Gerhard Heller
Gerhard Heller (* 8. November 1909 in Potsdam; † 29. August 1982 in Baden-Baden) war ein deutscher Verleger und Übersetzer.
Leben
Gerhard Heller wird am 8. November 1909 in Potsdam geboren. Nach dem Abitur studiert er von 1930-1935 Germanistik, Romanistik und Geschichte in Berlin, Heidelberg, Pisa und Toulouse. Reisen führen ihn nach Italien, Frankreich und Skandinavien. Zum 1. Februar 1934 tritt er der NSDAP bei. 1935-1940 ist er Referatsleiter Wort beim Deutschen Kurzwellensender Berlin. Ende Oktober 1940 wird Heller nach dem siegreichen Frankreichfeldzug zur Propaganda-Staffel Paris einberufen, wo er in der Gruppe Schrifttum tätig ist. Danach wechselt er an die Deutsche Botschaft und arbeitet hier als Referatsleiter Literatur.
Gerhard Heller ist in Paris mit dem Dienstgrad eines Leutnants für die Zensur und die Papierzuteilung zuständig. Er organisiert die beiden legendären Reisen faschistischer französischer Schriftsteller nach Weimar. Heller agiert relativ liberal. Mit seiner Erlaubnis können Werke von Camus, Sartre, Aragon erscheinen. Allerdings: Jüdische und antinazistische Autoren lässt er nicht publizieren. Aus dieser Zeit resultiert seine lebenslange Bekanntschaft mit den ebenfalls in den Besatzungsbehörden aktiven Intellektuellen Ernst Jünger und Carlo Schmid. Heller kommt oft in den Pariser Tagebüchern Ernst Jüngers vor.
Nach der Niederlage stellt er sich der französischen Besatzungsmacht zur Verfügung und er ist mit ihrer Erlaubnis ab 1946 in Baden-Baden als Herausgeber der Zeitschrift „Lancelot. Der Bote aus Frankreich" tätig. 1948 gründet er mit Christian Wegner den Heller & Wegner-Verlag Baden-Baden und die Zeitschrift Merkur, „Zeitschrift für Europäisches Denken", die er mit Hans Paeschke herausgibt. Ab 1950 ist Heller mit Dr. Ingeborg Stahlberg und Ernst Krawehl gleichberechtigter Gesellschafter des 1946 von Ingeborg Stahlberg gegründeten Stahlberg-Verlags in Karlsruhe. Der Stahlberg-Verlag publiziert wichtige Autoren der Moderne wie Arno Schmidt, Curzio Malaparte, Raymond Queneau und - im zum Verlag gehörenden Amadis-Verlag - Marguerite Yourcenar.
Als der Stahlberg-Verlag 1970 verkauft wird, macht sich Heller als freier Übersetzer und Verlagsberater selbständig. Gerhard Heller stirbt am 29. August 1982 in Baden-Baden.
Werke
- In einem besetzten Land. Leutnant Heller und die Zensur in Frankreich 1940- 1944. Bergisch-Gladbach 1985
Literatur
- Ralf Keller, Jochen Meyer, Hansgeorg Schmidt-Bergmann: Die Bücher des Stahlberg-Verlages. Katalog zur Ausstellung im oberrheinischen Dichtermuseum Karlsruhe 28.1.1994-25.2.1994 Karlsruhe 1994 ISBN 3-86142-016-3
- François Dufay: Die Herbstreise. Französische Schriftsteller im Oktober 1941 in Deutschland. Ein Bericht Siedler, Berlin 2001
- Manfred Flügge: Paris ist schwer. Deutsche Lebensläufe in Frankreich Das Arsenal, Berlin 1992 ISBN 3921810205 (darin: Der Zensor als Protektor oder Die Widersprüche des "Ltn. Heller" S. 175 - 198; v.a. über seine Pariser Jahre, relativiert die obige Anm. "relativ liberal", da Heller aktiv in die deutsche Vernichtungsmaschinerie eingebunden war. Wie anderen Alten Kameraden gelang es ihm, diese Rolle nach 1945 durch gegenseitige positive "Zeugenschaft" insbes. der Botschaftsleute zu verniedlichen))
Weblinks
- Zur Schriftstellerreise 1941 nach Weimar [1]
Personendaten | |
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NAME | Heller, Gerhard |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Verleger und Übersetzer |
GEBURTSDATUM | 8. November 1909 |
GEBURTSORT | Potsdam |
STERBEDATUM | 29. August 1982 |
STERBEORT | Baden-Baden |