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Diskussion:Zentralabitur

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"Anspruch" des Zentralabiturs

Die folgende Diskussion nahm ihren Ausgangspunkt von der Formulierung, das Z. werde weithin für schwerer / anspruchsvoller als ein nicht-zentrales Abitur gehalten.

Naja, vergleicht man wirklich die Aufgaben und Hilfsmittel dazu, ist dieser Glaube durchaus berechtigt... Ich hätte bei meinem Abi auch gerne einen grafischen Taschenrechner verwenden und ähnliche Interpretationsaufgaben lösen wollen, wie sie teilweise an Schulen ohne Zentralabitur gestellt werden. -- Hirschi

-> Gerade so hatte mir ich das Zentralabitur im Fach Mathematik immer vorgestellt: mit einem Schwergewicht auf reiner Arithmetik, also einer Hirntätigkeit, die schon Schopenhauer zu den niedrigsten gezählt hat, weil sie im Prinzip von einer Maschine bewältigt werden kann. Genau in dem historischen Zeitpunkt, in dem dieser prinzipielle Einwand durch die Verfügbarkeit preiswerter bis kostenloser, leistungsstarker Graphik- und Algebra-Systeme handgreifliche Realität geworden ist, setzt sich nun bundesweit ein Prüfungssystem durch, dass aufgrund seines inhärenten Anspruchs auf größtmögliche Objektivität das Abprüfen rein mechanischer Rechenfertigkeiten begünstigt. Weialawaga 19:30, 8. Jan 2004 (CET)

Oh, ich habe etwas vergessen: "ähnliche einfache Interpretationsaufgaben". Man muss dazusagen, dass neben der Fertigkeit mathematische Aufgaben ohne grafischen/programmierbaren Taschenrechner zu lösen auch weitergehende Interpretationsaufgaben gestellt wurden. Nicht nur mit dem Hintergrund, dass man ein grundlegendes Verständis für die wichtigsten Rechenarten entwickelt haben sollte, denn darauf beruhen die meisten höheren Lösungsansätze in der Mathematik, sondern auch um mal den Kopf einzuschalten und nicht nur die Rechnung einzutippen, sondern eventuell mit etwas Denkarbeit auch ohne Rechner zum Ergebnis zu kommen. Es werden nämlich tatsächlich Aufgaben gestellt, die man umständlich lange berechnen kann, oder aber auch mit den Ergebnissen der vorhergehnden Aufgaben und "mathematischem Verständnis" innerhalb von Sekunden lösen könnte. Zusätzlich dazu ist die Bepunktung so geregelt, dass auf die Findung des korrekten Lösungsansatzes die meisten Punkte vergeben werden. Folglich wird "das Abprüfen rein mechanischer Rechenfertigkeiten" nicht sehr begünstigt. Darüber hinaus ist das reine berechnen nur die erste teilaufgabe und in den weiteren teilaufgaben, werden dann tiefergehende Verständnisfragten gestellt. -- Hirschi
Nach wie vor haben übrigens die Länder, die freie Wahl, welche Aufgaben sie nun im Zentralabitur stellen. Ob nun die Rahmenkriterien "leistungsstarker Graphik- und Algebra-Systeme" erlauben oder nicht hängt nach wie vor davon ab, ob die verantwortlichen Personen in den KM dies zulassen. Deshalb sehe ich dies nicht als ein Gegenargument zum Zentralabitur, sondern eher ein Argument für oder gegen das System des jeweiligen Kultusministeriums. -- Hirschi
Zum Schluss sollte eventuell noch angemerkt sein, dass das Abitur die Hochschulreife zum Ziel hat und nicht (einfache - 1)) mathematische Begabungen. Der Schüler soll zeigen, dass er persönlich, kulturell, gesellschaftlich und auch bildungstechnisch auf einen Level befindet, dass ein Studium an einer Hochschule erlaubt. Nur ein Teilaspekt dabei ist das Wissen von mathematischen Techniken um deutlich schwierigere Aufgaben zu lösen. Das mathematische Verständnis dazu reift allmählich mit und wird ebenso, als Teil der Abiturprüfung (zumindest in Bayern), abgefragt wie "mechanisches" Rechnen.
Letztendlich will ich damit sagen, dass in der Schule zum größeren Teil die Rechenfertigkeiten geprüft werden sollen, damit dann an der Universität die Studenten sich größeren Aufgabenstellungen widmen können. Problematisch wird es nämlich an der Stelle, wo man das mathematische Prinzip des rechnergestützen Lösungsansatzes entweder nicht versteht oder nicht umsetzen kann. Dieses Problem wird vergrößert, wenn man schon zu stark graphische und/oder algebraische Systeme in der Schule einsetzt, ohne die Grundlagen ausreichend gesichert zu haben. Aus meiner Sicht ist genau dies (bundesweit) der Fall und ich denke diverse Studien haben gezeigt, dass vermehrt die Grundlagen - nicht nur in der Mathematik - wiederholt werden sollten. -- Hirschi
1) in dem Sinn, dass das Leben weitaus komplexer gestrickt ist, als Aufgabentypen aus der Sekundarstufe II

-> Wer einmal Nachhilfe gegeben hat, wird mir wahrscheinlich bestätigen: mathematisches Verständnis zu vermitteln, ist um Größenordnungen schwieriger, als rechnerische Fertigkeiten einzutrainieren. Insofern vermute ich, dass der Haupteffekt einer das rein Arithmetische überbetonenden Mathematikprüfung ein Nivellierender ist: auch Schüler, die wenig verstanden haben, können sich durch fleißige Vorbereitung die Bewältigung der Mindestanforderungen sichern; mathematisch Begabte erhalten wenig Gelegenheit, zu brillieren. Weialawaga 19:30, 8. Jan 2004 (CET)

Ich denke das Meiste zu diesem Punkt habe ich oben schon dargelegt, aber um auf "mathematisch Begabte" zurückzukommen: Bisher bin ich nur auf den algebraischen Teil der Abiturprüfung (in Bayern) eingegangen. Dieser geht zu einem Drittel in die Note ein. Die anderen beiden Drittel teilen sich Stochastik/Statistik und Geometrie. In diesen beiden Gebieten wird wesentlich mehr auf Interpretationsaufgaben gesetzt und hier kann der "mathematisch Begabte" durchaus brillieren, da selbst fleissigste Vorbereiter bei einer auch nur leicht veränderten Aufgabenstellung nicht mit dem gleichen Denkmuster vorgehen können. -- Hirschi

Bedeutung der schriftlichen Prüfung fürs gesamte Abiturzeugnis

Sollen wir es im Hauptartikel bei der Formulierung belassen, die Auswirkung des Zentralabiturs auf die Abiturnote werde zumeist überschätzt ?

Im Text wird argumentiert: ... die tatsächliche Bedeutung der schriftlichen Prüfungen (und a fortiori ihrer Organisationsform) ist durch die Ausgestaltung des Abiturs als ausbildungsbegleitende Prüfung seit 1972 stark reduziert. Nach derzeit (2004) bundesweit geltender Regelung gehen die Noten aus sämtlichen schriftlichen Prüfungen zusammengenommen mit einem Gewicht zwischen nur 10.7% (6/56) und 21.4% (12/56) in die Abiturnote ein (das genaue Gewicht hängt davon ab, wieviele Abiturfächer es gibt, wieweit mündliche Prüfungen stattfinden und ob eine besondere Lernleistung eingebracht wird).

ein Fünftel der Note! Unterschätzt!? Eine Abweichung um nur einen Notenschritt macht schon 0,2 in der Abiturnote aus. Dies entscheidet über Zulassung oder eben Nicht-Zulassung vieler durchschnittlicher Abiturienten bei NC-Fächern! [Hirschi]
In diesem Rechenbeispiel setzen Sie voraus, dass eine andere Organisationsform Sie in allen drei schriftlichen Fächern um je eine volle Note besser oder schlechter stellen würde: eine ebenso willkürliche wie unwahrscheinliche Annahme. Weialawaga 18:36, 12. Jan 2004 (CET)
Tatsächlich liegen die durchschnittlichen Abiturgesamtnoten verschiedener Bundesländer um teilweise mehr als 0.2 auseinander. Das liegt dann aber nicht speziell an der Organisationsform der schriftlichen Prüfungen, sondern am generellen Gebrauch der Notenskala, auch in nichtzentralen Klausuren und auch in mündlichen Noten. Beim NC wird dieser bundeslandspezifische Unterschied meines Wissens wieder herausgerechnet. Weialawaga 18:42, 12. Jan 2004 (CET)

Auswirkung auf die Vorbereitung

Der Text lautete: Sicher scheint, dass das Zentralabitur die fleißigere Vorbereitung begünstigt: weil man viel genauer als beim nicht-zentralen Abitur weiß, wie man sich vorzubereiten hat, nämlich indem man die käuflich erhältlichen Prüfungsaufgaben der letzten zehn oder mehr Jahre durcharbeitet.

Belege, dass sich fleißige Schüler in Nicht-Zentralabitur-Bundesländern, nicht die Prüfungsaufgaben der letzten Jahre besorgen können? Außerdem gibt es für solche Länder auch Musteraufgaben von einigen Verlagen [Hirschi]