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Masdar City

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Masdar (arabisch مصدر, DMG Maṣdar ‚Quelle“ oder „Ursprung‘), auch „Masdar-City“ genannt, ist eine geplante Ökostadt in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten, mit deren Bau im Februar 2008 begonnen wurde.

Datei:Masdar Headquarters Model.jpg
Modell von Masdar

Das als „CO2-neutrale Wissenschaftsstadt“ angekündigte Vorhaben soll vollständig durch erneuerbare Energien versorgt werden. So wird z.B. die Wasserversorgung mit solarbetriebenen Entsalzungsanlagen geplant, insgesamt soll es nur noch einen Energieaufwand von 25 % pro Kopf verglichen mit dem heutigen Verbrauch geben. Zudem wird die ganze Stadt nach einer strengen Nachhaltigkeitsleitlinie ausgerichtet, so dass sie CO2-emissionslos und durch konsequentes Recycling nahezu abfallfrei sein wird. Parkanlagen sollen die Wohnblocks durchziehen und die Temperatur drastisch im Vergleich zu Abu Dhabi City senken.

Masdar wird ca. 30 Kilometer östlich der Hauptstadt Abu Dhabi errichtet, westlich an den Abu Dhabi International Airport angrenzend. Das ehrgeizige Projekt auf einer Fläche von sechs Quadratkilometern wird auf ca. 50.000 Einwohner und rund 1500 Firmen und Institute aus dem Ökologiesektor ausgelegt und kein Punkt im Stadtgebiet wird mehr als 200 Meter von einer Haltestelle der öffentlichen Verkehrsmittel entfernt sein. Die Initiative wird von der Abu Dhabi Future Energy Company (ADFEC) und Scheich Muhammad ibn Zayid Al Nahyan angeführt. Initiiert im Jahre 2006, wurde das Projekt für einen Erstbezug ab 2016 geplant.[1].

Die Planstadt wird auch Standort einer neuen Universität sein, dem Masdar Institute of Science and Technology. Es soll die erste Hochschule der Welt sein, die sich ausschließlich dem Komplex der ökologischen Nachhaltigkeit auf Basis der erneuerbaren Energien widmet. Diese zukunftsträchtige Ausrichtung ist um so bemerkenswerter, als sie von einem Staat ausgeht, dessen heutiger Wohlstand fast ausschließlich dem umweltschädigenden Erdöl zu verdanken ist. Es ist der erklärte Wille der Masdar-Initiatoren, mit dieser Musterurbanisation zu demonstrieren, dass dem auch in den VAE praktizierten sehr hohen Energie- und Resourcenverbrauch entgegengewirkt werden kann. Masdar soll durch ein eigenes Solarkraftwerk weitgehend energieautark sein.

Die Planung Masdars wird von Foster + Partners aus dem Vereinigten Königreich geleistet. An der Konzeption und dem Bau sind schon heute viele Firmen und Institute aus aller Welt beteiligt, wie beispielsweise das Massachusetts Institute of Technology, General Electric, BP, Shell, Mitsubishi, Rolls-Royce, Total S.A., Mitsui, Fiat, RWTH Aachen und Conergy. Die Kosten des Projekts werden mit 22 Milliarden Dollar beziffert.[1]

Die generelle Idee der Ökostadt ist den traditionellen arabischen Siedlungen abgeschaut: Wo wenig Sonne eindringen kann, bleibt das Klima erträglich. Die eng gestellte, schattenspendende Bauweise kann vermeiden, was allen modernen Hochbauten in warmen Zonen zum Verhängnis wird: sie müssen mit riesigem Energieaufwand heruntergekühlt werden. Außerdem glauben die Initiatoren, dass die niedrige Gassenbauweise trotz aller moderner Technik dem menschlichen Bedürfnis nach einem öffentlichen Raum mit persönlicher Kommunikation am besten entspricht. Außerdem hat die Architektur vieler Bereiche der Stadt, die zum Teil vom Stararchitekten Norman Foster entworfen wurde, eine ganz bemerkenswerte und teils organisch geformte Ästhetik.

Es geht im Großprojekt Masdar nicht zuletzt auch um die großangelegte Herstellung einer Laborsituation zur Klärung der Frage, ob der Mensch grundsätzlich in der Lage ist, sich auf die ökologischen Erfordernisse einzustellen, oder sich der nachhaltigen Lebensweise verweigert. Da alle umweltbelastenden Faktoren aus Masdar verbannt werden sollen, wird es keine mit fossilen Brennstoffen betriebenen Fahrzeuge im Inneren der Siedlung geben – diese müssen vor den Mauern Masdars zurückgelassen werden und die Reise mit auf Nachhaltigkeit ausgelegten öffentlichen Verkehrsmitteln oder Mietwagen fortgesetzt werden. Hier soll der für Kalifornien (USA) entwickelte Gedanke des „Zero Emission Vehicle“ möglichst konsequent umgesetzt werden. Hierbei wird auf Elektro-Autos, -Busse und -Motorroller gesetzt. Der reibungslose Verkehr in der Musterstadt wird daher viele öffentliche, solargespeiste Elektro-Zapfstellen erfordern.

Belege

  1. a b Spiegel Online: Grüne Öko-Stadt in der Wüste, 9. Februar 2008