Bremen-Verdener Feldzug
Bremen-Verdener Feldzug | |||||||||||||
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Teil von: Nordischer Krieg | |||||||||||||
![]() Herzogtümer Bremen und Verden im Jahre 1655 | |||||||||||||
Datum | 15. September 1675 bis 13. August 1676 | ||||||||||||
Ort | Herzogtum Bremen-Verden | ||||||||||||
Ausgang | Eroberung Bremen-Verdens durch die Alliierten | ||||||||||||
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Der Bremen-Verdener Feldzug war eine Auseinandersetzung im Rahmen des Nordischen Krieges. Vom 15. September 1675 bis zum 13. August 1676[6] eroberte eine antischwedische Koalition aus Brandenburg-Preußen, den benachbarten Reichsfürstentümern Lüneburg und Münster sowie Dänemark das Herzogtum Bremen-Verden.
Bremen-Verden, ein entlegener Außenposten des schwedischen Ostseereiches, war neben Schwedisch-Pommern und Wismar, das dritte schwedische Reichslehen in Norddeutschland. Nach der Eroberung verblieb es bis zum Kriegsende im Jahre 1679 in alliierter Hand, kam dann aber wieder im Zuge des Nimweger Friedens vollständig an Schweden zurück.
Für die großen Kriegsparteien Schweden, Brandenburg und Dänemark blieb dieser nordwestdeutsche Kriegsschauplatz nur von untergeordneter Bedeutung.
Vorgeschichte
Nachdem Frankreich 1672 als Vergeltung für den Ausgang des Devolutionskrieges in die Generalstaaten eingefallen war, bildete sich eine Allianz gegen Frankreich. Der Konflikt eskalierte zum Holländischen Krieg. Um die zunehmend beanspruchten Kräfte zu entlasten, drängte daher Frankreich seinen traditionellen Alliierten Schweden zum Kriegseintritt gegen seine Gegner. Diese waren neben den Generalstaaten, u.a. das Haus Habsburg und die Brandenburger. Ende 1674 fiel ein schwedisches Heer unter Kommando von Reichsfeldheer Carl Gustav Wrangel in die Mark Brandenburg ein. Das brandenburgische Heer unter Kurfürst Friedrich Wilhelm I. befand sich im Krieg gegen Frankreich. Die brandenburger Truppen zogen in Eilmärschen im Juni 1675 von ihren rheinischen Quartieren in die Mark zurück. In einem kurzen Sommerfeldzug gelang es dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. von Brandenburg das schwedische Heer zu schlagen und zurück nach Schwedisch-Pommern zu drängen.
Ermutigt durch den brandenburgischen Sieg, folgte am 17. Juli 1675 die Kriegserklärung des Heiligen Römischen Reiches gegen Schweden. Der Westfälische Reichskreis und der Obersächsische Reichskreis wurden mit der Vollstreckung der Reichsexekution gegen die Schweden beauftragt. Wenig später folgte ebenso die Kriegserklärung Dänemarks, das sich ebenfalls an die kommenden Kampfhandlungen beteiligen sollte. Durch die Beteiligung Schwedens im Dreißigjährigen Krieg seit 1628 war der schwedische König seit 1648 durch die Übertragung eines Teils von Pommern und dem Herzogtum Bremen-Verden im Zuge des Westfälischen Friedens ein mit allen Rechten und Pflichten ausgestatteter Reichsfürst des Heiligen Römischen Reiches.
In dem großangelegten Krieg sollten durch die Alliierten Dänemark und Brandenburg zuerst die schwedischen Besitzungen in Norddeutschland erobert werden, um sich dann mit vollen Kräften den Kriegsschauplätzen in Schonen zuwenden zu können. Durch die geografische Lage Bremen-Verdens an der Südgrenze Dänemarks sollte durch seine Eroberung eine potenzielle Aufmarschbasis gegen Dänemark genommen werden.[7] Eine weitere machtpolitische Erwägung war es, den Schweden Möglichkeiten zur Werbung und Rekrutierung von Söldnern zu nehmen.
Die Kriegsplanungen im schwedischen Mutterland sahen vor, die militärische Entscheidung durch den Einsatz der schwedischen Flotte zu suchen, um im Falle eines als wahrscheinlich angesehenen Sieges über die dänische Flotte in der Ostsee, die Norddeutschen Besitzungen zu entlasten und in einem weiteren Schritt auf Seeland zu landen. Die weiteren Hoffnungen in Bremen-Verden lagen daher vor allem auf die Stärke der eigenen Flotte, die durch Entsendung von Truppen vom Mutterland für eine militärische Wende hätte sorgen können. Da die schwedische Flotte aber durch Verzögerungen bei den Ausrüstungen nicht auslaufen konnte, wurde Bremen-Verden nicht entsetzt.
Schwedens Kräfte im Herzogtum Bremen-Verden galten als zahlenmäßig schwach und waren überdies auf befestigte Stützpunkte verteilt. Das Gros der schwedischen Truppen lag in der Garnison Stade, Carlsburg und sieben weiteren kleinen Festungen. Großangelegten Angriffsoperationen konnten sie nur hinhaltenden Widerstand entgegensetzen. Vom Wesen her waren die schwedischen Verteidigungsplanungen auf einen Festungskrieg orientiert. Die Menge der befestigten Orte zwang den potenziellen Gegner zwar zu einer Abfolge mühseliger kleiner Belagerungen, zersplitterten jedoch auch die verfügbaren Truppen des Verteidigers und verhinderte so die Bildung einer einsatzfähigen Feldarmee.[8]
Diplomatische Vorbereitungen
Der auf Machtexpansion bedachte katholische Fürstbischof von Münster, Christoph Bernhard von Galen, der bis zum 22. April 1674 auf Seiten Frankreichs gegen die Niederlande im Kampf stand, hatte am 7. Juni 1675 einen Vertrag mit dem kaiserlichen Hof in Wien abgeschlossen, der ihn dazu verpflichtete, zu des Kaisers und Reiches Pflicht 9000 Mann zu stellen. In Folge dieser Verpflichtung wurde der Bischof zu der Teilnahme am Krieg gegen Schweden veranlasst.[9] Am 11./21. September 1675 kam es zur Unterzeichnung eines Neutralitätsvertrages zwischen den Alliierten, dem Fürstbistum Münster, Dänemark und Brandenburg auf der einen Seite und mit Johann Friedrich von Braunschweig-Lüneburg auf der anderen Seite. Braunschweig-Lüneburg, das bis dato auf Seiten Schwedens stand, verpflichtete sich demnach zu Neutralität im anstehenden Kampf gegen Schweden.
Das sich die vier Alliierten schließlich zusammentaten war weniger im Zusammenhang einer Reichs- bzw. Kreisverteidigung zu sehen, sondern war vielmehr der Interessenpolitik der beteiligten Territorien geschuldet. So wurde die Reichsexekution von den Landesarmeen durchgeführt, während die Kreistruppen keinen wesentlichen Anteil an den Kämpfen hatten.[10]
Herbstfeldzug 1675
Einfall der münsterischen Armee in Bremen-Verden
Chronologie: Herbstfeldzug 1675
Frühjahrsfeldzug 1676
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Der Feldzug begann am 15. September 1675 im Südwesten des Territoriums, als nach Angaben des Theatrum Europaeum etwa 10.000 Mann[11] nach anderen Angaben 4.000 Mann des Fürstbischofs von Münster, über Haselünne in das schwedische Amt Wildeshausen einmarschierte. Der weitere Vormarsch in Richtung Weser wurde nicht behindert. In Bremen gingen am 25. September die münsterischen Truppen mit ihrer Artillerie über die Weser.
Ein aus den westfälischen Besitzungen kommendes brandenburgisches Korps von 1.600 Mann Infanterie und 700 Reitern unter Generalmajor Freiherr von Spaen traf ebenfalls Ende September in Bremen ein.[12]. Die Dänen beteiligten sich mit 2.500 Mann unter dem Befehl von Graf Gustav Adolph von Baudissin.

Die münsterischen Truppen unter Fürstbischof von Galen marschierten vom neutralen Bremen zur Festung Langwedel an der Weser, die am 27. und 28. September eingenommen wurde. Damit war der Weg ins Gebiet des ehemaligen Hochstift Verden offen. Unterdessen waren einige münsterische Truppen vor Verden angekommen, drangen handstreichartig in die Stadt ein und behaupteten sich in einem der Stadttore. So gelangte Verden bereits am 27. September in alliierten Besitz. Nach Verden eroberte man Rotenburg, das sich ebenfalls nach einigem Widerstand ergab. Von da setzte sich die Marschkolonne sofort weiter nach Ottersberg in Bewegung, das am 3. Oktober 1675 durch die Truppen des Fürstbischofs von Münster eingenommen wurde. Die 140 Mann zählende schwedische Garnison wurde gefangen genommen. Das alliierte Heer marschierte dann in nordöstlicher Richtung mit Ziel Buxtehude weiter, das am 12. Oktober erreicht wurde.
Die Stadt war gut befestigt, hatte reichlich Lebensmittel und Munition und nach Angaben des Theatrum Europaeum eine Besatzung von annähernd 400 Mann. Eine Belagerung erschien unausweichlich. Nachdem die Verbündeten noch am selben Tag eine wichtige Anhöhe vor der Stadt erobert hatten, brachten sie hier ihre gesamte Artillerie (14 Mörser und 37 Geschütze) in Stellung. Am Morgen des 13. Oktober begann der Beschuss, wobei mehr als 60 Häuser in Brand gerieten. Am 14. Oktober wurden aus Haubitzen und Mörsern insgesamt 100 Bomben und 60 Granaten in die Stadt geschossen, die wiederum großen Schaden anrichteten, allerdings ohne dass dabei Menschen in der Stadt ums Leben kamen.[11] Am 15. Oktober wurde der Beschuss eingestellt, um die Laufgräben vor der Stadt fertigzustellen und anschließend einen Sturmangriff durchzuführen.

Da der Artilleriebeschuss bereits schwere Schäden hinterlassen hatte, sah sich der Buxtehuder Kommandant Hamilton auf das Drängen der Bürger und der deutschen Söldner, die von der Verhängung der Reichsacht über die Schweden gehört hatten, zur Übergabe der Stadt gezwungen. Die Besatzung durfte unter Mitnahme ihres Besitzes und ihrer Handwaffen nach Stade abziehen. Am 16. Oktober zogen die Alliierten in die Stadt ein. Dabei fielen ihnen von den Schweden zurückgelassene 24 Geschütze samt Munition in die Hände.[13]
Nach dem Fall Buxtehudes stießen einige allierte Regimenter nach Bremervörde vor. Am 25. Oktober begann die Belagerung der Festung Bremervörde, wo nach dreitägiger schwerer Beschießung der deutsche Teil der Besatzung den Waffendienst verweigerten nachdem die Alliierten einen Trompeter als Parlamentär in die Stadt geschickt, der der Besatzung andeutete, dass man alle Deutschen, die ihre Waffen gegen das Heilige Römische Reich gebrauchten, nach Einnahme der Festung aufhängen werde. Dem schwedischen Kommandanten blieb angesichts der Lage keine Wahl, als den Ort zu übergeben. Die schwedischen Offiziere und Mannschaften erhielten freien Abzug mit allem Besitz und Waffen während die deutsche Besatzung zum größten Teil in alliierte Dienste übertraten. Aufgrund der Vorabeinigung unter den Alliierten wurde die Stadt den Lüneburgern zugesprochen, die in Buxtehude mit 500 Mann einzogen.[13] Zu diesem Zeitpunkt waren nur noch die Festungen Carlsburg und Stade in schwedischem Besitz.
Brandenburgische und dänische Landungsunternehmungen

Parallel zum Vormarsch der münsterischen, brandenburgischen und dänischen Truppen fanden zwei erfolglose dänische und brandenburgische Anlandungsversuche statt, die unter Totalverlusten von den Schweden zurückgeschlagen werden konnten. Das erste Landungsunternehmen führte Ende September ein brandenburgisches Kommando unter Admiral Bolfey bei Carlshagen durch, um die strategisch bedeutsame Festung Carlsburg an der Weser zu erobern.[14] Die schwedische Festung war erst 1672 gegründet worden mit dem Ziel, die Wesermündung zu beherrschen. Von der Elbe kommend erschien ein brandenburgisches Geschwader von sieben Schiffen mit einer Landungstruppe von 534 Mann;[12] zusammen mit den Schiffsbesatzungen waren es somit etwa 800-900 Mann.[13] Am 28. September wurden die Truppen bei Lehe, nördlich von Carlsburg, an Land gesetzt. Da der schwedische Kommandant von Carlsburg, das mit 800 Soldaten besetzt war, eine Übergabe ablehnte, ließ der brandenburgische Admiral Simon de Bolfey seine Truppen vor der Stadt sich verschanzen und am 30. September seine Schiffsgeschütze auf die Festung abfeuern. Dabei starben drei Bürger. Noch am selben Tag zogen sich die Landungstruppen wieder von der Festung zurück. Dabei liefen 30 Brandenburger zu den Schweden über. Ermutigt durch die Überläufer, unternahmen die Schweden am 1. Oktober einen Ausfall mit 200 Mann, mussten jedoch nach einem eineinhalb-stündigen Gefecht unter Zurücklassung mehrerer Toter wieder weichen.[13]
Um die Festung Carlsberg zu entsetzen, wurden von Stade aus 13 schwedische Kavalleriekompanien unter dem Kommando von Oberstleutnant Sidon nach Carlsburg in Marsch gesetzt. Die nunmehr zahlenmäßig deutlich unterlegenen Brandenburger brachen die Belagerung ab und schifften sich am 2. Oktober wieder ein. Wegen ungünstiger Winde befanden sie sich allerdings beim Eintreffen der schwedischen Entsatztruppen mit ihren Landungsbooten noch in Ufernähe, so dass sie von den Schweden angegriffen konnten und nach kurzem Widerstand überwältigt wurden. Die brandenburgischen Gesamtverluste bei dieser Unternehmung beliefen sich auf 314 Mann (größtenteils Gefangene).[12]
Etwa zeitgleich setzte eine dänische Flottille sechs Infanteriekompanien unter Oberstleutnant Harwich im Land Wursten an Land. Nach der erfolgreichen Operation in Carlsburg griffen die schwedischen Einheiten unter Sidon diese dänischen Truppen an. Nach mehreren Gefechten am 4. Oktober gelang es den Schweden, die Dänen zu besiegen und 400 von ihnen gefangen zu nehmen. 200 von ihnen wurden danach in schwedische Dienste aufgenommen und nach Carlsburg gebracht. Die anderen Gefangenen wurden in Stade untergesteckt.[15] Das Gros der schwedischen Truppen erreichte am 7. Oktober wieder Stade. Die Seeblockade von Carlsburg wurde aufgehoben, und die sieben brandenburgischen Schiffe begaben sich statt dessen auf die Elbe, um Stade zu blockieren. Carlsburg wurde trotz des schwedischen Abwehrerfolges ab Ende Oktober erneut belagert.
Führungswechsel bei den Alliierten
Im Oktober trafen auch die Truppen des Fürstentums Lüneburg unter Kommando von Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg, aus den Rheinlanden kommend, auf dem Kriegsschauplatz ein. Dieser übernahm als bestellter Oberst des Niedersächsischen Reichskreises das Oberkommando über das etwa 12.000 Mann starke Bundesheer.[16]
Im Hauptquartier von Bischof von Galen in Rotenburg wurde am 14. Oktober ein geheimer Vertrag unterzeichnet, worin sich die beteiligten Parteien Bischof von Galen und der Herzog Georg Wilhelm und Herzog Rudolf August von Braunschweig-Lüneburg über die gegenseitigen Leistungen beim fortzusetzenden Feldzug, sowie eine provisorische Teilung der Eroberungen einigten, unter Ausschluss Dänemarks und Brandenburgs.
Unter den Alliierten kam es in der Folgezeit immer wieder zu erheblichen Unstimmmigkeiten und Misstrauen, da die evangelischen Bundesfürsten dem katholischen Bischof von Galen in einem protestantischen Reichskreis nicht zu viel Macht zukommen lassen wollten.
Angriffe auf Stade, Belagerung Carlsburgs, schwedische Ausfälle
Am 4. November rückten die Alliierten gegen Stade, den Sitz der schwedischen Regionalregierung im Herzogtum Bremen-Verden, vor. Die Stader Garnison unter Feldmarschall Henrik Horn bestand aus 5624 Mann und 600 Mann Bürgerwehr.[17]
Bereits im Vorfeld hatte Feldmarschall Horn für eine gründliche Vorbereitung zur Verteidigung der Stadt gesorgt. Um eine Desertion deutscher Söldner in Stade bei Eintreffen der Alliierten zu verhindern, traf Feldmarschall Horn materielle und propagandistische Gegenmaßnahmen. Da Schweden zum Reichsfeind erklärt worden war, und Kaiser Leopold I. mit der Ausrufung der Mandata Avocatoria bestimmt hatte, dass alle Untertanen des Heiligen Römischen Reiches schwedischen Diensten zu entsagen hatten, desertierten die deutschen Söldner reihenweise aus schwedischen Diensten. So liess Horn Anfang November zur Abschreckung den ehemaligen Buxtehuder Kommandant Hamilton wegen vorzeitiger Übergabe der Festung in Stade öffentlich hinrichten. Alle deutschen Söldner in Stade mussten öffentlich ihren Treueid auf die schwedische Krone erneuern. Durch diese brachiale Vorgehensweise konnte Feldmarschall Horn seine Garnison vorerst disziplinieren und eine aktive Verteidigung realisieren.
Mehrere Angriffe auf die Festung Stade am 6. und 7. November 1675 blieben ohne Erfolg, so dass sich die Alliierten wegen des einbrechenden Winters und des hartnäckigen Widerstands nicht auf eine weitere Belagerung der Stadt einigen konnten. Schließlich zogen die Alliierten am 9. November ihre Belagerungstruppen in die Winterquartiere ab unter Zurücklassung von Besatzungen in den eingenommenen Festungen, die die Blockade aufrechterhalten sollten. Auch die brandenburgischen Truppen gingen wieder in das Herzogtum Kleve und das Fürstentum Minden zurück.
In Stade und Carlsberg kamen die Alliierten mit ihren Unternehmungen nicht voran. So schien es, als ob die Schweden doch noch die Initiative an sich reißen können. Die Schweden unternahmen von Stade aus immer wieder Ausfälle und Fourageunternehmungen. Dabei stießen sie plündernd und brandschatzend elbaufwärts bis Buxtehude, Cranz und Altona, elbabwärts bis Bielenberg und Kollmar vor. Dabei wurden auch verschiedene dänische und holländische Schiffe auf der Elbe zerstört oder aufgebracht. Anfang Januar wurde ein weiterer schwedischer Ausfall unter Obrist Sydau, mit 400 Dragonern und 400 Infanteristen nach Freiburg an der Elbe gegen etwa 500 verschanzte münsterische Soldaten unter Obristleutnant Lamsdorff unternommen. Nach einem gescheiterten Frontalangriff der Schweden befahl Sydau seinen Dragonern, die Stellung zu umgehen und von hinten anzugreifen. Nachdem die Dragoner ihre Angriffsposition im Dorf bezogen hatten, erfolgte ein schwedischer Angriff auf die Schanze von allen Seiten. Die Münsterischen erlitten hohe Verluste, gaben die Stellung auf und flohen. Von der schwedischen Kavallerie verfolgt, ergaben sich die meisten. Insgesamt 260 kamen in Gefangenschaft, während die Schweden nur 50 Mann verloren. Unter den 260 Gefangenen befanden sich 15, die ursprünglich in schwedischem Sold gestanden und beim Fall von Bremervörde die Seite gewechselt hatten. Einer der Deserteure wurde von den Schweden gevierteilt, fünf wurden gehängt, und neun wurden gebrandmarkt.[18]
Doch die erfolgreichen Phase endete für Schweden, nachdem Carlsburg, das seit Ende Oktober belagert worden war, kapitulierte. Der Mangel an Munition, Nahrungsmitteln und Soldaten bei den Belagerten führte am 22. Januar zur Übergabe durch den Befehlshaber, einem französischen Oberst, an die vereinigten münsterischen, dänischen und lüneburgischen Belagerungskorps. Die schwedische Besatzung, etwa noch 380 Mann stark (davon 200 kampfunfähig), erhielt freien Abzug. Beim Einmarsch in die Festung fielen den Alliierten 80 Geschütze in die Hände. Vertragsgemäß zog eine gemischte münsterische und lüneburgische Besatzung ein.[19]
Streitigkeiten der Alliierten
Da das Fürstbistum Münster und das Herzogtum Lüneburg sich vorab unter Ausschluss Dänemarks und Brandenburgs über die zukünftige Verteilung Bremen-Verdens geeinigt hatten, kam es zu heftigen Auseinandersetzungen der Bündnispartner, die die Fortführung der Kampfhandlungen gegen Schweden beeinträchtigten und gefährdeten. So forderte das Fürstbistum Münster neben dem Bistum Verden auch die Ämter Wildeshausen, Burg, Bremervörde, Ottersberg und Thedingshausen.[20] Der Rest sollte an Lüneburg-Celle gehen. Dänemark und Brandenburg forderten eine gleichmässige Verteilung der Eroberung. Dänemark forderte Carlsburg und Stade, und somit die Weser- und Elbmündungen, um sie später gegen Lieferung von Hilfstruppen von Münster und Lüneburg für den pommerschen Krieg wieder eintauschen zu können.
Der Zwist über die so entgegengesetzten Ansprüche entbrannten so heftig, dass es zum offenen Kampf zwischen den Alliierten zu kommen drohte. Die Generalstaaten versuchten in dieser Situation zwischen den Parteien zu vermitteln, um den Kampf gegen Frankreich nicht zu gefährden. Es schickte daher Gesandte, erst van der Tocht dann Amerongen zu Verhandlungen nach Bremen. Der Prinz von Oranien schlug vor, alle Festungen in Bremen-Verden zu schleifen und die endgültige Teilung auf dem Friedenskongress in Nimwegen zu verhandeln und die provisorische Verwaltung der beiden Herzogtümer auf Celle-Lüneburg und Münster zu übertragen. Brandenburg und Dänemark sollten ihr Recht auf Beteiligung an Bremen-Verden ausdrücklich vorbehalten bleiben, falls beide wider erwarten nicht ihren „Ausgleich“ durch Pommern und Schonen erhalten sollen.[21] Auch wenn brandenburgische Gesandte in Den Haag eine vorläufige Aufteilung der fraglichen Lande erreichen wollten, gaben sie am 28. März ihre Zustimmung zu dem Vertrag, da sie keine andere Möglichkeiten sahen, den Streit zwischen den Alliierten zu beenden, der für eine Fortführung des Feldzugs unumgänglich war.
Obwohl der brandenburgische Kurfürst die Entscheidung seiner Gesandten nicht billigte,ließ er auch aufgrund des günstigen Verlaufs des Krieges gegen Schweden in Pommern gegen Stellung von lünebrgischen Hilfstruppen seine Ansprüche fallen.[22] Dennoch sicherte in einem geheimen Abkommen zwischen Dänemark und Brandenburg Anfang 1677 der brandenburgische Kurfürst Dänemark Unterstützung zu, das dieses mindest ein Fünftheil von dem zu theilenden Bremen-Verden erhalte.[23]
Frühjahrsfeldzug 1676

Durch anhaltenden Streit der Verbündeten über die Verteilung Bremen-Verdens, verzögerte sich die Aufnahme der Belagerung Stades bis zum Frühjahr 1676. Die Alliierten konnten sich erst am 28. April/ 8. Mai in Bremervörde über die Bedingungen einigen. So sollte der Angriff auf die letzte schwedische Besitzung Stade, mit 16.000 Mann zu Fuß und 4.000 Reitern erfolgen. Die eroberte Festung sollte im Anschluss gleichmäßig von Dänemark, Brandenburg, Braunschweig-Lüneburg und Münster besetzt werden.[24] Anfang April begann der lüneburgische Generalleutnant Chauvet damit die Stadt zu blockieren. In der Folge kam es zu fast täglichen Scharmützeln und schwedischen Ausfällen, mit wechselhaftem Ausgang, während die Belagerer Schanzen errichten. Geschwächt wurde die schwedische Garnison durch eine zu der Zeit in Stade grassierende Rote Ruhr schrumpfte die Garnison auf 3.000 Soldaten.
Stade hatte durch seine Lage an der Mündung der Schwinge, einem Nebenfluss der Elbe, Zugang zum Meer. Zu den schwedischen Befestigungsanlagen gehörte auch eine Schanze, die die Schwingemündung kontrollierte. Dadurch konnten im Verlaufe der Belagerung einige schwedische Proviantschiffe die Stadt erreichen und dringend benötigten Nachschub liefern. Um den Zugang zu Stade auch vom Meer her zu unterbinden und eine wirkungsvollere Belagerung zu ermöglichen, beschlossen die Alliierten, die Schwingerschanze zu erobern. Dazu forderten sie Artillerie von Glückstadt an; außerdem liefen zwei lüneburgische Schiffe mit je 18 Geschützen in die Mündung der Schwinge ein. Alle schwedischen Ausfallversuche zur Unterbindung der Vorbereitungen wurden zurückgeschlagen. So kamen die Alliierten der Schanze immer näher und errichteten eine Batterie, die den Beschuss auf die Stellung aufnahm. Am 23. April unternahmen die Schweden einen erneuten Ausbruch mit 300 Reitern. Erneut wurden sie nach anfänglichen Erfolgen zurückgetrieben, mit einem Verlust von 46 Mann.[25] Am 4. Juli waren die Alliierten mit ihren Schanzarbeiten fertig und beschossen die Schwingerschanze so heftig, dass die etwa 100 Mann starke Besatzung kapitulierte.[18]

Dadurch war eine Versorgung Stades von Seeseite her nicht mehr möglich. Als drei, durch ungünstige Winde aufgehaltene, schwedische Kriegsschiffe und sechs weitere mit Nachschub und Mannschaften beladene Transportschiffe die Schwingermündung erreichten, wurden sie durch am Ufer der Schwingemündung postierte Alliierte Geschützbatterien beschossen, so dass die schwedische Flotte Stade nicht erreichen konnte und nach ein paar Überfällen im Umland wieder umkehren musste.
Nachdem die schwedischen Schiffe weggesegelt waren, erreichten die Belagerer mit ihren Schanzarbeiten die Stadtgräben. Ein Beschuss der Stadt fand dennoch nicht statt, weil man die Stadt aushungern wollte. Die Schweden versuchten als Gegenmittel, das Umland durch Öffnen der von ihnen kontrollierten Schleusen unter Wasser zu setzen. Die Belagerer führten das Wasser aber über zwei Kanäle in die Elbe ab.
Als die Versorgungslage in der Stadt kritisch wurde, zwangen die Bürgerschaft und Mannschaft Feldmarschall Horn zum Verhandeln mit den Belagerern. Die Verhandlungen begannen am 13./23. Juli, verzögerten sich jedoch auf Drängen der Stadtbürger, die trotz härterer Bedingungen lieber von den lüneburgischen Truppen als von den katholischen Münsterschen besetzt werden wollten. Im Ergebnis der Verhandlungen zur Übergabe sollte die Stadt von neun lüneburgischen Kompanien unter General Chauvet besetzt werden. Die deutschen Söldner mussten den schwedischen Dienst verlassen. Am frühen Morgen des 13. August 1676 zog Feldmarschall Horn mit 10 Kanonen und 800 Schweden nach Schweden ab. Die 1400 Deutschen wurden entweder untergesteckt oder nach Hause geschickt.[26] Damit war der letzte schwedische Stützpunkt in Bremen-Verden in alliierter Hand.
Folgen
Nach der Eroberung von Stade wurden 3.000 Mann der lüneburgischen Truppen unter Kommando von Generalmajor von Ende nach Schwedisch-Pommern zur Unterstützung der dortigen brandenburgischen Truppen geschickt.[27] Der Rest ging mit einigen münsterschen Truppen bis Ende September nach Wetzlar an der Lahn, für den Kampf gegen die Franzosen.
Während der Besatzungszeit führte der Fürstbischof von Galen eine Rekatholisierung in seinem kontrollierten Bereich durch. So wurde an vielen Orten der katholische Gottesdienst wiedereingeführt. Bis zum Ende des Krieges blieb Bremen-Verden in alliiertem Besitz. Dänemark beließ 3.000 Mann an Besatzungstruppen im Herzogtum Bremen.
Die Teilungspläne erübrigten sich als Lüneburg-Celle in Celle am 28. Januar 1679 einen Friedensvertrag mit Schweden schloss. Lüneburg verpflichtete sich darin nach Abschluss des allgemeinen Friedensvertag alle besetzten Gebiete zu räumen. nachdem französische Truppen in Westfalen eingefallen waren, musste der neue Bischof von Münster, Ferdinand von Fürstenberg im Frieden zu Nimwegen am 29. März 1679 seine Eroberungen an Schweden zurückgegeben. Das Fürstbistum Münster durfte nur die Herrschaft Wildeshausen bis zur Zahlung einer Kriegsentschädigung von 100.000 Reichstaler von Schweden als Pfand behalten. Die Zahlung Schwedens erfolgte erst 1699. Frankreich versprach dem Bischof von Münster sich für die Erhaltung der neugeschaffenen katholischen Einrichtungen im Herzogtum Bremen und im Fürstentum Verden einzusetzen.[28]
Verden, Langwedel und Rotenburg wurde am 14. Januar 1680 , Bremervörde am 15., Ottersberg und Karlsburg am 17., von den münsterischen Truppen geräumt. Die Räumung der Stadt Stade von den lüneburgischen Truppen verzögerte sich bis zum 10. März 1680.[29]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Die schwedischen Kräfte setzten sich aus so genannten Nationalschweden und geworbenen deutschen Söldnern bzw. untergesteckten Kriegsgefangenen zusammen
- ↑ nach Angaben des Theatrum Euroaeum 10.000 Mann. Henning Eichberg gibt die Zahl 4.000 an auf S. 503
- ↑ davon 2000-2300 Mann unter Freiherr von Spaen als Teil des Alliierten Heeres. Die Angaben schwanken. So gibt Curt Jany die Zahl 2300, Henning Eichberg 2000 Mann an.
- ↑ Henning Eichberg, S. 503
- ↑ Zahl nach dänischen Quellen. Nach schwedischen Quellen waren es über 20.000, Henning Eichberg, S. 506
- ↑ Anmerkung: Zu dem Zeitpunkt galt in Schweden der Julianische Kalender. Soweit nicht anders angegeben, gilt für allein stehende Datumsangaben der Gregorianische Kalender.
- ↑ Henning Eichberg, S. 534
- ↑ Henning Eichberg, S. 535
- ↑ Ersch/Gruber: Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste - A-G, S. 334
- ↑ Henning Eichberg, S. 488
- ↑ a b Theatrum Europaeum Seite 725
- ↑ a b c Curt Jany: Geschichte der Preußischen Armee - vom 15. Jahrhundert bis 1914, Biblio Verlag, Osnabrück 1967, Seite 230
- ↑ a b c d Theatrum Europaeum Seite 726
- ↑ Seite 2
- ↑ Theatrum Europaeum Seite 727
- ↑ von Eichart:Geschichte der königlich hannoverschen Armee, S. 397
- ↑ Henning Eichberg, S. 504. Das Theatrum Europaeum, Band 11, gibt die Zahl 3000 an
- ↑ a b Theatrum Europaeum Seite 864 und Henning Eichberg, S. 506
- ↑ Ersch/Gruber: Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste - A-G, S. 335
- ↑ Ersch/Gruber: Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste - A-G, S. 335
- ↑ Georg Reimer:Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, 1866, S. 447
- ↑ Georg Reimer:Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, 1866, S. 448
- ↑ Theodor von Moerner:Kurbrandenburgs Staatsverträge von 1601 bis 1700, 1867, S. 393
- ↑ von Eichart:Geschichte der königlich hannoverschen Armee, S. 398
- ↑ Theatrum Europaeum Seite 865
- ↑ Henning Eichberg, S. 508
- ↑ von Eichart:Geschichte der königlich hannoverschen Armee, S. 398
- ↑ Wilhelm Kohl: Germania sacra: Historisch-statistische Beschreibung der Kirche des alten Reichs, Walter de Gruyter Verlag, 1999, ISBN 3110164701, S. 277
- ↑ Peter von Kobbe: Geschichte und Landesbeschreibung der Herzogthümer Bremen und Verden, 1824, S. 288
Literatur
- Henning Eichberg: Festung, Zentralmacht und Soziogeometrie - Kriegsingenieurswesen des 17. Jahrhunderts in den Herzogtümern Bremen und Verden, Böhlau Verlag, Köln 1989, ISBN 3-412-01988-7
- Curt Jany: Geschichte der preußischen Armee- vom 15. Jahrhundert bis 1914, Biblio Verlag, Band 1, Osnabrück 1967, S. 229-231
- Studienrat Geppert: Die Geschichte des Emslandes im Rahmen der allgemeinen deutschen Geschichte., Osnabrück III. Teil, Seiten 6-21 in: Emslandbuch. Ein Heimatbuch für die Kreise Meppen, Aschendorf, Hümmling, 1928, Herausgegeben im Selbstverlag der Kreise
- Maren Lorenz: Das Rad der Gewalt. Militär und Zivilbevölkerung in Norddeutschland nach dem Dreißigjährigen Krieg (1650-1700), Böhlau: Köln 2007.
- von Eichart:Geschichte der königlich hannoverschen Armee, Erster Band, Hannover 1866, S. 396-398
- anonym: Theatrum Europaeum. Band 11 (1682, ersch. 1707), Seiten 721-732, 864-865
- Ersch/Gruber: Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste - A-G, Leipzig 1851, S. 334-335