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DB-Baureihe 642

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Desiro Classic
Hersteller Siemens Mobility (vormals Siemens Transportation Systems)
Baujahr ab 1999
Höchstgeschwindigkeit 120 km/h
Länge über Kupplung 41.700 mm
Breite 2.830 mm
Platzangebot 1. Klasse (falls vorhanden): 12; 2. Klasse mindestens 98; Stehplätze: 110
Motorisierung 2 × Sechszylinder-Dieselmotoren von MTU bzw. MAN
Leistung 2 × 275 kW bzw. 2 x 315 kW
Spurweite 1435 mm (Normalspur)
Achsfolge B’(2)’B
Kupplung automatische Scharfenbergkupplung
Mehrfachtraktion max. 3 Einheiten
Einstiegshöhe 575 mm über Schienenoberkante
Leergewicht 66 t
Höchstgewicht 88 t
Dienstgewicht 68 t
Anschaffungspreis etwa 1,2 Millionen Euro

Der Siemens Desiro Classic ist ein von Siemens Mobility (vormals Siemens Transportation Systems) hergestellter Nahverkehrstriebzug. Bei der Deutschen Bahn AG ist der Triebwagen als Baureihe 642 unterwegs. Die Fahrzeuge werden vor allem im Nahverkehr der Bundesländer Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen eingesetzt.

Einsatz

Seit ihrer Auslieferung im Jahr 2000 werden die Verbrennungstriebwagen der Baureihe 642 unter anderem in den Großräumen Nürnberg, Augsburg und Kempten, sowie rund um Dresden, Zwickau, Erfurt, Leipzig, Magdeburg, Chemnitz und Rostock eingesetzt. Auf einigen Nebenstrecken in Bayern und Sachsen werden nur noch die neuen Triebwagen verwendet, um die Vorteile moderner Fahrzeuge – wie die hohe Beschleunigung und die Möglichkeit der Schaffung von Bedarfshalten – zu nutzen. Eine solche Strecke ist unter anderem die Gräfenbergbahn vom Bahnhof Nürnberg Nordost (U-Bahn-Anschluss Richtung Zentrum) über Heroldsberg nach Gräfenberg. Auf der topografisch schwierigen Müglitztalbahn HeidenauAltenberg wurde durch die neuen Fahrzeuge eine nicht unbedeutende Reisezeitverkürzung und eine Erhöhung der Fahrgastzahlen ermöglicht. Die VT 642 werden teilweise in Mehrfachtraktion auf RegionalExpress-Strecken eingesetzt. Dies sind beispielsweise

Ab Dezember 2008 sollen die Fahrzeuge im Westpfalznetz der DB Regio Südwest eingesetzt werden.

Fahrgastraum

Der Fahrgastraum ist gegliedert in den Niederflurbereich (von einem Einstieg bis zum Sitzbereich über dem Jakobsdrehgestell) und die höher gelegenen Bereiche an jedem Wagenende. Aufgrund des vergleichsweise großen Motorraums besitzt die Baureihe 642 jedoch einen geringeren Niederfluranteil als vergleichbare Züge wie zum Beispiel Bombardier Talent oder Alstom Lint. Glaswände und -türen trennen Einstiegsräume und Übergangsbereiche voneinander ab. Die Wände bestehen aus Kunststoff, teilweise aus Holz.

Die Züge der Baureihe 642 gibt es mit verschiedenen Sitzverteilungen. Die ursprüngliche Variante verkehrt mit 98 Sitzen der 2. Klasse und 12 Sitzen im 1.-Klasse-Bereich. Im niederflurigen Einstiegsbereich schaffen Klappsitze an der Wand Platz für Fahrräder, Rollstühle oder Kinderwagen. In der Ausführung, die in einigen Teilen Bayerns oder zum Beispiel auf der Saaletalbahn und auf der Kahlgrundbahn zu finden ist, entfällt die erste Klasse. Über den Sitzplätzen gibt es eine durchgehende gläserne Gepäckablage mit Leuchtband, je Sitzgruppe gibt es einen Haltewunsch-Knopf. Die Haltestellen werden computergesteuert via GPS angesagt und im Innenraum angezeigt. Auf Anzeigetafeln an den Stirnseiten (dem Zugkopf) und an den Seiten wird das Fahrziel für die Wartenden auf dem Bahnsteig angezeigt. Die Toilette ist behindertengerecht im Niederflurbereich durch eine breite Schiebetür zu erreichen und als geschlossenes System angelegt. In den Einstiegsräumen gibt es eine Notsprechanlage zum Triebfahrzeugführer.

Der Fahrgastraum wird durch eine Warmwasser-Umluft-Heizung, bei extremer Kälte durch Ölfeuerung geheizt. Im Sommer soll die Klimaanlage für angenehme Temperaturen sorgen, allerdings sind die Anlagen noch immer störanfällig. Pro Wagen können sechs Fenster gekippt werden, in fast allen Zügen bleiben sie jedoch wegen der Klimaanlage verschlossen.

Die breiten Einstiege sind stufenlos als automatische Schwenkschiebetüren angelegt. Am Übergang zum normal hohen Fahrgastraum sind neben der Treppe Recyclingbehälter eingebaut, unter jedem Sitz (außer den Klappsitzen) befindet sich ein ausziehbarer Müllbehälter/Aschenbecher, diese wurden in den Fahrzeugen der DB Regio AG allerdings teilweise entfernt.

Wagenkasten

Der Wagenkasten ist als selbsttragende Aluminiumröhre in Integralbauweise konstruieret. Die Kopfteile mit den Führerständen sind als vorgefertigte GfK-Module ausgeführt, die auf das verlängerte Untergestell des Aluminiumwagenkastens aufgeklebt sind.

Antrieb

Die Baureihe 642 wird von zwei Dieselmotoren der Hersteller MTU oder MAN angetrieben. Diese befinden sich jeweils unter dem Hochflurbereich zwischen dem angetriebenem Drehgestell und dem Niederflurbereich. Ihr Drehmoment wird über ein hydro-mechanisches 5-Gang-Automatikgetriebe mit Anfahrwandler und integriertem Retarder auf das äußere Drehgestell übertragen.

Bremsen

Die Triebwagen sind mit einer direkten elektropneumatischen Bremse (ep-Bremse) und einer indirekten mehrlösigen Druckluftbremse als Rückfallebene ausgestattet. Zusätzlich rüstete man die Triebdrehgestelle mit Magnetschienenbremsen aus. Mit dem Retarder wird bei Nutzung der ep-Bremse zudem hydrodynamisch gebremst. Als Feststellbremse sind Federspeicherbremsen vorhanden. Die Magnetschienenbremse kommt bei Zwangs- und Schnellbremsungen zum Einsatz, bei Notbremsungen jedoch bleibt sie unwirksam. Zudem kann sie vom Triebfahrzeugführer über einen Kippschalter zugeschaltet werden.

Kupplung

Als Zug- und Stoßeinrichtung sind Scharfenbergkupplungen vorhanden. Diese sollten ursprünglich Mehrfachtraktion mit den Baureihen 640, 641, 643, 644, 646 und 648 ermöglichen, was sich jedoch mangels kompatibler Fahrzeug-Software als nicht möglich erwies. Lediglich ein Abschleppen anderer Baureihen ist möglich. Jedoch ist durch diese Kupplung ein automatisches an- und abkuppeln eines zweiten Triebwagens der selben Baureihe möglich. Dadurch wird das sogenannte Flügeln, die vereinigte Führung zweier Züge mit unterschiedlichem Laufweg auf einer Teilstrecke, betrieblich wesentlich erleichtert.

Sonstige technische Ausrüstung

Unter den großen Fenstern an der Stirnseite ist eine Matrix-Zugziel-Anzeige angebracht. Im Mehrzweckabteil befindet sich ein Fahrkartenautomat. Zusätzlich besitzen einige Züge Schiebetritte zur Spaltüberbrückung und eine Videoüberwachung.