Zum Inhalt springen

Sonderschutzfahrzeug

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 12. April 2005 um 02:10 Uhr durch Wikisearcher (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Als Sonderschutzfahrzeuge werden PKW oder Transportfahrzeuge bezeichnet, welche durch eine integrierte Panzerung die Insassen und/oder die Ladung vor äußeren Eingriffen schützen sollen.

Geschichte

Schon 1928 bot Mercedes-Benz die ersten Sonderschutzfahrzeuge an. Der erste vollständig gepanzerte Mercedes wurde an den japanischen Kaiser Hirohito ausgeliefert. Neben Sonderschutzfahrzeugen ab Werk boten und bieten auch andere Unternehmen derartige Fahrzeuge an. Bei diesen Unternehmen werden auch Fahrzeuge umgebaut, die ab Werk nicht als Sonderschutzfahrzeug erhältlich sind. Der Aufwand hierfür ist jedoch sehr hoch, da die Serienfahrzeuge vor dem Umbau komplett demontiert werden müssen.

Widerstandsklassen

Sonderschutzfahrzeuge werden in verschiedene Widerstandsklassen unterteilt. Hierbei wird jedoch nicht die Widerstandsfähigkeit des gesamten Fahrzeuges, sondern die Widerstandsfähigkeit der eingesetzten Werkstoffe ermittelt.

Die Widerstandsklassen werden nach DIN und EU-Norm danach klassifiziert, welchem Waffenbeschuss die Panzerung widersteht. Die Klassen werden von B1 bis B7 unterteilt.

Widerstandsklasse Kaliber Schussentfernung Einschlagsgeschwindigkeit Waffenart
B1 .22 LR 10 Meter 360m/sec Kurzwaffe
B2 Luger 9mm 5 Meter 400m/sec Handfeuerwaffe
B3 Magnum .357 5 Meter 430m/sec Handfeuerwaffe
B4 Magnum .44 5 Meter 440m/sec Handfeuerwaffe
B5 M16 5.56x45 10 Meter 950m/sec Gewehr
B6 G1 7,62x51 Weichkern 10 Meter 830m/sec Gewehr
B7 G1 7,62x51 Hartkern 10 Meter 830m/sec Gewehr

Analog zu den Karosseriebauteilen wird die Widerstandsklasse der Verglasung von BR1 bis BR7 unterteilt.

Die üblicherweise eingesetzten Widerstandsklassen sind B4 und B6/B7.

Sonderschutzfahrzeuge der deutschen Bundesregierung müssen laut Vorgabe des Bundeskriminalamtes die Widerstandsklasse B6/B7 erfüllen.

Zielgruppe

Fahrzeuge höchster Widerstandsklasse

Das Angebot von Sonderschutzfahrzeugen mit höchster Widerstandsklasse richtet sich hauptsächlich an prominente Personen aus Politik und Wirtschaft, die aufgrund ihrer gesellschaftlichen Stellung einer erhöhten Gefahr von Attentaten oder Terroranschlägen ausgesetzt sind. Aber auch Prominente aus anderen Bereichen gehören zur offiziellen Zielgruppe.

Fahrzeuge mittlerer Widerstandsklasse

Die Zielgruppe für Sonderschutzfahrzeuge mit einer mittleren Widerstandsklasse sind Personen, die sich oft in gefährdeten Gebieten bewegen, in denen kriminelle Angriffe wie Carjacking oder Raubüberfälle häufig zu beobachten sind oder Personen, die die Einbruchshemmende Wirkung einer zusätzlichen Panzerung zu schätzen wissen.

Ferner werden Sonderschutzfahrzeuge auch von Unternehmen zum Transport von Wertgegenständen eingesetzt, ein bekanntes Beispiel hierfür sind so genannte Geldtransporter. Diese werden in einer den Anforderungen entsprechenden Widerstandsklasse geordert.

Sonderschutzfahrzeuge ab Werk

  • BMW 330i High Security Lieferbar in Widerstandsklasse B4
  • BMW 760il High Security Lieferbar in Widerstandsklasse B6/B7
  • VW Passat Protect Lieferbar in Widerstandsklasse B4

Sonderausstattungen

Sonderschutzfahrzeuge werden oft mit zusätzlichen Sonderausstattungen ausgerüstet, die für herkömmliche Fahrzeuge selten lieferbar sind. Dazu gehören unter anderem interne Feuerlöschanlagen, Gegensprechanlagen nach außen, schußsichere Reifen mit Notlaufeigenschaft, GPS-Ortungssystem, Außenluftfilteranlagen gegen Gasangriffe und vieles mehr.

Verwendete Materialien

Die zur Panzerung verwendeten Materialien bestehen zumeist aus Stahl, Kunststoffe (z.B. Kevlar) und Panzerglas.

Der Stahl wird eingesetzt, um die Wirkungskraft von Geschossen zu eliminieren, Kunststoffe sollen die Wirkungskraft von Granatsplittern abmildern.

Sonstiges

Durch die Panzerung kann sich das Fahrzeuggewicht je nach Widerstandsklasse um 1.000 Kilogramm oder mehr erhöhen. Eine einzige Fahrzeugtür wiegt oft mehr als 100 Kilogramm, hierbei wird oft eine Hydraulik zum leichteren Öffnen und Schliessen eingesetzt.

Bei modernen Fahrzeugen wird der Gewichtsnachteil durch stärkere Motoren und angepasste Fahrwerke in Bezug auf das Fahrverhalten und die Fahrleistung größtenteils kompensiert. Der damit einhergehende, erhöhte Kraftstoffverbrauch spielt in der Zielgruppe dieser Fahrzeuge eine untergeordnete Rolle.