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Gulden

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2,5 niederländische Gulden

Sprachlich verwandt mit "golden", "gülden", Münzbezeichnung; ähnlich wie die konkurrierenden Taler eine Münze, die keinen Standard fand. Gulden in Gold und ab dem 16. Jahrhundert vorwiegend in Silber wurden mit unterschiedlichen Gewichten in ganz Europa geprägt. Besondere Bedeutung errangen der Reichsgulden, der niederländische Gulden sowie der polnische Gulden, der heute noch mit dem Zloty fortbesteht. Die reguläre Abkürzung ist fl. oder f. für Fiorino, lat. florenus aureus, oder französisch und europäisch Florin, die Bezeichnung des Florentiner Goldgulden, der im 13. Jahrhundert den Markt eroberten.

Europas Goldgulden

Erste Florentiner Goldgulden wurden 1252, geprägt (Gewicht 3,537 g), Bedeutung errangen sie als internationale Handelsmünze für das gesamte europäische Währungsystem, das an dieser Stelle Gold neue Bedeutung gab - der Gulden eroberte des Nordeuropäisch-Italienischen Handel, der in den Niederlanden und Brabant sein Zentrum fand und auf eine breit akzeptable Münze angewiesen war; seine Vorteile definierten sich gegenüber dem Pfennig, in den meisten Währungen bis dato die Standardmünze. Größere Geschäfte ließen sich mit geringeren Verlusten des Geldwechsels mittels europäisch gängiger Großmünzen abwickeln, hier deckte der Gulden den Marktbedarf.

Erste deutsche Goldgulden wurden Anfang des 14. Jahrhunderts in Prag geprägt. Seit 1339 versuchte Lübeck sich aus dem Münzregal von 1226 zu lösen. In Verhandlungen unter der Führung des Reichsgrafen Berthold von Henneberg gelang es der Stadt den Kaiser Ludwig IV. der Bayer (1282 bis 1347) zu einer Ausweitung des Münzregals zu bewegen. Mit der Landshuter Urkunde vom 25. März 1340 wurde die Prägung eines Guldens nach florentiner Aussehen, Beschluß, bis 1342 wurden in der Folge in Lübeck 30.000 Goldgulden (mit einem Rauhgewicht von 3,53g) unter dem Münzmeister Johannes Salenbem geprägt.

Goldgulden: Lübeck 1341; Avers: FLORE-LUBIC; Revers: S.IOHA - NNES.B.

Rheinische Goldgulden kamen auf den Markt, nachdem die Kurfüsten von Köln, Trier und Mainz ihre Unterstützung bei der Wahl Karls IV. sich mit einem Goldmünzprivileg belohnen ließen. Trier erhlielt das Privileg am 25. November 1346, Köln am 26. November 1346 und Mainz am 22. Januar 1354.

Der Goldgulden entwickelte sich in der Folge zur verbreitetsten Goldmünze mit Handelsschwerpunkten in Böhmen, Ungarn, Deutschland, der Schweiz, Österreich, den Niederlanden, Spanien und Frankreich.

Erscheinungsbild

Goldgulden: Mainz, Erzbischoff Johann II. von Nassau (1397-1419), geprägt zwischen 1399-1402 in Frankfurt-Höchst; Avers: Johannes der Täufer mit Kreuzzepter, die Rechte zum Segen erhoben; zwischen den Füßen ein Johanniterkreuz. Umschrift: IOH(ann)IS AR(chi)EP(iscop)VSMAGV(n)T(inus) Revers: Vierpass; in der Mitte das nassauische Wappen, inden Bögen die Schilde von Kurmainz, Kurköln, Kurtrier, und von Bayern für Kurpfalz. Umschrift: MONETA OP(p)IDI IN HOIESTEN

Auf der Vorderseite des Floren war hatte ursprünglich eine Lilie abgebildet, das Stadtsymbol Florenz und auf der Rückseite der heiligen St. Johannes. Die Umschrift legte Vorderseite und Rückseite fest - Symbl der Vorderseite, zumeist dem Prägeherrn vorbehalten, war für Florenz und Lübeck in den Anfangsjahren die Lilie. Mit der weiteren Verbreitung des Goldguldens im deutschsprachigen Raum wurde St. Johannes zum beliebtesten Patron der Vorderseite. Mainz gab 1365 das Bild seines Bischofs und statt der Lilie das Wappen. Der Motivkatalog erweiterte sich im 14. Jahrhundert und wich erst im 16. dem aktuelle Herrscherbildnis.

Zusammensetzung

Der Gehalt der Goldgulden wurde vielfach geändert und durch Reichssatzungen oder Münzverträge festgestellt. Über deren Einhaltung wachten die Wardeine des Reiches oder die Vertragspartner eines Münzvereins wie des Rheinischen Münzvereins. Anders als bei den reineren Dukaten waren im Fall des Goldgulden neben Kupfer Silberzusätze erlaubt. Dukaten sahen in der Folge rötlicher aus, Goldgulden zeigten einen eher hellgelben Glanz. Ende des 15.Jahrhunderts bestanden die Goldgulden aus 18 Karat 6 Grän Gold, 3 Karat 6 Grän Silber und 2 Karat Kupfer.


Silbergulden und Gulden als grundlegende Währungseinheiten

Erste Silbergulden wurden als Äquivalente der zirkulierenden Goldgulden 1486 geprägt und kamen dem Bedürfnis nach einer international handelbaren Großsilbermünze entgegen. Die Reichsmünzordnung von 1559 spezifizierte die Prägung des Reichsguldens zu 60 Kreuzern bei einem Metallgewicht von 24.63 g, einem Feingehalt von 930/1000, und einem Silbergewicht von 22.9 g. Das reguläre Erscheinungsbild wurde der Reichsadler mit Reichsapfel auf der Vorder- und die Angabe 60 (für 60 Kreuzer) auf der im Design freieren Rückseite. Zur Reichsmünze ließ sich der Gulden der Regeleung zum Trotz nicht erheben, Deutschlands nördliche Territorien beharrten auf dem im Wert höheren Taler, es enstand in der Folge im Reichsgebiet die Aufteilung in Gulden und Taler-Länder die mit dem Reichsmünzedikt of 1566 ihre Fixierung fand.

Nach der monetären Katastrophe der Kipper- und Wipper-Zeit zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges festigte sich im Reich das folgende Schema, nach dem im frühen 18. Jahrhundert 4 Reichsgulden einen Golddukaten machten, 2 Reichsgulden einem "gemünzten" oder "Species"-Taler" entsprachen, 1,5 Reichsgulden einem Reichstaler der reinen Recheneinheit und nach dem ein Reichsgulden schließlich 3 Mark Lübisch entsprach:


 Reichs-Ducat   Speciestaler   Reichstaler   Reichsgulden   Marck Lübisch   Kreuzer 
1 2 2 2/3 4 8 240
1 1 1/3 2 4 120
1 1 1/2 3 90
1 2 60
1 30


Die stabile Phase des Schemas endete mit der Enführung des Konventionstalers 1750, der sich insbesondere in Österreich und Süddeutschland durchsetzte und ursprünglich zwei Reichsgulden entsprach. Aufgrund des geringeren Feingehaltes der Kleinmünzen wurde der Gulden in der Folge abgewertet. Ein Konventionsgulden entsprach demnach einem Rechnungsgulden und 12 Kreuzern. Seit 1760 wurde der Münzfuß auf 24 (statt 20) Gulden aus einer feinen Mark Silber festgelegt. Der Münchener Münzvertrag von 1837 brachte eine weitere Anpassung auf 24 ½ Gulden aus einer feinen Mark. Dreieinhalb Gulden entsprachen damit zwei Talern. Mit der Umstellung auf das metrische System 1857 wurde dann der Münzfuß auf 52 ½ Gulden aus einem Pfund Feinsilber angepasst. Doppelgulden, Gulden und Teilstücke wurden noch bis 1870 geprägt. Ab 1876 war der Gulden nicht mehr als Zahlungsmittel zugelassen.

Gulden in anderen Ländern

Während der Reichstaler als Währungseinheit von 3/4 des gemünzten Reichstalers eine europäische Karriere machte, entwickelte sich der Gulden uneinheitlich in Europas Währungssyystemen. Die nachfolgende Tabelle gibt einen Querschnitt für das frühe 18. Jahrhundert - Bewertungen konkurrierender europäischer Gulden gegenüber dem Reichsgulden:

3 Reichsgulden = 5 Niederländische Gulden Marteau-Umrechnungswerkzeug
2 Reichsgulden = 1 Polnischer Gulden Marteau-Umrechnungswerkzeug
6 Reichsgulden = 43 Genfer Gulden Marteau-Umrechnungswerkzeug

Wichtige spätere europäische Gulden waren von 1919 bis 1939 der Danziger Gulden als die Währung der Freien Stadt Danzig; der Österreichische Gulden 1857-92 (mit der Untergliederung 1 Gulden = 100 Kreuzer). Es gab von 1870 bis 1892 8- und 4-Gulden-Stücke als Goldmünzen, 2- (ab 1859), 1- (ab 1857 bzw. schon früher) und 1/4-Gulden-Stücke als Silbermünzen. Ab 1857 wurden im Unterschied zu den deutschen Staaten aus 500 g Silber 45 Gulden geprägt (45-Gulden-Fuß). Für den ungarischen Reichsteil wurden ab 1868 Guldenmünzen mit der Bezeichnung Forint geprägt. 1892 wurde mit Einführung der Goldwährung der Gulden in 2 Kronen umgewechselt, aber noch weiter im Verkehr belassen.

Nach dem ersten Weltkrieg lebte der Gulden im ungarischen Forint wieder auf.

In Reflex des Niederländische Guldens verbreitete sich der Gulden bis nach Asien Surinames Gulden wurde 2003 vom Surinam-Dollar abgelöst. Es überlebten der Antillen-Gulden auf den Niederländischen Antillen und der Aruba-Gulden.

siehe auch: Coselgulden

Literatur

  • Joachim Weschke: Die Reichsgoldprägung Deutschlands im Spätmittelalter bis 1450. Dissertation Humboldt-Universität Berlin, Liegnitz 1955
  • Karl Weisenstein: Das Kurtrierische Münz- und Geldwesen vom Beginn des 14. bis zum Ende des 16. Jahrhunderts - Auch ein Beitrag zur Geschichte des Rheinischen Münzvereins. Numismatischer Verlag Gerd Forneck, Koblenz, 1995, ISBN 3-923708-08-4
  • Rolf Hammel-Kiesow unter Mitarbeit von Dieter Dummler und Michael North: Silber, Gold und Hansehandel - Lübecks Geldgeschichte und der grosse Münzschatz von 1533/37. Archiv der Hansestadt Lübeck, Lübeck, 2003, ISBN 3-7950-1254-6
  • Wilhelm Jesse: Der Wendische Münzverein. Klinkhardt & Biermann, Braunschweig, 1927/1967
  • zu Gulden in der Schweiz:
    • F. von Schrötter, Wb. der Münzkunde, 1930, 245-247
    • M. Körner, Luzerner Staatsfinanzen 1415-1798, 1981, 44-99
    • E. Tobler, «Die schweiz. Münzreform von 1850», in Münzen und Medaillen aus MA und Neuzeit, 1997, 100-107
    • Dictionnaire de numismatique, hg. von M. Amandry, 2001, 228