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Kleve

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Wappen Deutschlandkarte
Kleve
Deutschlandkarte, Position der Stadt Kleve hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 47′ N, 6° 8′ OKoordinaten: 51° 47′ N, 6° 8′ O
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Düsseldorf
Kreis: Kleve
Höhe: 12 m ü. NHN
Fläche: 97,79 km2
Einwohner: 49.254 (31. Dez. 2007)[1]Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Noch nicht auf Metavorlage umgestellt
Bevölkerungsdichte: 504 Einwohner je km2
Postleitzahl: 47533
Vorwahlen: 0 28 21
Gemeindeschlüssel: 05 1 54 036Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Fehler in Gemeindeschlüssel
Adresse der
Stadtverwaltung:
Kavarinerstr. 20-22
47533 Kleve
Website: www.kleve.de
Bürgermeister: Theodor Brauer (CDU)
Lage der Stadt Kleve im Kreis Kleve
KarteNiederlandeKrefeldKreis BorkenKreis ViersenKreis WeselBedburg-HauEmmerich am RheinGeldernGochIssumKalkarKerkenKevelaerKleveKranenburg (Niederrhein)ReesRheurdtStraelenUedemWachtendonkWeeze
Karte

Die Stadt Kleve, kleverländisch Kleff, niederländisch: Kleef, französisch: Clèves liegt am unteren Niederrhein an der deutsch-niederländischen Grenze und ist eine Mittlere kreisangehörige Stadt des Kreises Kleve im Regierungsbezirk Düsseldorf. Sie ist Sitz des Kreises Kleve und Mitglied der Euregio Rhein-Waal. Als Kurort und Mittelpunkt des gleichnamigen Herzogtums hatte Kleve lange Zeit eine überregionale Bedeutung.

Geografie und Bevölkerung

Stadtgebiet

Neben der Klever Innenstadt umfasst das Stadtgebiet folgende eingemeindete Dörfer:

Nachbargemeinden/-städte

Die Stadt Kleve grenzt im Norden an die Gemeinde Millingen aan de Rijn (Provinz Gelderland, NL) und die Stadt Emmerich am Rhein, im Osten an die Stadt Kalkar, im Süden an die Gemeinde Bedburg-Hau und im Westen an die Gemeinde Kranenburg.

Einwohnerentwicklung

Stichtag   Einwohner
1. Dezember 1910 18.135
17. April 1939 21.784
15. Mai 1945 6.149
19. Juli 1945 13.280
01. April 1946 23.327
01. April 1947 25.077
01. April 1948 25.962
01. April 1949 27.401
01. April 1950 28.740
01. April 1951 30.138
1952 30.424
01. April 1953 * 18.642
01. April 1954 19.357
01. April 1955 19.676
01. April 1956 19.939
01. April 1957 20.191
01. April 1958 20.561
01. April 1959 20.811
31. Dezember 1960 21.129
31. Dezember 1961 21.845
31. Dezember 1962 21.967
31. Dezember 1963 22.503
31. Dezember 1964 22.601
31. Dezember 1965 22.601
* nach der Ausgemeindung
Stichtag   Einwohner
31. Dezember 1966 22.838
31. Dezember 1967 22.893
31. Dezember 1968 22.805
30. Juni 1969 22.802
31. Dezember 1969 * 45.283
31. Dezember 1970 45.675
31. Dezember 1971 45.104
31. Dezember 1972 45.665
31. Dezember 1973 45.682
31. Dezember 1974 45.726
31. Dezember 1975 44.041
31. Dezember 1976 43.894
31. Dezember 1977 43.993
31. Dezember 1978 43.990
31. Dezember 1979 44.047
31. Dezember 1980 44.022
31. Dezember 1981 44.125
31. Dezember 1982 43.954
31. Dezember 1983 44.059
31. Dezember 1984 44.224
31. Dezember 1985 44.548
31. Dezember 1986 44.724
31. Dezember 1987 44.233
31. Dezember 1988 44.416
* nach der Eingemeindung
Stichtag   Einwohner
31. Dezember 1989 45.235
31. Dezember 1990 45.963
31. Dezember 1991 46.450
31. Dezember 1992 47.160
31. Dezember 1993 47.869
31. Dezember 1994 48.136
31. Dezember 1995 48.344
31. Dezember 1996 48.672
31. Dezember 1997 48.660
31. Dezember 1998 48.543
31. Dezember 1999 48.647
31. Dezember 2000 48.662
31. Dezember 2001 49.031
31. Dezember 2002 49.160
31. Dezember 2003 49.105
31. Dezember 2004 49.249
31. Dezember 2005 49.099
31. Dezember 2006 49.124

Quellen

  • Stadt Kleve, statistisches Jahrbuch des Jahres 2005 [1]
  • ab 1975: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik [2],

Religionen

Traditionell ist in weiten Teilen des Niederrheins der Katholizismus die vorherrschende Religion. Im gesamten Stadtgebiet von Kleve gehören 65,8 % der römisch-katholischen, weitere 15,6 % einer evangelischen Kirche an. Des Weiteren gibt es in Kleve eine neuapostolische Gemeinde mit 250 Mitgliedern (Stand: 2007). 18,6 % bekennen sich zu einer anderen Konfession oder sind konfessionslos.

Geschichte

Entstehung und Mittelalter

Cleve um 1895

Kleve war Sitz der Grafen und Herzöge von Kleve. Der Name Kleve leitet sich ab von Kliff (Klippe), der Hang des Burgberges, Endmoräne aus der Eiszeit. Keimzelle der Stadt ist die auf das 10. Jahrhundert zurück gehende Burg, neben der eine Siedlung entstand. 1092 wird der Name „Cleve“ erstmalig urkundlich erwähnt. Der Burg gegenüber, auf dem Heideberg, gründete Graf Dietrich VI. die Stadt Kleve. Die Stadtrechte verlieh er Kleve am 25. April 1242. Das Recht zur Ratswahl erhielt die Stadt gegen Ende des 13. Jahrhunderts. Im 14. Jahrhundert kam es anlässlich der Verlegung des landesherrlichen Marienstifts von der Burg Monterberg nach Kleve zu einer erheblichen Stadterweiterung, der Gründung der Neustadt, dem Hagschen Viertel. Große Brände verwüsteten Kleve 1368 und 1528.

Frühe Neuzeit

Erheblichen Aufschwung nahm die Stadt dank der (Heirats-) Politik der Grafen von Kleve. Auf dem Konzil von Konstanz 1417 wurde Graf Adolf II. in den Herzogsstand erhoben. Seit der Vereinigung des Herzogtums Kleve, des Herzogtums Jülich, des Herzogtums Berg und der Grafschaften Mark und Ravensberg 1521 konkurrierte Kleve mit Düsseldorf als herzogliche Residenz. Die Vereinigten Herzogtümer umfassten im 16. Jahrhundert ein Gebiet, das – ausgenommen die Fürstbistümer Köln, Münster und Paderborn – ungefähr dem heutigen Nordrhein-Westfalen entspricht. Nach dem Tod des kinderlosen Herzog Johann Wilhelm fielen die Territorien an das Kurfürstentum Brandenburg und Pfalz-Neuburg. 1614 erhielt Brandenburg Kleve, Mark und Ravensberg zur Verwaltung. Im 17. Jahrhundert behielt Kleve den Status einer brandenburgischen Residenzstadt (neben Berlin und Königsberg (Preußen)). 1647 wurde Johann Moritz von Nassau-Siegen als Statthalter in Kleve eingesetzt. Er veranlasste den barocken Umbau der Schwanenburg. Als Residenz des Statthalters wurde der Prinzenhof errichtet, an den heute nur noch ein Straßenname erinnert. Die von ihm initiierten Parkanlagen und barocken Gärten rund um die Stadt haben solche Dimensionen, dass sie erheblichen Einfluss auf die europäische Gartengestaltung des 17. Jahrhunderts gewannen. An die Zeit unter brandenburgischer Herrschaft erinnert heute eine Reiterstatue des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm (1620–1688) auf dem Platz vor der Schwanenburg. 1741 wurde die Mineralquelle am Springenberg entdeckt. Kleve wird Bad Cleve. Die Kuranlagen werden Mitte des 19. Jahrhunderts, der Blütezeit der Klever Kur, erheblich ausgebaut. Das ehemalige Kurhaus ist heute umgebaut zum Museum, dem Museum Kurhaus Kleve.

18.–20. Jahrhundert

1794 erobern französische Revolutionstruppen die Stadt. Von 1798 bis 1814 ist sie Sitz einer Arrondissementverwaltung im Département de la Roer der Französischen Republik bzw. des Kaiserreichs Frankreich. Durch den Wiener Kongress fällt sie 1815 wieder an Preußen, das den Regierungsbezirk Kleve als einen von 28 Regierungsbezirken in Preußen aufgrund der „Preußischen Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzialbehörden“ vom 30. April 1815 neugründet. Am 22. April 1816 nimmt die Verwaltung ihre Tätigkeit auf. Schon nach knapp sechs Jahren wird der Klever Bezirk zum 22. Juni 1822 aufgelöst und mit dem Regierungsbezirk Düsseldorf vereinigt.

Am 23. April 1816 wird der Landkreis Kleve als einer von über 40 Landkreisen der Provinz Jülich-Kleve-Berg, der späteren Rheinprovinz, gebildet.

Zwischen dem 1. Oktober 1911 und dem 31. März 1962 verkehrten in der Stadt die normalspurigen Straßenbahnen der Klever Straßenbahn GmbH. Diese hatten Anschluss an die Kleinbahn Wesel-Rees-Emmerich und die wiederum an die Straßenbahn Nimwegen.

1914 versiegt die Mineralquelle und der Erste Weltkrieg bringt den Kurbetrieb vollends zum Erliegen.

Nach Ende des Ersten Weltkrieges wird Kleve von belgischen Truppen bis 1926 besetzt. An diese Zeit und die Ermordung eines Klever Bauern erinnert ein von Arno Breker geschaffenes Denkmal.

In der Reichspogromnacht, vom 9. auf den 10. November, wird in Kleve die Synagoge niedergebrannt. Am Standort der ehemaligen Synagoge erinnert heute ein genau derem Grundriss entsprechendes Denkmal an die ehemalige jüdische Gemeinde Kleves. Von der 1933 ungefähr 200 Menschen zählenden jüdischen Gemeinde wurden 50 während des Krieges umgebracht.

Im Zweiten Weltkrieg, am 7. Oktober 1944 und 7. Februar 1945, wird Kleve durch zwei britische Bombenangriffe zu ca. 80 % zerstört. Die rund 450 Bomber, die ihre Ziele erreichen, werfen über 2.000 Tonnen Bomben ab und verwandeln die Klever Innenstadt und die südlichen Stadtteile in einen riesigen Trümmerhaufen. Das Ergebnis der schweren Bombardierungen in der Nacht vom 7. zum 8. Februar 1945 war eine Stadt, die stärker zerstört war als jede andere deutsche Stadt vergleichbarer Größe zu irgendeinem anderen Zeitpunkt des Krieges. Die Altstadt mitsamt der Schwanenburg und ihren Kirchen wird fast vollständig zerstört. Tiefhängende Wolken und starker Regen verhindern noch schlimmere Schäden. Trotzdem bleiben kaum mehr als 200 Häuser unbeschädigt, die sich anschließenden Bodenkämpfe und der Artilleriebeschuss führen zu weiteren Schäden.

Im Zuge der Eroberung des Niederrheins durch die Alliierten kommt es um Kleve herum, besonders bei der Schlacht im Reichswald, zu heftigen Kämpfen. Auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Donsbrüggen und dem Britischen Ehrenfriedhof im Reichswald ruhen die Toten dieser Kämpfe.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird der heutige Stadtteil Reichswalde als Wohnort für Heimatvertriebene aus den früheren deutschen Ostgebieten gegründet.

Politik

Überregional bekannte Politiker aus Kleve sind die Bundestagsabgeordneten Barbara Hendricks (SPD) und Paul Friedhoff (FDP), sowie der in Kaarst (Neuss) geborene ehemalige Stadtdirektor und heutige Landtagsabgeordnete und parlamentarische Staatssekretär Manfred Palmen (CDU).

Stadtrat

Kleve mit seiner hauptsächlich katholischen Bevölkerung wird von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1933 von der katholischen Zentrumspartei regiert. Dies setzt sich nach dem Zweiten Weltkrieg mit der CDU fort, die zunächst mit absoluten Mehrheiten im Klever Rat regieren kann.

Bei der Kommunalwahl 2004 verliert die CDU in Kleve erst zum zweiten Mal ihre absolute Mehrheit. Momentan setzt sich der Rat der Stadt Kleve aus 46 Stadtverordneten zusammen, die sich wie folgt verteilen:

  • CDU: 23 Sitze
  • SPD: 11 Sitze
  • Grüne: 6 Sitze
  • FDP: 4 Sitze
  • Parteilos: 2 Sitze

Bürgermeister ist seit der Kommunalwahl 2004 Theodor Brauer (CDU).

Gebietsreform

Die Stadt Kleve entstand in der heutigen Form am 1. Juli 1969 beim 1. kommunalen Neugliederungsprogramm in Nordrhein-Westfalen. Die Gemeinde Materborn und die Gemeinden Donsbrüggen, Keeken, Rindern und Wardhausen des Amtes Rindern sowie die Gemeinden Brienen, Griethausen, Kellen, Salmorth und Warbeyen des Amtes Griethausen und die Gemeinde Reichswalde des Amtes Till wurden mit der Stadt Kleve zusammengeschlossen.

Am 1. Januar 1975 wurde im Zuge des 2. Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen der Altkreis Kleve mit dem ehemaligen Kreis Geldern und Teilgebieten der Kreise Moers und Rees zum neuen niederrheinischen Großkreis Kleve zusammengefügt.

Partnerstädte

Kleve unterhält mit folgenden Städten Städtepartnerschaften:

Bildung

Kleve beherbergt im Jahr 2008 elf Grundschulen, eine Förderschule, drei Hauptschulen, zwei Realschulen, drei Gymnasien und eine berufsbildende Schule. Daneben gibt es noch drei Schulen für Alten- bzw. Krankenpflege, eine Landwirtschaftsschule, das Studienseminar für die Sekundarstufen sowie die Studienseminare für die Primarstufe und für Sonderpädagogik. Die Klever Volkshochschule bietet auch den Erwerb von Haupt- und Realschulabschlüssen für Erwachsene an, die nächste Möglichkeit zum Erwerb von Fachhochschulreife und Abitur in der Erwachsenenbildung besteht am Abendgymnasium Borken-Bocholt.

Schulen

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Schwanenburg
Stiftskirche
  • Die Stadt Kleve wird von der nach dem Zweiten Weltkrieg wieder errichteten Schwanenburg überragt. In ihr befindet sich das Amts- und Landgericht Kleve. Im Innenhof ist der Schwanenbrunnen des Bildhauers Alfred Sabisch aufgestellt.
  • Der Marstall gegenüber der Schwanenburg wurde 1467 erbaut und überstand als eines der wenigen mittelalterlichen Gebäude die Bombenangriffe relativ unversehrt.
  • Der Forstgarten an der Tiergartenstraße mit ihren zahlreichen Villen aus Klassizismus und Gründerzeit wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit 156 verschiedenen Baum- und Pflanzensorten angelegt und von Maximilian Friedrich Weyhe im Jahre 1822 im Stile englischer Parkanlagen gestaltet. Dort befinden sich das ehemalige Kurhaus und das Amphitheater.
  • Auf dem 106 Meter hohen Klever Berg, der höchsten Erhebung am unteren Niederrhein, steht der Aussichtsturm.
  • Sendemast des WDR

Kirchen

  • Die Unterstadtkirche, ehemalige Klosterkirche der Minoriten, stammt aus dem 13. Jahrhundert und beinhaltet ein wertvolles, holzgeschnitztes Chorgestühl und eine reich verzierte Kanzel aus dem 14. und 15. Jahrhundert.
  • Sehenswert ist auch die Stiftskirche Kleve, ein Bau aus dem 14. und 15. Jahrhundert, welche die Gräber der Klever Grafen beherbergt. Mit ihren beiden Türmen prägt sie neben dem Schwanenturm das Klever Stadtbild.
  • Kleine Evangelische Kirche Kleve

Museen

  • Haus Koekkoek: Das B.C. Koekkoek-Haus ließ der niederländische Landschaftsmaler Barend Cornelis Koekkoek (1803–1862) 1847/1848 als Wohn- und Atelierhaus errichten. Heute beherbergt es eine Sammlung von Gemälden Koekkoeks und seines Umfelds.
  • Geologisches Museum im Schwanenturm: Das Museum im höchsten Turm der Schwanenburg zeigt mineralogische und paläontologische Funde vom Niederrhein, in der unteren Etage befindet sich eine Fotogalerie.
  • Museum Kurhaus Kleve : Das neben der Gartenanlage an der Tiergartenstraße gelegene Museum Kurhaus beherbergt eine Sammlung zeitgenössischer Kunst, darunter den Nachlass des Malers und Bildhauers Ewald Mataré, und veranstaltet regelmäßig Ausstellungen.
  • Alte Mühle Donsbrüggen: In der 1824 fertiggestellten und 1957 stillgelegten Mühle im Klever Ortsteil Donsbrüggen befindet sich ein Mühlenmuseum.
  • Museum Forum Arenacum: In der ehemaligen Lehrerwohnung des Klever Ortsteils Rindern zeigt das Museum Forum Arenacum keltische, römische und fränkische Funde aus Rindern und Umgebung.

Villen

Einstmals charakteristisch für die Stadt Kleve waren ihre zahlreichen Villen, von denen leider viele gedankenlos abgerissen oder zweckentfremdet wurden wie das alte Kurhaus, das u.a. als Möbellager diente.

  • Ein besonders drastisches Beispiel ist die Villa Steiger auf der Gruftstraße, die 1907 vom kaiserlichen Hofphotographen Ewald Steiger erbaut und bis zum Zweiten Weltkrieg bewohnt wurde. Steiger machte aus seiner Villa ein Kunsthaus, das durch seine architektonische Besonderheit das Straßenbild positiv prägte. Nach Steigers Tod im Jahre 1966 wurde das bis dahin völlig intakte und auch im Krieg kaum beschädigte Gebäude versteigert und schließlich an einen Klever Architekten verkauft, der es herunterkommen und 1983 trotz heftiger Proteste, Demonstrationen und sogar Hausbesetzungen seitens der Klever Bevölkerung abreißen ließ, um dort, in steiler Hanglage, Behindertenwohnungen zu erbauen. Der Rat der Stadt Kleve hatte 1981 einstimmig auf das Vorkaufsrecht verzichtet.
Datei:Villa belriguado.jpg
Die Villa Belriguardo in Kleve wurde 1840 erbaut und 1999 restauriert.
  • Die Villa Belriguardo am Tiergartenwald wurde 1840 erbaut. Nachdem sich dort jahrelang eine Nachtbar und eine Zoohandlung befunden hatten, wurde sie 1999 von der Klever Designerin Inge Dähne gekauft, die sie vollständig restaurieren ließ. Die Wandmalereien wurden freigelegt, der Stuck an den Decken restauriert, die Holzböden in ihren Originalzustand versetzt und die Kamine an ihren ursprünglichen Standorten wieder aufgebaut. Die Villa kann besichtigt werden, da sie als Geschäftshaus, Café und kultureller Veranstaltungsort genutzt wird.
  • Die Villa Flora am Tiergartenwald wurde um 1870 von einer niederländischen Familie erbaut. 1927 zog Heinrich Frings, ein Bruder des bekannten Kölner Kardinals, dort ein. Heute erinnert die Villa mit ihrem authentischen cremefarbenen Anstrich an italienische Vorbilder.

Die Gärten von Kleve

Sehenswert sind die barocken Gartenanlagen mit Amphitheater, die Johann Moritz von Nassau-Siegen ab 1647 durch seinen Gartenarchitekten Jacob van Campen anlegen ließ. Die Gärten sind heute nur noch teilweise erhalten bzw. wiederhergestellt, sind aber gerade deshalb sehr reizvoll. Die Klever Gartenlandschaft ist eingebunden in das European Garden Heritage Network.

Sichtachse vom Sternberg Richtung Schwanenburg

Für den Neuen Tiergarten wurde auf dem Springenberg eine künstliche Erhebung (Sternberg) geschaffen, von der strahlenförmig zwölf Wege ausgingen. Die Besonderheit dieses Wegesystems ist seine Ausrichtung auf besondere Bauwerke und Städte. Als Schneisen im Wald sind sie zum Teil heute noch erkennbar. Die Blickachsen zur Schwanenburg und zum - jenseits des Rheines - gelegenen Ort Hochelten lassen heute noch erahnen, wie kunstvoll die Anlage seinerzeit war.

Neuer Tiergarten, Blick vom Kanal auf den Springenberg mit Amphitheater

Zur Gesamtanlage gehört das restaurierte sog. Amphitheater, das in den Hang des Springenberges hineingebaut wurde. Es handelt sich um ein gartenbauerisches Zitat; das Theater wurde nie als solches genutzt. In der Literatur wird es auch als Laubengang oder Exedra bezeichnet. Das Amphitheater wurde schon zu Lebzeiten des Johann Moritz von Nassau mehrfach verändert.

Heute befindet sich darin unter anderem Stephan BalkenholsNeuer Eiserner Mann“ (Bilder), ein Standbild, das an den Prinzen Johann Moritz von Nassau-Siegen erinnert und zu seinem 400. Geburtstag eingeweiht wurde. Vorläufer war ein gleichnamiges Standbild des 17. Jahrhunderts, das 1794 von französischen Revolutionstruppen zerstört wurde. Oben auf dem Berg thront heute ein Obelisk, der von Friedrich Wilhelm IV. von Preußen entworfen worden sein soll.

Blick vom Fuß des Obelisken auf dem Springenberg über Amphitheater und Prinz-Moritz-Kanal Richtung Hochelten

Vorgelagert ist am Fuß des Springenberges eine Parkanlage, die durch eine nach Nordosten ausgerichtete, langgestreckte Wasserfläche - den Prinz-Moritz-Kanal - geprägt ist. Der Kanal mit zwei Inselparterres ist ebenfalls auf Hochelten in der Ferne ausgerichtet. Er wird immer noch von der stillgelegten Bahnstrecke Kleve - Nimwegen gequert. Westlich befindet sich auch heute noch ein Tiergarten.

Südöstlich schließt sich heute der Forstgarten an. Die ursprünglich als Neue Plantage bezeichnete Anlage wurde ab 1782 auf Veranlassung des seinerzeitigen Kammerpräsidenten der preußischen Regierung in Kleve, Julius Ernst von Buggenhagen, angelegt. Ihre verschlungenen Wege entsprechen dem Übergang zum Landschaftsgarten. Bepflanzt ist der Park in der Art eines Arboretums mit zahlreichen verschiedenen Baumarten. Die Anlage ist durch einen Aha-Graben zur Wasserburgallee sowie in Richtung Prinz-Moritz-Kanal abgegrenzt. Dieser kleine Wassergraben ziert nicht nur den Park, sondern sicherte ihn gleichzeitig vor dem Eindringen von Vieh ohne den Ausblick in die umgebende Landschaft zu stören. Die Neue Plantage präsentiert sich heute - nach Veränderungen durch den Gartenarchitekten Maximilian Friedrich Weyhe auf einer Fläche von 5,6 Hektar als Forstgarten. Zu den Gärten von Kleve gehört schließlich die im Bereich des Alten Tiergartens gelegene Grabstätte des Fürsten Johann Moritz in Bergendael (Berg und Tal), etwas außerhalb von Kleve an der Landstraße 362 gelegen. Heute noch erhalten sind die Tumba sowie die vorgelagerte Exedra. In die Exedra wurden römische Fundstücke aus der Umgebung eingearbeitet. Johann Moritz wurde zwar nach seinem Tode dort beigesetzt, aber sehr bald nach Siegen überführt.

Von den Klever Parks wurden Amphitheater und Forstgarten 2004/2005 als herausragende Beispiele in die Straße der Gartenkunst an Rhein und Maas aufgenommen.

Infrastruktur und Wirtschaft

Industrie und Handwerk

Die Industrialisierung setzt in Kleve erst spät ein. Aufgrund des Kur- und Badebetriebes ist die Stadt darauf bedacht, störende Industrien von Kleve fern zu halten. 1888 siedeln sich die Van den Bergh'schen Margarinewerke in Kellen an. Ebenfalls in Kellen entstehen weitere Lebensmittelwerke wie die Keksfabrik XOX-Biskuitfabrik GmbH und die Kakaofabrik Bensdorp. XOX und Bensdorp sind heute geschlossen, die Gebäude werden z. T. für kulturelle Zwecke genutzt.

1896 gründet Gustav Hoffmann mit seinem Schwager Fritz Pannier die Elefanten-Kinderschuhfabrik und macht die traditionelle Schuhstadt Kleve zu einem Zentrum der Kinderschuhindustrie. 1908 trennen sich Hoffmann und Pannier mit der Vereinbarung, dass Hoffmann nur Schuhe bis Größe 26, Pannier nur Schuhe ab dieser Größe herstellen. Eine weitere Klever Marke für Kinderschuhe ist Bause. Heute ist auch die Klever Schuhindustrie in der Krise, die geschlossenen Fabriken dienen überwiegend dem Verkauf anderer Schuhmarken. Dennoch bleibt das "Schüsterken" an der Herzogbrücke Kleves Wahrzeichen.

In der Nähe des Ortsteils Griethausen befindet sich eine Ölmühle der Firma ADM, die Raps- und Sonnenblumenöl herstellt.

Verkehr

Flugverkehr

Die nächstgelegenen Flughäfen sind der Flughafen Niederrhein in Weeze und der Flughafen Düsseldorf International.

Schienen- und Busverkehr

Empfangsgebäude des Bahnhofs Kleve

Der Bahnhof Kleve liegt an der linksniederrheinischen Strecke (KBS 495). Er wird montags bis freitags alle 30 Minuten, an Wochenenden und Feiertagen im Stundentakt vom RE 10 „Niers-Express“ Kleve–Düsseldorf über Krefeld bedient. Durchgeführt wird der Schienenpersonennahverkehr von der DB Regio NRW, die Dieseltriebwagen vom Typ Bombardier Talent (DB-Baureihe 643) einsetzt.

Im kommunalen Personennahverkehr verkehren eine Reihe von Stadt- und Regionalbuslinien zur Erschließung der Region und des Stadtgebiets. Für den gesamten öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gilt der Tarif der Verkehrsgemeinschaft Niederrhein (VGN) und tarifraumüberschreitend der NRW-Tarif.

Die Bahnstrecke Kleve–Spyck wurde 1969 stillgelegt. Die Strecken Kleve–Xanten und Kleve–KranenburgNimwegen sind seit 1990 bzw. 1991 außer Betrieb.

Zwischen 1911 und 1962 verkehrten in der Stadt Kleve die normalspurigen Straßenbahnen der Klever Straßenbahn GmbH. Diese hatten Anschluss an die Kleinbahn Wesel - Rees - Emmerich und an die Straßenbahn Nimwegen.

Straßen

Kleve ist über die Bundesstraße 9 an die Bundesautobahn 57 (E 31) und über die B 220 an die A 3 (E 35) angebunden.

Wasserstraßen und Häfen

Per Schiff ist Kleve vom Rhein über die Schleuse Brienen und den Spoykanal erreichbar. Jedoch wird die Schleuse seit 2005 nur noch an Wochenenden bei Bedarf für die Hobbyschiffahrt in Betrieb genommen.

Sport

Im Jahr 2000 fusionierten die Vereine VfB Lohengrin 03 Kleve und der SC Kleve 63 zum 1. FC Kleve 63/03. Einer der Vorgängervereine, der VfB 03 Cleve, richtete am 16. Oktober 1910 das erste Fußballländerspiel auf deutschem Boden zwischen Deutschland und den Niederlanden (1:2) aus.

1926 wurde der Sportverein Rindern gegründet. Seine Spielstätte liegt an der Wasserburg Rindern.

1928 wurde der SV Nordwacht Keeken gegründet. Er ist der nördlichste Sportverein der Stadt Kleve mit einem Sportgelände in Blickweite zur ndl. Grenze mit über 600 Mitgliedern.

1953 wurde der Verein DJK Rhenania VfS Kleve e. V. gegründet.

Der Tischtennisverein Weiß-Rot-Weiß Kleve gehörte in den 1970er und 1980er Jahren mit seinem Damenteam zu besten deutschen Mannschaften.

Persönlichkeiten

Bekannte Kleverinnen und Klever

Ehrenbürger der Stadt Kleve

  • Wilhelm Mertens, seit 23. Mai 1917
  • Dr. Heinrich Wulff (Bürgermeister von 1903-1932), verliehen am 11. März 1932; am 2. Juni 1933 auf Druck der nationalsozialistischen Machthaber durch die Stadtverordnetenversammlung widerrufen, am 23. April 2008 wieder verliehen
  • Adolf Hitler (Diktator), verliehen 30. Juni 1933, am 23. April 2008 widerrufen
  • Dr. jur. Heinz Will (Rechtsanwalt)
  • Richard van de Loo (Bürgermeister (1955- 1984)), seit 23. Oktober 1984
  • Dr. med Heinrich van Ackeren (Arzt) seit 25. Oktober 1978
  • Fritz Leinung (Pfarrer), seit 25. Oktober 2001
  • Karl und Maria Kisters (sozial engagiertes Unternehmerehepaar), seit 2005

Siehe auch

Literatur

Commons: Kleve – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Information und Technik Nordrhein-Westfalen: Amtliche Bevölkerungszahlen