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Soziale Kompetenz

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Soziale Kompetenz bezeichnet Fertigkeiten zum "sozialen" Handeln. Der Begriff "sozial" kann hierbei im sozialpsychologischen (als "zwischenmenschlich"), im soziologisch-wertneutralen (als "gesellschaftlich") oder im soziologisch-wertenden (als "gesellschaftlich-moralisch") verstanden werden. Der Begriff Soziale Kompetenz wird, auch innerhalb einer Disziplin, in einer Vielzahl von Bedeutungen verwendet.

Psychologie

In der Psychologie bezeichnet "Soziale Kompetenz" die Gesamtheit der Fertigkeiten, die für die erfolgreiche soziale Interaktion nützlich oder nötig sind. Er wird insbesondere in der Personalwirtschaft, etwa im Zusammenhang mit Personalauswahl, Coaching, Supervision, Organisationsberatung oder Peer-Leader-Ausbildung.

Es gibt keine genormte Gruppe von Persönlichkeitseigenschaften die der Sozialen Kompetenz zugeordnet werden. Die verwendeten Konstrukte und Testverfahren werden subjektiv gewählt, teilweise auch unterschiedlich in verschiedenen Branchen.

Allgemein zählen zur Sozialen Kompetenz folgende Kenntnisse und Fähigkeiten:

Der Begriff Soft skills (Englisch für weiche Fertigkeiten), der in den 1990er Jahren aufkam, wird manchmal als Synonym für "Soziale Kompetenz" betrachtet.

Pädagogik

Die Erziehung zur sozialen Kompetenz muss möglichst frühzeitg beginnen, wenn sie erfolgreich sein will (Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!). Das Erlernen sozialer Kompetenzen ist in der Regel sehr mühevoll. Nur bei äußerster Konsequenz und Toleranz, sowie dem Lernen anhand selbst erlebter authentischer Beispiele (=prägendes Lernen) können sich leichte bis geringe Erfolge einstellen. Wie schwierig das ist, Erfolge mit Bestand zu erzielen, erkennt man bspw. bei der Rassismusbekämpfung oder beim Elterncoaching (hyperaktive Kleinkinder).

Weil das Elternhaus in der Regel damit überfordert ist, müßte sinnvollerweise bereits ab dem 3.Lebensjahr damit begonnen werden (Vergleich Frankreich École Maternelle). In deutschsprachigen Ländern gibt es dafür noch immer keine adäquaten Angebote, was einer der Gründe für das schlechte Abschneiden bei PISA sein dürfte. Ein anderer wesentlicher Grund (asoziale Kompetenz) dürfte die weitgehend beharrliche Weigerung der Pädagogen sein, von der Schiene des Ausweniglernens, der Fachidiotie, der Grammatik- und Formelhörigkeit, sowie dem notenzentrierten Frontalunterricht Abstand zu nehmen.

Lebenslanges, interkulturelles und soziales Lernen stellen hier gewissermaßen eine Einheit im Hinblick auf Soziale Kompetenz dar. Schulische Methoden, die das Erlernen sozialer Kompetenz erleichtern, sind das autonome Lernen, das offene Lernen, der kommunikative Unterricht. Man kann dabei die Kraft der Gruppe nutzen, es geht aber immer um den einzelnen Menschen und seine Beziehung zu seiner jeweiligen Umgebung. Der andragogische Bereich (Erwachsenenbildung) dieses Lernkonzeptes erfolgt über Civic Education [1], einer Weiterentwicklung der Politischen Bildung.

Soziologie

Mit sozialer Kompetenz ist engagierte Handlungs- und Gestaltungsbereitschaft, für sich und andere, gemeint. Voraussetzung dafür ist die Schärfung der Wahrnehmung der jeweiligen Umgebung.

Welche zwischenmenschlichen Beziehungen und Vergegnungen (Martin Buber) ereignen sich, welche Konflikte bahnen sich an, welche bereits bestehende Konflikte lassen sich, wenn überhaupt wie lösen? Mut, Überwindung (Pain in the Work) und Risiko sind wesentliche Eigenschaften bei der Entwicklung sozialer Kompetenz.

Nicht gemeint ist jedoch Handeln aus Opportunismus, im vorauseilenden oder begleitendem Gehorsam, oder auch aus Ergebenheit, purem Mitleid und manischem Euphemismus. Autisten verfügen aufgrund ihrer genetischen Gehirndisposition über keine bis nur geringe soziale Kompetenz. Ähnliches gilt für Borderliner.

Kritik

Der Begriff Soziale Kompetenz wird in einer Vielzahl von Bedeutungen verwendet, was die Brauchbarkeit des Begriffs einschränkt.

Literatur

  • Arnold, R. (1997): Von der Weiterbildung zur Kompetenzentwicklung: Neue Denkmodelle und Gestaltungsansätze in einem in sich verändernden Handlungsfeld, in: Kompetenzentwicklung 1997, Arbeitsgemeinschaft Qualifikations-Entwicklungs-Management, Waxmann, Berlin
  • Müller, H.-J. (1999): Erschließen durch Versprachlichen – Zur Didaktisierung von Schlüsselqualifikationen im Kontext des handlungs- und erfahrungsorientierten Lernens, in: (Hrsg). Arnold, R./Müller, H.-J., Kompetenzenentwicklung durch Schlüsselqualifikationen, Grundlagen der Berufs- und Erwachsenenbildung, Band 19, Hohengehren