Zum Inhalt springen

Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 8. April 2005 um 21:41 Uhr durch Anaximander (Diskussion | Beiträge) (Kategorie Erdöl). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline (BTC) ist eine Pipeline, die Rohöl von den reichen Ölfeldern in Aserbaidschan und Kasachstan am Kaspischen Meer unter westlicher Regie zum Mittelmeer transportieren soll. Nach ihrer Fertigstellung 2005 wird sie mit 1.760 Kilometern Länge die längste und technisch aufwändigste Pipeline der Welt sein.

Die BTC setzt in Baku ein, durchquert Aserbaidschan, führt durch Georgien und die Türkei, um am Mittelmeerhafen Ceyhan zu enden. Die Pipeline hat acht Pump-, zwei Molch- und 87 Ventilblockstationen. Sie wird auf ihrer gesamten Länge vergraben, damit sie für Sabotageakte weniger anfällig ist. Sie hat zumeist einen Durchmesser von 42 Zoll, nahe Ceyhan verengt sie sich auf 36 Zoll. Sie hat eine Lebensdauer von etwa 50 Jahren. Wenn sie ihre geplante volle Kapazität erreicht, soll sie eine Million Barrel (160.000 Kubikmeter) Öl pro Tag transportieren. Die Transportkosten sollen 3,2 US-Dollar pro Barrel betragen.

Die Baukosten wurden mit 3,06 Milliarden Euro veranschlagt. Sie werden zu großen Teilen von der Weltbank und der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklungshilfe (EBRD) finanziert. Auftraggeber ist ein aus elf Ölgesellschaften gebildetes Konsortium, in dem der anglo-amerikanischen BP-Konzern die meisten Anteile hält. Baubeginn war 2002.

Die USA propagierten den Bau der BTC seit Ende der 1990er Jahre. Der US-amerikanische Vize-Energieminister Robert Gee erläuterte 1998 die Dringlichkeit des Projekts: Exporte aus der kaspischen Region würden das Energieangebot weltweit diversifizieren und damit eine zu große Abhängigkeit vom Persischen Golf vermeiden. Allein um Aserbaidschan für die BTC zu gewinnen, entsandten die USA den früheren Sicherheitsberater Prädident Jimmy Carters, Zbigniew Brzeziński in den Kaukasus.

Die Planung versetzte die bis dahin weltpolitisch unbedeutenden früheren Sowjetrepubliken Aserbaidschan und Georgien in eine geopolitische Filetlage. Die Kaukasusstaaten bekamen die Chance, sich enger an die NATO und die Europäische Union anzuschließen, wurden mit Entwicklungshilfeprojekten und Militärhilfe gestärkt. Die Türkei wurde durch die Pipeline als Regionalmacht gefestigt und macht sie unabhängiger von Öl- und Gaslieferungen aus Rußland sowie dem Iran.

Russland bestand zunächst darauf, dass die Pipeline über sein Gebiet führen solle. Später erklärte es, es sähe keinen wirtschaftlichen Vorteil in einer Teilnahme an dem Projekt. In der Folge rückten Russland und der Iran stärker zusammen und Russland half dem Iran bei seinem Nuklearprogramm.

Widerstand gegen die Pipeline regt sich hauptsächlich im Lager der Umweltschützer. Die Pipeline durchquert den Nationalpark Bordschomi-Charagauli im Kleinen Kaukasus (Georgien), wo ein international renommiertes Mineral- und Heilwasser produziert wird. Die in Oxford ansässige Baku-Ceyhan Campaign wendet sich gegen die Verwendung öffentlicher Gelder für Projekte, die ausschließlich im Interesse des Privatsektors sind.

Das BTC-Konsortium

Literatur

  • Bülent Gökay: Caspian uncertainties: regional rivalries and pipelines. In: Perceptions. Bd. 3 (1998/99) (1998), 1, S. 49 – 66
  • Ian Bremmer: Oil politics: America and the riches of the Caspian Basin. In: World policy journal. New York, NY: Inst., ISSN 0740-2775, Bd. 15 (1998), 1, S.27 – 35
  • Daniel Yergin: Der Preis: Die Jagd nach Öl, Geld und Macht. Fischer, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-10-095804-7
  • Michael P. Croissant (Hrsg.): Oil and geopolitics in the Caspian Sea region. Praeger, Westport, Conn. 1999, ISBN 0-275-96395-0
  • Hooman Peimani: The Caspian pipeline dilemma: political games and economic losses. Praeger, Westport, Conn. 2001, ISBN 0-275-97092-2
  • Mehdi Parvizi Amineh: Globalisation, geopolitics and energy security in Central Eurasia and the Caspian region. Clingendael International Energy Programme, The Hague 2003, ISBN 90-5031-085-0
  • Nadine Haase: Globale Akteure in der kaspischen Region: Die Bedeutung der Ölfirmen innerhalb der Entscheidungsprozesse der transnationalen Ölexportwege. Freie Universität Berlin, Diplomarbeit, 2003