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Kriegsschule (Potsdam)

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Die Reichskriegsschule wurde als zentrale Offiziersschule der kaiserlichen deutschen Armee auf dem Brauhausberg bei Potsdam errichtet. Zuvor wurden dafür Gebäude in der Potsdamer Waisenstraße (heute Dortustraße) genutzt, die aber für die gestiegenen Ansprüchen nach der Reichsgründung nicht mehr geeignet waren. Die Reichskriegsschule diente der Ausbildung von Offizieren der gesamten Armee des Deutschen Kaiserreichs. Es kamen auch Offiziersaspiranten aus Bayern, Baden und Württemberg. Die Reichskriegsschule wurde mit Beginn des 1. Weltkrieges aufgelöst.

Baugeschichte

Das Gebäude wurde von 1899 bis 1902 nach Plänen von Franz Schwechten errichtet. Der Standort für den Neubau wurde von Kaiser Wilhelm II. persönlich ausgewählt unter Bezugnahme auf Schanzanlagen, die an dieser Stelle 1813 errichtet worden waren. Für die architektonische Planung wurde festgelegt, dass das Gebäude im Stil englischer Landhäuser mit Fachwerk und weißgeputzten Feldern unter Verwendung von Renaissance-Motiven zu errichten sei. Für den Haupteingang diente die Porta Stupa in Verona als Vorlage. Zentraler Teil des Gebäudekomplexes war ein 64 m hoher Turm. Im Zuge der Erweiterung des Gebäudekomplexes durch ein Magazin wurde 1935 der Turm auf 50 m reduziert. Durch die SED-Bezirksverwaltung erfolgten weitere Anbauten, so dass ein fast geschlossener Hofkomplex entstanden ist.

Die Einweihung erfolgte am 2. August 1902. Am 14. April 1945 wurde das Gebäude bei Bombardierungen der Royal Air Force teilweise zerstört und erst Ende der 1940er Jahre notdürftig wieder instandgesetzt.

Zu den technischen Besonderheiten des Gebäudes gehört unter anderem die Niederdruckdampfheizung, die seit 1902 fast unverändert in Betrieb ist. Von derartigen Anlagen gibt es ansonsten weltweit nur noch einige in Frankreich.

weitere Verwendung des Gebäudes bis 1945

Während des Ersten Weltkriegs wurde die Reichskriegsschule als Bataillonssammelstelle genutzt. Durch den Versailler Vertrag wurden 1919 Kriegsschulen in Deutschland verboten. Deshalb wurde das Gebäude umgebaut, damit es als Reichsarchiv benutzt werden konnte, in dem anfangs militärische und zivile Akten der Reichesverwaltungen gelagert wurden. Da die Räumlichkeiten nicht ausreichten, wurde zusätzlich ein Magazin errichtet. 1935 wurden außerdem die zivilen Archivbestände ausgelagert und das Gebäude wurde nur noch als Heeresarchiv Potsdam verwendet. Ab 1936 wurde das Heeresarchiv zu einer selbständigen Behörde unter Leitung von Ernst Zipfel.

Verwendung nach 1945

In der Nachkriegszeit gab es Auseinandersetzungen um die Instandsetzung und Verwendung der beschädigten Gebäude zwischen dem Rat der Stadt Potsdam und dem sowjetisch Militärkommandanten Oberst Werin. Bis zum Juni 1948 nutzte die sowjetische Besatzungsverwaltung das Gebäude. Im Juni 1948 übernahm das Land Brandenburg das Gebäude. Die Abteilung Finanzen und Steuerwesen des Finanzministeriums nutzte es aber nur kurzzeitig, da der Landesverband Brandenburg der SED den Gebäudekomples für ihre eigene Verwaltung nutzen wollte. Durch die Auflösung der Länder und der stattdessen erfolgten Bildung von Bezirken in der DDR zum 1. August 1952 wurde die Reichskriegsschule zur SED-Bezirksverwaltung Potsdam. Im Volksmund wird es deshalb noch heute als „Kreml“ bezeichnet.

Im Januar 1991 wurde vom neu entstandenen Brandenburger Landtag beschlossen, das marode Gebäude „vorrübergehend“ als Landesparlament zu nutzen. Nach notdürftigen Bauarbeiten bezog der Landtag das Gebäude am 25. September 1991 und wird es trotz aller baulichen Mängel bis ca. 2012 nutzten.

baulicher Zustand heute

Die marode Kanalisation des Hauses erkennt man nicht nur an den Fahrbahnabsenkungen im Innenhof. Im Sommer „muffelt“ es derartig, dass auch die Fenster in höheren Etagen geschlossen bleiben müssen. Bei Sturm muss der Innenhof wegen der Gefahr herabfallender Dachziegel gesperrt werden. Da die Bodenplatte aus einer sehr dünnen, porösen Betonschicht besteht, nagen sich immer wieder Ratten hindurch und dringen in das Gebäude ein.

Unklar ist immer noch, was aus dem Gebäude nach dem Auszug des Landtags werden soll.[1] Eine Nutzung als Hotel oder als Seniorenresidenz wäre denkbar.[2]

Referenzen

  1. Leitgedanken der Kerngruppe zur 31. Sitzung des STADT FORUMS POTSDAM
  2. http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2007/0828/brandenburg/0026/index.html