der Seite zum Buch angegeben werden.

Bücher, die im Allgemeinen als für Zwölfjährige geeignet angesehen werden, gelten in Deutschland als Jugendbücher.

In anderen Kulturen werden die Grenzen anders angesetzt. In den USA z. B., wo sexuelle und viele andere Inhalte, die für Kinder in Europa im Fernsehen alltäglich zugänglich sind, junge Menschen oft erst in deutlich höherem Alter erreichen, sind „Jugendbücher“ (Young Adult Books) an ein Publikum von mindestens 14- bis 16-Jährigen adressiert. Amerikanische Kinderliteratur andererseits ist literarisch und thematisch vielfach so anspruchsvoll, dass sie auch junge Teenager noch anspricht.

Übertragung in andere Medien

Eine wichtige Rolle bei der Vermarktung von Kinder-/Jugendbüchern spielen die immer zahlreicheren Buch- Verfilmungen, deren Erfolg auch die Verkaufszahlen der Vorlagen beeinflusst.

Ein Klassiker der Kinderliteraturverfilmung ist Walt Disneys Film zu dem Buch von Pamela Travers die Geschichte von dem zauberbegabten Kindermädchen Mary Poppins. Und auch das Dschungelbuch von Rudyard Kipling ist durch den Film von Disney auch schon viel jüngeren Kindern bekannt und zugänglich, während Kiplings Buch sich erst etwas älteren Kindern erschließt.

Fast berühmter als ihre literarischen Vorlagen sind die Verfilmungen von Pan Tau, Die Rückkehr der Märchenbraut und Lucie der Schrecken der Straße.

Auch in Deutschland werden immer mehr Adaptionen vorgenommen. Allein im zweiten Halbjahr 2007 erlebten Der kleine König Macius, Die drei Räuber, Die drei ??? – Das Geheimnis der Geisterinsel, Toni Goldwäscher und Max Minski und ich ihre Kino-Aufführung.

Diverse Bücher lieferten zudem Vorlagen für Fernsehserien und Hörspiele.

Darüber hinaus erschienen Comic-Varianten, etwa von Der kleine Hobbit, Der Wind in den Weiden oder Herman Melvilles Moby Dick, die Will Eisner, einer der bekanntesten Autoren des Genres, vornahm.

Auszeichnungen

In Deutschland ist der Deutsche Jugendliteraturpreis der renommierteste Preis. Daneben gibt es den LUCHS, La vache qui lit, den Preis der Jury der jungen Leser, den Weilheimer Literaturpreis und den Buxtehuder Bullen. Die „Autorengruppe deutschsprachige Krimiliteratur - Das Syndikat“ verleiht jährlich den Hansjörg-Martin-Preis für den besten Kinder- und Jugend-Krimi. Zudem werden einmal im Monat Die besten 7 Neuerscheinungen vom Deutschlandfunk gekürt.

In der Schweiz wird alle zwei Jahre der Schweizer Kinder- und Jugendmedienpreis verliehen.

Vergleichbar mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ist in Amerika die Newbery Medal. Im Commonwealth wird die Carnegie Medal verliehen für Werke, die auf Englisch geschrieben wurden.

Seit 1979 wird der Katholische Kinder- und Jugendbuchpreis verliehen.

Gleich vier Jugendliteraturpreise wurden dem Andenken der schwedischen Kinder- und Jugendbuchautorin Astrid Lindgren gewidmet: der Astrid-Lindgren-Preis für schwedische, der gleichnamige Astrid-Lindgren-Preis für deutsche Werke, der international vergebene Astrid-Lindgren-Gedächtnis-Preis sowie der Samfundet De Nios Astrid Lindgren-pris der schwedischen Literaturakademie Samfundet De Nio.

Die bedeutendste internationale Auszeichnung ist der Hans Christian Andersen Award.

Weitere Kinder- und Jugendliteraturpreise werden in der entsprechenden Kategorie erfasst (siehe dazu unten).

Siehe auch

Literatur

  • Theodor Brüggemann, Otto Brunken (Hrsg.): Handbuch der Kinder- und Jugendliteratur von 1570 bis 1750. Metzler, Stuttgart 1991. ISBN 3-476-00611-5
  • Gabriele Dreßing: Zwischen Bibel und Bilderbuch. Religiöse Kinder- und Jugendliteratur im Spiegel des Katholischen Kiner-und Jugenbuchpreises. Röhrig Universitätsverlag, St. Ingbert 2004. ISBN 3-86110-371-0
  • Hans-Heino Ewers: Literatur für Kinder und Jugendliche. Eine Einführung in grundlegende Aspekte des Handlungs- und Symbolsystems Kinder- und Jugendliteratur. Fink, München 2000. ISBN 3-8252-2124-5
  • Carsten Gansel: Moderne Kinder- und Jugendliteratur. Ein Praxishandbuch für den Unterricht. Cornelsen, Berlin 1999. ISBN 3-589-21152-0
  • Susanne Gaschke: Hexen, Hobbits und Piraten – Die besten Bücher für Kinder. Fischer 2002. 300 S. ISBN 9783421056689.
  • Gabriele von Glasenapp, Michael Nagel: Das jüdische Jugendbuch. Von der Aufklärung bis zum Dritten Reich. J.B. Metzler, Stuttgart/Weimar 1996. ISBN 3476014134.
  • Petra Josting, Walter Fähnders (Hrsg.): „Laboratorium Vielseitigkeit“. Zur Literatur der Weimarer Republik. Bielefeld 2005. ISBN 3-89528-546-3 (enthält u. a. 13 Beiträge über die Kinder- und Jugendliteratur der Weimarer Republik).
  • Winfried Kaminski: Antizipation und Erinnerung. Studien zur Kinder- und Jugendliteratur in pädagogischer Absicht. J.B. Metzler, Stuttgart/Weimar 1992. ISBN 3476450201
  • Helga Karrenbrock: Märchenkinder - Zeitgenossen. Untersuchungen zur Kinderliteratur der Weimarer Republik. J.B. Metzler, Stuttgart/Weimar 1995. ISBN 3476450686
  • Helga Karrenbrock: „Revolution im Bücherschrank der Kinder“. Zur Synchronisierung von Kindheit in den Kinderromanen der Neuen Sachlichkeit. In: Gesellschaftliche Modernisierung und Kinderliteratur. Hrsg. Reiner Wild. St. Ingbert: Röhrig 1997, S. 124–139
  • Helga Karrenbrock: ‚Familienbande’. Eltern und Kinder in der neuen Kinderliteratur der Weimarer Republik. In: Familienszenen in der Kinderliteratur. Hrsg. Inge Wild und Hans Heino Ewers. Weinheim, München: Juventa 1999, S. 95–111
  • Aiga Klotz: Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland 1840–1950. Gesamtverzeichnis der Veröffentlichungen in deutscher Sprache. J.B. Metzler Verlag 1990–1997.
  • Bettina Kümmerling-Meibauer: Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur. Ein internationales Lexikon. 3 Bde. Metzler, Stuttgart 2004. ISBN 3-476-02021-5
  • Christoph Launer mit Heinricht Pleichta: Was sie gerne lasen. Streifzüge durch 500 Jahre Kinder- und Jugendliteratur. Arena. Würzburg. 1999.
  • Dorothee Markert: Momo, Pippi, Rote Zora... was kommt dann? Leseerziehung, weibliche Autorität und Geschlechterdemokratie. Ulrike Helmer, Königsstein 1998. ISBN 3927164674
  • Rainer Strzolka mit Gabriele Kucher: Zur Entwicklung und Verbreitung deutsch- und fremdsprachiger Kinder- und Jugendliteratur. Ausgewählte Beispiele. - In: DFW Dokumentation Information 29.1981.3/4, 73–92; 5/6, 139–159; 30.1982.2/3, 55–61
  • Reiner Wild (Hrsg.): Geschichte der deutschen Kinder- und Jugendliteratur. J.B. Metzler, Stuttgart/Weimar 2002. ISBN 3476019020

Einzelnachweise

  1. Zu Umsätzen Phantastischer Kinder- und Jugendliteratur siehe auch Harry Potter, Kommerzieller Erfolg
  2. Zu Erwachsenen-Ausgaben von Phantastischer Kinder- und Jugendliteratur siehe Harry Potter, Romane

Allgemein

Historisches

Didaktisches