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Nymphensittich

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Nymphensittich
Nymphensittich
Nymphensittich
Nymphensittich ♂ (Nymphicus hollandicus), wildfarben
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Classis: Vögel (Aves)
Vorlage:Ordo: Papageien (Psittaciformes)
Vorlage:Familia: Kakadus (Cacatuidae)
Vorlage:Genus: Nymphensittiche (Nymphicus)
Vorlage:Species: Nymphensittich (N. hollandicus)

Der Nymphensittich (Nymphicus hollandicus) ist eine Vogelart die zur Ordnung der Papageien (Psittaciformes) und zur Familie der Kakadus (Cacatuidae) gehört.
Die systematische Einordnung war lange Zeit umstritten: Kakadus oder Plattschweifsittiche (Platycercinae)? Inzwischen ist die nahe Verwandtschaft mit den Rabenkakadus (Calyptorhynchus) und dem Helmkakadu (Callocephalon fimbriatum) erwiesen. Die etwa 30 - 34 cm langen Vögel wiegen ca. 80 - 100 Gramm und werden typisch 15-20 Jahre alt - jedoch ist bekannt, dass Vögel bei entsprechender Haltung durchaus die 25 Jahre überschreiten können. Das typische Gelege (1-2 Gelege pro Jahr, je nach Nahrungsangebot auch weniger oder mehr) besteht aus 4-6 Eiern.

Nymphensittiche in den Weiten Australiens

Die ursprüngliche Heimat ist Australien, wo Nymphensittiche in großen Schwärmen als Zugvögel leben. Sie bevorzugen trockene Inlandsgebiete (Savannen, Steppen, Grasland) und ernähren sich von Samen, Körnern und Beeren. Die Brutperioden beginnen mit der Regenzeit. Die Vögel suchen sich Nistplätze in der Nähe von Wasser - oft sind es Eukalyptusbäume, in denen sich die Nisthölen in etwa 3 m Höhe befinden.

Nymphensittiche im menschlichen Heim

Sie gehören neben den Wellensittichen zu den beliebtesten "Heimvögeln".

1840 kamen die ersten Nymphensittiche nach Europa. Schon 10 Jahre später begann die erfolgreiche Zucht in Europa. Auch wenn immer eine einfache Haltung propagiert wird, so stimmt das nicht, da die "Nymphies", wie sie liebevoll abgekürzt werden, als "kleine Kakadus" sehr wohl ganz spezifische Bedürfnisse haben, denen ein verantwortungsbewußter Halter nachkommen sollte. Die Vögel sind als Schwarmtiere sehr gesellig, sodass eine artgerechte Haltung grundsätzlich die Haltung mindestens zweier gegengeschlechtlicher Vögel umfasst. Im Gegensatz zur weit verbreiteten Meinung werden und bleiben auch im Schwarm gehaltene Nymphensittiche zahm. Alleine gehalten werden sie mit dem Erwachsenwerden (9. - 12. Monat) oft zu Schreiern, denn es liegt in ihrer Natur, nach einem Partner zu rufen. Sieht ein Nymphensittich einen Menschen als seinen Partner an (sog. Fehlprägung), schreit er nach ihm, sobald dieser den Raum verläßt. Artgerecht verpaarte Nymphen rufen nur selten, weil ihr Partner immer da ist.

Nymphensittiche Kleine Verhaltenskunde

Verhalten

Wer seine Vögel gut beobachtet und kennt, der kann aus den hier beschriebenen Verhaltensweisen oft auch über das Befinden seiner Vögel Rückschlüsse ziehen.

Nymphensittiche leben in der Natur in Schwärmen zusammen. Teilweise sind die Schwärme so groß, dass sie sogar den Himmel verdunkeln. Das Leben in Schwärmen ist für körnerfressende Vögel typisch. Auf der Suche nach Nahrung ziehen sie durch die Grassteppe Australiens.

Dort wo es viel Nahrung gibt, lassen sich die Schwärme vorübergehend nieder zum Brüten. Die Vögel streiten in freier Wildbahn um die besten Brutplätze. Streit gibt es mitunter auch um die besten Schlafplätze, was sicherlich auch viele Nymphensittichhalter bei ihren Heimvögeln schon beobachten konnten. Allerdings ist das Verhalten der Tiere in freier Wildbahn erheblich weniger progressiv als in der Käfig- oder Volierenhaltung, wo auch die Partnersuche „schnabelfeste“ Streitigkeiten auslösen kann. Eine feste Rangordnung innerhalb des Schwarms in freier Natur ist unwahrscheinlich, denn in den riesigen Schwärmen sind die Vögel mehr oder weniger anonym, was eine Hierarchie annähernd unmöglich macht.

Nymphensittichhähne bilden u.a. auch lockere Partnerschaften untereinander und tauschen typische Verhaltensweisen aus mit ihren männlichen Artgenossen wie z.B. Kraulen, Schnäbeln und Imponieren. Sie brauchen die Anwesenheit anderer Hähne zur Anregung ihrer Verhaltensmuster und zur Aktivierung der Keimdrüsen, was wiederum für die erfolgreiche Fortpflanzung wichtig ist. Nymphensittiche sind sehr soziale Wesen, die den Kontakt zu Artgenossen brauchen, um ein glückliches Vogelleben zu führen.

Häufig leben Nymphensittiche monogam, das heißt, sie schließen sich dauerhaft mit einem Partner zusammen, der sie nicht selten Zeit ihres Lebens begleitet!

In ihrer natürlichen Umgebung in den Weiten Australiens finden die Sittiche überwiegend äußerst karge Umweltbedingungen vor, die Lebensräume sind Halbwüsten, Steppen, Buschlandschaften und offene Eukalyptuswälder, welche den Vögeln in Regenzeiten Bruthöhlen bieten.

Außerhalb der Brutzeit, welche immer in die Regenzeiten fällt, führt der australische Sittich ein Nomadenleben, denn das dürre Klima sorgt außerhalb der Regenzeiten nur für ein begrenztes Nahrungsangebot. Der Vogel fliegt also seiner Nahrung sozusagen hinterher.

Da auch das Wasserangebot knapp ist, lässt er sich überwiegend in der Nähe von Wasserstellen nieder, die er vornehmlich morgens und abends aufsucht, weil das Wasserangebot zu diesen Zeiten am größten ist. Am Tage versiegen die kargen Wasserstellen in der brütenden Hitze, während nachts die Temperaturen rapide fallen und am frühen Morgen wiederum Tau und Nebel für Wasser sorgen. Darum fressen auch unsere Vögel in Gefangenschaft, sofern sie in artgleicher Gesellschaft leben dürfen, hauptsächlich am frühen Morgen und am Abend.

Und sie fressen immer im Schwarm, denn das Kolonieverhalten der Vögel, ihr dichtes Zusammenleben festigt die sozialen Strukturen der Gruppe und regt zudem den Bruttrieb der Vögel untereinander an, um die Zeiten guten Nahrungsangebotes für möglichst viele Bruten zu nutzen, bevor die nächste Dürre kommt. Im Schwarm ist zudem der Schutz vor Feinden effektiver.

Eine nicht unerhebliche Rolle spielt dabei auch das gemeinsame Fressen. Das oben bereits erwähnte Kolonieverhalten prägt im Wesentlichen das Sozialleben der Gruppe und sichert den Tieren das Überleben und den Fortbestand der Art in ihrer rauhen und gefährlichen Umgebung.

Wer daheim einen kleinen Schwarm dieser geselligen Vögel hält, wird meist beobachten können, dass einer aus dem Schwarm Ausschau hält und dann "vorfliegt" zur Wasser- und Futterstelle und die anderen ihm folgen. Fliegt einer verschreckt auf, weil ihm Gefahr dünkt, so werden alle anderen fluchtartig die Futterstelle verlassen und ihm folgen. Bis der Schwarm wieder dicht beisammen ist.

Was schließen wir daraus?

Der Vogel in Gefangenschaft braucht die Bewegung! Futter sollte man ihm immer so anbieten, dass er fliegen (zumindest aber klettern!) muss, um es zu erreichen. Stets gefüllte Näpfe, die immer vor seiner Nase stehen, lassen einen Vogel, der in Gefangenschaft nicht die gleiche Beweglichkeit hat wie in der Natur, schnell fett werden.

Schwarmverhalten, Partnerschaft und soziale Bindungen

Sittichtypisches Sozialverhalten zeigt sich besonders in Gefahrensituationen. Wenn ein Vogel plötzlich auffliegt, werden unweigerlich alle anderen aufgeschreckt hinterher fliegen. Fängt ein Vogel an zu schreien, stößt er grelle Warnlaute oder Suchrufe aus, so werden die anderen es ihm gleich tun. Wenn der Schwarm in der Frühe erwacht, rufen sich die Vögel lauthals gegenseitig zu:"Seid ihr noch alle da? Ich bin hier!", tauschen die "neuesten Nachrichten" aus, begrüßen gemeinsam den Tag und läuten die gemeinsame Futtersuche ein. Am Abend ertönt das gleiche Rufkonzert, das dem Schwarm signalisiert: Hier sammeln wir uns für die Nacht!

Das Auffliegen eines Vogels signalisiert dem Vogelschwarm eine potentielle Gefahr, sie nehmen es als Warnsignal und fliegen mit dem Schwarm, der ihnen Schutz bietet. Dies kann man gut beobachten, wenn man vier oder mehr Vögel hat, aber auch bei zweien wird dieses Verhalten oft schon deutlich. Eine strikte Rangordnung wird nicht festgelegt, jedoch kann man oft beobachten, dass ein bestimmtes Tier die Vorhut macht. Vertragen sich Nymphensittiche gut miteinander, so wird man feststellen, dass sie viele Dinge gemeinsam tun. Fängt einer im Schwarm an, sich zu putzen, machen die anderen es ihm gleich nach.

Streiten und sich gegenseitig necken gehört zum sozialen Miteinander der Vögel. Sie hüpfen oft hintereinander her, und wo ein Vogel sitzt, will auch der andere sein. Diese Verhaltensweisen zeigen sich oft und ausdauernd. Dabei kommt es auch schon mal zu kleineren, aber meist harmlosen Kämpfen. Gerne wird auch mal am Schwanz des anderen gezogen, wenn dieser greifbar ist. Und auch die Füße sind begehrtes Beißobjekt. Während der Balz gehört das Füßebeißen zudem zu einem typischen Verhalten, mit dem die triebige Henne den Hahn zu Aufmerksamkeit auffordert. Dieses Hacken ist meist weniger gefährlich und schmerzhaft, als es ausschaut!

Kraulen ist bei Sittichen sehr beliebt.

Jedoch kraulen sich nicht nur zur Fortpflanzung verpaarte Vögel. Auch Hähne kraulen sich gegenseitig, dies ist nicht an eine gegengeschlechtliche Partnerschaft gebunden. Dabei wird der Kopf meist nach unten gebeugt und der andere krault vorsichtig mit dem Schnabel das Kopfgefieder am Hals und im Gesicht.

Schnäbeln ist das gegenseitige "Reiben" der Schnäbel aneinander. Mit dem menschlichen Auge gesehen sieht es aus wie ein Kuss. Dabei zwitschern die Vögel leise und zärtlich, so als würden sie sich etwas erzählen. Das Schnäbeln ist auch Teil des Balzverhaltens.

Gegenseitiges Füttern ist eine häufig zu beobachtende Verhaltensweise. Nahrungsbrei wird aus dem Kropf hoch gewürgt und dem Partnervogel direkt in den Schnabel übergeben. Sowohl Hahn-Hahn, Hahn-Henne oder auch Henne-Henne füttern sich. Das Füttern dient jedoch hauptsächlich der Versorgung der Jungvögel. Die Eltern füttern und brüten im Gegensatz zu Wellensittichen gemeinsam. Oft entstehen auch lange, innige, nicht fortpflanzungsorientierte Bindungen etwa unter Eltern mit ihren Kindern oder zwischen Geschwistern, die nicht von einander getrennt werden. Auch hier ist das gegenseitige Füttern oft zu beobachten.

Unter Balzen versteht man das Umwerben der Henne durch den Hahn. Der Hahn beginnt mit dem typischen Balzverhalten schon im Alter von 4-6 Monaten. Mit abstehenden Flügeln stolziert er herum und pfeift laute Töne verschiedenster Art.

Er klopft mit dem Schnabel wie ein Specht auf harte Flächen und springt auf flächigem Untergrund immer wieder mit einem Satz nach vorne.

Trifft er auf eine Henne, wird er sie mit lautem Pfeifen beeindrucken, meist direkt neben ihrem Ohr.

Hennen pfeifen seltener und in nur wenigen Tonvarianten. Wenn eine Henne auf einen balzenden Hahn reagiert, duckt sie sich und macht sich ganz flach, um dem Hahn ihre Paarungsbereitschaft zu signalisieren: "Du darfst aufsteigen!" Bei den Pfeiftönen unterscheidet man ein leises Zwitschern, welches die Henne stimuliert, und das laute Zwitschern, mit welchem sich die Hähne gegenseitig zur Balz anregen. Die Henne animiert den Hahn immer wieder zum Balzen, in dem sie auf ihn zuläuft, ihn auch anstupst und sich duckt. Manchmal imitiert sie auch das Hahnenverhalten. Beim Balzen kommt es auch zum Schnäbeln und Füttern. Der Geschlechtsakt, auch "Tretakt" genannt, wird jedoch nicht immer auch vollzogen, da die Hähne oft und zu jeder Zeit Balzverhalten zeigen, egal ob die Henne bruttriebig ist oder nicht. Damit imponieren sie den anderen Hähnen und zeigen der Damenwelt, wer "der beste Hahn im Schwarm" ist...

Schlaf, Dösen

Sittiche schlafen oder dösen auch tagsüber oft für kurze Zeit. Zum Schlafen nehmen sie häufig ihren Kopf nach hinten, sie "stecken den Kopf unter die Flügel" und ziehen einen Fuß ein, so dass dieser nicht mehr zu sehen ist. Beim Dösen plustern sie sich ein wenig auf und sitzen etwas gebeugt, die Augen sind teilweise offen, manchmal auch geschlossen, manche Vögel lassen die Flügel auch etwas hängen. Oft fiepen ruhende Vögel leise vor sich hin oder knirschen mit dem Schnabel. Manchmal lehnen schlafende Nymphensittiche auch ihren Kopf gegen Wände oder auf Äste.

Schnabelknirschen

Ober -und Unterschnabel werden aneinander gerieben. Dies erzeugt ein leise knackendes oder knirschendes Geräusch und ist ein Ausdruck für völliges Wohlbefinden während einer Ruhephase.

Putzen, Gefiederpflege

Sittiche verbringen viel Zeit mit der Gefiederpflege, denn ihre Fluchtbereitschaft hängt von den guten Flugeigenschaften ihres Gefieders ab. An ihrem Bürzel befindet sich eine Drüse. Diese sogenannte "Bürzeldrüse" sondert ein fettiges Sekret ab. Der Vogel reibt seinen Schnabel daran und verteilt dann das Sekret überall auf dem Gefieder. So ist das Gefieder stets ein perfekter Schutz vor Regen und Sonnenbestrahlung. Ist das Gefieder verschmutzt und/oder zersaust, zieht der Vogel die einzelnen Federn durch seinen Schnabel, um es zu reinigen und die aufgerissenen Verzahnungen wieder zusammen zu fügen. Ein perfektes Gefieder ist für Vögel überlebenswichtig, denn nur ein gesundes Gefieder bildet a) die luftwiderständige Tragfläche zum Fliegen und b) die isolierende Wirkung durch Lufteinschluss. Nur so kann der Vogel seinen Feinden und der rauhen Umwelt trotzen. Manchmal putzen sich Tiere auch nur aus Übermut oder Verlegenheit, um eine unangenehme oder besonders aufregende Situation zu überspielen. Durch diese sogenannte "Übersprungshandlung" versuchen sie, ihre besondere Stimmung vor potentiellen Feinden oder auch Balzpartnern zu verbergen

Knabbern

Nymphensittiche sind ausgesprochene "Nagetiere", sie knabbern leidenschaftlich gerne alles mögliche an mit ihrem dafür hervorragend geeigneten Schnabel. Vor ihrem ausgeprägten Knabbertrieb ist nichts sicher, kein Buch, keine Tapete, kein Bilderrahmen, keine Pflanze. Entweder man erträgt es mit Großmut und sorgt dafür, dass wichtige Unterlagen oder giftige Stoffe für die Vögel unerreichbar sind, oder man verzichtet lieber auf die Haltung von Sittichen! Die Bereitsstellung von frischen Ästen, Korkeichenrinde oder selbstgebackenen Knabberstangen ermöglichen dem Sittich in Gefangenschaft, seinen Knabbertrieb auszuleben und gleichzeitig gesunde und lebensnotwendige Nährstoffe aufzunehmen.

Spielen

Nymphensittiche sind sehr verspielt und lieben die Beschäftigung mit Glöckchen, Gitterbällen, Schaukeln und ähnlichem Spielgerät. Erfahrungsgemäß steigt der Spaßfaktor mit der Naturbelassenheit des Spielzeuges - Also: Einfach einmal kreativ sein und das Spielzeug aus Seilen, Ästen oder unbehandelten Holzteilen selber basteln!

Autor :: Kleine Verhaltenskunde :: Simone Bragulla NymphensittichBilderbuch.de --Stan Luga 17:56, 30. Jan 2005 (CET)

Der Käfig - Die Voliere - Lebensraum ein Leben lang!

Die Käfige für Sittiche sind meist viel zu klein, und Käfige, die größer sind, sind meist hoch, aber zu schmal und zudem in der Regel für Papageien ausgelegt, sodass die Gitterabstände für unsere Nymphen zu groß sind - für Papageien aber sind diese Käfige wiederum zu klein! Sie werden oft als "Zimmervolieren" für teures Geld angeboten -doch von einer Voliere sind diese Behausungen weit entfernt, sie sind nicht einmal als Käfige groß genug!

Merke: Auch ein großer Käfig ist noch keine Voliere! Das Wort "Voliere" kommt aus dem Lateinischen "volare:fliegen, segeln" (abgeleitet im Französischen: "voler", Subst. "Voliere") und bezeichnet eine Vogelbehausung, in welcher die Vögel eben dies tun können - fliegen!

Doch welcher Käfig ist der richtige? Leider findet man den im Zoohandel selten Käfige, die den Mindestanforderungen an Sittiche entsprechen. Die Mindestanforderungen an die Käfigmaße, die wir im dNBb® vorschlagen, sind aus Mangel an einer eigenen Verordnung für Nymphensittiche, der Verordnung "Mindestanforderung für Papageien" abgeleitet. Ein Nymphensittich hat eine Flügelspannweite von über 30 cm, so kann man sich mal ein Bild von der Käfigbreite machen.

Ebenso bedauerlich: Selten informieren die Zoofachverkäufer die Kunden darüber, dass es diese Mindestanforderungen überhaupt gibt! Es steht mehr der Profit als der Tierschutzgedanke im Vordergrund. Wir selbst haben Kataloge gewälzt, um im Sittichfuttershop.de Käfige anbieten zu können. Leider ohne nennenswerten Erfolg. Ein Großhändler meinte einmal zu mir, ich solle mich nicht so anstellen, alle kaufen doch diese Käfiggröße - Wir stellen uns aber so an, denn es tut uns schon manchmal leid, wenn wir unsere Sittiche in der Zimmervoliere mit den den Maßen 4,00mx1,00mx2,00m beobachten, dass sie zur Zeit noch nicht größer ist, oder wenn wir Nymphensittiche in den Mindesmaßkäfig zeitweise umsiedeln müssen.

Warum gibt es die kleinen Käfige überhaupt? Ich würde mal behaupten, weil der Mensch sich zwar gerne einen Nymphensittich zulegen möchte, jedoch dann nicht genug Platz zur Verfügen stellen möchte um einen "größeren" Käfig aufzustellen.

Wie war dies noch bei Oma ... der Wellensittich stand in der Küche und wurde abends abedeckt, damit er still ist.

Wer sich die Haubenhäuptlinge zulegt, muss einfach mit mehr Platzverbrauch kalkulieren. Nymphensittiche sind wichtiger als ein TV Gerät oder eine Schrankwand! Wenn das nicht möglich ist, sollte man doch lieber darauf verzichten.

Die "Innenausstattung" Die schlechtsten Käfige haben Sitzstangen aus Kunststoff. Diese Produkte sind als tierschutzwidrig abzulehnen, weil sie zu glatt sind und den Vögeln deshalb keinen ausreichenden Halt bieten und zu Gelenkschäden führen. Wenn sie zudem eine scharfkantige Riffelung aufweisen, verursachen diese Schäden an den Fußsohlen. Insbesondere bei Wellensittichen kann es zu irreversiblen Druckgeschwüren kommen. Für Papageien sind Kunststoffstangen generell wegen der durch das Benagen bedingten Verletzungsgefahr abzulehnen. Der zeitlich begrenzte Einsatz von Kunststoffstangen, die nur einseitig angebracht sind und deshalb schwingen, insbesondere in Kombination mit Holzstangen, ist akzeptabel. Am besten sind Naturäste. Die findet man bei einem Spaziergang oder im Garten. Birke, Buche oder Haselnuss sind dafür sehr gut geeignet.

Die meist mitgelieferten Wassertränken aus Kunststoff (Wasserspender) sind gänzlich ungeeignet. Auch von den Kunststoffschalen raten wir ab. Sie sind schwer zu reinigen und der Kunststoff nimmt gerne Farbstoffe usw. von Mineralien und Vitamine an. Wir empfehlen die Bodenfütterung in Tonschalen. Es ist ein Iriglaube, das Nymphensittiche ihr Futter und Wasser nicht auf dem Boden finden würden. In der Natur finden sie Wasser und Saaten auch auf dem Boden. Wenn schon Hängeschalen für Futter und Wasser, dann in Edelstahl oder Keramik. Das ist leicht zu reinigen und ist robust gegen "Schnabelangriffe"

Eine kleine Zusammenfassung

  • Käfig Mindestmaße für zwei Nymphensittiche: LXBXH 100cmx50cmx100cm
  • Nymphensittiche sind keine Senkrechtstarter. Es ist KEIN Vorteil die Höhe proportional zur Grundfläche unverhältnismäßig groß zu wählen.
  • Bei Volierendraht darf das Gitter 20mmx20mm nicht überschreiten; Bei Käfigen, die keine Maschen wie Volieren haben, sondern überwiegend Streben, kann auch das schon zuviel sein, denn die Streben sind flexibel und können mit dem Kopf des Vogels auseinandergedrückt werden. Der Vogel bleibt dann stecken und erwürgt sich!
  • Farbige Gitter sind nicht zu empfehlen, weiße verboten
  • Die Gitter müssen zum klettern tauglich sein. Also hauptsächlich QUER verlaufen
  • selbst die Mindestmaße gelten nur, wenn täglich Freiflug in der Wohnung gewährt wird
  • Nicht erlaubt sind runde Käfige

Abgesehen von dem Umstand, dass die meisten runden Käfige zu klein sind für die jeweils herstellerseitig vorgesehene Vogelart, weisen sie fast ausschließlich Senkrechtverdrahtung auf und sind zumindest für Papageien und Sittiche schon deshalb ungeeignet. Die fehlende Rückzugsmöglichkeit und die erschwerte räumliche Orientierung sind weitere tierschutzrelevante Mängel. Je nach Vogelart ausreichend große und mit zusätzlicher Querverdrahtung versehene Rundkäfige sind bestenfalls dann akzeptabel, wenn Einrichtung und Standort es den Vögeln ermöglichen, sich zurückzuziehen. Die Grundfläche darf NICHT rund sein. Die Nymphensittiche können sich nicht orientiern, es kommt zu einer psychischen Zusatzbelastung. Fehlprägung und Verhaltungsstörungen sind die Folge

  • Die Käfiggeometrie sollte insgesamt eckig sein
  • Die Sitzäst sollen aus Naturästen bestehen
  • Es müssen mindestens DREI Äste zur Verfügung stehen
  • Die Anordnung muss unterschiedlicher Höhe erfolgen (Dreisprung)
  • Die Astdicken müssen unterschiedlich sein
  • Die Astdicken sollten zwischen 10mm und 30mm liegen
  • Je nach Käfiggröße können auch noch weitere, dickere Äste eingestellt werden
  • Trink und Futterschalen aus Ton oder Edelstahl.
  • KEINE Futter- oder Wasserspender verwenden!!
  • Die Bodenschalen sollten breiter als hoch sein. Ein Nymphensittich findet die Körner nicht mehr so gut, wenn sie von Spelzen (Körnerhülsen) bedeckt sind
  • Wichtig ist die Richtige Ausstattung an Spielzeug. Nicht geeignet sind fertige Holzkörbe oder -Schalen aus geflochtenem Holz o.ä. Oft sind diese Artikel mit Schutzmitteln oder Farbe besprüht.
  • Nicht geeignet ist Sandpapier als Einstreuersatz: Sandpapier am Käfigboden kann zu Verletzungen der Füße von Vögeln führen. Oft entspricht die Saugfähigkeit nicht der des üblichen Vogelsandes. Keime vermehren sich in einem feuchten Milieu besonders stark. Sandpapier ist lediglich als Unterlage für darauf zu streuenden Vogelsand, der dann aufgepickt werden kann, geeignet. Von den Herstellern sind entsprechende Hinweise auf die Packungen aufzudrucken.
  • Nicht geeignet ist Zeitungspapier als Einstreuersatz. Gefährung der Gesundheit durch Druckerschwärze oder chemikalische Rückstände im behandelten Papier (Fettgedruckt: Auswahl von Heimtierprodukten, die nicht den Anforderungen der §§ 1 u. 2 Tierschutzgesetz (Deutschland) (TSchG) entsprechen. )

--Stan Luga 17:56, 30. Jan 2005 (CET)