Lakota
Die Lakota (Eigenbezeichnung für Verbündete; auch Teton) sind ein Indianerstamm der Sioux-Sprachfamilie. Sie sind eng verwandt mit den Dakota und Nakota. Zusammen sind diese drei Gruppierungen auch als Sioux bekannt. Zur Mitte des 19. Jahrhunderts erstreckte sich ihr Territorium vom Yellowstone River im Westen bis zum Missouri River im Nordosten und zum Platte River im Süden. Damit umfasste es weite Gebiete der heutigen US-Bundesstaaten South Dakota, North Dakota, Montana, Wyoming und Nebraska. Zentrum waren die Black Hills in South Dakota. Sie werden von den Lakota auch als Sitz der Geister und damit als heilig betrachtet.
Soziale Organisation
Anfänglich unterteilten sich die Lakota in die drei Stämme Oglala, Brule und Saone, wobei die Oglala den westlichen Teil des Lakota-Territoriums bewohnten, die Brule den östlichen und die Saone den nördlichen. Später splitteten sich die Saone weiter auf in Blackfeet (auch Sioux Blackfoot), Hunkpapa, Minneconjou, Sans Arc und Two Kettles, so dass sich die Lakota heute aus sieben Stämmen bilden. Jeder dieser nomadischen Stämme unterteilte sich in mehrere Gruppen, die frei umherzogen. Die Grenzen zwischen den sieben Stämmen waren nicht fix sondern überlappten sich. Die verschiedenen Gruppen - auch Gruppen verschiedener Lakota-Stämmen - trafen sich regelmässig zur gemeinsamen Jagd oder für Zeremonien.
Mythologie
Besonders die Gegend der Black Hills spielt für die Mythologie der Lakota eine bedeutende Rolle. So soll rund um die Hügel ein Rennen stattgefunden haben zwischen Vögeln (Zwei-Beiner, welche die Menschen repräsentieren) und Tieren (Vier-Beiner). Die Vögel gewannen und so entstand die natürliche Ordnung, dass die Menschen über die Tiere dominieren und Bison und weiteres Wild zum Essen töten dürfen. Die Black Hills sollen auch die Geburtsstätte der Menschen gewesen sein.
Geschichte
Die Dakota-Sioux, welche im 16. Jahrhundert im Gebiet der großen Seen (USA) lebten, wurden von Ethnien der Algonkin, vor allem den Anishinabe nach Westen vertrieben. Dort spalteten sie sich auf. Während ein Teil im Gebiet des heutigen Bundesstaates Minnesota blieb, und weiterhin Ackerbau betrieb, wanderten andere weiter nach Westen. Deren Dialekt wandelte sich in Laufe der Jahre, so dass sie sich nun Lakota statt Dakota nannten.
Die Lakota waren ein kleiner, schwacher Stamm, bis sie beinahe zeitgleich durch die Franzosen zu Gewehren und von ihren südlichen Nachbarn zu Pferden gelangten. Dies erlaubte ihnen eine viel effizientere Bison-Jagd und die nomadische Bewohnung der Prärie, die beinahe unbewirtschaftbar war. Rasch stiegen die Lakota zu einer mächtigen indianischen Nation auf. Immer weiter dehnten sie ihr Gebiet aus. Um 1765 zum Beispiel eroberten sie die Black Hills, die zu ihren heiligen Bergen wurden.
Die Friedenspfeife

Die Friedenspfeife (Lakota: Chanunpa Wakan) ist noch heute ein bekanntes und gebräuchliches Symbol für eine Streitschlichtung. Die Friedenspfeife wurde früher "Heilige Pfeife" genannt und diente auch den Lakota-Indianern zum Gebet.
Kontakt zu den Weißen
1825 schlossen die Lakota den ersten Vertrag mit der US-Regierung ab. Den Lakota wurde nationale Souveränität gewährt. Zur Mitte des 19. Jahrhunderts nahm der Strom von neuen Siedlern in das Land der Lakota stark zu. Es kam zu Toten auf beiden Seiten.
1851 trafen sich mehr als 10.000 Lakota, Yankton, Arapaho, Cheyenne, Östliche Shoshone, Absarokee, Assiniboine, Arikara, Mandan und Hidatsa mit Regierungsvertretern der USA am Horse Creek, in der Nähe von Fort Laramie. Nach zwei Wochen war der erste Vertrag zwischen den Lakota und den USA in Kraft. Die USA bestätigten das Territorium der Lakota ohne Landabtretungen und verpflichteten sich, den Lakota jährliche Zahlungen zu leisten. Im Gegenzug erlaubten die Vertreter verschiedener Lakota-Gruppen den USA, Strassen und Militärposten auf ihrem Land zu errichten. Dies diente den USA als Basis für den Oregon Trail. In der Folge führte der Trail immer wieder zu Streitigkeiten zwischen den Lakota und den Weißen. Die dort durchmarschierenden Siedler brachten Krankheiten mit sich und vertrieben die Bisons.
1854 überbordeten die Streitigkeiten. Ein Minneconjou-Lakota, der bei der Brule-Gruppe von Frightening Bear weilte, tötete die Kuh eines weißen Siedlers. Der Kommandeur von Fort Laramie sandte Lieutenant John L. Grattan um von Frightening Bear den Schuldigen ausgeliefert zu bekommen. Da dieser kein Brule war, war Frightening Bear machtlos und konnte der Forderung nicht nachkommen. Grattan liess das Feuer mit einer Howitzer eröffnen, das Frightening Bear tödlich verletzte. Die aufgebrachten Brule-Lakota töten das ganze Detachment von Grattan, bestehend aus 30 Männern. In der Folge griffen Lakota-Krieger regelmässig weiße Siedler auf dem Oregaon Trail an. Ein Jahr später errichtete General William S. Harney mit Fort Pierre einen weiteren Militärposten am Missouri. Am 3. September attackierte er das Brule-Dorf von Little Thunder, das am Kampf gegen Grattan nicht beteiligt war. Harneys Truppe tötete 86 Brule und nahm weitere 70 gefangen.
1856 trafen sich Vertreter sämtlicher Lakota-, Yankton- und Yanktonai-Gruppen bei Fort Pierre mit General Harney. Der Häuptling der Minneconjou, One Horn, lieferte den Krieger aus, der die Kuh getötet hatte.

Friedensvertrag von Fort Laramie, 1868
Beim Krieg der USA gegen befreundete Indianerstämme der Lakota wie zum Beispiel den Yanktonai, Santee, Cheyenne und Arapaho wurden auch die Lakota mit hineingezogen. Ab 1864 mehrten sich die Überfälle der Lakota sowie der verbündeten Arapaho und Cheyenne auf weiße Siedler. Besonders die Oglala unter Red Cloud taten sich dabei hervor. Die ständigen Überfälle führten zu einer Totalkapitulation der USA im Friedensvertrag von Fort Laramie im Jahre 1868. Die USA sprachen den Lakota ein grosses Gebiet zwischen dem Missouri und dem Platte River zu. Das Gebiet wurde als die Große Sioux Reservation bekannt. Die USA gaben sämtliche Militärstationen innerhalb dieses Territoriums bedingungslos auf, konnten einzig die Erlaubnis erwirken, die Northern Pacific Railroad auch auf dem Lakota-Gebiet zu bauen. Dafrü wurde den Lakota jährliche Zahlungen für die nächsten 30 Jahren zugesichert. Hierzu wurde eine Agentur beim Missouri River eingerichtet, später folgten weitere Agenturen.
Der letzte Krieg
1873 war der Bau der Norther Pacific Railroad fertig gestellt. 1874 fand Colonel George A. Custer Gold in den Black Hills. Nachdem die USA 1875 erfolglos versuchte, die Black Hills von den Lakota aufzukaufen, befahl sie, die Lakota in Indianerreservationen zu sperren. In einer gross angelegten Kampagne griffen US-Truppen unter Colonel John Gibbon, General Alfred H. Terry und General George Crook die Lakota von verschiedenen Richtungen an. Es kam zu einigen heftigen Schlachten. George A. Custer führte einen Teil von Terrys Streitkräften. Die Schlacht, die er und seine Männer den Lakota lieferten, und bei der Custer samt seinem ganzen 215-köpfigen Regiment sein Leben verlor, ist der wohl bekannteste Kampf. Sie ging als Schlacht am Little Bighorn River in die Geschichte ein. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits viele Lakota in Reservationen.
Die Schlacht am Little Bighorn River war das letzte Aufbäumen der noch freien Lakota. Durch gezieltes Töten der Bisons, war den Lakota die Lebensgrundlage entzogen worden. Die führenden Häuptlinge des Verteidigungskampfes flohen 1877 nach der Schlacht nach Kanada (Sitting Bull) oder kapitulierten nach mühsamen Rückzugsgefechten aufgrund einer Hungersnot (Crazy Horse). Am 5. September wurde Häuptling Crazy Horse im Camp Robinson ermordet. Dieses Ereignis markierte das Ende des Widerstandes der Lakota gegen die Weißen. Sämtliche Lakota befanden sich in Reservationen oder in Kanada.
Ende der 1880er Jahre schlossen sich viele Lakota der Geistertanz-Bewegung an. Die Bewegung prophezeite das Wiedererstarken der Indianer und verunsicherte die Weißen, obwohl die Bewegung ausschließlich aus friedlichen Zeremonien bestand. Am 29. Dezember 1890 richtete die US-Armee in der Nähe von Wounded Knee ein Massaker an den Geistertänzern an. Mehr als 300 Lakota starben. Dieses Massaker zerstörte die letzte Hoffnung der Lakota.
Das Leben in Reservationen
Den Lakota wurden fünf Reservationen zugewiesen, die nur einen Bruchteil ihres einstiges Landes umfassten:
- Cheyenne River Reservation (Blackfeet, Minneconjou, Sans Arc, Two Kettle)
- Lower-Brule-Reservation (Brule)
- Pine-Ridge-Reservation (Oglala)
- Rosebud-Reservation (Brule, Two Kettles)
- Standing-Rock-Reservation (Blackfeet, Hunkpapa)
Siehe auch
Friedenspfeife, Wakan, Schwitzhütte, Liste nordamerikanischer Indianerstämme
Literatur
- DeMallie, Raymond: Handbook of North American Indians. Volume 13: Plains. Smithsonian Institution (Hg.). Washington: 2001.
- Schwarzbauer, Peter: Der Lakota-Report. Ein Volk kämpft ums Überleben. Verlag für Amerikanistik, Wyk auf Föhr: 1994 (4. Auflage)