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Elischa

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Elisa (hebräisch Elischa) war ein jüdischer Prophet im Nordreich Israel im 9. vorchristlichen Jahrhundert. Die Geschichten über ihn sind verstreut zwischen 2. Kön. 2 und 2. Kön. 14. Somit wirkte er während der Regierungszeit von drei Königen: Joram, Jehu und seines Sohnes Joahas. Er gilt der biblischen Geschichtsschreibung als der legitime Nachfolger des Propheten Elija, der die königliche Dynastie der Omriden kritisch begleitete.

Elias Erbe

Elisas Wirken beginnt für die Bibel mit der wunderbaren Entrückung Elias in den Himmel, deren Zeuge er wurde (2. Kön. 2, 1-18). Die Erzählung betont, dass Gottes Geist von Elia auf Elisa überging, so dass er zu Wundertaten ähnlich denen des Moses (Teilung des Flusses) fähig wurde. Doch während Elia ein einsamer Einzelkämpfer gegen den Baalskult und Synkretismus war, der damals in Israel verbreitet war, erscheint Elisa bereits als Haupt von Prophetenschulen, die offenbar an einigen Jahwe-Heiligtümern wie Bethel, Gilgal und Jericho existierten.

In diesen Kreisen, vermutet die Bibelforschung, sind die Elia- und Elisageschichten gesammelt, zusammengestellt und theologisch gedeutet worden. Obwohl sie keine eigenen Prophetenbücher schrieben, gaben sie den späteren "klassischen" Propheten des 8. Jahrhunderts - Amos, Hosea, Micha, der erste Jesaja - bereits wesentliche Elemente ihrer Verkündigung vor.

Der Wundertäter

Ein Hauptstrang der volkstümlichen Elisa-Überlieferung erzählt von Mirakeln, die die Bibel sonst von keinem anderen Propheten kennt; allenfalls von Moses und später von Jesus von Nazareth. Diese waren wohl nicht an eine bestimmte historische Situation gebunden und zeigen legendarischen Charakter, da in ihnen "der König", "die Stadt", "ein Mann" oder "eine Frau" meist ohne Namensnennung erscheinen. Zudem heißt Elisa hier oft nur "Mann Gottes", so dass ein Teil dieser Geschichten ihm eventuell später zugeschrieben wurden. Dazu zählen:

  • die Heilung einer Quelle von ungesundem Wasser (2. Kön. 2, 19-22)
  • die Verfluchung einer respektlosen Knabenhorde (2. Kön. 2, 23-24)
  • die Rettung einer mittellosen Witwe durch wunderbare Öl-Vermehrung (2. Kön. 4, 1-7)
  • die Heilung ungenießbaren Essens (2. Kön. 4, 38-41)
  • und die wunderbare Brotvermehrung (2. Kön. 4, 42-44) während einer Hungersnot
  • das Schwimmenlassen eines im Jordan verlorenen Eisenbeils 2. Kön. 6,1-7)

Die Erweckung des toten Sohnes einer Sunamiterin (2. Kön. 4, 8-37) gehört nur bedingt in diese Reihe, da sie später nochmals aufgegriffen wird, um den König Israels zur Rückgabe von den Armen geraubten Landbesitzes zu veranlassen (2. Kön. 8, 1-6): Hier verbinden sich volkstümliche und sozialkritische Prophetentradition vor einem erkennbar historischen Hintergrund.

Der politische Lenker und Ratgeber

Die Rolle eines jüdischen Propheten war vor allem die Ankündigung und kritische Begleitung neuer politischer Entwicklungen. Er war die kritische Gegeninstanz zum König, dessen göttliche Erwählung und Verwerfung in seiner Hand lag. Er verkündete ihm Gottes unberechenbares Wort, oft völlig konträr zu priesterlichen Heilsorakeln, dessen Missachtung den Untergang seiner Dynastie und ganz Israels nach sich ziehen konnte. Hier knüpft die Elisatradition an die seit Samuel, Nathan und Elia bekannte königs- und sozialkritische Tradition an.

Siehe auch