Zum Inhalt springen

Mathias Bröckers

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 3. November 2008 um 19:58 Uhr durch Polentario (Diskussion | Beiträge) (Publikationen zum 11. September 2001, Umgang mit Verschwörungstheorien). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Mathias Bröckers (* 26. Juni 1954 in Limburg an der Lahn) ist ein deutscher freier Journalist, der vor allem für die taz und Telepolis schreibt. Bekannt geworden ist er als Autor von Sachbüchern, die sich eine Legalisierung von Hanf zum Ziel setzen. Seit 2001 erlangte er größere Bekanntheit durch seine Publikationen über den 11. September.

Biografie

Nach dem Abitur 1973 verweigerte Bröckers den Kriegsdienst und zog daraufhin nach Berlin. Im gleichen Jahr begann er, an der FU Berlin Literaturwissenschaft, Linguistik und Politikwissenschaft mit Deutsch und Politik als Lehramt zu studieren. Zur Finanzierung des Studiums machte er 1976 den Personenbeförderungsschein und trat in das erste Berliner Taxi-Kollektiv ein. Er schloss 1980 mit einer Magisterarbeit über „Die Rolle der Sprache in der Psychoanalyse sein Studium ab.

Journalismus

Von 1980 bis 1991 arbeitete er als Kulturredakteur und schließlich als Wissenschaftsredakteur der taz. Neben dem journalistischen Tagesgeschäft gab er 1985 sein erstes Buch mit Texten des Berliner Kabarettisten Wolfgang Neuss heraus und 1989 eine 800-seitige Dokumentation anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der alternativen Tageszeitung („Die taz – das Buch“). Letzteres erschien im Zweitausendeins Verlag, der damit auch zu seinem späteren Hausverlag werden sollte. Wegen Differenzen mit der politischen Ausrichtung des Blattes verabschiedete sich Bröckers 1991 aus der Redaktion und etablierte zuletzt die Satire-Seite "Die Wahrheit", die heute noch besteht. Danach war er Kolumnist der Zeit, der Woche und Autor vieler naturwissenschaftlicher Radiosendungen für den SFB. Darüber hinaus interessiert sich Bröckers für wissenschaftliche Themen, die eher weniger Beachtung finden. Zur taz hat er nie ganz seine Verbindung abreißen lassen, als freier Journalist veröffentlichte er dort weiterhin Artikel und Kommentare. 2006 übernahm er die Aufgabe, den Internet-Auftritt der taz zu überarbeiten, so dass nun auch Blogs von Redakteuren und Freunden der taz online zu lesen sind.

Hanf

Durch seine Freundschaft mit Wolfgang Neuss seit Anfang der 1980er Jahre wurde sein Interesse an Cannabis bzw. Hanf und deren vielfältiger Nutzung geweckt. In mehreren Publikationen widmete er sich der Aufklärung über diese alte Kulturpflanze und auch deren Kriminalisierung und Pathologisierung durch den US-amerikanischen Medienzar Randolph Hearst in den 1930er Jahren. 1993 entwickelte er mit Freunden die Geschäftsidee eines Großhandels ausschließlich mit Produkten, die auf Hanfbasis produziert werden. Im folgenden Jahr wurde er Geschäftsführender Gesellschafter der HanfHaus GmbH, eine Handelsunternehmung, die Ende 2001 Insolvenz anmelden musste. Doch nicht nur in kommerzieller Hinsicht betrat er Neuland, er setzte sich auch als Vorsitzender der "Hanfgesellschaft e.V." für eine Wiederzulassung des Hanfanbaus ein. Der Anbau von Hanf war seit 1964 in Westdeutschland verboten und ist mittlerweile wieder für THC-arme Sorten erlaubt – allerdings nur unter strengen Kontrollen und mit hohen Auflagen. 2001 trat er von der HanfHaus-Geschäftsführung zurück und widmete sich nun wieder ganz der kreativen Arbeit als freier Autor und Journalist.

Auch anderen psychotropen Substanzen wie LSD und Absinth ließ er seine publizistische Aufmerksamkeit zuteil werden. Zeitweise lebte er mit seinem Freund und Illustrator diverser Gemeinschaftsproduktionen Gerhard Seyfried zusammen in Solothurn, Schweiz. Bröckers ist seit 1981 verheiratet, hat zwei Kinder (* 1982) und lebt in Berlin-Kreuzberg.

Publizistik

Einer entsprechenden Artikelüberschrift in der Zeitschrift TransAtlantik zufolge kann Bröckers selbst als "Hanfdampf" [1] bezeichnet werden, da er publizistisch äußerst produktiv und vielfältig tätig ist. Sein Genre-Spektrum erstreckt sich von Beiträgen in Büchern und Anthologien, Radiosendungen, Kabarettprogrammen über die Mitarbeit an TV- und Film-Drehbüchern, Lektorats- und Herausgebertätigkeiten, zu Vorträgen und Workshops. Außerdem war er Mitglied der Sachbuch-Jury der Süddeutschen Zeitung.

Der Stil seiner Publikationen ist geprägt von satirischen Wortspielen.

Publikationen zum 11. September 2001, Umgang mit Verschwörungstheorien

Bröckers ist neben Gerhard Wisnewski und und Andreas von Bülow einer der bekanntesten und publizistisch erfolgreichsten Vertreter von „Verschwörungstheorien zum 11. September 2001[2][3] [4] [5][6] im deutschen Sprachraum.

Mit seiner „WTC-Conspiracy“-Reihe bei Telepolis wurde Bröckers einer größeren Publikum bekannt und erzielte mit seinem dann folgenden, bei Zweitausendeins erschienenen Buch „Verschwörungen, Verschwörungstheorien und die Geheimnisse des 11.9.“ bedeutende Auflagen. Bröckers trat auch als Herausgeber der deutschen Ausgabe des „Lexikons der Verschwörungstheorien“ von Robert Anton Wilson in Erscheinung. Bröckers versteht sich selbst weniger als investigativer Journalist, die Frage „Was glauben Sie denn wirklich?“ weist er zurück. Bröckers hält einen gewissen Grad von Paranoia zur Analyse menschlichen Verhaltens für notwendig bzw. berechtigt und zeichnete deren Mechanismen unter anderem am Beispiel der Schachspieler (und Paranoiker) Paul Morphy und Bobby Fischer[7] nach.

Bröckers recherchiert und erläutert Verschwörungstheorien als solche, als soziales und mediales Phänomen vorwiegend mit Hilfe des Internet und stellt dabei dabei seine Deutung verschwörungstheoretischer Mechnismen, inhaltliche Kolportage, einzelne Fakten und Medienreaktionen nebeneinander, ohne dabei Widersprüche oder Unvereinbarkeiten auszuschließen oder zu glätten. Diese revue- oder rauschartige Darstellung und Abfolge angeblicher oder tatsächlicher Hintergründe des 11. September bei Bröckers spiegelt sich auch in Rezensionstiteln wie "Panoptikum des Absurden"[2] oder (in Anspielung auf einen gescheiterten Zauberkünstler) "Der große Mumpitz" [3] wieder.

Zudem wurden Bröckers Ansichten über eine »Kosher Conspiracy«, eine angebliche israelische Verschwörung als Hintergrund des 11. September[8][9] scharf kritisiert. Die Kritiker sprachen von „Antisemitismus pur“[9]und einer modernen, inhaltlichen wie methodischen Wiederauflage der Protokolle der Weisen von Zion[8] was einer breiten Verbreitung der Thesen bzw. der zugehörigen Publikationen im deutschen Mainstream[8] keinen Abbruch getan hat.

Einzelnachweise

  1. Mathias Bröckers (1987): „Hanfdampf und seine Kriegsgewinnler“, in: TransAtlantik, wieder abgedruckt in: Hanf Hand Buch, 2002, 19 - 34, ISBN 3-925817-73-5
  2. a b Dominik Cziesche, Jürgen Dahlkamp, Ulrich Fichtner, Ulrich Jaeger, Gunther Latsch, Gisela Leske und Max F. Ruppert: Panoptikum des Absurden, Der Spiegel 37/2003, 8. September 2003, S. 58
  3. a b Stefan Schaaf: Der große Mumpitz, taz, 11. September 2003
  4. Hans Leyendecker: Bingo! Bibber! Affen der Angst, Süddeutsche Zeitung, 10. September 2003
  5. Juden, BKA und CIA - Absurde Verschwörungstheorien zum 11. September
  6. Hetze gegen Panorama - Reaktionen auf Beitrag über Verschwörungstheorien
  7. Schach und Paranoia Verfolgungswahn und Verschwörungstheorien bei Spielergenies, Vortrag von Mathias Bröckers bei der Veranstaltungsreihe “ Hinter den Spiegeln - Zur Kultur des Spiels und der Schönheit des tiefen Denkens”, Kunsthalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, 30.11.2006
  8. a b c Antisemitische Verschwörungstheorien nach dem 11. September: Neue Varianten eines alten Deutungsmusters. Von Tobias Jaecker, LIT Verlag Berlin-Hamburg-Münster, 2005, ISBN 3825879178
  9. a b Wolfgang Wippermann: Agenten des Bösen. Verschwörungstheorien von Luther bis heute, be.bra. Verlag berlin 2007, S. 134 - 140

Bibliographie

  • Mathias Bröckers (Hrsg.): Der gesunde Menschenverstand ist reines Gift. Paukenschläge von Wolfgang Neuss. Heyne, München 1985, 159 S., Ill.
  • Jack Herer: Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf. Hrsg. von Mathias Bröckers, Zweitausendeins, Frankfurt a.M., 1993, 526 S., ISBN 3-453-11566-X
  • Mathias Bröckers und Gerhard Seyfried: Hanf im Glück - Das Hohe Lied vom hehren Hanf. Zweitausendeins, Frankfurt a.M. 1996, 96 S., gebunden, ISBN 3-907080-59-9
  • Das sogenannte Übernatürliche. Von der Intelligenz der Erde, Aufbruch zu einem neuen Naturverständnis, Eichborn, Frankfurt a.M. 1998, 298 S., gebunden, ISBN 3-8218-1528-0
  • Verschwörungen, Verschwörungstheorien und die Geheimnisse des 11.9. Zweitausendeins, Frankfurt a.M., 2002, ISBN 3-86150-456-1
  • Cannabis. Hanf, Hemp, Chanvre, Canamo. AT Verlag, Aarau 2002, 224 S., ISBN 3-85502-872-9 (Bildband)
  • Fitz Hugh Ludlow: Der Haschisch-Esser - Klassiker der berauschten Weltliteratur. Vorwort von Mathias Bröckers, Nachtschatten Verlag, Solothurn 2001, ISBN 3-907080-72-6
  • Können Tomaten träumen? Von der Intelligenz der Erde. Aufbruch zu einem neuen Naturverständnis. Königsfurt Verlag, Klein Königsförde 2001, ISBN 3-933939-76-3
  • Mathias Bröckers und Albert Hofmann: Trans Psychedelischer Express, Eleusis - Basel - Babylon - und weiter. Nachtschatten Verlag, Solothurn 2002 ISBN 3-907080-89-0
  • Fakten, Fälschungen und die unterdrückten Beweise des 11.9. Zweitausendeins, Frankfurt a.M., 2003, ISBN 3-86150-604-1, enthält auch eine Video-CD mit dem Dokumentarfilm „Mohammed Atta and the Venice Flying Circus“ von Daniel Hopsicker, Buchbesprechung Deutschlandradio
  • Lynn Zimmer, John P. Morgan, Mathias Bröckers: Cannabis Mythen - Cannabis Fakten. Eine Analyse der wissenschaftlichen Diskussion. Nachtschatten Verlag, Solothurn 2004, 264 S., ISBN 978-3-03788120-0
  • Mathias Bröckers und Roger Liggenstorfer: Albert Hofmann und die Entdeckung des LSD. Auf dem Weg nach Eleusis. AT Verlag - AZ Fachverlage, Aarau 2006, ca. 180 S., zahlr. farbige und s.-w. Abb., gebunden, ISBN 978-3-03800-276-5
  • Mathias Bröckers, Chris Heidrich, Roger Liggenstorfer: Absinthe - Die Wiederkehr der Grünen Fee. Geschichten und Legenden eines Kultgetränkes. Nachtschatten Verlag, Solothurn 2007, 95 S., Paperback, ISBN 978-3-03788-151-4, Auszug
  • Mathias Bröckers: Cogito ergo bum und 49 weitere Beweise für die Unausweichlichkeit des Scheiterns. Westend Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 3-938060-17-4,  Inhaltsangabe