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Adler (Wappentier)

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Der Adler ist in der Heraldik eine Gemeine Figur und nach dem Löwen das zweithäufigste Wappentier.

Der österreichische Bundesadler.
Der deutsche Bundesadler.

Ausführung

Die Tingierung des Adlers kann in allen heraldischen Farben und Metallen erfolgen. Daneben können auch die Waffen – die Beck (Schnabel) und die Fänge (Füße) – in anderer Farbe ausgeführt sein, wie auch die Zunge.

Je nach Farbe des Adlers und seinem Grund unterscheidet man die typischen namentlichen Adler, etwa der schwarze Adler auf Gold des Heiligen Römischen Reichs, oder der rot-silber geschachte mährische Adler.

Symbolik

Der Adler symbolisiert Unsterblichkeit, Mut, Weitblick und Kraft, gilt aber auch als König der Lüfte und Bote der höchsten Götter. Nach altem Glauben blickt er beim Auffliegen direkt in die Sonne, weshalb er auch ein Sinnbild für den Aufstieg in den Himmel und die Erlösung der Seele ist.

Mythologisch wird der Adler bei den Griechen mit dem Gott Zeus, bei den Römern mit Jupiter und bei den Germanen mit Odin verbunden.

Der Adler ist als Symbol für die Himmelfahrt Christi, und auch das Heiligenattribut des Evangelisten Johannes.

Formen

Der Adler kann im Wappen auch geteilt, gespalten oder gestümmelt vorkommen. Wenn er am Spalt ist, wird er mittig in zwei gleiche Teile zerlegt. Der Adlerkopf ist davon ausgenommen und wird vollständig dargestellt. Die Blickrichtung legt die Schildseite fest. Der gestümmelte Adler wird meist ohne Fänge dargestellt.

Doppeladler

Der Doppeladler, ein zweiköpfiger Adler, ist eines der ältesten Adlermotive in der Heraldik. Unter anderem nutzten ihn das Heilige Römische Reich, das Russische Reich und die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Andere Nationen, die den Doppeladler als Staatwappen führen, sind Albanien, Jugoslawien (ehemalig), Serbien, Montenegro sowie Russland.

Adler mit drei Köpfen

Bei einem dreiköpfigen Adler sind die Sachsen nach innen gedreht und mit einwärts gerichteten Adlerköpfen an den Enden bestückt. Der eigentliche Adlerkopf folgt den heraldischen Regeln. Diese Darstellung ist aus der Großen Heidelberger Liederhandschrift bekannt. Einen dreiköpfigen Adler in Conrad Grünenbergs Wappenbuch verweist auf das Wappenbild des römisch-deutschen Kaiser hin.

Nimbierter Adler

Erst spät hat sich der nimbierte Adler seinen Platz im Wappen erobert. Der Heiligenschein (Nimbus), häufig in Gold, selten anders gefärbt, ist erst ab dem 15. Jahrhundert nachweisbar und beschränkt sich auf den Kopf. Kaiser Sigismund soll ihn im Wappen um 1433/37 verwendet haben. Beim Doppeladler ist der Nimbus um beide Köpfe und symbolisiert das „heilig“ im Namen des Heiligen Römischen Reichs.

Er wurde auch in der Zwischenkriegszeit – sinnentfremdet – vom austrofaschistischen Bundesstaat Österreich verwendet.

Adler Saladins

Saladins goldener Adler mit Brustschild und Spruchband
Ägypten

Der Adler Saladins, nach Saladin dem Großen, ist eine besondere Form des Adlers. Viele arabische Länder besitzen ihn in der Landesfahne oder im Staatswappen, darunter Ägypten, der Irak und der Jemen.

Weißkopfseeadler

Weißkopfseeadler im Siegel der USA

Die USA nutzen, im Gegensatz zu den anderen Nationen, mit dem Weißkopfseeadler eine bestimmte Adlerart.

Alérion

Der Adler ohne Schnabel und Krallen heißt Alérion. Beispiel ist das Wappen von Lothringen.

Phönix

Datei:Wappen Buko.svg
Phönix im Wappen von Buko

Ein aus der Asche, Glut oder Feuer aufsteigender Adler wird Phönix genannt. Er wird in der Heraldik oft eingesetzt. Beispiel ist das Wappen der Gemeinde Bechtsrieth, Weener und Buko.

Teile des Adlers

In Wappen finden häufig auch nur Teile des Adlers Anwendung. So wird der Kopf, nur ein Fang (Bein) oder beide Fänge zur Gestaltung genommen. Farben entsprechen den heraldischen Regeln. Wird nur der Oberkörper im Wappen gezeigt, so kann er wachsend oder wenn er nicht den Schildrand berührt, schwebend sein. Sind nur die Flügel oder mindestens einer im oder über dem Wappen (Oberwappen) angebracht, spricht der Heraldiker vom Flug. Dieser Flug kann offen, geschlossen oder ein Halber Flug sein. Schnabel, Zunge, Körper und Schwanz, aber auch die Krallen und Flügel können immer andere Farben im Schild haben.

Eine Sonderform eines Fluges ist das Flügelrad, einseitig oder beidseitig. Die hauptsächliche Verwendung ist weniger in der Heraldik, sondern als Abzeichen auf Dienstuniformen.

Attribute des Adlers

Neben schon genannten Attributen, wie Krone oder Brustschild und Nimbus sowie Schwert, Reichsapfel, Szepter, Spruchband oder zahlreiche andere Embleme in den Fängen, finden sich weiter typische Attribute:

Adler mit anderem Körper

Garuda (Thailand)

Der Jungfrauenadler und die Harpye, ein heraldischer Adler mit dem nackten Oberkörper einer Frau, sind auch eine Sonderform. Diese Adlerformen sind zu den Fabelwesen zu zählen.

Das große Wappen der Österreichisch-Ungarischen Monarchie wurde rechts von einem Adlerlöwen als Schildhalter gehalten. Auf einem Löwenkörper wurde das Vorderteil durch den oberen Teil eines Adlers ersetzt.

Seltener ist in der Heraldik der Adlermann.[1] Diese Fantasiegestalt ist aus dem Oberkörper des Adlers und den Beinen eines Mannes zusammengesetzt.

Garuda ist im thailändischen Wappen ein Mischwesen. Die allgemeine Beschreibung dieses Wappentieres Garuda seit 1910 ist: Menschlicher Oberkörper in Rot mit gleichfarbigen Flügeln, goldener gekrönter löwenähnlicher Kopf, rote Schwanzfedern und goldene Adlerklauen am Unterkörper. Im Wappen Indonesiens ist der Garuda-Adler aber ein normaler goldener Adler.

Adler mit anderem Kopf

Adler mit Wolfskopf
Langenorla
Ziegenkopfadler im Wappen von Gemünden (Wohra)

In der Heraldik haben sich noch weitere Formen herausgebildet. So gibt es im Wappen der märkischen Familie von Flans den Wolfsadler, ein Adler mit Wolfskopf und im Wappen der Grafen von Reichenbach-Lessonitz einen Adler mit Ziegenkopf, den Ziegenkopfadler. Ein weiteres Beispiel ist das Wappen von Schwalmstadt.

Kondor, Wappenvogel für Südamerika

In den Wappen südamerikanischer Staaten vertritt der Kondor – ein Geier – als Wappentier den europäischen Wappenvogel Adler. In den Staatswappen der Länder Kolumbien, Chile, Bolivien, Ecuador ist er nachweisbar. In Chile ist er Schildhalter, ansonsten schwebt er in Ecuador, Bolivien und Kolumbien im Oberwappen mit gebreiteten Flügeln und vorgestrecktem Kopf. Die helle Halskrause des natürlichen Vogels ist ein Merkmal zur Erkennung im Wappen.

Beispiele

Aquila: Römische Feldzeichen

Bereits die Römer nutzten seit etwa 100 v. Chr. den (einköpfigen) Adler als Heeres- und Wappenzeichen, sowie die Aquila als Feldzeichen der Römischen Legionen. Grundsätzlich stammen alle europäischen Adler von diesen römischen Adlern ab.

Reichsadler

Hauptartikel: Reichsadler

Datei:Reichsbanner (HRR) - Emperor's banner (1410-1806).png
Reichsbanner des Heiligen Römischen Reiches
Entnazifizierter Reichsadler aus der Zeit des Nationalsozialismus

Das ganze Mittelalter über bis in das 20. Jahrhundert war der Kaiserliche oder Reichsadler das Sinnbild für die – aus römischer Tradition übernommene – kaiserliche Gewalt:

Nach Zerfall des Heiligen Römischen Reiches 1806 ging der Adler über auf:

  • das Kaisertum Österreich, und ab 1867 die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn: Der Österreichische Adler ist ein vom Quaternionenadler abgeleiteter Doppeladler, mit den Wappen der Erblande belegt. Der heutige einköpfige Bundesadler Österreichs wurde 1919 aber bewusst in Distanz zum monarchischen Kaiseradler eingeführt; er leitet sich nicht von diesem, sondern von normalen Wappenadlern ab – während der nimbierte Doppeladler des Ständestaats 1934–1938 wieder einen ausdrücklichen Bezug zum römisch-deutschen Reichsadler nahm
  • Im Deutschen Reich stellte der einköpfige Reichsadler – neben dem Preußischen Adler (seit 1701) – auch das Hoheitszeichen des Deutschen Kaiserreiches (1871–1918) dar. Auch die Weimarer Republik (1919–1933) führte den Reichsadler im Wappen.

Zur Zeit des Nationalsozialismus (1933–1945) wurde der Reichsadler des „Dritten Reichs“ – mit einen vollkommen anderen Erscheinungsbild als die kaiserlichen Adler – mit dem Hakenkreuz in Verbindung gebracht.

Napoleonischer Adler

Napoleonischer Adler

Der Adler Napoléons I. ist ein auffliegender Adler mit einem Blitzbündel in den Fängen. Auch für ihn und Napoléon III. war der Adler in Übernahme der päpstlich zugesicherten Nachfolge der römische Caesaren Kennzeichnungssymbol der Heere.

Bundesadler

In Deutschland und Österreich wird seit dem Zweiten Weltkrieg das Wappentier Bundesadler genannt.

In Österreich sind Adler im großen Wappen von Wien (Wiener Wappen) und in den Wappen von Tirol (Tiroler Wappen), Niederösterreich (Niederösterreichisches Wappen), dem Burgenland (Burgenländisches Wappen), und Oberösterreich (Oberösterreichisches Wappen) zu sehen.

Preußischer Adler

Preußen

Der Preußische Adler der Flagge Preußens geht auf den Deutschen Orden zurück. Hochmeister Hermann von Salza erhielt in der Goldenen Bulle von Rimini den schwarzen Reichsadler als Gnadenzeichen verliehen, den er daraufhin in einem weißen Schild führte. Das Herzogtum Preußen übernahm diesen schwarzen Adler. Seit dem Königreich zeigt der gekrönte Preußische Adler neben einer hellen Spange auch die Initialen FR (Fridericus Rex) auf der Brust, während er in den Fängen Zepter und Reichsapfel hält.

In den heraldischen Symbolen des Landes Sachsen-Anhalt ist aufgrund der ehemaligen Zugehörigkeit von Landesteilen zum Königreich Preußen (1701–1918) und späteren Freistaat Preußen (1919–1945) ein Adler zu sehen. Auch die Wappen von Ostpreußen und Westpreußen führen den preußischen Adler in modifizierter Form.

Brandenburgischer Adler

Der Märkische Adler
Der Adler aus dem Tiroler Wappen

Der Brandenburgische oder Märkischer Adler hat eine lange Geschichte in der Heraldik erlebt. Als Wappentier im Land Brandenburg ist er in vielen Gemeindewappen vorhanden. Brandenburg führt den roten Adler auch in der Flagge.

Friesischer Adler

Ein mit Namen versehener Adler, der in vielen Wappen die Zugehörigkeit zu der Region Friesland dokumentieren soll, ist der Friesische Adler („Friesenadler“). Er verkörpert die Reichsunmittelbarkeit und die Freiheitsrechte der Friesen. Der Begriff Friesischer Adler ist nicht so feststehend wie Mainzer Rad. Eine einheitliche Darstellung ist nicht durchgängig. Ein verbreitetes Bild ist in Gold ein halber schwarzer rotbewehrter Adler am Spalt. Auch kann er in Silber ausgeführt sein.

Johannisadler

Im Staatswappen von Spanien ist der Johannisadler hinter dem Wappenschild gestellt. Er ist als Symbol auf den Evangelisten Johannes zu verstehen. Bereits die katholischen Könige benutzten ihn seit etwa dem 5. Jahrhundert als Emblem im Wappen. Von der spanischen Republik abgeschafft, wurde er 1938 wieder eingeführt, verblieb aber nur bis 1980 im Staatswappen.

walachischer Adler im Wappen vom Königreich Rumänien


Junge Adler

Bezeichnung für besonders klein im Wappen dargestellte Adler. Die Bezeichnung findet sich im Sprachgebrauch älterer Heraldiker. Angewendet wird der Begriff, wenn im Schild oder Feld mehr als drei Adler oder auf einer Wappenfigur, wie Balken, ein klein dargestellter Adler aus Platzgründen vorhanden ist. Die Beschreibung ist unheraldisch, da die Proportionen bei größerer Anzahl des Wappentieres zwangsweise veringert werden müssen. Beim Löwen ist der Sachverhalt ebenso und hier wird der Begriff junge Löwen gebraucht.[4]

walachischer Adler

Mit walachischer Adler wird der Wappenadler des ehemaligen Königreiches Rumänien bezeichnet. Der Adler war mit einem Schild belegt, das die Wappen einzelner Landesteile, wie: Siebenbürgen, Walachei, Moldau, Banat, Dobrudscha und mittig (Mittelschild) das silber-schwarz gevierte Hohenzollernwappen zeigte. Das Haus Hohenzollern war durch Prinz Karl von Hohenzollern-Sigmaringen als König Carol I. vertreten.

Siehe auch

Literatur

  • Walter Leonhard: Das große Wappenbuch der Wappenkunst. Verlag Georg D.W Callwey, J.R., München 1978.
  • Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1984, ISBN 3-411-02149-7.
Commons: Adler in der Heraldik – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gert Oswald, Lexikon Heraldik, VEB Bibliographische Institut, Leipzig 1984, ISBN 3-411-02149-7
  2. Römische Experimentalgruppe Legio·XV·Apollinaris·Cohors·I
  3. Vorlage:Aeiou ref.
  4. Lexikon der Heraldik, Gert Oswald, VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1984