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Ernst Boepple

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Ernst Boepple (* 30. November 1887 in Betzingen; † 15. Dezember 1950) war Verleger in München und Staatssekretär im Generalgouvernement.

Leben

Boepple, Mitarbeiter des Münchner Verlegers Julius Friedrich Lehmann, war 1919 Mitgründer der Deutschen Arbeiterpartei (DAP), die später in NSDAP umbenannt wurde. Am 1. April 1919 gründete Lehmann den Deutschen Volksverlag mit dem Ziel der Veröffentlichung von betont antisemitischen Schriften - und übergab den Verlag an Boepple.[1] Die Adresse des Deutschen Volksverlags war Paul-Heyse-Str. 9 zweiter Stock, wohin auch Alfred Rosenberg seine Post mit der Zustell-Anweisung „℅“ schickte. 1919 erschien beim Deutschen Volksverlag Anton Drexlers Mein politisches Erwachen.[1] Im September 1919 wurde eine Münchener Ortsgruppe des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes[2] gegründet. Boepple wurde mit seinem Chef Lehmann Mitglied.

Boepple nahm an Hitlers Putschversuch am 9. November 1923 in München teil. Der Völkische Beobachter war wie die NSDAP in Folge des gescheiterten Hitlerputsches bis zum 26. Februar 1925 verboten. Boepple fungierte als einer von sechs Gesellschaftern der Großdeutsche Zeitung, welche vom 29. Januar bis zum 22. Mai 1924 verlegt wurde, mit welcher das Verbot des Völkischen Beobachters umgangen werden sollte. [3] Am 4. Januar 1925 empfing der bayrische Ministerpräsident Heinrich Held, den aus Landsberg entlassenen Hitler, welcher ihm versicherte, seine Ziele künftig auf legalem Weg zu verfolgen. Held hob daraufhin das Verbot der NSDAP und des Völkischen Beobachters auf.

Im Deutschen Volksverlag erschienen zahlreiche frühe Schriften des NS-Chefideologen Alfred Rosenberg und ab 1924 auch die von ihm herausgegebene Zeitschrift Der Weltkampf,[4] bis ihn der Hoheneichen-Verlag übernahm. [5]

1934 trat Boepple in die SS ein; Mitglied der NSDAP war er 1929 geworden.

Am 27. Dezember 1934 sandte der Staatsminister im bayrischen Kultusministerium Ernst Boepple an Arnold Sommerfeld neue Reichshabilitationsordnung mit einem Begleitschreiben von Bernhard Rust. Am 22. Juni 1939 schrieb Staatsrat Boepple am Bernhard Rust: „Vorsorglich beehre ich mich zu berichten, dass eine Vermutung nichtarischer Abstammung begründet erscheint bei folgenden unserer ausländischen Mitglieder: Harald Bohr, Kopenhagen, Mathematiker; Niels Bohr, Kopenhagen, Physiker […]“.

Mit dem Überfall auf Polen verließ Boepple das bayrische Kultusministerium. Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, interpretiert, dass „Staatsrat Boepple im Herbst 1939 aus dem Kultusministerium geworfen“ worden wäre.[6] Als Vertreter von Hans Frank war Boepple Mitglied des Kuratoriums des Deutschen Spracharchivs.[7] Als Staatssekretär unter Hans Frank im Generalgouvernement, gehörte Boepple zu den Hauptverantwortlichen, der auch im besetzten Polen verwirklichten Shoa.

Boepple wurde von einem polnischen Gericht in Krakrau am 14. Dezember 1949 zum Tode verurteilt und am 15. Dezember 1950 gehängt.

Einzelnachweise

  1. a b Hellmuth Auerbach: Hitlers politische Lehrjahre und die Münchener Gesellschaft 1919-1923. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Jg. 25 (1977), Heft 1, S. 7. (PDF)
  2. http://www.dhm.de/lemo/html/weimar/antisemitismus/trutzbund/index.html
  3. http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44886
  4. Ernst Piper: Alfred Rosenberg. Hitlers Chefideologe. München 2005, S. 44, ISBN 3-89667-1438-0.
  5. http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44576
  6. http://www.stmwfk.bayern.de/downloads/aviso/2004_1_aviso_34-41.pdf
  7. http://homepages.uni-tuebingen.de/gerd.simon/obst.pdf