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Commerzbank

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Commerzbank AG

Logo der Commerzbank
Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE0008032004
Gründung 26. Februar 1870
Sitz Frankfurt am Main, Deutschland
Leitung Martin Blessing (Vorstandssprecher)
Mitarbeiterzahl 36.767 (2007, Gesamtkonzern)
Branche Banken und Versicherungen
Website www.commerzbank.de

Die Commerzbank AG ist nach der Übernahme der Eurohypo, des größten europäischen Spezialinstituts für Immobilien- und Staatsfinanzierung, mit einer Konzernbilanzsumme von 616 Mrd. Euro das zweitgrößte (nach der Deutschen Bank) Kreditinstitut Deutschlands (2007, laut eigener Angabe der Commerzbank AG). Nach Mitarbeiterzahl ist die Commerzbank die drittgrößte Bank in Deutschland. Die Commerzbank ist Mitglied in der Cash Group. Sie hat ihren Sitz in Frankfurt am Main und ist als Universalbank tätig. Vorstandssprecher ist Martin Blessing.

Geschichte

Vor 1945

Am 26. Februar 1870 gründeten vorwiegend hanseatische Kaufleute, Merchant Banker und Privatbankiers, u. a. M. M. Warburg & CO, die Commerz- und Disconto-Bank in Hamburg. 1873 wurde die Tochtergesellschaft London and Hanseatic Bank gegründet, die bis zum 1. Weltkrieg tätig war. In Deutschland war die Commerzbank zunächst in Hamburg tätig, bis 1897 Filialen in Berlin und auch Frankfurt am Main errichtet wurden. Nach der 1905 erfolgten Fusion mit der Berliner Bank AG verlegte die Commerzbank ihren Sitz nach Berlin.

Im Jahre 1920 fusionierte die Commerzbank AG mit der Mitteldeutschen Privatbank AG in Magdeburg zur Commerz- und Privat-Bank AG und gewann dadurch ein dichtes Filialnetz auf dem Gebiet der Provinz Sachsen, Sachsens und Thüringens. In den 1920er Jahren wurden viele kleinere Banken übernommen und 1929 folgte die Fusion mit der Mitteldeutschen Creditbank in Frankfurt am Main.

1931, während der Weltwirtschaftskrise, gerieten mehrere Banken, darunter die Commerzbank, in eine schwierige Situation(Bankenkrise). Um die Banken zu retten, beschloss die Reichsregierung (Reichskanzler Heinrich Brüning) im Februar 1932 die Fusion der Commerzbank mit dem Barmer Bankverein, der ein dichtes Filialnetz in Nord- und Westdeutschland besaß. Eine Kapitalerhöhung brachte die Aktienmehrheit dieser Bank in den Besitz des Deutschen Reiches und der Reichsbank. 1937 wurden diese Aktien wieder an private Anteilseigner überführt. 1940 wurde der bereits in der Öffentlichkeit verwendete Name Commerzbank Aktiengesellschaft angenommen und als Logo ein „C“ mit seitlichen Flügeln eingeführt (der geflügelte Gott Merkur (römisch) bzw. Hermes (griechisch) beschützte Reisende, Kaufleute und Diebe).

1932 unterstützten der Aufsichtsratsvorsitzende und der Vorstandssprecher der Commerzbank die sogenannte Industrielleneingabe, mit der Reichspräsident Paul von Hindenburg aufgefordert wurde, Adolf Hitler im Rahmen eines Präsidialkabinetts zum Reichskanzler zu ernennen. 1940-44 eröffnete die Commerzbank mehrere Tochterinstitute in vom Deutschen Reich besetzten Ländern, darunter in Holland, Belgien, Estland und Lettland.

Commerzbank-Zentrale in Frankfurt am Main
Commerzbankfiliale am Bielefelder Jahnplatz

Nach 1945

Mit dem Ende des 2. Weltkrieges wurden die Großbanken zerschlagen und in ihrer Geschäftstätigkeit auf die jeweilige Besatzungszone beschränkt. In der sowjetischen Besatzungszone wurde der Geschäftsbetrieb eingestellt, die Gebäude und Betriebseinrichtungen wurden ohne Entschädigung enteignet. Es entstehen aufgrund von Gesetzen der Militärregierung zwischen 1945 und 1948 die Nachfolgeinstitute Mitteldeutsche Creditbank in Frankfurt, der Bankverein für Württemberg-Baden in Stuttgart, die Bayerische Disconto-Bank in Nürnberg und die Bremer Handels-Bank in Bremen, die Mittelrheinische Bank in Mainz, der Bankverein Westdeutschland in Düsseldorf, die Hansa-Bank in Hamburg, die Merkur-Bank in Hannover und die Holsten-Bank in Kiel mit jeweils eigener Organisation und Geschäftsführung. Mit Erlass des Großbankengesetzes 1952 werden die einzelnen Nachfolgeinstute zusammengeführt zum Bankverein Westdeutschland in Düsseldorf, der Commerz- und Disconto-Bank in Hamburg und der Commerz- und Credit-Bank in Frankfurt. Die Aktionäre des Altinstitutes erhielten jeweils anteilig Aktien an den drei neuen Instituten. Am 24. Dezember 1956 wird das Gesetz zur Aufhebung der Beschränkung des Niederlassungsbereiches von Kreditinstituten verkündet. Das Düsseldorfer Institut erwirbt jeweils Mehrheitsbeteiligungen an den anderen beiden Instituten.

1958 fusionieren die Institute und benennen sich zur Commerzbank AG um. Der juristische Sitz wird nach Düsseldorf verlegt. Die Altbank, deren Vermögen praktisch nur noch aus Ersatzansprüchen aus der Enteignung des Vermögens in der sowjetischen Besatzungszone besteht, wird in Commerzbank AG von 1870 umbenannt.

1969 wird die Commerzbank International S.A. in Luxemburg eröffnet.

Ab 1970 beginnt die Zeit der Europartners-Gruppe - einer Kooperation zwischen Commerzbank, Crédit Lyonnais und Banco di Roma. 1972 führt die Commerzbank das Quatre Vents-Logo ein, das sie bis heute trägt. Die Crédit Lyonnais nutzte dieses Logo nur bis zum Jahr 2004.[1] [2]

1971 gründete die Commerzbank als erstes deutsches Kreditinstitut eine Filiale in New York (USA).

1991 Der juristische Sitz der Commerzbank wird von Düsseldorf nach Frankfurt verlegt.

1994 gründet die Commerzbank die comdirect bank GmbH, die 1999 zur comdirect bank AG umfirmiert wurde.

Logo der Commerzbank an einem Hochhaus

2003 Im Herbst nimmt die Commerzbank in einer Neubewertungsaktion Abschreibungen auf Wertpapiere und Beteiligungen im Umfang von 2,3 Milliarden Euro vor und führt eine erfolgreiche Kapitalerhöhung durch.

Im Jahre 2004 übernahm die Commerzbank Teile der im oberfränkischen Hof beheimateten, finanziell angeschlagenen SchmidtBank.

Zentrale bei Nacht

Am 31. März 2006 übernahm die Commerzbank die Eurohypo-Anteile von Allianz und Deutscher Bank und besitzt damit 98 % an der Bank.[3]

Gegenwart

Die Hauptverwaltung der Commerzbank AG befindet sich in Frankfurt am Main im zweithöchsten Bürogebäude Europas, dessen Spitze 300 Meter (259 Meter ohne Antenne) das Frankfurter Bankenviertel überragt. Das Commerzbank-Hochhaus wurde bis 1997 nach Entwürfen des Architekten Sir Norman Foster errichtet.

Historisches Logo bis 2008

Nach monatelangen Verhandlungen wurde am 31. August 2008 bekanntgegeben[4], dass die Commerzbank die Allianz-Tochter Dresdner Bank für 8,8 Milliarden Euro übernimmt zuzüglich eines Beitrags für einen Trust zur Risikoabdeckung spezieller forderungsbesicherter Wertpapiere (asset-backed securities) der Dresdner Bank von bis zu 975 Millionen Euro. Die Commerzbank kündigte an, in einem ersten Schritt 60,2 Prozent an der Dresdner Bank erwerben zu wollen, weitere Anteile sollen nach einer außerordentlichen Hauptversammlung des Instituts voraussichtlich Anfang 2009 den Besitzer wechseln. Die Allianz SE, bisher beteiligt mit 18 Prozent, wird mit knapp 30 Prozent größter Aktionär der neuen Commerzbank und hat somit die Sperrminorität inne. Daneben übernimmt die Allianz die Cominvest komplett. Nach Mitteilung der Bank sollen bis zu 9.000 Stellen abgebaut werden, davon ca. 2.500 im Ausland.[5]

Anteilseigner

Anteil Anteilseigner
75,02 % Streubesitz
8,80 % Assicurazioni Generali S.p.A.
6,32 % Volksfürsorge Deutsche Lebensversicherung AG
2,85 % Credit Suisse Asset Management
2,74 % Capital Research Global Investors
2,35 % UBS Global Asset Management (Switzerland)
1,92 % Northern Cross Investments Limited

Stand: Oktober 2008

Wesentliche Beteiligungen (Auswahl)

  • 100 % - Essen Hyp - Hypothekenbank in Essen AG (auf Eurohypo zum 1. Januar 2008 verschmolzen)
  • 98,8 % - Eurohypo AG Konzern
  • 79,6 % - comdirect Bank AG Konzern, Quickborn
  • 69,9 % - BRE Bank SA Konzern (Polen)
  • 60,0 % + 1 Aktie - Forum Bank (Ukraine)
  • 15,32 % - Promsvyazbank (Russland)
  • 1,6 % - MedioBanco (Spanien)
  • 1,1 % - AMB Generali
  • 100 % - COMINVEST Asset Management S.A., Luxemburg
  • 75 % - Erste Europäische Pfandbrief- und Kommunalkreditbank AG, Luxemburg
  • 100 % - Commerz Business Consulting GmbH
  • 100 % - pdv.com Beratungs-GmbH in Bremen
  • 100 % - EBASE, München
  • 40 % - Deutsche Schiffsbank AG Hamburg
  • Bank Dhofar, Oman
  • Prokredit Bank Albania
  • Prokredit Bank Bulgaria
  • Prokredit Bank Bosnia-Herzegovina
  • Prokredit Bank Romania
  • Prokredit Bank Serbia
  • Prokredit Bank Kosovo
  • Commerzbank Sao Paulo Servicos Ltda.
  • Afina Pentor, Spanien

daneben bestehen Industriebeteiligungen unter anderen an:

  • JAXX AG 4,78 %
  • HOCHTIEF AG 2,52 %
  • Roth & Rau AG 0,94 %
  • Linde AG 8,2 %
  • Norddeutsche Affinerie 9,76 %
  • Ares Energie AG 13,30 %

Commerz Business Consulting GmbH

Die Commerz Business Consulting GmbH ist die interne Unternehmensberatung und eine 100%ige Tochter des Commerzbank-Konzerns. Sie erbringt für die Unternehmensbereiche des Commerzbank-Konzerns Beratungsdienstleistungen in den Kernthemen Strategie, Organisation und Betrieb. Geschäftsführer der Gesellschaft mit Sitz in Frankfurt am Main ist Dr. Ralf Klinge. Gegründet wurde die Unternehmensberatung im Jahr 2002. Zu Beginn des Jahres 2008 betrug die Mitarbeiterzahl der Commerz Business Consulting 60 Beraterinnen und Berater. Die Mitarbeiterstruktur der Commerz Business Consulting ist ein Mix aus Hochschulabsolventen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Commerzbank-Konzern sowie Beraterinnen und Beratern aus externen Strategie- und Prozessberatungen. Viele Beraterinnen und Berater wechseln nach ihrer Zeit in der Commerz Business Consulting in den Commerzbank-Konzern. Die Commerz Business Consulting ist Mitglied im Inhouse Consulting Round Table, einer gemeinschaftlichen Initiative interner Beratungen führender Unternehmen in Deutschland.

Unternehmenskennzahlen

Im Jahr 2007 wies die Commerzbank eine Bilanzsumme von 616,5 Milliarden Euro aus. Damit ist die Commerzbank nach Bilanzsumme die zweitgrößte deutsche Bank. Im selben Zeitraum wurde ein Konzernüberschuss von 1.917 Mio. Euro erzielt.[6] Weltweit beschäftigt das Unternehmen 36.767 Mitarbeiter (2007, Gesamtkonzern). Vorstandsvorsitzender des Kreditinstituts ist Martin Blessing.

Siehe auch

Literatur

  • Commerzbank AG (Hrsg.): 100 Jahre Commerzbank 1870-1970. Fritz Knapp, Frankfurt M. 1970.
  • Commerzbank AG (Hrsg.): Die Bank - Dienstleister im Wandel. 125 Jahre Commerzbank. Fritz Knapp, Frankfurt M. 1995. ISBN 3-7819-0544-6
  • Ludolf Herbst, Thomas Weihe (Hrsg.): Die Commerzbank und die Juden 1933-1945. Beck, München 2004. ISBN 3-406-51873-7
  • Detlef Krause: Die Anfänge der Commerz- und Disconto-Bank in Hamburg. in: Bankhistorisches Archiv. Steiner, Stuttgart 23.1997, 20-55. ISSN 0341-6208
  • Detlef Krause: Die Auslandsniederlassungen der Commerzbank von 1870 bis in die 1960er Jahre. In: Bankhistorisches Archiv. Steiner, Stuttgart 1.2003. ISSN 0341-6208
  • Detlef Krause: Das Historische Archiv der Commerzbank AG. in: Archiv und Wirtschaft. VdW, Stuttgart 23.1990, 52-56. ISSN 0342-6270
  • Detlef Krause: Die "Commerz- und Disconto-Bank" in Berlin. Von der Niederlassung zur Hauptverwaltung einer Großbank. in: Kristina Hübener, Wilfried G. Hübscher, Detlev Hummel (Hrsg.): Bankgeschäfte an Havel und Spree. Geschichte - Traditionen - Perspektiven. Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2000, 157-189. ISBN 3932981391
  • Herbert Wolf: Das Ende privater Banktätigkeit in Mitteldeutschland, dargestellt am Beispiel der Commerzbank. in: Bankhistorisches Archiv. Steiner, Stuttgart 16.1990, 116-125. ISSN 0341-6208
  • Herbert Wolf: Die Reprivatisierung der Commerzbank 1936/37. Ein Meisterstück des jungen Hermann Josef Abs. In: Bankhistorisches Archiv 1/1996, Zeitschrift für Bankengeschichte, herausgegeben vom Wissenschaftlichen Beirat des Institutes für bankhistorische Forschung, Frankfurt am Main.
Commons: Kategorie: Commerzbank – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. „Geschichte der Commerzbank 1970 bis 1989“
  2. „Merkurflügel und "Quatre vents" Commerzbank-Logos gestern und heute“ (PDF)
  3. https://www.commerzbank.de/presse/archiv/mitteilungen/2006/01/p060328a.html
  4. Pressemitteilung der Allianz Group, 31. August 2008
  5. Fusion von Commerzbank und Dresdner Bank besiegelt
  6. Dow Jones: Commerzbank AG - Gesamtjahr 2007, 14.02.2008