Lauscha
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 29′ N, 11° 10′ O | |
Bundesland: | Thüringen | |
Landkreis: | Sonneberg | |
Höhe: | 625 m ü. NHN | |
Fläche: | 18,72 km2 | |
Einwohner: | 3871 (31. Dez. 2007)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 207 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 98724 | |
Vorwahl: | 036702 | |
Gemeindeschlüssel: | 16 0 72 011 | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Bahnhofstraße 12 98724 Lauscha | |
Website: | www.lauscha.de | |
Bürgermeister: | Norbert Zitzmann | |
Lage der Stadt Lauscha im Landkreis Sonneberg | ||
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Lauscha ist eine durch das Glasbläserhandwerk bekanntgewordene Stadt im thüringischen Landkreis Sonneberg.
Geografie
Lauscha liegt im Thüringer Schiefergebirge zwischen den Städten Sonneberg, Ilmenau und Saalfeld. Die Stadt liegt in einem Seitental der Steinach unterhalb des Gebirgskamms. Der Bahnhof Lauscha liegt 611 m über NN, der Pappenheimer Berg erhebt sich 834,5 m ü. NN.
Nachbargemeinden
Im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden: Neuhaus am Rennweg, Lichte, Piesau, Oberland am Rennsteig, Steinach, Steinheid
Stadtgliederung
Seit 1994 gehört Ernstthal am Rennsteig nordöstlich von Lauscha zur Stadt.
Topografie
Namensgebend für das Tal und die Ansiedlung war das Gewässer Lauscha, das als lutzscha 1366 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Das klare Gebirgswasser ist neben der Erreichbarkeit der Rohstoffe Sand (aus den Steinheider Sandsteinbrüchen), Soda und Pottasche sowie eines großen Brennholzvorkommens Voraussetzung für die Glasmacherei und war der Gründersage nach der Grund, warum sich die ersten Glasmacher hier niederließen („Lausch', a Bach!“). Der Lauschabach bildet sich unterhalb von Ernstthal aus dem Igelshieber und dem Ernstthaler Wässerlein. Sein Weg talwärts wird durch charakterisierende Beinamen beschrieben: Die Faule Lauscha fließt noch auf der Hochfläche langsam über einen Wiesengrund, die Muntere Lauscha zwängt sich durch das enge Lauschatal. Ihre Wasserkraft wurde mehrfach genutzt: Durch die Obermühle, heute Standort der Turnhalle, durch die Dorfmühle gegenüber dem Hüttenplatz, die Wiesleinsmühle, später eine Brauerei, die Untermühle an der Stelle eines Hochofens aus dem Jahr 1604 und die Göritzmühle, später eine Fabrik für Pharmaglas, also Behältnisse für Medikamente. Seit Fertigstellung der Bahnstrecke und der Straßenverbindung von Steinach nach Neuhaus durch das ehemals sumpfige Tal Ende des vorletzten und anfangs des letzten Jahrhunderts fließt der Lauschabach größtenteils in einem unterirdischen Kanal durch die Ortsmitte. Da dieser durch Hochwasser während der Schneeschmelze immer wieder in Mitleidenschaft gezogen worden war, waren in den letzten Jahren sehr umfangreiche Baumaßnahmen erforderlich. Vor der Kanalisierung führten die Verbindungswege am Hang entlang, worauf die Straßennamen Alter Weg (heute Bahnweg) und Alte Chausee hinweisen. Im Unterland mündet der Lauschabach, wieder offen geführt, in die Steinach.
Seit 1729 gehört auch das obere Tal der Steinach zum Lauschaer Revier. Es ist weitgehend unbewohnt und heute dem Tourismus vorbehalten. Hier befinden sich die Ausflugsziele Ebermannsmühle, die Rosenburg und das Erlebnisbad in der Alten Mutter. Von diesem Tal zweigt der Totenweg nach Steinheid ab, auf dem bis zur Einrichtung eines eigenen Kirchspiels 1732 die Verstorbenen transportiert werden mussten. Lange Zeit wurden durch dieses Tal Baumstämme zu einem Sägewerk in Unterlauscha geflößt. Ganz im Süden, an der Göritzmühle an der Grenze zu Steinheid und Steinach, ergießt sich schließlich der Göritzbach in die Steinach. In seiner steilen Klamm befindet sich das Lauschaer Wasserwerk.

So wie es für das Thüringer Schiefergebirge chrakteristisch ist, umgeben hochflächenartige, meist mit dichtem Fichtenwald bestandene Bergrücken das tief eingeschnittene Lauschatal, an deren steil abfallenden Hänge sich die engen Straßen und kleinen Gassen des Städtchens schmiegen. Dies sind im Uhrzeigersinn: unterhalb des Rennsteigs der zu Ernstthal gehörende Brehmenstall, östlich davon der Pappenheimer Berg, südlich daran anschließend der Kleine und der Große Tierberg mit dem Schnitzerskopf. Westlich der Steinach bildet der Göritzberg die Grenze zu Steinach und Steinheid. Zwischen dem Steinachtal und dem dort abzweigenden Lauschatal erhebt sich das Teufelsholz mit dem Lauschenstein, einem von weither sichtbaren Schieferfelsen, auf dem 1886 die Schutzhütte Felsenhäuschen errichtet wurde. Hoch über Lauscha, an der seit dem Dreißigjahrigen Kieg so genannten Kroatenwacht, schließt sich die Eller an, ein Sattel mit einem Skihang in das Tal der Steinach, der zum Steinigen Hügel herüberführt. Westlich des Steinachtals erstrecken sich der Breite Berg und der Zigeunerberg bis nach Steinheid. Den nördlichen Abschluss zum Rennsteig bildet die Igelskuppe. Im Oberland ragt das Köpplein (die Kupp) mitten in das Lauschaer Stadtgebiet hinein. Hier befindet sich der Festplatz, auf dem jährlich im August die überregional bekannte Köpplein-Kirmeß (Kuppna Kerwa) abgehalten wird, bei der ein uralter Wettbewerb, das Beerkuchenessen, ausgetragen wird.
Geschichte

Lauscha wurde durch den Bau einer Glashütte gegründet. Die Glasmacher Hans Greiner und Christoph Müller erhielten am 10. Januar 1597 vom Herzog Johann Casimir zu Sachsen-Coburg die Konzession zum Betreiben einer Glashütte dort, wo sich heute der danach benannte Hüttenplatz befindet, nachdem ein erster Ansiedlungsversuch an der Stelle der heutigen Glashütte im damals Marktiegel ("Grenztal") genannten Henriettental noch an den Ansprüchen der dortigen Landbesitzer, der Herren von Pappenheim, gescheitert war. Die Söhne der Glasmacherfamilien errichteten in der Umgebung immer wieder neue Glashütten, um die herum neue Ansiedlungen entstanden. Nachgewiesen sind derartige Gründungen der Gemeinden Schmalenbuche (1607, heute Neuhaus am Rennweg), Grumbach (1616), Piesau (1623), Klein-Tettau (1661) und der später verlassenen Ansiedlung Glücksthal (1736). Auch in Lauscha und in Steinach entstanden noch mehrere Glashütten. So wurde Lauscha zur Mutterglashütte der Glasproduktion im Thüringer Wald. Die Köhlersiedlung Igelshieb und die Porzellanfabrik in Limbach sind weitere Gründungen, die mit der aufblühenden Glasindustrie in der Region in Zusammenhang zu bringen sind. 1707 wurde Ernstthal am Rennsteig ebenfalls durch den Bau einer Glashütte gegründet.

Um 1770 importierte der Glasbläser Greiner Habekuk (Sixer) die Glaswarenherstellung in Heimarbeit vor der Lampe aus dem Rheinland nach Lauscha, wurde die Glas- und schließlich die Porzellanmalerei entwickelt. 1835 stellte Ludwig Müller-Uri erstmals ein künstliches Menschenauge aus Glas in bis dahin ungekannter Qualität her. Die Lauschaer Kunstaugen revolutionierten die Versorgung derjenigen Patienten, welche durch Unfall, Krankheit oder Krieg ein Auge verloren hatten. Bei der Produktion massiver Tieraugen aus Glas erfand sein Schwiegersohn Johann Christian Simon Carl Greiner (es alt Vetterle) 1848 die Märbelschere, ein Gerät zur Herstellung von Glasmurmeln. Elias Greiner-Vetter-Sohn gründete 1853 die heutige Farbglashütte, ursprünglich als Märbelhütte. Bald schon lieferte sie die Halbfabrikate, Glasstäbe und Glasröhren, für die Heimindustrie. Mit dem Bau der Gasanstalt gegenüber dem späteren Bahnhof 1867 konnten die Heimarbeiter anstelle der Öl- und Paraffinlampen leistungsfähigere Gasgebläse verwenden und damit Kryolithglas für die Augenprothetik und andere Farbglasmischungen verarbeiten, die sich dünnwandiger, vielfältiger und filigraner formen lassen. Allmählich kam der Glasschmuck, nach 1847 die gläsernen Christbaumkugeln, auf, die um 1880 von Frank Winfield Woolworth erstmals in die USA exportiert wurden. Als 1801 die „Saalfelder Chaussee“ nach Neuhaus, 1825 die Straße nach Steinach, 1886 die Bahnstrecke nach Sonneberg und 1913 schließlich die Bahnstrecke nach Neuhaus und Wallendorf freigegeben wurden, eröffnete dies den Zugang zu den Spielzeugmetropolen, den Überseehäfen und den Märkten der Welt. Der Glasapparatebau, die Herstellung medizinischer Instrumente und Behälter, die technische und die chemische Glasindustrie nahmen ihre Anfänge. 1862 wurde die Poststation errichtet, 1868 die „neue Schule“, das heutige Rathaus. 1897 wurde die spätere Goethe-Schule, 1906 die Kirchwegschule eingeweiht. Seit 1902 hat Lauscha eine eigene Trinkwasserversorgung. Die erste Glashütte wurde 1905 abgerissen und machte einem entstehenden Ortskern Platz, der 1911 durch den Bau der evangelischen Kirche, die an der Stelle eines hölzernen Vorgängerbaus hoch über der Ortsmitte mit den kleinen, beschieferten Häusern thront, sein heutiges malerisches Aussehen erhielt.
Mit der Gründung der Glasbläsergenossenschaft des Meininger Oberlandes e.G. 1907 auf Initiative des Sozialdemokraten Eduard Wagner schufen sich die Glasbläser ein Gegengewicht zu den Sonneberger Verlegern, die bis dahin den Vertrieb der Glaswaren alleine abgewickelt hatten. Ihr gelang in den schwierigen Zeiten der Weltwirtschaftskrise ein erstaunlicher wirtschaftlicher Erfolg. Auf dieser Grundlage konnten die SPD- und die KPD-Fraktion im Gemeinderat trotz tiefer Zerwürfnisse untereinander mit Unterstützung ihrer Hilfsorganisationen, der Arbeiterwohlfahrt und der Roten Hilfe Deutschland, karitative Maßnahmen wie die Kindererholungstransporte nach Westfalen, nach Altona und nach Nürnberg für die durch Mangelernährung und die anstrengende Mitarbeit in den Kleinstbetrieben gesundheitlich angegriffenen Kinder der Glasbläserfamilien organisieren. Anfang der dreißiger Jahre wurde durch den wachsenden Einfluss der NSDAP in Coburg und in Sonneberg die Arbeit der Genossenschaft immer mehr erschwert. Ende 1932 musste sie Konkurs anmelden. Unmittelbar nach dem Reichstagsbrand wurden Gemeinderatsmitglieder, u. a. Gustav Huhn, Max Leipold (Metten), Franz Müller-Deck (Decken Franz) und Paul Greiner-Pachter, verhaftet und im Konzentrationslager Nohra interniert. Die Gewerkschafter Wilhelm Böhm, Max Greiner-Bär und Robert Müller mussten sich der täglichen Meldepflicht unterwerfen. Nach dem Attentat auf Hitler 1944 wurden wieder Max Leipold, Albin Bäz (Bäzen Fried) und Elias Böhm-Hennes verhaftet und interniert. Während des Zweiten Weltkrieges mussten 121 Militärinternierte aus Italien sowie Frauen und Männer aus Russland, der Ukraine, den Niederlanden, Frankreich und Polen Zwangsarbeit bei Dipl.-Ing. Starke und bei Elias Greiner-Vetters Sohn in Lauscha, in der Glashütte Brehmenstall und bei der Firma Gebrüder Anschütz in Ernstthal am Rennsteig verrichten.[2] Kurz vor Kriegsende, am 12. April 1945, sprengte der "Volkssturm" eine kleine Straßenbrücke, die Eichhornsbrücke in Unterlauscha, um die heranrückenden amerikanischen Truppen aufzuhalten, ohne den geringsten Erfolg. Erst 1953 konnte die Brücke wieder instandgesetzt werden.
Politik
Lauscha und die Nachbarstadt Steinach planen, sich im Zuge einer Gemeindereform zu "Steinach-Lauscha" zusammenzuschließen. Der geplante gemeinsame Ortsname wurde durch einen Losentscheid auf neutralem Boden in der Bergmannsklause zwischen Steinach-Lauscha und Lauscha-Steinach entschieden. Wegen Unstimmigkeiten über die Finanzausstattung liegen diese Pläne allerdings derzeit auf Eis.
Stadtrat
Der Rat der Stadt Lauscha besteht aus 17 Ratsfrauen und Ratsherren.
- AfL: 7 Sitze
- SPD: 3 Sitze
- CDU: 3 Sitze
- PDS/Freie Wähler: 3 Sitze
- DVU: 1 Sitz
(Stand: Kommunalwahl am 27. Juni 2004)
Städtepartnerschaften
Lauscha Stadt unterhält Partnerschaften mit den beiden deutschen Städten Heubach und Küps.
Wappen
Das Wappen zeigt ein stilisiertes Glasstück, eine typisch Lauschaer Arbeit, wie sie mundgeblasen und frei geformt beim Arbeiten vor der Lampe entsteht, in Form eines silbern umrandeten Hirsches, der vor einem roten Grund über einen grünen, mit Christbaumkugeln geschmückten Weihnachtsbaum springt. Dieses Symbol war von 1907 bis 1932 das gemeinsame Markenzeichen der Mitglieder der Glasbläsergenossenschaft des Meininger Oberlandes für Lauschaer Glaswaren, unter dem sie weltweite Bekanntheit erlangten. Damals war es farblos. Man findet es oft noch als Golddruck auf weißem oder hellgrauen Verpackungskarton ausgeführt. Erst mit der Verleihung des Stadtrechts am 1. Januar 1958 wurden die vormaligen Wappenfarben des Landes Thüringen verbindlich hinzugefügt. Seit 1906 hatte der Gemeinderat die Erlangung des Stadtrechtes angestrebt. Zu dieser Zeit war Lauscha (ohne Ernstthal) auf 5.516 Einwohner angewachsen (1905), 1958 zählte die Stadt sogar rund 6.500 Einwohner und begrüßte jährlich etwa 80.000 Tages-, davon bis zu 6.000 Urlaubsgäste.
Kultur und Sehenswürdigkeiten

Lauscha ist die Geburtsstadt des gläsernen Christbaum- und Weihnachtsschmuckes. Dieser verhalf der Stadt und ihren Glasbläsern zu weitreichendem Ansehen. Viele Glasbläser lassen sich bei ihrer Arbeit beobachten. Mit ihrer über 150-jährigen Hüttengeschichte ist die Farbglashütte das Herz der Glasbläserstadt Lauscha. Sie fertigt auch heute noch in Handarbeit Röhren und Stäbe für das weiterverarbeitende Kunsthandwerk.
Das Museum für Glaskunst Lauscha in einem alten Schulhaus aus dem Jahr 1851 sammelt, dokumentiert, erforscht und präsentiert das Thüringer Glas in seiner gesamten zeitlichen und thematischen Breite: vom späten Mittelalter bis in die Gegenwart, vom frühen Waldglas über Glasperlen, Glasaugen, Spielzeug und technischem Glas bis zum Kunsthandwerk und zur Glaskunst der Gegenwart.
In Lauscha befindet sich auch die Berufsfachschule Glas. Hier lernen Auszubildende zur Glasbläserin und zum Glasbläser mit den Fachrichtungen Glasgestaltung, Christbaumschmuck und Kunstaugenherstellung. Schon 1923 wurde die Berufsschule eingerichtet, die wiederum auf eine Zeichen- und Modellierschule aus dem Jahr 1881 zurückging. 1936 bezog sie das heutige Gebäude in der Bahnhofstraße.
In der Vorweihnachtszeit lädt die Glasbläserstadt Lauscha ihre Besucher zu einem Weihnachtsmarkt der besonderen Art ein. Dieser Weihnachtsmarkt hat sich inzwischen zu dem originellsten Spezialmarkt für Christbaumschmuck in Deutschland entwickelt. Zum Lauschaer Kugelmarkt verwandelt sich die ganze Innenstadt in eine riesige Fußgängerzone.
Dialekt
In Lauscha wird ein sehr eigener, dem Itzgründischen nahestehender, durch seine melodische Klangfärbung von ihm aber deutlich unterschiedener fränkischer Dialekt gesprochen, dessen unverwechselbare Grundzüge auch in der Alltagssprache noch eine große Rolle spielen. Die oft vermuteten altböhmischen oder ilmthüringischen Ursprünge der Lauscher Mundart sind nie nachgewiesen worden und auch nicht nachvollziehbar. Da die ersten Lauschaer, Hans Greiner und Christoph Müller, nachweislich zuvor in der Glashütte in Langenbach im Schleusegrund gearbeitet hatten, ist wohl eher eine Herkunft aus einem sehr ursprünglichen Hennebergischen in Betracht zu ziehen.
In seiner reinen Form ist der Lauschaer Dialekt vor allem durch das Werk des unvergessenen Mundartdichters "Blaachs Erwin" Erwin Müller-Blech überliefert. Aber auch heute wird noch gerne in Mundart - dann eher in einer für hochdeutsche Hörer etwas besser verständlichen volksmundlichen Umgangssprache - gesprochen, gedichtet und gesungen. Einige ursprüngliche Begriffe sind allerdings aus dem Sprachgebrauch fast oder ganz verschwunden. In Ernstthal am Rennsteig, in Neuhaus am Rennweg und bei den anderen erhaltenen Tochterglashütten werden durch die Dialekte der Nachbarregionen, das Thüringische und das Oberfränkische, vor allem in der Aussprache beeinflusste und überformte Varianten des "Lauschner" gesprochen.
Der Lauschaer Dialekt weist noch Sprachgepflogenheiten des 18. Jahrhunderts auf, was sich durch die Abgeschiedenheit der Bergregion erklärt. So ist der Gruß „Diener!“ eine Verkürzung des damals gebräuchlichen „Ergebenster Diener!“, ähnlich der latinisierten Variante "Servus!", die in Bayern verwendet wird. Dem Mittelhochdeutschen entstammen der charakteristische Diphthong eu [œʏ̯], der in Lauscha wie in einer kleinen unterfränkischen Region in der Nähe von Würzburg wie das niederländische ui gesprochen wird, und das „leere“ End-l (Eule = Aüe'l); dem Fränkischen entstammen weitere Vokal- und Konsunantenverschiebungen, wie die Verwendung sowohl eines besonders geschlossenen, o-lautigen als auch eines extrem offenen a, und grammatikalische Besonderheiten, wie die Verwendung des Partizips II anstelle des Infinitivs: „Konnsta nochnd gefohr?“ „Naa.“. Interessanterweise dient der a-Laut auch zur Unterscheidung des Artikels das (dos) von der Nebensatzeinleitung „dass…“ („dess…“). Ebenfalls aus der abgeschiedenen Lage und der Geschichte Lauschas erklärt sich die Eigenheit, in der Umgangssprache durch Verniedlichungen (Endsilbe -la) und mit viel Ironie jede Art von Obrigkeitshörigkeit von vorneherein abzulehnen: „…Wer nie gespürt den Lauschaer Spott, der rühme sich einer Gnade von Gott!… “
Das bekannteste Sprachbeispiel zum Üben: Es Heerla socht zom Frääla: „Drontn im Hauseern onterm Neern licht a Bendaschlääche'l“.
Auf eine preußische Namensreform geht die Verwendung der auffälligen Lauschaer Doppelnamen, insbesondere in Verbindung mit den Familiennamen der Nachfahren der Stadtgründer Müller und Greiner, aber auch mit anderen in Lauscha verbreiteten Nachnamen zurück. Zur Unterscheidung der Familien wurden die Nachnamen durch die gebräuchlichen Spitznamen der Namensträger, die Verwandschaftsverhältnisse, Berufe oder Eigenschaften umschreiben, ergänzt. In der Umgangssprache werden diese oder neu erfundene Spitznamen heute noch verwendet.
Im Ortsteil Ernstthal lebte und wirkte die bekannte in Hochdeutsch über Südthüringer Motive schreibende Autorin Wally Eichhorn-Nelson (Rauh ist der Kammweg).
Kulinarische Spezialitäten
- Lauschner Knölla (ähnlich den Thüringer Klößen)
- Radiokranz (ein spezieller Kranzkuchen aus Teig mit Kartoffeln, Mehl und Nüssen bzw. Mandeln)
- Flockzamet (Kartoffelbrei)
- Schnippelsopp (Gemüsesuppe)
- Mellichstöcksuulot (Löwenzahnsalat)
- Dätscher (Kartoffelpuffer)
- Gelüng (Suppe aus Herz, Leber, Lunge, Milz, dazu gibt es Zamet)
- Schwemmbrüh' (Pilzsuppe)
(Siehe auch Broschüre: Lauter Lauschner Leibgerichte, Herausgeber: Ev.-Luth. Kirchgemeinde Lauscha, 1996, mit vielen Rezepten)
Musikalisches
Der Lauschaer Galopp gehört zum festen Repertoire der Spanischen Hofreitschule. Bemerkenswert ist auch der Lauschenstein-Jodler. Traditionell gibt es in Lauscha mehrere Chöre und verschiedene Musikensembles, bis hin zur altgedienten Rockband "Bromm Oss". Auftrittsorte sind das Kulturhaus im ehemaligen "Hotel Böhm" von 1911 am Hüttenplatz und die Festbühne am Lauschensteinbrunnen, 1953 erbaut.
Sport
Neben dem Fußball (FSV Lauscha 07 mit der Sportanlage auf dem Tierberg) spielt der Wintersport in Lauscha eine zentrale Rolle. Der Wintersportverein 08 Lauscha e.V. sorgt für hervorragend präparierte Loipen für Wintergäste und für Langläufer mit sportlichen Ambitionen. Die markanteste Sportanlage ist aber die moderne Dreischanzenanlage im Henriettental, mitten im Ort gelegen. Der ehemalige Bundestrainer Reinhard Heß, der Vizeweltmeister im Skifliegen Axel Zitzmann und der Deutsche Meister und zweimalige Weltcup-Sieger Andre Kiesewetter erlernten hier das Skispringen.
Auch die Lauschaer Schachsportler sind überregional erfolgreich. Nach Auflösung der Spielgemeinschaft Katzhütte-Lauscha spielen sie seit der Saison 2007/08 für den SV Motor Katzhütte-Oelze.
Wirtschaft und Infrastruktur
Lauscha ist von der Glasindustrie geprägt. Deren Kernstück ist die Farbglashütte Lauscha. Die Weiterverarbeitung des Glases erfolgt in der ortsansässigen Heimindustrie. Die Stadt ist für den dort produzierten Christbaumschmuck weltweit bekannt. Weiterhin nennenswert ist in Lauscha die Produktion von Microglasfasern mit einem Durchmesser von 0,33-5,0 µm der Firma Lauscha Fiber International GmbH.
Der Tourismus ist eine der wichtigsten Einnahmequellen. Die Marktiegel-Schanze im Henriettental war Austragungsort mehrerer Intercontinentalcup-Skispringen.
Verkehr

Lauscha liegt an der Landstraße 1149, abgehend von der Bundesstraße 281 durch Neuhaus am Rennweg Richtung Steinach nach Sonneberg. Über die Anschlussstelle Eisfeld-Nord und ab 2011 auch über Neustadt/Sonneberg ist die A 73 zu erreichen. Die Stadt verfügt über zwei Bahnhöfe an der Eisenbahnstrecke Sonneberg-Neuhaus. Der 1886 errichtete und 1913 in seine heutige Form umgebaute Bahnhof Lauscha ist eine Spitzkehre – die Züge können nach beiden Zielorten nur in einer Richtung aus dem Bahnhofbereich ausfahren. Nach minutenlanger Fahrt um den Berg Teufelsholz herum über das Bahnhofsviadukt, durch den Lauschensteintunnel und über das Viadukt Nasse Telle erst mit Blick in das Steinach- dann in das Lauschatal wird die Haltestelle Oberlauscha erreicht. Für sportliche Läufer ist es eine Herausforderung, die Bahn auf geradem aber steil ansteigendem Wege durch die Stadt zu überholen.
Persönlichkeiten

Ehrenbürger
- Reinhard Heß, Skispringer, ehemaliger Cheftrainer der deutschen Skisprungnationalmannschaft (* 13. Juni 1945 in Lauscha; † 24. Dezember 2007 in Bad Berka)
- Gerhard Bürger, Geschäftsführer der Farbglashütte und der Lauscha Fiber International GmbH
- Eberhard Robke, Geschäftsführender Gesellschafter der Glaswerk Ernstthal GmbH
Söhne und Töchter der Stadt
- Ludwig Müller-Uri (1811–1888)
Quellen
- ↑ Thüringer Landesamt für Statistik: Bevölkerung nach Gemeinden
- ↑ Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 284, ISBN 3-88864-343-0