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Salbung

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Die Salbung, ursprünglich allein ein Mittel der Körperpflege und Medizin, wandelte sich in alttestamentarischer Zeit auch zu einem religiösen Ritual der Heiligung. Dieses Ritual war seit dem Mittelalter Bestandteil der Königserhebung. Bis heute ist es als Krankensalbung ein Sakrament der katholischen Kirche und wird auch in verschiedenen protestantischen Kirchen praktiziert.

Vorchristliche und biblische Ursprünge

Schon in den altorientalischen Kulturen Mesopotamiens und Ägyptens war der Gebrauch von Salben zu Pflege und Heilzwecken bekannt. Als Mittel der Heiligung, also zur zur Weihe von Priestern, Propheten und sakralen Gegenständen wird ein Salböl erstmals im Alte Testament (2. Buch Mose 30, 22-33) beschrieben. Es bestand aus Myrrhe, Zimt, Kalmus und Cassia hergestellt. Diese aromatischen Pflanzenbestandteile wurden in Olivenöl gemischt, das ihren Duft aufnahm.

Solches Salböl, das ausschließlich für sakrale Zwecke eingesetzt werden durfte, wird auch in Psalm 133,2 erwähnt: Eintracht der Brüder ist wie der Balsam (=Salböl) der vom Haupt Arons herabfließt in seinen ganzen Bart und wie der Tau in den Saum seines Kleides.

Auch die rituelle Salbung eines Königs erscheint erstmals im Alten Testament. Das 1. Buch der Könige berichtet, der Prophet Samuel habe Saul zum ersten König von Israel gesalbt. Das Ritual, das auch an Sauls Nachfolgern David und Salomon vollzogen wurde, sollte dem Herrscher göttliche Gnade und einen herausgehobenen Status unter den Menschen verleihen.

Die eschatologische Heilserwartung des Judentums bezieht sich auf die Wiederherstellung des alttestamentarischen Königtums durch die Ankunft eines Messias, also eines "Gesalbten". Der hebräische Begriff "Messias" wurde später mit "Christos" bzw. "Christus" ins griechische und lateinische übertragen. Mit diesem Wort wird im Neuen Testament Jesus von Nazareth bezeichnet, um dessen Stellung als Nachkomme Davids und erwarteter Messias zu unterstreichen.

Salbung als Ritual der Königskrönung

In Anlehnung an diese biblischen Vorbilder, ließen sich etwa seit dem Jahr 1000 die Kaiser des Byzantinischen Reichs und seit dem frühen Mittelalter auch die christlichen Könige Europas während ihrer Krönung salben. Der neue König galt danach als Christus Domini, als „Gesalbter des Herrn“.

Die Salbung war Teil der Krönungsriten sowohl im Heiligen Römischen Reich als auch in England, Frankreich und den meisten anderen Königreichen des Abendlandes. Seine älteste Tradition hatte das Ritual in Frankreich. In der Kathedrale von Reims, der Krönungskirche der französischen Könige, wurde eine Phiole mit „heiligem Salböl“ aufbewahrt, das der Legende nach eine Taube zur Taufe des Merowingerkönigs Chlodwig I. im Jahr 496 vom Himmel auf die Erde gebracht haben soll, und das bei allen Königskrönungen der französischen Geschichte Verwendung fand. Bevor der Erzbischof von Reims dem neu zu krönenden König die eigentlichen Herrschaftsinsignien wie Krone, Zepter und Reichsschwert überreichte, rieb er ihm mit dem rechten Daumen einige Tropfen dieses heiligen Öls auf die Brust. Dabei sprach er die rituelle Formel „Ungo te in Regem“ („Ich salbe dich zum König“).

Diese religiöse Komponente der Krönung verlieh dem König zusätzlich zu seiner weltlichen Macht eine sakrale, priestergleiche Stellung. Bis zur Französischen Revolution speisten sich daraus die Vorstellungen vom Gottesgnadentum der Könige. Darüber hinaus war mit der Salbung in Frankreich und England die Vorstellung verbunden, sie verleihe dem König die wundertätige Kraft, an den Skrofeln erkrankte Menschen durch bloßes Handauflegen zu heilen. Das Ritual Berührung Kranker durch den gesalbten König wurde in England bis ins 18. Jahrhundert, in Frankreich sogar bis zum Jahr 1825 vorgenommen, als Karl X. es zum letzten Mal vorgenommen. Es galt nicht zuletzt als Mittel, die Legitimität des Königs zu demonstrieren.

Salbung in den christlichen Kirchen

Als Sakrament der katholischen Kirche

Die Krankensalbung, früher als "Letzte Ölung" bezeichnet, ist eines der sieben Sakramente der katholischen Kirche. Es wird schwer Kranken und Sterbenden gespendet und soll ihnen Stärkung und Trost bringen. Das Sakrament geht zurück auf einen Abschnitt im Jakobusbrief (5, 14-15), in dem die Kranken der Gemeinde aufgefordert werden, die Ältesten der Gemeinde zu rufen, damit diese für sie fürbittend eintretend und sie dabei "mit Öl salben im Namen des Herrn".

Auch nach der Taufe, bei der Firmung und bei der Priesterweihe erfolgt in der katholischen Kirche eine Salbung mit Chrisam.

In der Evangelischen Kirche

In der Evangelischen Kirche, die sich vor allem allem auf die Verkündigung des Worts konzentriert, wurde die Krankensalbung lange Zeit kaum praktiziert. Als Folge der ökumenischen Bewegung findet sie in jüngster Zeit aber auch dort wieder verstärkt Eingang. Anders als in der katholischen Kirche, gilt die Salbung im Protestantismus zwar nicht als Sakrament, aber als besonders intensive, weil körperlich erfahrbare Form des Segens.

In den Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden (Baptisten)

Auch Evangelisch-Freikirchliche Gemeinden (Baptisten) praktizieren die Krankensalbung. Dieser Gebetsdienst, der hier in den Aufgabenbreich der Ältesten der Gemeinde gehört, verläuft in der Regel so: Der Kranke bittet um diesen Dienst beziehungsweise lässt die Ältesten rufen. Nach einer kurzen Aussprache und dem gegenseitigen Bekennen von eventuell vorhandenen Sünden (Jakobusbrief 5,16) legen die Ältesten dem Kranken die Hände auf und salben ihn im Namen Jesu Christi mit Öl. Es folgen freie Fürbittegebete der Ältesten, in denen das Leiden und die Wünsche des Kranken möglichst konkret benannt werden. Abschluss der Krankensalbung bildet häufig der gemeinsam gebetete Psalm 23, in dem ebenfalls von der Salbung durch Gott die Rede ist (Vers 5b).

In der Charismatischen Bewegung

Die Charismatische Bewegung verwendet den Begriff "Salbung" sehr oft in einem übertragenen Sinn. Während selten mit wirklichem Öl gesalbt wird, bezeichnet man innerhalb der Charismatischen Bewegung die geheiligte Atmosphäre in einer Versammlung oder die göttliche Autorität, die einem Pastor, Prediger oder Leiter innewohnt als "Salbung". Sie ist nach diesem Verständnis also gleichbedeutend mit der Gegenwart und dem Wirken des Heiligen Geistes.

Literatur