Otto VIII. von Wittelsbach
Otto VIII. von Wittelsbach (* 1180; + 7. März 1209 in Obernburg bei Kelheim), Pfalzgraf von Bayern, war der Sohn des bayrischen Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach (+ 18. August 1189). Dessen Bruder war Herzog Otto I. von Bayern (* 1117; + 11. Juli 1183), der 1180 als erster Wittelsbacher Herzog von Bayern wurde. Ein weiterer Bruder des alten Pfalzgrafen war Konrad von Wittelsbach (+ 27. Oktober 1200), der als Konrad I. von 1162 bis 1165 und erneut von 1183 bis 1200 Erzbischof von Mainz bzw. als Konrad III. von 1177 bis 1183 Erzbischof von Salzburg war. Der Cousin von Otto VIII. ist der Herzog von Bayern Ludwig I. der Kelheimer (* 1174; + 15. September 1231, seit 1183 Herzog von Bayern und seit 1214 Pfalzgraf bei Rhein).
Der Königsmord
Otto VIII. von Wittelsbach ermordete am 21. Juni 1208 in Bamberg den deutschen König Philipp von Schwaben. An diesem Tag fand die Hochzeit zwischen Philipps Nichte Beatrix (die Erbtochter von Otto I., Pfalzgraf von Burgund) und Herzog Otto VII. von Andechs-Meranien statt. Getraut wurde diese Ehe vom Bischof Egbert von Bamberg (im Amt von 1203 - 1237; + 1237), der ein Bruder des Bräutigams war. Während Philipp seine Mittagsruhe hielt, wollte Otto VIII. unangemeldet eine Audienz bei ihm erhalten. Die Audienz gewährte der König, man stritt sich - der jähzornige Otto zog sein Schwert und durchstach Philipps Halsschlagader. Nach dem Mord flüchtete Otto. Am 7. März 1209 wurde der vogelfreie Otto in Obernburg bei Kelheim durch den Reichsmarschall von Kalden gestellt und von diesem getötet. Der Kopf des Getöteten wird in die Donau gewurfen, der Leichnam wird jahrelang in einem Faß aufbewahrt. Mönche aus dem Kloster Indersdorf entführten das Faß und beerdigten den Leichnam auf dem Klostergelände.
Das Mordmotiv
Das Mordmotiv ist nicht bekannt. Es wird angenommen, dass Otto VIII. aus persönlicher Rachsucht bzw. aus Ehrverletzung den König ermordete. 1203 soll Philipp seine fünfjährige Tochter Beatrix mit Otto verlobt haben. 1208 dachte Philipp aber nicht daran, Otto mit einer seiner Töchter zu verheiraten, das Verlöbnis wurde annulliert. Da Otto VIII. sich gegenüber Philipp immer loyal verhielt, war er aufgrund der Verweigerung einer Heirat mit Beatrix persönlich gekränkt. Vielleicht erwartete Otto VIII. am Tag der Hochzeit zwischen Philipps Nichte Beatrix und Herzog Otto VII. von Andechs-Meranien von Philipp ein Einlenken oder die Zustimmung zu einer Verlobung mit einer anderen Tochter. Philipp hatte zwei Töchter, die Beatrix hießen. Beatrix die Ältere (* April/Juni 1198 in Worms; + 11. August 1212 in Nordhausen) heiratete 1212 den Kaiser Otto IV. aus der Familie der Welfen. Ihre Schwester Beatrix die Jüngere (* März/Mai 1205 in Nürnberg; + 1235 in Kastilien) heiratete König Ferdinand III. von Kastilien. Sie ist Mutter des Königs Alfons X. der Weise von Kastilien, der 1257 zum deutschen König gewählt wurde, jedoch nie deutschen Boden betrat.
Die Folgen des Mordes
Die schwangere Königin Irene (* 1180, Tochter des byzantinischen Kaisers Isaak II. Angelos) flüchtete auf die Burg Hohenstaufen und erlitt eine Fehlgeburt. An den Folgen der Fehlgeburt verstarb sie am 27. August 1208. Sie hinterließ 4 Töchter im Alter von drei bis zehn Jahren. Es gab nur noch einen männlichen Staufer (den späteren Kaiser Friedrich II.).
Die staufische Partei wandte sich Otto IV. zu, der von 1208 bis 1212 Alleinherrscher in Deutschland war.
Als erster Parteigänger der Staufer wechselte der bayrische Herzog Ludwig I. der Kelheimer in das Lager Ottos IV. - dem bayrischen Herzog gelang es Otto IV. davon zu überzeugen, dass sein Cousin Otto VIII. gemeinsam mit dem Bischof Egbert von Bamberg aus der Familie Andechs-Meranien das Attentat geplant und ausgeführt habe. Ludwig I. konfizierte die Güter der Familie Andechs-Meranien in Bayern. Die Güter behielt Ludwig I. auch, nachdem seine Behauptung sich eindeutig als falsch erwies. Des weiteren bestätigte Otto IV. Ludwig die Erblichkeit seiner Würde als Herzog von Bayern. Zu Pfingsten 1212 heiratete Ludwigs Sohn Otto II. der Erlauchte (* 1206; + 29. November 1253; seit 1228 Pfalzgraf bei Rhein und seit 1231 Herzog von Bayern) die Welfin Agnes von der Pfalz (* 1201, + 1267 - Erbtochter des welfischen Grundbesitzes in der Pfalz). Im Herbst 1212 wechselte Ludwig I. wieder in das staufische Lager. 1214 wurde er Pfalzgraf bei Rhein.
Quellen
Eberhard Straub - Die Wittelsbacher Wolf Jobst Siedler Verlag GmbH, Berlin 1. Auflage 1994 ISBN 3-88680-467-4
Hans F. Nöhbauer - Die Chronik Bayerns Chronik Verlag im Bertelsmann Lexikon Verlag GmbH, 3. überarbeitete und aktualisierte Auflage, Gütersloh/München 1994 ISBN 3-570-14430-5
Friedemann Bedürftig - Taschenlexikon Staufer Piper Verlag GmbH, München 2000; ISBN 3-492-23032-6
Johannes Lehmann - Glanz und Elend eines deutschen Kaisergeschlechts Lizenzausgabe für Gondrom Verlag GmbH & Co. KG, Bindlach 1991 ISBN 3-8112-0903-5
H. Grote - Stammtafeln 7. Reprint der Originalausgabe von 1877, ZA-Reprint, Leipzig 1990 Ausgabe für Fourier Verlag GmbH Wiesbaden; ISBN 3-921695-59-7