Han-Shan
Han-Shan (deutsch: Kalter Berg, vermutlich 8. oder 9. Jh.) war ein chinesischer Dichter der Tang-Zeit.
Biografie
Die historische Person Han-Shan ist kaum greifbar. Als einzige Quelle für seine Biografie dient die Gedichtsammlung Han-Shan-Shih (deutsch: Gedichte vom Kalten Berg). Diese besteht aus etwa 360 Gedichten, wovon 307 Han-Shan zugeschrieben werden, und einem kurzen, jedoch wenig glaubhaften, Vorwort. Der Name Han-Shan ist vermutlich ein Pseudonym und bezieht sich auf einen Berg im T'ien T'ai Gebirge im Südosten Chinas, wo der Dichter in einer Höhle gelebt haben soll. Wahrscheinlich lebte er im 8. oder 9. Jh., manchmal wird auch das 7. Jh. angenommen. Im Vorwort des Han-Shan-Shih wird erwähnt, dass Han-Shan ursprünglich seine Gedichte auf Felswände, Steine, Bäume oder Hauswände schrieb, von wo sie erst später gesammelt und zu einem Buch zusammengefasst wurden.
Der Dichter
Han-Shans Gedichte zeichnen sich durch Zeitlosigkeit und allgemeine Gültigkeit aus. Den Idealen des Daoismus und Buddhismus verpflichtet, beschreibt der Dichter die Schwierigkeiten und Hürden auf dem Weg des Dao. Ebenso übt er, sowohl mit Trauer als auch mit beißendem Spott, Kritik an der Gesellschaft und ihrem sinnlosen Streben nach Macht und Geld. Er mahnt zu Selbstbeherrschung und Disziplin, ohne jedoch Patentrezepte für ein "rechtes Leben" zu geben, dabei stellt er klar, dass jeder seinen Weg zu gehen hat.
Han-Shan und der Zen-Buddhismus
Spätere Generationen zeichneten das Bild von Han-Shan als "wilden Mann", der zerlumpt und verwildert durch das Land streift, ungebunden und frei von Pflichten anderen gegenüber, über alles und jeden lachend, auch über sich selbst. Besonders die Vertreter des Zen-Buddhismus sahen in Han-Shan verwandte Wesenszüge, dementsprechend beliebt waren seine Gedichte. So schrieb auch der große japanische Zen-Meister Hakuin einen Kommentar über das Han-Shan-Shih. Auch wurden die meisten Bilder über Han-Shan von Zen-Mönchen gemalt.
Han-Shan und die Beat-Generation
Han-Shan stellte ein Vorbild für die Beat-Generation dar. Beat-Poeten wie Allen Ginsberg und Jack Kerouac fanden ihre Gedanken im Han-Shan-Shih wider und identifizierten sich mit seiner Gesellschaftskritik. Nachdem die Zen-Buddhisten Han-Shan jahrhundertelang als einen Menschen außerhalb der gesellschaftlichen Normen gesehen hatten, entsprach dieses Image genau den Idealen der Beat-Generation und so identifizierte sich diese mit ihm.
Literatur
Schuhmacher, Stephan (Hrsg. und Übers.): Han Shan, 150 Gedichte vom Kalten Berg; Diederichs 1974; ISBN 3-424-00505-3