Franz Konrad (SS-Mitglied)
Franz Konrad , (* 1. März 1906 in Liesing; † 8. September 1951 in Warschau, (hingerichtet)) war SS-Hauptsturmführer und als Verwaltungsführer zuständig für die „Werteerfassung“ im Warschauer Ghetto.
Werdegang
Franz Konrad, Sohn eines Bergmannes, arbeitete nach dem Abschluss seiner Schullaufbahn als Verkäufer in der Lebensmittelbranche und anschließend bis 1931 als Filialleiter eines Konsumvereins. Danach war Konrad arbeitslos und trat 1932 der österreichischen NSDAP (Mitgliedsnr. 1.085.499) und der SS (Mitgliedsnr. 46.204) bei. Konrad, Mitglied im Lebensborn e.V., war seit seit 1931 verheiratet und wurde in der Folge Vater dreier Kinder. Nach dem am 19. Juni 1933 erfolgten NSDAP-Verbot in Österreich leitete Konrad den SS-Sturm 5/II/38. Wegen Beteiligung am Juliputsch 1934 wurde Konrad verhaftet und im Anhaltelager Wöllersdorf-Steinabrückl interniert. Nach der im Juli 1935 erfolgten Flucht aus Österreich gelangte Konrad ins Deutsche Reich und erhielt im SS-Lager Weisshenfeld, nun auch als Mitglied der Waffen-SS, eine militärische Ausbildung. Danach absolvierte er eine Verwaltungsausbildung und kehrte nach dem „Anschluss“ von Österreich an das Deutsche Reich im April 1938 nach Österreich, als hauptamtlicher SS-Führer und Verwaltungsführer des SS-Abschnitts XXXV, Sturmbann III/94, zurück.
Im November 1939, nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, erfolgte Konrads Einberufung als hauptamtlicher Verwaltungsführer der allgemeinen SS und Oberscharführer der Waffen-SS nach Warschau. Nach einer Weiterbildung an der Verwaltungsschule bei der Leibstandarte Adolf Hitler war Konrad für die Ein- und Errichtung von Truppenunterkünften und der Beschlagnahmung von Gütern für die Truppe verantwortlich. Bis Mitte Juni 1942 fungierte Konrad als Verpflegungsoffizier der Truppe und wurde danach als Leiter für die Werteerfassung des jüdischen Vermögens im Warschauer Ghetto. Diese Dienststelle unterstand dem SS- und Polizeiführer in Warschau Ferdinand von Sammern-Frankenegg und war für die Requisition, Sortierung und Weiterleitung der jüdischen Vermögenswerte, Geldmittel, Einrichtungsgegenstände und Maschinen zuständig. Zudem wurde er ab Ende April 1942 beim Inspekteur des Reit- und Fahrwesens in Warschau eingesetzt.
Ab dem 1. April 1943 wurde Konrad zum SS- und Polizeiführer Odilo Globocnik nach Lublin abkommandiert und bei der Ostindustrie Gmbh eingesetzt. Von dort wurde er dem SS- und Polizeiführer in Warschau Ferdinand von Sammern-Frankenegg zur Verfügung gestellt und fungierte zunächst weiterhin als Leiter für die Werteerfassung des jüdischen Vermögens im Warschauer Ghetto. Während des Aufstandes im Warschauer Ghetto nahm Konrad an dessen Niederschlagung teil und führte am 19. April 1943 eine Gruppe Juden zum Umschlagplatz, wo diese von jüdischen Widerstandskämpfern befreit wurden. Konrad konnte jedoch flüchten und sich in Sicherheit bringen. Im Verlauf des Jahres 1943 war Konrad dann mit der Überprüfung des Kriegsgefangenenlagers Wlodawa, welches in ein Arbeitslager umgewandelt werden sollte, beschäftigt. Zudem war er mit der Werteerfassung im Ghetto Bialystok, dessen Verlagerung sowie mit dem Ausbau der Maschinen im Restghetto von Warschau, beauftragt. Ende 1943 beendete Konrad seine Tätigkeit für die Ostindustrie GmbH und fungierte ab dem 3. Januar 1944 als Verwaltungsleiter des SS-Remonteamt Fischborn-Bruck-Fusch.
Nach Kriegsende wurde Konrad verhaftet und im „Prozess gegen Stroop und Konrad“ wegen der Teilnahme an der Liquidierung des Warschauer Ghettos zum Tod durch den Strang verurteilt. Am 8. September 1951 wurde Konrad in Warschau hingerichtet.
Auszeichnungen
Konrads SS-Ränge | |
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Datum | Rang |
Januar 1939 | SS-Untersturmführer |
Juli 1941 | SS-Obersturmführer |
Februar 1944 | SS-Hauptsturmführer |
- Ehrenwinkel der Alten Kämpfer
- SS-Zivilabzeichen
- Totenkopfring
- Julleuchter
- Silbernes Reichssportabzeichen
- Kriegsverdienstkreuz II. Klasse mit Schwertern 1940
- Eisernes Kreuz II. Klasse 1942
- Ostmedaille
- Kriegsverdienstkreuz I. Klasse mit Schwertern 1944
Literatur
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich: Wer war was vor und nach 1945. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8
- Josef Wulf: Das Dritte Reich und seine Vollstrecker – Die Liquidation von 500.000 Juden im Ghetto Warschau, Arani-Verlags GmbH, Berlin 1961
Personendaten | |
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NAME | Konrad, Franz |
KURZBESCHREIBUNG | SS-Hauptsturmführer |
GEBURTSDATUM | 1. März 1906 |
GEBURTSORT | Liesing |
STERBEDATUM | 8. September 1951 |
STERBEORT | Warschau |