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Lateinisches Patriarchat von Jerusalem

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Lateinisches Patriarchat von Jerusalem
Basisdaten
Staat Palästinensische Autonomiegebiete, Teile von Israel, Jordanien und Zypern
Kirchenprovinz Immediat
Diözesanbischof Patriarch Fouad Twal
Weihbischof Giacinto-Boulos Marcuzzo
Salim Sayegh
Emeritierter Diözesanbischof Patriarch Michel Sabbah
Emeritierter Weihbischof Kamal-Hanna Bathish
Generalvikar Kamal-Hanna Bathish
Bischofsvikar Salim Sayegh (Jordanien)
Giacinto-Boulos Marcuzzo (Israel)
Umberto Baratto (Zypern)
Gründung 1099
Pfarreien 65 (31.12.2007 / AP2008)
Einwohner 5.935.350 (1970)
Katholiken 78.215 (31.12.2007 / AP2008)
Anteil 1,3 %
Diözesanpriester 89 (31.12.2007 / AP2008)
Ordenspriester 160 (31.12.2007 / AP2008)
Katholiken je Priester 314
Ordensbrüder 441 (31.12.2007 / AP2008)
Ordensschwestern 1113 (31.12.2007 / AP2008)
Ritus Römischer Ritus
Liturgiesprache Neuhebräisch
Arabisch
Kathedrale Most Holy Name of Jesus
Anschrift Patriarcat Latin, P.O. Box 14152, 91141 Jerusalem [Old City]
Website www.lpj.org

Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem (lat.: Patriarchia Hierosolymitanus Latinorum) ist eine Teilkirche der römisch-katholischen Kirche; sein Oberhaupt ist der Lateinische Patriarch von Jerusalem. Der Jerusalemer Patriarch ist heute der einzige von früher mehreren Lateinischen Patriarchen des Ostens.

Außer dem Lateinischen Patriarchat gibt es innerhalb der römisch-katholischen Kirche das Melkitisch-griechische Patriarchat mit einem Patriarchalsitz in Jerusalem (Byzantinischer Ritus).

1054 trennte das Große West-Östliche Schisma die christlichen Kirchen. Der Orthodoxe Patriarch von Jerusalem und die drei anderen orthodoxen Patriarchen des Ostens bildeten die Orthodoxe Kirche, die Westkirche unter dem Patriarchen des Abendlandes die Römisch-Katholische Kirche.

1099 wurde Jerusalem von den Kreuzrittern erobert und das Königreich Jerusalem errichtet. Hierbei trat der lateinische Patriarch die Nachfolge des orthodoxen Patriarchen an, der kurz vor der Eroberung Jerusalems verstorben war. Hierbei gelangte er nicht nur in den Besitz seines Vorgängers, so hatte er die volle Hoheit über ein Viertel der Stadt Jerusalem, sondern vermochte auch, besonders in der Frühzeit des Königreichs Jerusalem, weitere Besitzungen zu erwerben. Während er auf kirchlicher Ebene nun zum Metropoliten wurde und sich versuchte möglichst viele Suffragane zu verschaffen, lag auf politischer Ebene der Kampf um die Vorherrschaft im Königreich an. Sein Versuch, das Königreich Jerusalem zum Lehen des Patriarchates zu machen, scheiterte. Mit der Zerstörung des Königreichs 1291 wurde das Lateinische Patriarchat nicht länger benötigt, dennoch wurde ein entsprechender Ehrentitel vergeben, zu dem seit 1374 die Basilika Sankt Laurentius vor den Mauern in Rom als Titularkirche gehört.

1889 erlaubte das Osmanische Reich der Katholischen Kirche, ihre Hierarchie in Palästina neu zu errichten. Der Lateinische Patriarch von Jerusalem ist nun das Oberhaupt der römischen Katholiken in Israel und den Palästinensergebieten. Die meisten römischen Katholiken in dieser Region sind Palästinensische Christen. Der derzeitige Patriarch ist der Jordanier Fouad Twal. Emeritierter Patriarch ist Michel Sabbah, der erste Palästinenser in diesem Amt. Die Residenz des Patriarchen und seine Kathedrale liegen in der Jerusalemer Altstadt, während das Priesterseminar 1936 nach Beit Jala, 10 Kilometer südlich von Jerusalem, verlegt wurde.

Kirchliche Hierarchie im Kreuzfahrerpatriarchat

Patriarch von Jerusalem

Während der Existenz des Königreichs Jerusalem war das Patriarchat in vier Erzbistümer gegliedert: Tyrus, Caesarea, Nazaret und Petra, sowie einer Anzahl weiterer Bistümer. Der Patriarch beherrschte ein Viertel der Stadt Jerusalem (das Heilige Grab und dessen Umgebung) und hatte unter sich eine Reihe von Suffraganbistümern:

Erzbischof von Tyrus

Vor den Kreuzzügen unterstand der Bischof von Tyrus traditionell dem Patriarchen von Antiochia, aber als Teil des Königreichs Jerusalem und nicht des Fürstentums Antiochia wurde es dem Patriarchat Jerusalem zugeordnet. Zum Erzbistum gehörte die Diözese Phoenicia. Der bekannteste Erzbischof von Tyrus war der Historiker Wilhelm von Tyrus (1175–1186). Traditionell war der Patriarch erst Erzbischof von Tyrus oder Caesarea. Auch der Erzbischof von Tyrus hatte eine Reihe von Suffraganbistümern unter sich:

Ein bekannter Bischof von Akko war der Chronist Jacques de Vitry.

Erzbischof von Caesarea

Wie bereits erwähnt, waren die Patriarchen von Jerusalem zuvor gewöhnlich Erzbischöfe von Tyrus oder Caesarea. Einer der Erzbischöfe von Caesarea, der Patriarch wurde, war Heraclius (1180–1191). Die Erzbischöfe von Caesarea hatten unter sich vor allem die Suffraganbistümer:

Erzbischof von Nazareth

Das Erzbistum Nazareth residierte bis 1109 in Beisan. Zu seinen Suffraganen gehören:

Erzbischof von Petra

Dieses Erzbistum diente als Diözese für Palestrina III, dem Gebiet Oultrejourdain und traditionell auch dem Kloster St. Katharina am Berg Sinai – auch wenn der Einfluss der Kreuzfahrer selten bis dorthin reichte.

Liste der Lateinischen Patriarchen von Jerusalem

Da Jerusalem 1187 verloren ging, zog der Patriarch nach Akko um.

Da Akko 1291 verloren ging, zog der Patriarch nach Zypern und nach 1374 nach Rom um, und das Lateinische Patriarchat war bis 1847 lediglich ein Titularbistum.

Wiederherstellung der patriarchalen Residenz in Jerusalem 1847

Wiederherstellung der lateinischen Hierarchie 1889

Liste der Erzbischöfe von Tyrus

  • Odo (?–1124)
  • Wilhelm (1127–1130)
  • Fulko (1130–1146)
  • Raoul (1146; seine Wahl wurde nicht bestätigt)
  • Peter (1146–1164)
  • Friedrich von Namur (1164–1173) (Haus Namur)
  • Wilhelm von Tyrus (1174–1186)
  • unbekannt einige spätere Erzbischöfe wurden vermutlich in Europa nach dem Fall Jerusalems ernannt
  • Joscius (c. 1198)
  • Simon (1217–1227)
  • Peter von Sergines († [vor] 1244)
  • Philipp (nach 1244)
  • Nikolaus Larcat (c. 1253?)
  • Gilles (1253–1266)
  • Johannes (?–1272?)
  • Bonacourt (?–1290?)

Liste der Erzbischöfe von Caesarea

  • Balduin (1101–1107)
  • Ebremer (1107–1123?)
  • Gaudentius (c. 1140)
  • Balduin II. (?–1156?)
  • Harvey (1157–1173)
  • Heraclius (1173–1180)
  • Monachus (1181–1194)
  • Peter I. (c. 1207)
  • Peter II. (c. 1230)
  • Lociaumes (1244–1266)

Liste der Erzbischöfe von Nazareth

  • Bernhard (ca. 1120)
  • Wilhelm (1129–1138)
  • Robert (1138–1151)
  • Robert II. (1151–?)
  • Attard (?–1159)
  • Letard (1160–1190)
  • Nikolaus (ca. 1230)
  • Hugo (ca. 1234)
  • Heinrich (1244–1268)
  • Guido (?–1298)
  • Wilhelm von St. Johannes (1298–?)
  • Peter (ca. 1326)
  • Peter II. von Neapel, OP (1330–1345)
  • Durand, O.Carmelitanus (1345)
  • Richard (1348)
  • Wilhelm Belvaise (Balvaysius), OP (1366–1368)
  • Johannes Salamonius, OP (1368–1388)
  • Johannes de la Ville (de Urbe) (1390–1400)
  • Paulus de Aretio, OM (1400)
  • Johannes Theodoricus, O.Crister (1412)
  • Johannes Mexius, OM (1423)
  • Francus Insterius (1423)
  • Augustinus de Favaronibus, OErem (1431)
  • Marinus Ursinus (1445)

Liste der Erzbischöfe von Petra

  • Guerric (1168–?)
  • keine weiteren Erzbischöfe namentlich bekannt

Literatur

  • Mayer, Hans Eberhard: Bistümer, Klöster und Stifte im Königreich Jerusalem (Schriften der Monumenta Germaniae Historica 26). Stuttgart: Hiersemann 1977. ISBN 3-7772-7719-3
  • Pringle, Denys: The churches of the Crusader Kingdom of Jerusalem: a corpus. Cambridge University Press. Bd. I (A-K) 1993 ISBN 0-521-39036-2/Bd. II (L-Z) 1998 ISBN 0-521-39037-0