Asselspinnen
Asselspinnen | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Datei:Asselspinne.jpg
Asselspinne (Ammothea verenae) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Pantopoda | ||||||||||||
Familien | ||||||||||||
Die Asselspinnen (Pycnogonida, auch Pantopoda) werden trotz ihres Namens nicht zu den Spinnentieren gerechnet, sondern bilden eine eigene Klasse innerhalb der Kieferklauenträger (Chelicerata).
Körperbau
Die Pantopoda fallen vor allem durch ein starkes Zurücktreten des Rumpfes gegenüber den Beinen auf. Der Rumpf ist meist nur ein schmales Verbindungsstück zwischen den Beinbasen, die dorsale Panzerung fehlt hier völlig; er ist durch Ringfurchen, die hinter dem 1. Laufbeinpaar beginnen, in einen Vorderabschnitt und je nach der Beinzahl in drei bis fünf Segmente gegliedert. Seitlich trägt der Rumpf Sockel für die Insertion der Beine. Das Abdomen ist extrem reduziert und meist nur ein kleiner Stift ohne Anhänge, nur bei den fossilen Palaeopantopoden ist es noch sackförmig und lässt drei bis fünf Segmente erkennen.
Die Extremitäten ähneln denen anderer Chelicerata, doch fehlen ihnen stets die Laden (Enditen). Die scherentragenden Cheliceren bestehen meist aus 3, seltener aus 4 Gliedern; es folgen tasterartige Palpen von wechselnder Länge (bis 10-gliedrig). Eigenartig ist das nächste Extremitätenpaar (Brutbeinpaar). Es entspringt ventral, ist gleichfalls tasterartig und dient beim Männchen als Eiträger (Oviger). Dann folgen die, aus 9 Gliedern bestehenden, langen Schreitbeine, meist 4, vereinzelt 5 (Pentanymphon) oder gar 6 Paare (Dodecalopoda). Das Endglied, der Praetarsus, ist meist klauenförmig. Die vorderen Extremitäten können fehlen. Die Brustbeine sind bei den Weibchen häufig zurückgebildet.
Sinnesorgane und Nervensystem
In der Haut liegen zahlreiche Drüsen, an den Femora der Beine der Männchen Kittdrüsen, an den Cheliceren der Larven Spinndrüsen. Die Sinnesorgane sind gering entwickelt. Im Vorderkörper liegen auf einem Augenhügel vier kleine Linsenaugen (= Medianaugen). An Hautsinnesorganen sind Sinnesborsten bekannt. Spaltsinnesorgane fehlen.
Das Nervensystem ist primitiver als das anderer Chelicerata, da die Bauchganglien weitgehend getrennt bleiben. Das Unterschlundganglion innerviert Palpen- und Brustbeinsegment. 1 oder 2 Abdominalganglien treten während der Entwicklung noch auf, verschmelzen jedoch mit dem letzten Rumpfganglion.
Spezielle Atmungsorgane fehlen bei den Asselspinnen.
Verdauungstrakt und Blutgefäßsystem
Der Mund liegt auf einem umfangreichen Rüssel (Rostrum), der ventralwärts oder nach vorn ragt. Der Rüssel besteht innen aus 3 Längsteilen (Antimeren), einem dorsalen und 2 ventrolateralen. Der dreieckige Mund an der Rüsselspitze selbst ist mit drei borstenbesetzten Platten (Lippen) und drei beweglichen Chitinhaken besetzt. Der im Rüssel liegende Teil des Darms wird als Pharynx bezeichnet. Sein dreikantiges Lumen wird durch radiäre , zur Rüsselwand ziehende Muskeln erweitert und der hintere Bereich wird durch in das Lumen ragende Chitinborsten zu einem Reusenapperat. Ein Oesophagus führt in den Mitteldarm, der lange Blindsäcke vor allem in die Beine entsendet, bei manchen Arten aber auch in Cheliceren und Rüssel. Der gerade Endteil des Darmes mündet mit endständigem After. Die Leibeshöhle ist umfangreich. Das Pericardialseptum durchzieht den Rumpf horizontal dicht über dem Darm und erstreckt sich auch in die Beine.
Das Rückengefäß (Herz) ist der einzige erhaltene Teil des Blutgefäßsystems. Es durchzieht den Rumpf von einem Hinterende bis zur Region der Augenhügel und ist dorsal mit breiter Fläche an der Rückenwand, ventral am Pericardialseptum angewachsen. Es trägt zwei Ostienpaare, zu denen noch ein unpaares Ostium am Hinterende kommen kann.
Nephridien und Malpighische Gefäße fehlen. Die Muskulatur des Rumpfes besteht aus segmentalen Längssträngen während Dorsoventralmuskeln fehlen.
Bau der Geschlechtsteile und Larvalentwicklung
Die Gonaden entstehen ventral am Pericardialseptum, erstrecken sich aber in die Beine, die ihren Hauptteil enthalten. An den Coxen der Beine liegen auch die Genitalöffnungen. Interessanterweise sind oft mehrere Paare von Öffnungen vorhanden, vielfach an allen Beinpaaren. Bei manchen Gattungen sind sie auf bestimmte Beinpaare beschränkt, am häufigsten auf die letzten; Männchen und Weibchen können in Zahl und Lage der Genitalöffnungen variieren.
Die abgelegten Eier werden vom Männchen getragen. Die Entwicklung zeigt manche Eigenarten und ist auch innerhalb der Pantopoden nicht gleichartig. Die Furchung ist zunächst total, und zwar je nach Dottergehalt äqual oder inäqual. Früher oder später verschmelzen aber Zellen zu syncytialen Massen. Die Keimblätterbildung ist schwer verständlich. Dorsal werden große Zellen ins Innere verlagert, welche Entoderm (z.T. von einer Urentodermzelle ausgehend) und Mesoderm bilden. Später tritt aber ventral die Längsrinne auf, die dem Blastoporusgebiet anderer Arthropoden entspricht. Das Mesoderm scheint sich stets oder meist über ein einfaches Streifenstadium in Muskeln und Bindegewebe umzuwandeln.
Die Embryonalentwicklung führt zu einer typischen Larve, der Protonymphon-Larve. Bei den drei Extremitätenpaaren, die die Larve anfangs besitzt, handelt es sich um Cheliceren, Palpen und Brutbeine. Die Cheliceren der Protonymphon-Larve tragen eine seitlich auf eine Röhre mündende Spinndrüse und z.T. Scherendrüsen. Die beiden anderen Extremitäten sind jedoch nur dreigliedrige Haken, die später mehr oder weniger zurückgebildet werden, währnd die definitiven Palpen und Brutbeine durch Neubildung entstehen. Herz und After fehlen der Larve. Die Weiterentwicklung erfolgt durch schrittweise Bildung der Beine am Hinterkörper, die Stadien sind durch Häutungen getrennt. Nur selten bleiben die Larvalstadien an den Brutbeinen der Männchen (z.b. Chaetonymphon), meist verlassen sie als Protonymphon die Brutbeine und leben in der nächsten Phase als Ecto-oder Endoparasiten (Phoxichilidium, Anoplodactylus) an anderen Tieren, vor allem Polypen.
Lebensweise und Verbreitung
Die Asselspinnen ernähren sich ausschließlich räuberisch. Sie saugen an Meerestieren, vor allem Cnidarien (z.B. Bryozoen und Hydroidpolypen), mit ihrem Rüssel bzw. fressen an ihnen.
Alle der rund 1000 Arten leben im Meer oder im Brackwasser, wobei viele Arten im antarktischen Meer vorkommen. Gewöhnlich halten sie sich in der Nähe des Bodens auf, wo sie sich von festsitzenden Tieren wie Polypen und Korallen ernähren, oft auch als Parasiten. Etwa 250 Arten dieser Tiere leben im Bereich der Antarktis, wovon wiederum 100 Arten endemisch in den antarktischen und 60 in den subantarktischen Gewässern zu finden sind. Die kleinsten Asselspinnen haben eine Größe von 1 bis 10 mm, die größten unter den in der Tiefsee lebenden werden bis zu 90 cm groß. Die Länge des Körpers liegt zwischen 0,8 und 100mm.
Allgemeines
Der Name „Pantopoda“ bedeutet „nur Bein“ und bezieht sich darauf, dass Asselspinnen fast nur aus Beinen zu bestehen scheinen, da der Körper so winzig ist.
Fossile Pantopoden sind schon aus dem Devon bekannt. Sie sind durch das drei- bis fünfgliedrige Abdomen ursprünglich.
Systematik
Man unterscheidet die folgenden Familien:
- Nymphonidae
- Callipallenidae
- Ammotheidae
- Tanystylidae
- Colossendeidae
- Phoxichilidiidae
- Endeidae
- Pycnogonidae
- Austrodecidae
Weiterführende Literatur
- Hedgpeth, J. W., 1977, ,,Pycnogonid", Encyclopedia Britannica.
- King, P. E., 1973, Pycnogonids . Hutchinson.
- Loman, J. C. C., 1907, ,,Biologische Beobachtungen an einem Pantopoden", Tijdschrift van de nederlandse dierkundige Vereeninging (2) 10.3 : 255-284, Tafel V.
Weblinks
- Commons: Asselspinnen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Bibliographie (von Franz Krapp)