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Johann Michael Bossard

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Johann Michael Bossard (* 16. Dezember 1874 in Zug, Schweiz)

Prägend für sein späteres Leben waren zwei Ereignisse: der frühe Tod seines Vaters 1882 und der durch eine Infektion ausgelöste Verlust eines Auges 1885. Nach Beendigung der Sekundar- und Primarschule in Luzern und Zug begann er, eine 1890 Lehre als Hafner in der Hafnerei Keiser in Zug. Neben der guten handwerklichen Ausbildung unterstützte man hier auch offenbar auch den Wunsch nach einer künstlerischen Ausbildung. Zu Ostern 1894 ging Bossard mit einem kleinen Stipendium Zuger Bürger nach München, besuchte zwei Semester lang die Bildhauerklasse von Prof.Hess an der Kunstgewerbeschule und wechselte dann an die Akademie zu Prof. von Rümann. Nach einer von Bossard als Misserfolg betrachteten Ausstellung in München 1896 wechselte er praktisch fluchtartig nach Berlin, dem neuen Zentrum für Kunst und Kultur. Die ersten Jahre in Berlin waren entbehrungsreich, denn er erhielt kein Stipendium mehr, und seine Mutter bedurfte seiner finanziellen Unterstützung.

In Berlin besuchte Bossard die Hochschule für bildende Künste, anschliessend die Malklasse von Prof.Seeliger am Kunstgewerbemuseum. Danach war Bossard vier Semester lang Meisterschüler von Prof. Kampf an der Berliner Akademie. Es stellten sich bald die ersten Erfolge mit Plastiken und grafischen Arbeiten ein (z.B.der grafische Zyklus "Das Jahr" 1904-1918). Durch Vermittlung des Berliner Kunstfreundes Max Lucke erhielt Bossard grössere Aufträge, sodass die finanzielle Not beendet war.Einer dieser Aufträge, das Grabmal Franke, Berlin St.Georgen Friedhof, ermöglichte Bossard 1905 einen Studienaufenthalt in Italien, in dessen Verlauf er die Monumentalplastik "Das Leben" konzipierte, die grosses Aufsehen erregte und von bekannten Kunstkritikern der damaligen Zeit, wie F.Wolff, A.Grabowsky, K.Storck und anderen überschwenglich gelobt wurde. Diese Gross-Skulptur kam jedoch nie zur endgültigen Ausführung und existierte nur als gut gemachtes Modell.Auf Grund verschiedener Plastiken, darunter z.B. "Die Wolke" erhielt Bossard 1907 einen Ruf an die neu organisierte Kunstgewerbeschule (heute Kunsthochschule Lerchenfeld) in Hamburg. Neben seiner Tätigkeit als Professor für Plastik, die er bis 1944 ausübte schuf Bossard in den Jahren 1909-1911 zahlreiche Plastiken an öffentlichen Gebäuden Hamburgs, die heute noch zu sehen sind, ohne dass der Schöpfer dieser Plastiken in Hamburg bekannt wäre (z.B. Börsenuhr). Etwa 1911 hören diese Arbeiten in Hamburg auf, wie auch andere in Bern, schlagartig auf, da Bossard um diese Zeit auf einem Grundstück in der Lüneburger Heide mit der Gestaltung eines "Gesamtkunstwerkes" aus Architektur, Landschaftsgestaltung, Plastik und Malerei begann, welches als einzigartig in der Welt zu bezeichnen ist. Das Konzept für ein Gesamtkunstwerk stammt schon aus der Berliner Zeit, da Bossard schon in Berlin ein Grundstück erworben hatte, um darauf seine Vision zu verwirklichen. Auch am Zuger See stellte Frau Adelheid Page (Nestle ?) in Cham ihm ein Grunstück zu diesem Zweck zur Verfügung.

Im Jahr 1912 begann Bossard mit dem Bau des "Atelierhauses" in Lüllau. Die Arbeiten wurden durch die Wirren des 1.Weltkrieges, an dem Bossard als deutscher Soldat in Frankreich als "Schildermaler" teilnahm, unterbrochen. Auch die wirtschaftlichen Probleme nach dem 1.Weltkrieg machten die Verwirklichung seiner Vorstellungen nicht einfacher.Auch in der Schweiz waren die Auswirkungen des Krieges zu spüren, und die vorher reichliche Unterstützung durch Adelheid Page (Cham) und auch Dr.Emil Hegg (Bern) fielen aus. Erst 1926, nach seiner Heirat mit seiner Schülerin Jutta Krull (1903-1996), begannen Bossard und seine junge Frau gemeinsam mit dem Bau des zweiten Objektes auf dem Grundstück in Lüllau,dem sogenannten "Kunsttempel", den Bossard in seiner "Werbeschrift an meine Freunde" 1925 eindringlich beschreibt. Später wurden weitere Räume im Atelierhaus gestaltet und eigentlich bis zum Tode von Johann Michael Bossard am 27. März 1950 vervollkommnet, bis die Raumwirkung, die Bossard erzielen wollte, erreicht war.

Es fehlt immer noch eine kunstkritische Würdigung des Gesamtunstwerkes Bossards, denn nach anfänglichen hervorragenden Kritiken am Anfang dieses Jahrhunderts (1906-1910) dauerte es bis 1924, bis wieder der Versuch unternommen wurde, das Werk Bossards zu analysieren (E.Seydow (1924)). Seit dieser Zeit hat es kein Kunstkritiker unternommen, sich dem Werk Bossards zu nähern. Es scheint, als habe man Angst, sich diesem gewaltigen Werk zuzuwenden, da Bossard keinem der üblichen Ismen zuzuordnen ist. Es ist nicht der "Maler", der "Bildhauer", der "Grafiker", der "Architekt" oder der "Autor" Bossard, der untersucht werden sollte, sondern es ist das Gesamt(kunst)werk, welches eine Würdigung erwartet.Nicht umsonst hiess die derzeit letzte grosse Ausstellung "Ein Leben für das Gesamtkunstwerk" und diese Ausstellung fand in Zug (und Oldenburg) 1986 statt. Nach dem Tode von Jutta Bossard im Oktober 1996 wurde das Werk von Johann und Jutta Bossard in eine Stiftung überführt, die mit Erfolg versucht, die Arbeiten Bossards aufzuarbeiten und in einem schönen Museumsbau in der alten Werkstatt zu präsentieren.