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KZ Ravensbrück

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Datei:Ravensbruck camp barracks.jpg
KZ Ravensbrück, Blick auf das Barackenlager

Das KZ Ravensbrück war ein deutsches Konzentrationslager im damaligen brandenburgischen Landkreis Templin, das in der Nähe der kleinen – damals mecklenburgischen – Stadt Fürstenberg an der Havel rund 100 km nördlich von Berlin lag. Es wurde 1938 vom SS-Führer Heinrich Himmler zunächst als reines Frauenlager gegründet, später entstand ein kleines Männerlager und in unmittelbarer Nähe ein "Jugendschutzlager" für Mädchen. Ravensbrück hatte bis zu 70 Außenlager, in denen durch Häftlinge Sklavenarbeit verrichtet werden musste. Diese Außenlager waren über einen Bereich von der Ostsee bis nach Bayern verteilt.

Wenn eine neue Gefangene in Ravensbrück ankam, erhielt sie eine Nummer und eine Kennzeichnung durch ein auf der Kleidung zu tragendes farbiges Dreieck, welches durch die Farbe eine Kategorie und durch einen Buchstaben die Nationalität bezeichnete. Jüdische Frauen trugen gelbe Dreiecke, die immer mit einem anderen Winkel kombiniert wurden und damit den Davidsstern, den sogenannten Judenstern ergaben. Kriminelle trugen grüne Dreiecke, Widerstandskämpferinnen und sowjetische Kriegsgefange trugen rote Dreiecke, und Mitglieder der Zeugen Jehovas wurden mit purpurroten Dreiecken gekennzeichnet. Separat klassifiziert mit schwarzen Dreiecken wurden Lesbierinnen, Prostituierte, Sinti und Roma.

Die Insassen in Ravensbrück litten unermesslich. Sie lebten unter unmenschlichen Bedingungen, Tausende wurden erschossen, erwürgt, vergast, lebendig begraben, oder arbeiteten sich zu Tode. Einige starben in so genannten medizinischen Experimenten (siehe auch: Nürnberger Ärzteprozess). Alle Insassen, einschließlich die kleinen Kinder, mussten schwere Arbeit verrichten, die allgemein zum Tod führte. Die Frauen wurden gezwungen, z.B. für die Firma Siemens AG Teile für die V-2 Raketen zu bauen.

Ravensbrück hatte eine Gaskammer und ein Krematorium. Ende 1944 wurde im Zentrum des Konzentrationslagers ein Richtplatz angelegt. Mit der schnellen Annäherung der Roten Armee im Frühjahr 1945 entschied die SS, möglichst viele Gefangene zu töten, um zu vermeiden, dass diese später bezeugen konnten, was im Lager geschehen war.

Als russische Truppen Ende April nur noch Stunden entfernt waren, wurden die Frauen, die noch gehen konnten, von der SS gezwungen das Lager zu räumen. Weniger als 2.000 unterernährte und kranke Frauen und 300 Männer befanden sich noch im Lager, als es von der Roten Armee am 30. April 1945 befreit wurde. Die Überlebenden des Todes-Marschs wurden in den folgenden Stunden durch eine russische Aufklärungseinheit befreit. Bis zur Befreiung wurden Zehntausende Frauen und Kinder ermordet. Eine grobe, methodisch sehr fragwürdige britische Schätzung von 1946 gab 91.000 in Ravensbrück verstorbener, ermordeter und vergaster Frauen an, was sich als stark überhöht erweisen sollte. Die neuere Forschung geht auf verbesserter Quellengrundlage von mindestens 20.000 und höchstens 30.000 Opfern aus. In dieser Zahl sind die Opfer der Todesmärsche nicht inbegriffen.

Unter den Tausenden Insassen in Ravensbrück waren vier weibliche Mitglieder des Special Operations Executive (SOE): Denise Bloch, Cecily Lefort, Lilian Rolfe und Violette Szabo, sowie Niet Elise und die 25 jährige französische Prinzessin Anne de Bauffremont-Courtenay.

Nach dem Krieg wurde wenig über Ravensbrück berichtet, es wurde als eines der kleineren Lager betrachtet. Neue Aufmerksamkeit und Interesse am Lager folgte nach den Düsseldorfer Kriegsverbrecher Prozessen von 1976. Die größte Aufmerksamkeit im Prozess bekam die SS-Wächterin Hermine Braunsteiner, die von dem bekannten Nazi-Jäger Simon Wiesenthal aufgespürt worden war.

Siehe auch:

Die Gedenkstätte

Auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers befindet sich heute eine Gedenkstätte. Nachdem das Lager von der Roten Armee genutzt wurde, befindet sich heute im Verwaltungsgebäude eine Ausstellung. In den ehemaligen Aufseherunterkünften befindet sich eine Jugendherberge.

60. Jahrestag der Befreiung 2005

Am 16./17. April 2005 findet auf dem Gelände des ehemaligen KZ eine Gedenkfeier zum 60. Jahrestag der Befreiung statt. Kommen werden unter anderem ca 600 Überlebende aus aller Welt, vor allem aus Osteuropa. Die angrenzende Jugendherberge ist seit einem Jahr ausgebucht, man kann aber problemlos mit der Bahn nach Fürstenberg fahren, ca 90 min Fahrtzeit. Im Rahmen dieser Feiern findet vom 13.- 15.April ein sogenanntes Generationenforum statt. Programm der Gedenkfeiern

Unter anderem werden sprechen:

  1. Jean-Pierre Raffarin, Premiierminister der Französischen Republik
  2. Renate Schmidt, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
  3. Matthias Platzeck, Ministerpräsident des Landes Brandenburg


Literatur

  • Bernhard Strebel: Ravensbrück – das zentrale Frauenkonzentrationslager. In: Ulrich Herbert/Karin Orth/Christoph Dieckmann (Hg.): Die nationalsozialistischen Konzentrationslager. Entwicklung und Struktur. Wallstein Verlag, Göttingen 1998, Bd. I, S. 215-258.
  • Freya Klier: Die Kaninchen von Ravensbrück. Medizinische Versuche an Frauen in der NS- Zeit.

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