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Rammstein

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BegriffsklärungDieser Artikel behandelt die Musikgruppe Rammstein. "Ramstein" (mit einem "m") hat andere Bedeitungen.

Konzert von Rammstein in der Globe Arena, Stockholm, 18. September 2004

Rammstein ist eine deutsche Band aus Ostberlin. Sie sind bekannt für ihre martialischen Texte und Pyroshows bei Konzerten. Ihr Musikstil, den sie Tanz-Metal nennen, beinhaltet Elemente des Heavy Metal, Industrial und in Ansätzen der Neuen Deutschen Welle sowie des Punkrocks. Ihr Stil lässt sich als Neue Deutsche Härte bezeichnen.

Mitglieder

Bandsänger Till Lindemann

Gründung

Die Band gründete sich 1993, als Richard Kruspe-Bernstein aus Berlin zurück in seine Heimatstadt Schwerin zog, dort mit Oliver Riedel und Christoph „Doom“ Schneider zusammen wohnte und Musik machte. Kurze Zeit später kam Till Lindemann dazu. Als sie von einem Wettbewerb für junge Bands hörten, bei dem Zeit in einem Tonstudio zu gewinnen war, nahmen sie ein erstes Demo-Tape auf und gewannen auf Anhieb.

Paul Landers von der Band Feeling B trat als Gitarrist hinzu. Wunschkandidat als Keyboarder war Christian „Flake“ Lorenz von „Feeling B“. Dieser zeigte zuerst Abneigung gegen die neue Band und kam erst nach einigem Zureden hinzu. Zusammen nahmen sie dann 1995 ihr erstes Album auf.

Der Name „Rammstein“ wurde von Paul H. Landers (Henry Hirsch), Doom Schneider (Christoph Schneider) und Flake Lorenz (Christian Lorenz) ausgesucht.

Texte

Die Texte von Rammstein entsprechen dem aggressiven Image der Band und sorgen immer wieder für Aufmerksamkeit, was den Verkaufszahlen der Alben sicher nicht schadet. Rammstein spielt nicht nur auf der Bühne mit dem Feuer, sondern auch in ihren Texten. Die Texte wurden sehr kontrovers diskutiert; im Folgenden werden die Themenschwerpunkte kurz angerissen.

Rechtsradikales Gedankengut

Schon die erste Platte wurde oft als rechtsradikales Machwerk (miss)verstanden. In dem Lied "Heirate mich" wird die Silbe "Hei" so vorgetragen, das die meisten Hörer beim ersten mal an "Heil Hitler!" erinnert werden. Aber nicht nur durch die Art des Vortrags, sondern auch die die Themenwahl kamen immer wieder Bedenken auf, ob Rammstein letztlich nicht doch rechtsradikales Gedankengut gut verpackt verbreitet. Beispielsweise erinnert der Text "Seemann" mit dem Refrain "Nun stehst du da an der Laterne..." stark an das während des Zweiten Weltkriegs bei den deutschen Truppen sehr populäre Lied "Lili Marleen" von Lale Andersen.

Auf dem dritten Album findet sich mit "Links 2-3-4" ein Lied, das auf diese Vorwürfe antwortet:

Unfreies Zitat!

Sie wolln mein Herz am rechten Fleck
Doch seh ich dann nach unten weg
Da schlägt es in der Linken Brust
Der Neider hat es schlecht gewußt

Liest man die Texte für sich, findet sich darin kein rechtsradikales Gedankengut. Jedoch wird durch Vortrag und Show genau dieses Image produziert, das die Band immer wieder in die Presse bringt. "Links 2-3-4" beispielsweise wurde von vielen Radiostationen boykottiert, da es durch den Refrain und die Stiefelgeräusche stark an einen Militärmarsch erinnert. Aber dies hat mit dem Text eigentlich nichts zu tun. Die begleitende Musik und Show machen es sehr schwierig, die Texte allein für sich zu betrachten.

Provokation

Aber auch sonst sind die Texte von Rammstein alles andere als politisch korrekt. Vor allem die Texte aus früheren Alben beschäftigen sich mit kontroversen Themen und drücken umstrittene Moralvorstellungen aus, wie sich am Lied „Bück dich“ erkennen lässt:

Unfreies Zitat!

Bück dich, befehl' ich dir
Wende dein Antlitz ab von mir
Dein Gesicht ist mir egal
Bück dich!

Das Lied „Bück dich“ ist, wie auch „Rein Raus“, eine sehr gefühlskalte Darstellung des Liebesspieles und wird von einer sehr martialischen Bühnenshow begleitet, bei deren Aufführung der Sänger Till Lindemann und Keyboarder Flake auf der Family Values Tour 1999 festgenommen wurden. Das Lied steht auf dem Index und ist daher auf der zensierten Version der Live aus Berlin-DVD nicht enthalten.

Poesie

Aber Rammstein hat nicht nur schockierende Texte. Schon auf ihrer ersten CD findet sich "Seemann", das ohne jede explizite Provokation auskommt. Gerne spielen Rammstein mit plakativ poetischen Motiven wie dem Meer und gescheiterter Liebe, wie z.B. in "Nebel" und "Klavier". Auf dem Album "Reise, Reise" findet sich das Lied „Dalai Lama“, das man schnell als eine Adaption des Gedichtes „Der Erlkönig“ von Johann Wolfgang von Goethe erkennt. Allerdings wurde Rammstein auch schon vorgeworfen, "Stammtischpoeten" zu sein.

Sprache

Rammstein gehört zu den wenigen deutschen Bands, deren Texte auch im Ausland bekannt sind und die auf Deutsch singen. Durch die weit verbreitete Assoziation der deutschen Sprache mit dem Nationalsozialismus fallen die deutschen Texte der Band auf. David Lynch beispielsweise verwendete das Lied "Heirate mich" in seinem Film "Lost Highway". Bei der Wortwahl benutzt die Band gern lautlich auffallende Worte wie "Fleisch", "Sehnsucht" oder altmodisches wie "Herzeleid" oder "Leibholz".

Insgesamt erscheinen die Texte wie fast alles bei Rammstein als kühl kalkuliert und auf maximalen Effekt programmiert. Der große Erfolg zeigt, das die Rechnung aufzugehen scheint, und die Texte haben sicher ihren Anteil daran.

Konzerte

Rammstein sind besonders für ihre Konzerte bekannt, auf denen sie sehr viel Pyrotechnik benutzen. Unter anderem diese Gestaltung macht sie beliebt – ein amerikanischer Fan formulierte: „Other bands play, Rammstein burns!“.

Die Bühnenschau der Band umfasst folgende Elemente:

  • Bandmitglieder tragen Flammenwerfer auf dem Kopf („Lycopodiummasken“), während sie singen bzw. spielen.
  • Till Lindemann pflegte früher brennend das Lied „Rammstein“ zu singen. Jetzt benutzt er dabei Flammenwerfer, die an seinen Armen befestigt sind.
  • explodierende Trommelschlägel, Schlagzeuge und Mikrofone
  • Christian „Flake“ Lorenz wird in einem großen Kessel von einem mit Flammenwerfern bestückten Till Lindemann gekocht.
  • angedeuteter Analverkehr, ein großer spritzender Dildo, der Bühneneingang in Form einer Vagina

Name der Band

Datei:Rammstein inferno.JPG
Konzert von Rammstein in Brixton, London, 5. Februar 2005

Am 28. August 1988 fand im rheinland-pfälzischen Ort Ramstein eine Flugschau der Kunstflugstaffel Frecce Tricolori statt. Dabei passierte ein tragischer Flugzeugabsturz (siehe auch Flugtagunglück von Ramstein), der 70 Menschen das Leben kostete. Es wird vermutet, dass die Band mit ihrem Namen provozieren wollte und daher den Namen Rammstein (mit zwei „m“) wählte.

Till Lindemann dazu in einem englischsprachigen MTV-Interview: "The name came from the big catastrophe that happened in Ramstein, which is a place in Germany, where the American airforce had a flight show. They crashed and over 80 people got hurt and killed. So the first song, actually, was about that accident. And then there was always like a cause when they'd say: "Ramstein, Ramstein!" So it came into our head and it stayed there. We just changed the spelling slightly because Ramstein is actually spelt with one "m". It also became somewhat of a provocation, by just repeating it, it kind of became like a symbol for us, an anthem."

Übersetzung: Der Name kam von der großen Katastrophe die in Ramstein passiert ist, das ist ein Ort in Deutschland, wo die amerikanische Luftwaffe eine Flugschau machte. Es gab einen Unfall und über 80 Menschen wurden verletzt und getötet. Also war der erste Song über diesen Unfall. Dort wo in diesem Song "Ramstein, Ramstein!" wiederholt wird, das ist in unseren Köpfen hängengeblieben. Wir haben nur die Schreibweise etwas geändert, weil Ramstein sich mit einem "m" schreibt. Es wurde eine Art Provokation, dadurch dass wir es einfach wiederholten, wurde es für uns eine Art Symbol, eine Hymne."

Politische Ausrichtung

Ein immer wiederkehrendes Thema ist die politische Gesinnung der Band. Seit ihren Gründungstagen haftet der Band ein braunes Image an. Viele Stilmittel der Band, wie tiefer expressiver Gesang mit charakteristischem rollendem „r“, sowie eine gewisse Brachialität in den Liedtexten und der Live-Show verleiten viele zu der Annahme, Rammstein seien Nazis.

Rammstein selbst haben mehrfach erklärt, dass sie sich selbst als unpolitische Band sehen. Es gab jedoch diverse negative Schlagzeilen, zum Beispiel als bekannt wurde, dass die Täter des Massakers von Littleton Fans der Band waren, und als die Band Ausschnitte von Leni Riefenstahls umstrittenem Olympiafilm von 1936 für ein Musikvideo zu ihrem Depeche Mode-Cover Stripped benutzte. Besonders letzteres bewog selbst ihr bis dato positiv gegenüberstehende Personen aus der Musikbranche, sich von der Band zu distanzieren. Deshalb entschloss sich die Band schließlich dazu, für ihr 2001 erschienenes Album Mutter ein Lied aufzunehmen, das ihre politische Überzeugung klarstellen sollte. Doch auch dieses Lied – Links 2-3-4 – geriet in die Kritik, da es einen sehr militärischen, stampfenden Stil aufweist.

Die DDR-Punkszene, der Rammstein entspringen, sowie Aussagen der einzelnen Bandmitglieder lassen eigentlich kaum Zweifel daran zu, dass sich die Band als eher unpolitisch, ansonsten links gerichtet versteht.

Diskographie

Alben

Mit diesem Album schaffte Rammstein – auch international – den kommerziellen Durchbruch. Das Stück „Engel“ erreichte im Mai 1997 Platz 3 der deutschen Charts. Beflügelt durch den Erfolg dieses Albums stieg auch das Vorgängeralbum „Herzeleid“ im Mai 1997 in die deutschen Album-Charts auf Platz 8.

Maxi-CDs

DVDs

  • Live aus Berlin (1999)
  • Links 2-3-4 Video-Single (2001)
  • Ich will Video-Single, nur UK (2001)
  • Lichtspielhaus (2003)
  • Amerika Video-Single, nur UK (2004)
  • Keine Lust Video-Single, nur UK (2005)

Videos

  • Live aus Berlin, unzensiert (1999), FSK ab 18
  • Live aus Berlin (1999), FSK ab 16 (enthält nicht das von der FSK zensierte „Bück Dich“)

Soundtracks

Zu diversen Filmen lieferte Rammstein den Soundtrack. So lief in dem Film xXx „Feuer Frei“, in Resident Evil „Hallelujah“, in Resident Evil 2 „Mein Teil“, in The Matrix und How High „Du Hast“ und in Lilja 4-ever „Mein Herz brennt". In dem Spielfilm Lost Highway waren die Tracks „Rammstein [Edit]“ und „Heirate Mich“ zu hören. Bei Mortal Kombat Annihilation hörte man das Lied „Engel“ und im Film For the Masses das Lied „Stripped“ sowie auf der DVD Family Values Tour 98 „Du Hast“.

Literatur

  • Gert Hof: Rammstein. Die Gestalten, 2001, ISBN 3931126323
  • Michele Bettendorf: Ursprung Punkszene. Oder Rammstein hätte es im Westen nie gegeben, 2002, ISBN 3831144931

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