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Stoß (Glücksspiel)

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Stoß ist ein dem Pharo ähnliches Kartenspiel, das mit 32 Blatt doppeldeutscher Karten gespielt wird. Es ist ein vor allem im Wiener Rotlichtmilieu populäres, wenn auch verbotenes Glücksspiel.

Ein Spieler, der sog. "Bankerer" hält die Bank; beliebig viele Spieler (die sog. "Galerie") setzen gegen ihn.

Als Tableau dienen zwei Bierdeckel, die an den Ecken wie folgt bezeichnet sind:

 A----K    O----U
 |    |    |    |
 7----8    9---10

Ein Spieler, der "Schneiderer", "schneidet" (d.h. mischt) die Karten und schlichtet sie zu einem Stapel.

Der Spieler, der den höchsten Einsatz tätigt, der "Guckerer", nimmt die unterste Karte des Stoßes, die "Guck", zeigt sie den übrigen Spielern und schneidet sie in den Stapel hinein. An dieser Stelle wird abgehoben: die darüberliegenden Karten kommen nach unten, die Guck wird nicht mehr benutzt.

Nun zieht der Bankerer nacheinander jeweils zwei Karten ab. Die erste Karte eines Abzugs heißt "Schuß", die zweite ist der "Einwender".

Wird z.B. als erste Karte ein König und als zweite ein Achter gezogen, so verlieren alle Einsätze auf "K" und alle Einsätze auf "8" gewinnen im Verhältnis 1:1; die Einsätze auf die übrigen Werte bleiben unverändert.

Fallen in einem Abzug zwei gleichrangige Karten, also z.B. zwei Ober, so gewinnt die Bank die Einsätze auf diesen Wert.

Hat ein Spieler gewonnen, so hat er einen Schnitt gemacht.

Nach 14 Abzügen bleiben noch drei Karten, der sog. Stock übrig, sie werden nicht mehr verwendet; die Karten werden gemischt und eine neue Partie beginnt.

Zum Personal einer Stoßpartie gehören weiters

- der "Saugerl", der den Spielern zu Wucherzinsen Geld leiht, und - der "Schmierer", der Aufpasser vor der Polizei.

Das Stoßspiel ist dem Pharo von den Regeln her sehr ähnlich, die Unterschiede (32 Blatt statt 52 Blatt, Bank gewinnt bei Abzug zweier gleichrangiger Karten den vollen Einsatz) sind aber wesentlich: der Vorteil der Bank beträgt beim Stoß 9,7% beim Pharo jedoch nur 2,9%.

Im Gegensatz zum eleganten Pharo, das ein bevorzugter Zeitvertreib der Aristokratie im 18. und 19. Jahrhundert war, genießt das Stoßspiel einen sehr schlechten Ruf.

Das in den USA gespielte Stuss oder Jewish Faro ist den Regeln nach identisch, es werden jedoch französische statt doppeldeutscher Karten verwendet.