Zwenkau
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 13′ N, 12° 19′ O | |
Bundesland: | Sachsen | |
Landkreis: | Leipzig | |
Höhe: | 130 m ü. NHN | |
Fläche: | 46,21 km2 | |
Einwohner: | 8859 (31. Dez. 2007)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 192 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 04442 | |
Vorwahlen: | 03 42 03 | |
Gemeindeschlüssel: | 14 7 29 430 | |
Stadtgliederung: | 10 Ortsteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Bürgermeister-Ahnert-Platz 1 04442 Zwenkau | |
Website: | www.zwenkau.de | |
Bürgermeister: | Holger Schulz (CDU) |

Zwenkau ist eine Stadt im Landkreis Leipzig in der Leipziger Tieflandsbucht zwischen Weißer Elster und Pleiße, am Landschaftsschutzgebiet „Elsteraue“ und an der „Straße der Braunkohle“.
Geographie
Die Stadt liegt etwa 15 km südlich von Leipzig, umgeben vom ehemaligen Tagebau Zwenkau, nordwestlich des Industriestandorts Böhlen/Lippendorf. Der Tagebau wurde am 30. September 1999 eingestellt. Dort entsteht jetzt der Zwenkauer See. Zur Stadt gehören
- die Ortsteile Kotzschbar, Imnitz und Löbschütz
- seit dem 1. Oktober 1993 die Ortsteile Großdalzig, Mausitz, Kleindalzig, Tellschütz und Zitzschen
- und seit dem 1. Oktober 1996 die Ortsteile Rüssen-Kleinstorkwitz und Döhlen.
Zum Stadtgebiet gehören auch Flächen der durch Braunkohlenabbau abgebaggerten Dörfer Eythra und Bösdorf.
Geschichte
Vorgeschichtliche Besiedelung wurde in der Gegend von Zwenkau durch archäologische Funde für ca. 6000 v. Chr. nachgewiesen.
Zwenkau ist eine der ältesten Städte in Sachsen; als slawische Siedlung wurde die Stadt 974 erstmals urkundlich erwähnt und als Civitas im Gau Chutizi bezeichnet. Kaiser Otto II. übertrug die Stadt damals dem Bistum Merseburg. 1195 wird Zwenkau als Marktort (forum) bezeichnet, 1332 als befestigter Ort (castrum) und seit 1356 hat Zwenkau einen Bürgermeister. 1316 wird zum ersten Mal die Zwenkauer Kirche erwähnt. Um 1525 gehören zur Pfarrei Zwenkau die Pfarrkirche St. Laurentius und die Filialkirchen von Imnitz (seit 1988 nicht mehr genutzt)[2] und Pulgar (1971 wegen der Kohleförderung abgerissen).
Nach der Reformation kam Zwenkau mit dem Gebiet des Merseburger Stifts 1561/65 unter kursächsische Herrschaft. Schon damals war die Stadt amtsangehörig, das heißt sie hatte keinen Grundherren. Mit der Einführung der sächsischen Städteordnung im Jahr 1833 wurden die Vorstädte, die bisher unter Verwaltung des Amtes gestanden hatten, dem Zwenkauer Stadtrat unterstellt. 1929 erfolgte die Eingemeindung der unmittelbar ans Stadtgebiet angrenzenden Dörfer Imnitz und Kotzschbar.[3]
Bevölkerungsentwicklung[3] | |
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Jahr | Einwohner |
1871 | 3058 |
1890 | 3628 |
1910 | 4661 |
1925 | 5283 |
1939 | 9513 |
1946 | 11821 |
1964 | 9800 |
1990 | 7351 |
2000 | 8932 |
Demografie
Im Schatten des aufstrebenden Leipzig entwickelte sich Zwenkau nur langsam. 1748 wurden knapp 90 Haushalte gezählt. Das entspricht 450 - 500 Einwohnern. Nach dem Siebenjährigen Krieg erlebte die Stadt einen gewerblichen Aufschwung und die Bevölkerung verfünffachte sich in weniger als 100 Jahren. Noch vor der eigentlichen Industrialisierung zählte man in Zwenkau 1834 2419 Einwohner. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wuchs Zwenkau vor allem durch den Kohletagebau und die Folgeindustrien stark. Von 1950 bis 1990 verlor der Ort 40 Prozent seiner Einwohner. Der seitdem wieder zu verzeichnende Anstieg ist zum großen Teil auf die Eingemeindungen zurückzuführen.
Zwenkau und die Braunkohle
Von 1890 bis 1908 wird durch das "Braunkohlenwerk Zwenkau" Kohlenabbau im Tiefbau betrieben. Durch starken Grundwasserfluss musste der Abbau eingestellt werden.
Zwenkau war bis in die Zeit des Zweiten Weltkrieges hinein beliebtes Ausflugsziel der Leipziger Großstadtbevölkerung durch das einst nordöstlich an die Stadt grenzende Waldgebiet "Harth". Infolge des 1921 erfolgten Aufschlusses des Tagebaus Böhlen (1969 in Tagebau Zwenkau umbenannt) war das langfristig geplante Aus dieser "grünen Lunge" von Leipzig besiegelt. Unter der hauptsächlich aus Nadelgehölzen bestehenden "Harth" befanden sich mächtige Braunkohlenflöze, die im Zeitraum 1950 bis etwa 1975 abgebaut wurden. Aufgrund der Weiterführung des Tagebaues über das Jahr 1970 hinaus wurde die Abbaggerung der Orte Bösdorf und Eythra 1970 endgültig beschlossen. Daraufhin wurde in den Jahren 1974 bis 1977 die "Weiße Elster" zwischen Kleindalzig und Hartmannsdorf in ein Betonbett um den Tagebau Zwenkau geleitet, ebenso musste die Eisenbahnstrecke Zeitz-Leipzig zwischen Großdalzig und Leipzig-Knauthain verlegt werden.

Volkswirtschaftliche Braunkohleplanungen der DDR sahen ab den 1980er Jahren im Rahmen der von der SED verkündeten "radikalen Auskohlung" aller vorhandenen Braunkohlenreservelagerstätten endgültig vor, das gesamte Stadtgebiet von Zwenkau und die südliche Elsteraue (die Kleinstädte Pegau und Groitzsch eingeschlossen) bis vor Zeitz in Etappen zum Jahr 2050 hin abzubaggern, um die Energieversorgung und Industrie der sozialistischen Planwirtschaft weiter mit aufrecht zu erhalten. Die politische Wende von 1989/90 machte diese Pläne zunichte. Eine Realisierung des Vorhabens hätte auch dazu geführt, den Raum zwischen Leipzig und Zeitz weitestgehend siedlungsfrei zu machen, das Naturschutzgebiet "Elsteraue" des Südraumes Leipzig wäre verschwunden und der Fluss "Weiße Elster" hätte in ein weiteres betoniertes Kanalbett verlegt werden müssen. Die Abbaugrenze des sich entgegen der Uhrzeigerrichtung um Zwenkau von 1921 bis 1999 bewegenden Tagebaues Zwenkau(Böhlen) wurde nach Abwägen der Interessen von Stadt und Braunkohlenwirtschaft durch den Planungsverband Westsachsen 1993 im Sinne der Bevölkerung festgelegt. Die Tagebauabbaugrenze markiert die ehemalige Straße Eythra-Zitzschen. Mit dieser Entscheidung blieben die Lindenallee des einstigen Schlosses Eythra sowie das Auenwaldgebiet "Eichholz" erhalten. Der letzte Kohlezug verließ am 30. September 1999 den Tagebau Zwenkau.
Zeit nach der deutschen Wiedervereinigung 1990
Nach 1990 setzte eine Revitalisierung der städtischen Struktur Zwenkaus ein, neue Wohnsiedlungen entstanden, die Einkaufspassage "Weinhold-Arkade" wurde errichtet, und mit dem umgesetzten Konzept "KAP ZWENKAU" am Zwenkauer See hat die Stadt ihren Anteil am entstehenden Leipziger Neuseenland.
Der 2003 eingeweihte Belantis Vergnügungspark liegt durch den Zwenkauer See von der Stadt getrennt im Norden Zwenkaus an der A 38.
1996 wurde Rüssen-Kleinstorkwitz als Ortsteil der Stadt Zwenkau eingemeindet.
Gedenkstätten
- Grabstätten mit Gedenktafel für drei unbekannte sowjetische Kriegsgefangene, die 1944 ermordet wurden, von denen auf dem Friedhof des Ortsteiles Großdalzig zwei und der dritte auf dem Friedhof von Tellschütz begraben wurden
- Grabstätten mit Gedenkstein auf dem Friedhof des Ortsteiles Rüssen-Kleinstorkwitz für zwei sowjetische sowie zwei unbekannte Personen, die während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt und Opfer von Zwangsarbeit wurden
Sonstiges
Im Volksmund der Einwohner wird Zwenkau auch liebevoll „Zwenke“ genannt, da es im Mittelalter den Spitznamen „Mausezwenke“ hatte. Weshalb, darüber gibt es viele Gerüchte. Eine Version stammt aus dem ehemaligen Wettbewerb zwischen Zwenkau und Leipzig um das Markt- und Messerecht. Händler, die aus dem Süden nach Leipzig zum Markt wollten, mussten in Zwenkau einen Strafzoll entrichten, der von den Leipzigern und den Händlern als Mausen (= Stehlen) bezeichnet wurde, womit Zwenkau als Mause-Zwenke bekannt wurde.
Wappen
Das Wappen zeigt in Silber einen blaugekleideten nimbierten Heiligen, in der Rechten einen schwarzen Rost, in der Linken einen grünen Palmzweig haltend. Dargestellt ist der Märtyrer Laurentius, Patron des Bistums Merseburg, zu dem Zwenkau gehörte, und auch der Stadtkirche. Älteste Siegel aus dem 15. Jahrhundert zeigen nur den Rost, seit dem 17. Jahrhundert wird der Heilige selbst dargestellt. Das Führen des Stadtwappens wurde ab 1971 durch die damaligen Staatsorgane untersagt. 1992 wurde die Führung des Wappens in der heutigen Form vom Sächsischen Innenministerium genehmigt.
Kirchen

Zwenkau hat eine evangelisch-lutherische Kirchgemeinde mit der Stadtkirche St. Laurentius, die 2001 umfassend renoviert worden ist, und eine katholische Pfarrei Heilig Geist. Letztere entstand durch die Ansiedlung katholischer Industriearbeiter seit Ende des 19. Jahrhunderts. Seit 1926 sammelten die Katholiken Geld für einen eigenen Kirchenbau. 1938 wurde Zwenkau als eigenständige Pfarrvikarie von der Leipziger Propsteigemeinde abgetrennt. Von 1940 bis 1951 nutzten die Katholiken die evangelische Dorfkirche von Imnitz. 1951 zog man in die eigene Kirche um, diese war ein umgebauter Tanzsaal, das Haus Kronprinz.
Kultur und Sehenswürdigkeiten

Während es in den 1990er Jahren in Zwenkau keine aktive Kulturszene gab, hat sich seit etwa 2000 die Kulturinitiative Zwenkau entwickelt, welche unter anderem ein Kinoprogramm veranstaltet. Sie saniert das alte Kulturkino in Zwenkau.
- Tempelruine "Trianon" aus der Zeit um 1790 unweit der Lindenallee von Schloss Eythra als letzter Rest des devastierten Ortes Eythra
- Naturschutz- und Wandergebiet Eichholz mit Altwasser führendem Arm des um den Tagebau Zwenkau verlegten Flusses Weiße Elster
- Stadtkirche St. Laurentius Zwenkau
- Rathaus am Bürgermeister-Ahnert-Platz
- Waldbad Zwenkau
- KAP ZWENKAU, ein Ausstellungspavillon mit Restaurants
- Haus Rabe in der Ebertstraße 26, Bauwerk der nunmehr klassischen Moderne, erbaut nach den Prinzipien des Neuen Bauens (Bauhaus-Stil) durch Adolf Rading und Oskar Schlemmer - Professoren an der Staatlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe in Breslau. Das Haus Rabe befindet sich in Privatbesitz und ist nicht öffentlich zugänglich.
- Wasserturm, erbaut 1904 von Clemens Thieme, Höhe ca. 45 m
Persönlichkeiten
- Frank Baum, DDR-Fußballnationalspieler und Gewinner einer Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 1980
- Horst Reinsdorf, Maler und Grafiker
- Valentine Romanski, bekannt als Valentine (Musikerin), deutsche Sängerin und Pianistin
- Max Sauerstein, Maler und Grafiker
- Adolf Ferdinand Weinhold, Chemnitzer Physikprofessor, Wegbereiter der Elektrifizierung Sachsens und Erfinder des Dewar-Gefäßes, aus welchem sich das Prinzip der Thermosflasche ableitet.
- Uwe Zötzsche, DDR-Fußballnationalspieler und Finalist im UEFA-Cup Finale in Athen 1987
- Hans-Hendrik Grimmling, (* 1947), Maler, Grafiker und Autor, Professor an der Berliner Technischen Kunsthochschule
Wirtschaft
Zwenkau ist ein Unterzentrum im Kreis Leipzig und verfügt über zwei Gewerbegebiete.
Verkehr
Durch das südliche Zwenkau verlaufen die Bundesstraßen B 2 und B 186. Die B 95 ist ca. 5 km entfernt und über die B 2 zu erreichen. Ebenfalls über die B 2 erreicht man in 10 km Entfernung die A 38 an der Anschlussstelle Leipzig Süd.
Die Stadt liegt im Verbundgebiet des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes (MDV) GmbH; Zwenkau liegt mit den Städten Rötha und Böhlen in der Tarifzone 152. Ein Anschluss an das Schienennetz bestand bis 1966 durch die Bahnstrecke Gaschwitz–Meuselwitz. Heute ist die Bahnstrecke zwischen Zwenkau und Groitzsch teilweise als Radwander- und Wanderweg ausgebaut. Der Abschnitt Zwenkau-Gaschwitz ist mittlerweile vom ehemaligen Tagebau überbaut worden. Der Bahnhof Zwenkau wird heute als modernes Mehrfamilienhaus genutzt. Die nächsten Bahnhöfe sind der Bahnhof Großdeuben und der Bahnhof Gaschwitz. An beiden Verkehrsstationen hält die S-Bahnlinie S2 (Leipzig-Borna) sowie die RegionalBahnlinie RB130 (Leipzig-Altenburg-Zwickau). Auf dem Gebiet der Stadt liegt im Ortsteil Großdalzig der Bahnhof Großdalzig. Diese Verkehrsstation wird von der RegionalBahnlinie RB51 (Leipzig-Zeitz-Gera-Saalfeld) bedient.
Durch die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) GmbH ist Zwenkau mit den LeoBuslinien 100, 101, 107, 120, 123, 124 und 144 in alle Richtungen angebunden. Die Linie 100 verkehrt als Expressliner zwischen Zwenkau und Leipzig über die B 2 und stellt somit eine Alternative zu der fehlenden Zugverbindung dar. Die Linie 107 ist die wichtigste Buslinie und verkehrt als StadtRegionalbus. Sie übernimmt innerhalb der Stadt Zwenkau Verkehrsaufgaben und führt über Markkleeberg bis nach Leipzig-Connewitz; die Linie 107 ist an den Bahnhöfen Großdeuben und Gaschwitz auf die S-Bahn ausgerichtet. Zweimal täglich verkehrt auch die Linie 412 der Thüsac Personenverkehrsgesellschaft mbH und stellt eine Verbindung nach Altenburg im Freistaat Thüringen her, zwischen Zwenkau und Leipzig verkehrt sie analog zur Linie 100.
An Samstagen, Sonn- und Feiertagen besitzt Zwenkau auch einen Anschluss an das Nachtbusnetz der Stadt Leipzig mittels Nigthliner N10. In der Stadt Zwenkau befindet sich auch ein Busbetriebshof der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) GmbH, der durch die Tochtergesellschaft LeoBus GmbH unterhalten wird. Der Betriebshof ist gleichzeitig auch Sitz der LeoBus GmbH.
Am Ortsausgang liegt südöstlich der Stadt der Flugplatz Böhlen. Der Flughafen Leipzig/Halle ist ca. 35 km und der Flughafen Leipzig-Altenburg ca. 25 km entfernt.
Literatur
- Im Elsterland zwischen Zwenkau, Groitzsch und Pegau von Herbert Ehme, Maik Kunze, Peter Bringer, Hans J. Ketzer, Dietrich Wünschmann, Peter Thieme, Ingo Campen, Susanne Friederich, Jan Noack, Markus Cottin; PRO LEIPZIG e. V. (Hsg.), 2002, ISBN 3-936508-92-5
- Zwenkau: 974-1974; Dokumente, Hrsg. Rat der Stadt Zwenkau, 1974
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Bevölkerungsentwicklung
- ↑ Die Imnitzer Kirche
- ↑ a b Digitales Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen. Abgerufen am 12. August 2008.