Kloster Steinfeld

Kloster Steinfeld in der nordrhein-westfälischen Gemeinde Kall, Ortsteil Steinfeld, ist eine ehemalige Prämonstratenserabtei mit bedeutender Basilika aus dem frühen 12. Jahrhundert. Die Klosteranlage befindet sich seit 1923 im Beitz des Salvatorianerordens, der in Steinfeld das Hermann-Josef-Kolleg Steinfeld, ein Gymnasium mit Internat, sowie die Kunstakademie Kloster Steinfeld und das Franziskus Jordan-Gästehaus unterhält.
In der Nachbarschaft des Klosters Steinfeld befindet sich auch die 1955 gegründete Benediktinerinnen-Abtei Maria Heimsuchung.
Geschichte
Obwohl die Anfänge des Klosters bis circa 920 zurückreichen, erfolgte die erste klösterliche Niederlassung in Steinfeld 1070. 1130 wurde es von Prämonstratensern übernommen. Das Kloster wurde ein bedeutendes kirchliches Zentrum im deutschen Reich und hatte zahlreiche Tochterniederlassungen in Europa, zum Beispiel das Kloster Strahov in Prag. 1184 bekam das Kloster Steinfeld den Status einer Abtei. Die durchgehende Reihe von 44 Äbten wurde erst 1802 durch die Säkularisierung beendet. Danach diente die Anlage verschiedenen weltlichen Zwecken, die Basilika wurde als Pfarrkirche weiterbetrieben. Die Anlage wurde 1923 von den Salvatorianern als Kloster übernommen.
Klostervorsteher
Pröpste
- Eberwin von Helfenstein 1121 - 1160
- Ulrich 1160 - 1170
- Werner 1170 - 1178
- Tezelin 1178
- Hermann 1178 - 1184
Äbte
Basilika

Die dem Kloster angeschlossene Basilika wurde zwischen 1142 und 1150 als eine der frühesten deutschen Gewölbekirchen von den Prämonstratensern erbaut. Heute umfasst das Gebäude Teile mehrerer Kunstrichtungen, vom originalen romanischen Stil über Gotik, Renaissance und Barock bis zu modernen Stahlapplikationen. Die Basilika umfasst insgesamt acht Joche und sechs Kapellen, darunter die Stephanuskapelle und die Ursulakapelle. Die Basilika enthält auch die bekannte König-Orgel sowie die sterblichen Überreste des als Heiligen verehrten Hermann Joseph von Steinfeld. Den Rang einer päpstlichen Basilica minor erhielt die Kirche 1960.
Hermann Joseph
Das Grab Hermann Joseph von Steinfelds, in der Mitte der Kirche platziert und von einer 1732 hergestellten Platte mit einer liegenden Figur aus Alabaster bedeckt, macht die Kirche zu einem Wallfahrtsort. Das eigentliche Grabmal aus Urfter Marmor stammt aus dem Jahr 1701. Traditionellerweise liegen stets ein paar frische Äpfel auf dem Grab neben der Alabaster-Figur. Nach einer Legende soll Hermann Joseph einmal dem Jesuskind der Muttergottes in der Kirche St. Maria im Kapitol zu Köln einen Apfel angeboten haben, den es angenommen habe.
König-Orgel
Die weltbekannte König-Orgel ist eine der bedeutendsten Orgeln des rheinischen Barock. Sie wurde um 1600 erbaut. Erweiterungen erfuhr sie in den Jahren 1680, 1727 und 1934. 1977 wegen Funktionsstörung stillgelegt wurde sie 1981 im ursprünglich barocken Stil von der renommierten Orgelbaufirma Weimbs aus Hellenthal aufwändig restauriert. Sie umfasst 1956 Pfeifen, 35 klingende Register und eine mechanische Spiel- und Registertraktur. Das Pfeifenwerk ist größtenteils original erhalten. An den ältesten Pfeifen sind noch Gießtuchspuren zu erkennen.
Kreuzgang
Der ursprünglich romanische Kreuzgang wurde von 1492 bis 1517 durch einen in gotischem Stil ersetzt. Die kunstvollen Glasfenster des Ganges (hergestellt zwischen 1526 und 1557) wurden nach der Säkularisation über Köln nach England verkauft. Dort wurden einige in Dorfkirchen und Privatkapellen eingebaut, so in die des Earl Brownlow in Ashridge Park. Montague Rhodes James, der Anfang des 20. Jahrhunderts die Glasfenster katalogisierte, wurde dadurch zu seiner Geistergeschichte The Treasure of Abbott Thomas inspiriert, deren Handlung zum Teil in Steinfeld spielt. Der Großteil der Glasfenster befindet sich heute im Victoria and Albert Museum.[1] Nur zwei Scheiben kamen zurück nach Steinfeld.
Bildergalerie
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Inneres Klostertor -
Die Prälatur, das Hauptgebäude des Klosters -
Sonnenuhr vor der Prälatur -
Plastik des Franziskus Maria vom Kreuze Jordan -
Nebenaltar und Wandfresken -
Kreuzrippen und Deckenbemalung -
König-Orgel in der Basilika -
Chor und Hochaltar -
Altarbild -
Hauptschiff der Basilika (Blick zum Hochaltar) -
Sarkophag des
Hl. Hermann Joseph -
Pietà in der Basilika -
Kreuzwegstationen in der Basilika -
Missionskreuz -
Maria-Magdalena-Altar
Weblinks
Einzelnachweise
Literatur
- Heinrich Schmidt: Steinfeld. Die ehemalige Prämonstratenser Abtei. Ratingen, 1951
- Karl Koch u.a.: Die Vita des Prämonstratensers Hermann Joseph von Steinfeld., Köln 1958
- Ingrid Joester, Bearb.: Urkundenbuch der Abtei Steinfeld. Köln-Bonn 1976
- Manfred Gehrke, Bearb.: Konventualenverzeichnis der Abtei Steinfeld 1549 - 1802 , Kall 2002