Hell’s Angels (Roman)
Im Jahr 1966 veröffentlichte Hunter S. Thompson den Roman über den weltweit agierenden Motorradclub Hells Angels bei Random House. Im Jahr 2004 erschien dieser erstmals in deutscher Sprache bei Heyne. Dieses Werk war Thompsons erstes veröffentlichtes Buch und sein erster Versuch an einem nicht-fiktionalen Roman.
Epigraph
Der Epigraph des Buches ist die Ballade du concours de Blois von Francois Villon in entsprechender Übersetzung.
Wortlaut der deutschen Fassung:
In meinem Land bin ich an ferner Stelle,
Bin mächtig, aller Macht und Kraft doch bloß,
Gewinne stets, verliere immerdar,
Sag früh am Tag: „Gott geb euch gute Nacht!“,
Gelagert rücklings, fürcht zu fallen ich.
Ursprung und Entstehung
Thompson schrieb für die The Nation-Ausgabe vom 17. Mai 1965 den Artikel „Motorcycle Gangs: Losers and Outsiders“. Der Chefredakteur Corey McWilliams schrieb Thompson und bot ihm an für einen Artikel mit dem Thema Motorrad-Gangs, und die Hell’s Angels im Besonderen, zu bezahlen. Thompson nahm das Angebot an und der Artikel, veröffentlicht ungefähr einen Monat später, bescherte ihm Buchangebote von einigen Verlegern, die an dem Thema interessiert waren.
Thompson verbrachte das nächste Jahr zur Vorbereitung des Buches im nahen Umfeld der Hell’s Angels, im Besonderen verbrachte er Zeit mit den Chaptern San Bernadino und Oakland und mit dem Clubpräsidenten Sonny Barger. Thompson hatte die Angels darüber aufgeklärt, dass er Journalist war. Dies war ein gefährlicher Zug, wenn man bedenkt dass die Angels der Presse gegenüber sehr misstrauisch waren.
In die Reihen der Angels wurde Thompson durch Birney Jarvis, ein ehemaliges Mitglied und zu diesem Zeitpunkt Reporter für den San Francisco Chronicle, eingeführt. Durch diese Empfehlung gelang es Thompson, sehr nahe an die Gang heranzukommen.
Die Angels sprachen oft lange in Thompsons Kassettenrekorder und lasen seine Entwürfe, um sicher zu sein, dass seine Aussagen richtig waren. Die Gang besuchte oft sein Appartement in San Francisco, zum Missfallen seiner Frau und seiner Nachbarn. Thompson fühlte sich mit dieser Vereinbarung wohl, zumal er die Biker gewarnt hatte, dass er „nicht viel auf einen Faustkampf gibt, sondern es bevorzugt, seine Streits mit einer doppelläufigen Schrotflinte zu lösen“, die er ihnen prompt zeigte.
Die Beziehung zu den Angels zerbrach, als einige Mitglieder Thompson brutal zusammenschlugen. An diesem Punkt beendete Thompson die Zusammenarbeit. Aber später notierte er in Briefen an Freunde und Sonny Barger, dass die Angels, die an der Prügelei beteiligt waren, nicht die gewesen waren, mit denen er am meisten zu tun hatte. Deswegen dachte er immer in guter Erinnerung an Barger und die Mitglieder des Clubs, solche wie Terry the Tramp, die nicht beteiligt waren.
Inhalt
Thompson berichtet in dem Buch über die Wahrnehmung der Hell’s Angels in der Öffentlichkeit. Er führt Berichte aus Zeitungen und Zeitschriften an, um seine Aussagen zu untermauern. Dabei wechselt die passive Berichterstattung von Fakten (z. B. dem Lynch-Bericht) sich mit Erzählungen aus aktiver Teilnahme ab beziehungsweise verwischt, da Thompson z. B. beim so genannten Bass Lake Run teilnimmt und zur Konterkarierung der Ereignisse Berichte von Zeitungen einfließen lässt, die er kommentiert. Er erzählt nicht nur von den Partys der Angels, sondern auch von clubinternen Angelegenheiten, wie den sog. Mamas oder von angeblichen Vergewaltigungen, an denen Angels beteiligt gewesen sein sollen und dieser dann angeklagt wurden, die Klage aber wieder fallen gelassen wurde, weil dann doch keine Vergewaltigung den Angeklagten nachgewiesen werden konnte.
Thompson berichtet sowohl aus den Momenten mit Angels als auch aus seiner journalistischen Perspektive, in dem zwar nicht kritiklos mit den Bikern umgeht, aber auch die Berichterstattung der großen amerikanischen Zeitungen, wie die New York Times ins Kreuzfeuer seiner Kritik gerät.
Stil
Stilistisch ist der Roman eine Mischung aus Sachtext, in dem Thompson z. T. über die Kultur der Biker und ihre öffentliche Wahrnehmung bzw. die clubinterne Wahrnehmung der Öffentlichkeit berichtet, und Erzählung, da Thompson aktiver Teilnehmer ist und seine emotionalen Eindrücke mit in die Aussagen einfließen.
Das Buch untergliedert sich in drei Haupteile, Nachtrag und Danksagung. Jedes neue Kapitel beginnt mit einem entsprechenden Zitat. Die deutsche Ausgabe hat 22 Kapitel und umfasst 447 Seiten. Im englischen Original heißt das Buch „Hell's Angels. A Strange and Terrible Saga of the Outlaw Motorcycle Gangs“.
Wirkung und Kritik
Hell’s Angels war das Buch das Thompson eine Karriere als Schriftsteller einbrachte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er aber schon etliche Artikel für verschiedene Journale und Zeitungen veröffentlicht und war als Journalist anerkannt. Das Buch war seine erste Veröffentlichung für ein landesweites Publikum.
Kritiken des Buches waren im großen Ganzen sehr positiv, trotz einer recht schlechten Publicity-Tour verkaufte es sich recht gut. In einem New York Times Book Review steht zu dem Buch: „Ein tiefer Einblick in eine Welt, die die meisten von uns nie betreten werden“
Besondere Kritik erfuhr Thompsons Schilderung der Gang-Vergewaltigungen durch die radikale Feministin Susan Brownmiller in ihrem Buch Against Our Will: Men, Women, and Rape. von 1975.